Beiträge von Manjula

    Guten Abend,


    so, ich habe nun auch das Abendessen hinter mich gebracht. Wie Ihr fand ich es zeitweise ermüdend; was sicher beabsichtigt war - die Inhaltsleere und Selbstbezogenheit der Aristokratie wird hier sehr schön nachgezeichnet. Der Erzähler erkennt ja nun selbst, dass seine Vorstellungen von den Guermantes überzogen waren, was z.T. sehr deutlich ausgedrückt wird:


    Zitat

    Leute freilich, die wußten, daß einer dieser ständigen Besucher des Salons der Herzogin früher einmal die goldene Medaille im "Salon" erhalten, ein anderer als Sekretär der "Conférence des avocats" überwältigende Anfangserfolge in der Kammer gehabt, ein dritter mit Geschick Frankreich im Ausland vertreten hatte, hätten diese Männer, dies seit zwanzig Jahren nichts mehr leisteten, als gescheitert ansehen können.


    Der Kommentar zu dem "Taquinius Superbus"-Wortspiel


    Zitat

    Dies Bonmot wurde noch am folgenden Tagg beim Essen unter intimen Freunden, die man extra deswegen einlud, kalt genossen und mit verschiedenen Saucen die ganze Woche hindurch serviert.


    ist ja auch sehr ironisch.


    Jetzt ist der Erzähler bei Charlus, der auf mich den Eindruck macht, nicht ganz zurechnungsfähig zu sein. Dafür geht der Erzähler mal richtig aus sich heraus - der arme Zylinder :zwinker:


    Zitat von "JMaria"

    Wenn wir mal rückblickend den Erzähler betrachten, stellt sich die Frage, was bringt ihn zum Träumen, was gibt ihm im Leben Freude?


    Frauen und Kunst?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Guten Abend,


    ich bin auch eben bei dem Abendessen bei der Herzogin. Ganz schlüssig bin ich mir nicht, ob der Erzähler nun tatsächlich von allen als wichtig angesehen wird oder ob er sich das alles nur einbildet. Dass die Herzogin ihm nun so freundlich begegnet, obwohl sie sich früher von ihm gestört fühlte - für mich nicht ganz nachvollziehbar. Oder ist das wieder das Phänomen, dass eine Person, die man anbetet, die kalte Schulter zeigt; wenn die Liebe dann aber erloschen ist, sehr entgegenkommend wird (wie bei Odette oder Albertine)?


    Apropos Albertine: Als er sie auf sein Bett zieht, beschreibt er, dass die Lust ihre Züge verjüngt, und vergleicht das mit dem Tod (wie auch das jugendliche Aussehen seiner verstorbenen Großmutter). Lust und Tod auf einer Ebene?


    Das geplatzte Treffen mit Madame de Stermaria ist wieder kennzeichnend: er verliebt sich in sie, ohne sie wirklich zu kennen, plant das Abendessen bis in die Einzelheiten - und wird erneut enttäuscht. Ob wohl auch sie sich ihm zuneigt, wenn er nicht mehr will? Bei dieser Episode hat mich ein Satz verwirrt:


    Zitat

    Aber wenn ich umschlungen mit Madame de Stermaria im Düster der Insel am Ufer des Sees spazierenginge, würde ich es machen wie andere, die, da es nicht angeht, in ein Kloster einzubrechen, wenigstens eine Frau, bevor sie sie besitzen, als Nonne verkleidet sehen wollen.


    Was will er mit der als Nonne verkleideten Frau ausdrücken? :confused:


    Zitat


    Denkst du an Charlus ? Er wäre der einzige, der mir einfällt, aber er dürfte wohl zu alt sein ? Sonst ist mir auch bicher niemand eingefallen.


    Charlus kann es m.E. nicht sein. Mir fällt aber auch kein anderer ein. Bloch wäre vom Alter passend, aber er dürfte wohl kaum zu den "vier Gigolos" gehören, wenn auch Saint-Loup wohl Kontakt zu ihm pflegt.


    Bald wird der Erzähler Charlus besuchen. Ich bin schon gespannt, was ihm da blüht.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Guten Morgen,


    da werden Erinnerungen wach...als erstes fällt mir das "Nesthäkchen" von Else Ury ein, das ich sehr gern gelesen habe; auch "Professors Zwillinge" waren schön (im nachhinein ein Graus, diese festgefügten Geschlechterrollen :rollen: ). Enid Blytons "Hanni und Nanni", "Dolly" und "Fünf Freunde" habe ich auch verschlungen. Pferdebücher wie "Bille und Zottel" oder "Dreililien" waren ebenfalls dabei. Noch ein Liebling war "Die kleine Hexe" von Otfried Preussler.


    Ansonsten habe ich, da es in unserem kleinen Kaff keinen Buchladen gab und die Bücherei nur einmal pro Woche offen hatte, viel aus den Kinderbuchbeständen meiner Tante gelesen, die ganze Schneiderbuchpalette; beim Stöbern im Internet habe ich dazu diese Seite gefunden - bestimmt die Hälfte davon habe ich gelesen.


    Nostalgische Grüße
    Manjula

    Tolles Zitat. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich dem Inhalt zustimmen soll. Ein Zitat, welches zum Nachdenken anregt.


    Gruß, Thomas


    Hallo zusammen,


    ja, da bin ich mir auch nicht sicher...Wenn das Wort "immer" durch "meistens" ersetzt würde, hätte der Satz meine Zustimmung, denn wie oft versucht man, sich von typischen Verhaltensweisen zu lösen und schafft es doch nicht. Aber ab und zu bringt man es ja doch fertig, über den eigenen Schatten zu springen, deshalb finde ich die Aussage in dieser absoluten Form zu hart.


    Ich habe nun auch den Tod der Großmutter hinter mir. Wie Ihr empfand ich die Schilderung, gemessen an Prousts sonstiger Ausführlichkeit, recht kurz. Hat mich aber trotzdem sehr berührt. Besonders am Ende, als geschildert wird, dass die Großmutter im Tod wieder jung wird und alles Elend ihres Alters abschüttelt:


    Zitat

    Auf dies letzte Lager hatte der Tod sie wie ein Bildhauer des Mittelalters mit den Zügen des jungen Mädchens hingestreckt, das sie einst gewesen war.


    Ob Proust hier wohl nicht nur die sichtbare äußere Hülle, sondern auch die Erinnerungen an Tote meint? Zu Lebzeiten hat man als Bild einer Person ja immer vor Augen, wie sie momentan ist (z.B. alt und hinfällig). Nach dem Tod entsteht das Bild aber doch aus den gesamten Erinnerungen, auch aus früheren Zeiten. Wenn ich an meine verstorbenen Großeltern denke, habe ich (außer bei meinem Opa, der früh gestorben ist), nicht den alten, kranken , sondern eher den noch fitten, aktiven Menschen vor Augen.


    Was ich sehr heftig fand, war Saint-Loups Brief, in dem er ja schreibt, er will den Erzähler schonen, aber dann ganz schöne Geschütze auffährt. Natürlich aus Eifersucht! Lustig war sein Kommentar über Odette, der er nicht vorgestellt werden will, weil sie eine ehemalige Hure ist. Tja, sein Schätzchen ist nicht mal ehemalig :zwinker: Zum Schmunzeln hat mich auch der Fürst von Faffenheim-Münsterburg-Weiningen gebracht, das muss ja für Franzosen der reinste Zungenbrecher sein.


    JMaria: über das Duell bin ich auch gestolpert. Es scheint ja so gar nicht zum Erzähler zu passen.


    Zum Schluss noch ein Zitat, das mir wieder zu Denken gibt:


    Zitat

    Vor allem aber drückte sich, wie oft die Schriftsteller, wenn sie durch die Tyrannei eines Monarchen oder einer Poetik, durch die Strenge der prosodischen Regeln oder die einer Staatsreligion geknebelt sind, zu einer Macht der Konzentration gelangen, die sie unter der Herrschaft einer freiheitlichen politischen Richtung oder literarischen Anarchie gar nicht nötig gehabt hätten, ...


    Brillante Literatur ist also im Zustand der Unterdrückung oder Einschränkung eher zu erwarten als unter "freien" Bedingungen? Lässt sich auf Anhieb nicht leicht widerlegen. Proust hatte dabei sicher auch seine eigenen krankheitsbedingten Einschränkungen im Blickwinkel.


    Eine Frage noch: Albertine erwähnt (in der "Bettszene") das Wort "Musmeh". Leider habe ich keine Ahnung, was das bedeutet - könnt Ihr mir weiterhelfen?


    Viele liebe Grüße
    Manjula

    Hallo Steffi und JMaria,


    dieses Projekt klingt wirklich reizvoll – ich würde gern mitmachen. Von den genannten Autorinnen kenne ich leider noch keine, aber das wird sich ja ändern.



    Hier habe ich immerhin schon 2 von 3 gelesen – das verbessert meine Bilanz ungemein :zwinker:


    Liebe Grüße
    Manjula

    Guten Morgen,


    mir gefällt „Guermantes“ auch sehr gut. Proust blickt hier angenehm bissig auf die Salongesellschaft, was mich oft zum Schmunzeln oder Lachen bringt. Z.B. folgender Ausspruch der Herzogin:


    Ich gebe zu, sie sieht nicht wie eine Kuh aus, sondern wie mehrere Kühe…ich schwöre, ich war in größter Verlegenheit, als da auf einmal eine Kuhherde mit einem Hund auf dem Kopf in meinen Salon trat.


    Und dann noch der Historiker, der auf ihre Bemerkung hin, die Besucherin habe einen Wanst wie die Königin von Schweden, erwidert, es sei doch schmeichelhaft, wie eine Königin auszusehen :breitgrins:


    Auch die Dreyfus-Affäre wird ausführlich diskutiert. Interessanterweise lässt der Erzähler keine eigene Meinung erkennen.




    Eure Beiträge motivieren mich, mal wieder in den 3. Band (evtl. als Hörbuch) in die Hand zu nehmen. Hatte ihn gar nicht so gut in Erinnerung, aber die von Euch zitierten Stellen begeistern auch mich.


    Schöne Grüße,
    Thomas


    Dann will ich noch eines nennen, das mich sehr berührt hat (Beginn Salonszene):


    Wir sind unausgesetzt darum bemüht, unser Leben zu gestalten, kopieren dabei aber unwillkürlich immer nur wie auf einer Zeichnung die Züge der Person, die wir sind, und nicht derjenigen, die wir gern sein möchten.


    Sehr scharf beobachtet, aber auch traurig, oder?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Gelten auch Kinderbücher? Dann fällt mir "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" ein. Nach der strengen Definition zwar noch kein Klassiker, aber lange dauert es nicht mehr :zwinker:


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,



    Ich befinde mich bereits im Salon von Madame de Villeparisis, die sich theatermäßig als Malerin drapiert. Herrliche Beschreibungen mit viel Witz und feiner Ironie. Wenn sich die Frauen damals so aufführten, ist es kein Wunder, dass sich die Herren den Halbweltdamen zuwandten :breitgrins: Auch Bloch taucht auf, unsympathisch wie eh und je und eine völlig zugespachtelte Dame mit Marie-Antoinette-Frisur.


    Diese Szene fand ich auch herrlich. Bei "Marie Antoinette" hört man förmlich das Make-Up abbröckeln. Und dieser Zickenkrieg zwischen ihr und Madame de Villeparisis, wer nun die illustreren Gäste hat - köstlich.


    Zitat von "JMaria"

    witzig fand ich das Verhalten der Zuschauer, als Saint-Loup dem Journalisten eine Ohrfeige gibt. Keiner will es gesehen haben
    Das war einmalig beschrieben


    Ja, das könnte ich mir gut als Slapstick vorstellen. Überhaupt bringt mich dieser Teil der Recherche oft zum Schmunzeln. Auf die Stelle mit den Hüten bin ich schon gespannt!


    Die Schriftstellerkarriere des Erzählers ist momentan auf Eis gelegt, oder? Und auch sonst hat er wohl keine beruflichen Ambitionen. Nennt man so jemanden nicht einen Bonvivant? :zwinker:


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    ich bin nun auch bei der Begegnung mit Saint-Loups Geliebten angekommen. Tatsächlich ähnelt diese "Liebesgeschichte" der von Swann nicht nur, was die fast wahnhafte Zuneigung Saint-Loups betrifft, sondern auch bezüglich der Vorgeschichte der Geliebten. Und auch hier wieder: wie quälend muss eine solche Besessenheit sein! Z.B. als Saint-Loup eine Hochzeit deswegen ablehnt, weil sie dann verlassen oder zumindest vernachlässigen würde, da sie ja nichts mehr von ihm zu erwarten hätte. Mir fällt gerade auf, dass dieses "Besessensein" bisher nur bei Männern auftritt, während die Frauen eher kühl und fast berechnend sind. Sieht Proust die Männer als "anfälliger" an, ist das eine Kritik an den Frauen? Oder eher eine Kritik an der Gesellschaft? Frauen wie Odette und Saint-Loups Geliebte sind ja eigentlich gezwungen, so berechnend zu handeln - eine Beziehung "aus Liebe" könnten sie sich ja nicht leisten.


    Ein Stück weit vorher denkt der Erzähler auch wieder über den Schlaf nach, was mir sehr gut gefallen hat: zunächst die Vorstellung, man könne nicht schlafen, dann der Traum von der Schlaflosigkeit und die erneute Reflexion...Wieder genial beschrieben!


    Gut gefallen hat mir auch das "bureau d'esprit" - wie mag wohl ein Büro des Geistes aussehen? :breitgrins:


    Euch einen schönen Sonntag!


    Viele Grüße
    Manjula


    EDIT PS: Steffi: ich meine, dass das Kind von Francoise einmal in "Combray" erwähnt wurde.

    Hallo Maria,


    Lucia di Lammermoor scheint ja beliebte literarische "Hintergrundmusik" zu sein, in einem Roman von John Irving kommt sie auch an prominenter Stelle vor.


    Zitat

    "Im übrigen laß dir sagen, daß dasjenige, was die Entwicklung der Kriegskunst am meisten beschleunigt, die Kriege selber sind. ...... Aber das gehört der Vergangenheit an. Bei den gewaltigen Forschritten
    der Artillerie werden künftige Kriege, wenn es überhaupt noch Kriege gibt, so kurz sein, daß noch ehe man daran denken kann, die Lehren des Krieges zu nutzen, Frieden geschlossen sein wird.
    Als ob eine schnellere Kriegsmaschinerie eine Heilsbringung sein könnte. Oder verstehe ich den Text nicht richtig?


    Ja, diese Stelle hat mir auch zu denken gegeben. Ich habe sie so verstanden: wenn die Kriegsmaschinerie weiter perfektioniert wird, werden bei jeder Schlacht so viele Tote zu erwarten sein, dass die Heerführer lieber schneller Frieden schließen als immense Verluste zu riskieren. Einerseits hat sich das ja bewahrheitet - im Zeitalter der Atombombe reichte bereits die Drohgebärde. Andererseits gibt es weiterhin blutige, schmutzige, verlustreiche Kriege...Schwer zu beurteilen. Ich bin jedenfalls gespannt, ob der Erzähler diese Gedanken bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs nochmal aufgreift.


    Zitat

    achja, es war witzig "Ulm" in "Guermantes" zu lesen. Steffi und ich sind ja aus der Nähe von Ulm *grins*

    Das fand ich auch witzig (Ulm ist auch von mir nicht so weit weg).


    Liebe Grüße
    Manjula

    Guten Abend,


    Zitat

    Manjuli, sind wir zu schnell?


    Eher ich zu langsam :zwinker: aber ich hole auf. Den Opernbesuch fand ich auch sehr schön. Die "meerhaften" Umschreibungen wie Wassergöttinnen, Uferkiesel, Korallenriff waren sehr bildhaft. Bezeichnend, dass die Beschreibung der Besucher deutlich mehr Platz einnimmt als die Oper selbst.


    Dann die Schwärmerei des Erzählers für Madame de Guermantes. Wieder stürzt er sich Hals über Kopf in eine Verliebtheit und richtet alles nach der Angebeteten aus. Sogar seinen Besuch bei Saint-Loup plant er nur wegen ihr. Als er dort ist, scheint sie aber in den Hintergrund zu rücken; jetzt ist Saint-Loup wieder Dreh- und Angelpunkt. Steffi, der homoerotische Unterton ist mir auch aufgefallen. Die "Männerfreundschaft" in der Kaserne scheint ihn anzuziehen.


    Die Passage über den Schlaf fand ich auch wunderbar. Treffend, wie er schreibt, dass man sich an Träume oft erst viel später erinnert, wenn "der Strahl einer ihnen verwandten Idee sie durch Zufall trifft". Er bezeichnet den Schlaf als "wohltuenden Anfall von Geistesverwirrung" - sehr interessant.


    Eine weitere Stelle, die mir sehr gut gefiel, waren Saint-Loups Gedanken über die Kriegskunst. Ob seine Ausführungen über die Schlachten, die immer "Abziehbilder" von früheren Schlachten seien, wohl bewusst eingesetzt wurden im Hinblick auf den folgenden ersten Weltkrieg, der nun eben kein Abziehbild war? Es hat mich jedenfalls nachdenklich gestimmt.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Guten Abend,


    ja, die Welt der Guermantes ist für mich auch noch nicht ganz durchschaubar - aber wir haben ja noch einige Seiten vor uns. Was mir an diesem Band gut gefällt, ist, dass Françoise, die mir irgendwie ans Herz gewachsen ist, wieder eine größere Rolle einnimmt. Sie ist zwar verschroben, ihr Standesdünkel ist wahrscheinlich größer als der ihrer Herrschaft, aber ich mag sie. Und auch dass Combray (und die fast vergessene Eulalie - Proust lässt wirklich keine Figur unter den Tisch fallen) wieder erwähnt werden, ist schön.


    Viele Grüße
    Manjula

    Nachdem ich dieses Buch schon länger auf meiner virtuellen Wunschliste hatte, habe ich es mir nun endlich ausgeliehen und kann sagen: sehr schön, eine kleine Buchperle (ausführliche Rezension hier ). Auch an dieser Stelle vielen Dank für den Tipp, Dostoevskij.


    Grüße
    Manjula

    Guten Abend,


    ja, die Einleitung umfasst tatsächlich die Welt Prousts, wie wir sie bisher kennen gelernt haben. Besonders gut gefallen haben mir die Gedanken, die der Erzähler sich um den Namen der Guermantes und Namen allgemein macht. Es ging mir beim Lesen (übrigens nicht zum ersten Mal) so, dass ich dachte "Stimmt genau!" - nur könnte ich das nie so exakt ausdrücken.


    Für mich ein sehr gelungener Einstieg - viel weiter bin ich allerdings noch nicht. Aber morgen ist ja Feiertag :zwinker:


    Ich wünsche Euch einen schönen solchen.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo nochmal,


    ich habe "Erst grau dann weiß dann blau" nun gelesen und bin sehr angetan (ausführliche Rezension hier). Das war sicher nicht mein letztes Buch von Margriet de Moor.


    Viele Grüße
    Manjula

    Hallo Steffi,


    mir wäre der Juni als Starttermin recht; da ich mir Band 3 noch besorgen muss, vielleicht das erste Juniwochenende? Ansonsten lese ich aber auch ab November wieder mit.


    Viele Grüße
    Manjula

    Guten Morgen,


    so, jetzt melde ich mich zurück. Vielen Dank für Eure lieben Wünsche, sie haben offensichtlich geholfen, denn meine Nasenscheidewand-OP ist gut gegangen und die Abheilung verläuft bis jetzt auch problemlos.


    Mit "Im Schatten junger Mädchenblüte" bin ich zwischenzeitlich fertig geworden (ich hatte auch den zweigeteilten Band). Der Balbec-Teil war von Inhalt und Stil wieder ganz anders als "Madame Swann und ihre Welt". Wie Euch hat mir die Szene in Elstirs Atelier sehr gut gefallen (an Tiche kann ich mich übrigens auch nicht erinnern - muss ich unbedingt nochmal nachlesen).

    Zitat von "JMAria"

    Danach stößt der Erzähler auf eine zweite Zeichnung in Elstirs Atelier. Eine Schauspielerin in Männerkleidung. Die Lösung, wer es ist, erfolgt ein paar Seiten weiter. Erstaunt war ich nicht darüber, man kann darüber spekulieren, wie die Beziehung Elstir zu der Frau war.

    Über den ganzen Beschreibungen von Balbec hatte ich Madame Swann schon fast vergessen, aber sie wird immer wieder ins Gedächtnis (des Erzählers und des Lesers) gerufen, eine immer wiederkehrende Präsenz. Und wenn es um ihre Vergangenheit geht, wird es immer etwas anrüchig, z.B. auch als Bloch erzählt, er sei im Zug schnell "zum Zug" mit ihr gekommen (ein nettes Wortspiel, wie das wohl im Original lautet?).


    Zitat von "Steffi"

    Proust lässt ja dann auch immer mal wieder Gedanken zur Vergänglichkeit anklingen, wenn er sich die Mädchen z.B. vorstellt, wie sie aussehen, wenn sie alt sind


    Ja, auf der Suche nach der verlorenen Zeit begibt er sich nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft. Die Veränderungen, die ein Mensch im Lauf der Zeit mitmacht, finden sich ja auch in den Beschreibungen von Odette und Elstirs Frau. Es kommt mir aber so vor, als ob der Erzähler die Veränderungen im Lauf der Jahre als weniger gravierend ansieht als die Veränderungen im Auge des Betrachters. Anders ausgedrückt: ob jetzt jemand graue Haare bekommt oder zunimmt, verändert ihn vergleichsweise wenig; wenn sein Gegenüber aber seine Einstellung zu ihm ändert (sich z.B. in ihn verliebt oder ihn plötzlich ablehnt), ändert das Aussehen weitaus mehr. War das verständlich? :redface: Ich dachte z.B. daran, dass der Erzähler Madame Elstir zunächst reizlos findet, als er sie aber als "immaterielles Geschöpf, ein Porträt Elstirs" sehen kann, findet er sie schön (ähnlich war das ja mit der Gräfin Guermantes und Swann und Odette). Sehr schön fand ich auch die Stelle ziemlich am Schluss, als der Erzähler sich daran erinnert, dass er die Schar zunächst für "sinnenfrohe Jungfrauen" hielt, was er sich jetzt, da er sie als "anständig" einschätzt, nicht mehr recht vorstellen kann. Wie oft wundert man sich, wenn man nach längerer Bekanntschaft an den ersten Eindruck zurückdenkt, der vollkommen falsch war. Die Kette der vorbeigleitenden Erinnerungen, von der wir mit Macht nur das letzte Glied festhalten, ist ein sehr schönes Bild dafür.


    Eine nette Stelle fand ich auch, als Aimé sich ausführlich und gestenreich zu der Dreyfusaffäre äußert - und der Erzähler sich lediglich für die Fremdenliste in der Badezeitung interessiert. Jaja, die Liebe ist mal wieder wichtiger als alles andere. In diesem Zusammenhang: was meint Ihr denn zu der "Liebesgeschichte" von Saint-Loup? Hier wird ja das Thema der übergroßen, wenig erwiderten und fast wahnhaften Liebe erzählt. Ich habe den Eindruck, dass diese Geschichte noch nicht beendet ist. Mal sehen, ob wir in den folgenden Bänden wieder auf ihn stoßen werden.


    Viele Grüße
    Manjula