Beiträge von Manjula

    Hallo finsbury,


    auch ich habe das 11. Kapitel nun abgeschlossen. Die literarischen Ausflüge finde ich auch faszinierend. Sozusagen ein Schnellüberblick über die Literatur – wenn auch subjektiv gefärbt, aber gerade das macht es ja interessant.



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    Aber nun - Ende des elften Buches - hat es sich ausgefriederiket –


    :breitgrins:


    Dass er über der Literatur seine Friederike vergisst, dürfte kein Zufall sein; er ist wohl über sie hinausgewachsen. Dafür, dass er sie so heiß geliebt hat, trennt er sich ja relativ schmerzlos (zumindest von seiner Seite) von ihr. Naja, durch die Vorausahnung eines späteren Wiedersehens lässt er die Trennung ja nicht so endgültig erscheinen.


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    Auch muss ich hier mal Goethes Stil loben. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen - wie auch z.B. Schiller -, die häufig ein wenig angestaubt wirken, liest sich Goethes Autobiografie für mich über lange Strecken wie frisch aus dem Buchladen, sehr modern und schlicht im Ausdruck,


    Ja, da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. „Dichtung und Wahrheit“ liest sich wirklich sehr frisch. Wenn man bedenkt, dass es vor fast 200 Jahren geschrieben wurde…



    Zum „Système de la Nature“ sagt mein Anhang:


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    Werk von Paul Thiry d’Holbach, zuerst 1770 anonym erschienen. Goethe las es 1812 erneut (vgl. Tagebuch 25.10., 4. und 9.11.1812)


    Der Anhang ist mir oft hilfreich, er weist z.B. auch darauf hin, dass die Schilderung der Ankunft in Sesenheim (bei mir auf der 4. Seite des 11. Buchs) der Stimmung des Gedichts „Willkommen und Abschied“ entspricht. Beim ersten Lesen hat diese Stelle mich zwar angerührt, aber diese Gedankenverbindung hat sich nicht eingestellt.


    Zu der Verwechslungskomödie werde ich mich mal in die Nachbarleserunde begeben.


    Wie fast in jedem Kapitel sind mir auch hier einige Sätze ins Auge gefallen, die ich einprägsam finde:


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    …denn der zur Tätigkeit geborene Mensch übernimmt sich im Planen und überladet sich mit Arbeiten. Das gelingt denn auch ganz gut, bis irgend ein physisches oder moralisches Hindernis dazu tritt, um das Unverhältnismäßige der Kräfte zu dem Unternehmen ins Klare zu bringen.


    Goethe als Vorreiter der Zeitmanagementjünger und Simplifyer? :zwinker:


    Und diese Aussage fand ich interessant im Hinblick auf die vor einiger Zeit hier im Forum geführte Diskussion über gekürzte Klassiker:


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    Was man auch gegen solche Sammlungen sagen mag, welche die Autoren zerstückelt mitteilen, sie bringen doch manche gute Wirkung hervor. Sind wir doch nicht immer so gefasst und so geistreich, dass wir ein ganzes Werk nach seinem Wert in uns aufzunehmen vermöchten. Junge Leute besonders, denen es an durchgreifender Bildung fehlt, werden von glänzenden Stellen gar löblich angeregt…


    Im zwölften Buch soll der Streifzug durch die Literatur fortgesetzt werden – ich freue mich schon darauf.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo finsbury,


    es ist keine Entschuldigung notwendig, ich bin im Gegenteil sehr froh über Deine Geduld mit mir Leseschnecke. Und jetzt sind wir sogar gleichauf, ich habe nämlich gestern das 10. Kapitel abgeschlossen.


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    Ich finde auch wie du, dass das neunte Buch, das heißt eigentlich eher die Schilderung der elsässischen Landschaft etwas Arkadisches hat.


    Ja, ich habe dieses Kapitel auch als sehr heiter und leicht empfunden. Es scheint, als ob ihm die erneute Trennung vom Elternhaus gut getan hat. Die Geschichte mit den zwei Schwestern war ja sehr neckisch :zwinker:


    Gut gefallen hat mir auch die Schilderung von Marie Antoinettes Einzug. Die Episode mit der unheilvollen Hochzeit hat ja auch Stefan Zweig in seine Biographie mit aufgenommen.


    Und auch in dieses Buch lässt Goethe wieder einprägsame Gedanken einfließen, wie z.B.


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    Es ist in der Welt nicht schwer zu bemerken, daß sich der Mensch am freisten und am völligsten von seinen Gebrechen los und ledig fühlt, wenn er sich die Mängel anderer vergegenwärtigt und sich darüber mit behaglichem Tadel verbreitet


    Wie wahr.


    Das 10. Kapitel habe ich ebenfalls als Einschnitt empfunden. Herders literarische Einflüsse sind eindrücklich geschildert, als Mensch kommt er tatsächlich nicht sehr gut weg. Da mag auch seine Krankheit hineinspielen; die Beschreibung der (letzlich erfolglosen) Heilmethode fand ich ziemlich schaurig (wie gut geht es uns da doch heute). Auch der Vicar wird ausführlich gewürdigt. Goethe erwähnt zwar an zwei Stellen Ironie, scheint den Landprediger aber trotzdem als absolut vorbildhaft zu sehen. Ist die von ihm inszenierte Verwechslungskomödie (bei der man förmlich die Lacher vom Band hört :zwinker: ) eigentlich auch diesem Roman entnommen?


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    Irgendwie ist Goethe doch auch eine echte Type: Diese Autobiografie macht ihn mir weniger olympisch, dafür sehr liebenswert.


    Das geht mir auch so, er macht einen sehr menschlichen Eindruck. Sympathisch finde ich auch, dass er die Reihenfolge der Ereignisse immer mal wieder so hinbiegt, wie sie ihm kompositorisch am besten erscheint. Mein Anhang weist mehrfach auf solche zeitlichen Eigenwilligkeiten hin; naja, bei der Autobiographie eines Dichters ist ein bisschen Mogeln wohl erlaubt.


    Ich melde mich jetzt erstmal wieder ab, weil ich bis Dienstag auf einer Fortbildung bin, und wünsche Dir einen schönen Wochenanfang.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo finsbury, hallo zusammen,


    ich stecke momentan im neunten Buch, das mir deutlich besser gefällt als das achte: teilweise habe ich es als eine Abarbeitung von Namen berühmter Zeitgenossen empfunden, auch die eher gedrückte Stimmung (die aufgrund Goethes Erkrankung sicher berechtigt ist) hat mir dieses Buch eher schwer zugänglich gemacht. Gefallen haben mir dagegen die Schilderungen von Dresden, wobei die Schilderungen der Kriegsschäden mich etwas schaudern ließen – was hätte Goethe wohl zu Dresden nach dem zweiten Weltkrieg gesagt? Das:


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    Gleichzeitig erzählt er aber auch sehr amüsant von seinen kabbalistischen Studien und alchemistischen Versuchen an der Seite des Fräulein von Klettenberg, der "schönen Seele" aus dem Wilhelm Meister.


    fand ich auch sehr amüsant.


    Und ehrlich gesagt etwas neidisch machte mich seine Aussage „Die Zeit ist unendlich lang und ein jeder Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen lässt, wenn man es wirklich ausfüllen will“ (mir kommen die Tage meist wie von vornherein überfüllte Gefäße vor :sauer: ).


    Das neunte Buch beginnt heiterer, Goethe scheint aus seinem Umzug nach Straßburg neue Energie zu ziehen (wenn auch, wie mein Anhang sagt, auch diese Ortswahl auf Wünschen des Vaters beruhte, der auf seinem Rückweg aus Italien in Straßburg Vorlesungen gehört hatte). Gut gefallen haben mir seine Gedanken darüber, wie ein Ortswechsel neue Chancen eröffnet, weil auf dem Neuland „noch keine Leiden und Freuden verzeichnet“ sind.


    Zum „Vicar of Wakefield“: Goethe erwähnte es ja bereits in einem früheren Buch, deshalb verfolge ich auch die aktuelle Leserunde mit Interesse – die von Euch einhellig entdeckte Ironie scheint er wohl wirklich nicht gesehen zu haben.


    Liebe Grüße und einen schönen Wochenanfang
    Manjula

    Hallo finsbury,


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    Wie geht's dir denn so mit J.W. Manjula?


    Gut - aber leider zu langsam :redface: (ich habe gestern nun das 7. Buch abgeschlossen), von daher kommt mir Dein verlangsamtes Tempo sehr entgegen, ich hoffe, dann aufschließen zu können. Zum 7. Buch:


    Ein lesenswerter literarischer Streifzug. Die Zweifel des Biographen kann ich allerdings gut nachvollziehen: das erscheint doch alles sehr geordnet, Goethes tatsächliche Entwicklung war sicher chaotischer; dieser Teil dürfte also eher Dichtung als Wahrheit sein. Trotzdem: sehr interessant. Ich hatte auch den Eindruck, dass Goethe es gerade durch die Lektüre so vieler unterschiedlicher Schriftsteller schafft, sich vom Nachahmen zu lösen und zu beginnen, einen eigenen Stil zu entwickeln. Im 6. Buch findet sich hierzu auch ein kritischer Satz:


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    Es ist nicht wunderbar, aber es erregt doch Verwunderung, wenn man bei Betrachtung einer Literatur, besonders der deutschen, beobachtet, wie eine ganze Nation von einem einmal gegebenen und in einer gewissen Form mit Glück behandelten Gegenstand nicht wieder loskommen kann, sondern ihn auf alle Weise wiederholt haben will; da denn zuletzt, unter den angehäuften Nachahmungen, das Original selbst verdeckt und erstickt wird.


    Was ja nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Musik, der Mode, bei Filmen und ganz besonders im Fernsehen beobachten lässt.


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    Amüsiert haben mich seine Schilderungen des Freundes Behrisch. Dieser wunderliche Kauz vermittelt mehr Lebendigkeit als das ganze Professorenpantheon von Weimar. Den hätte ich auch gerne gekannt, wenn er auch - wie Goethe formulierte - ein Zeitverderber war.


    Ja, diese Passagen fand ich auch kurzweilig. Ein sehr liebenswerter Zeitverderber.


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    Was sandhofer zu dem "inzestuösen Verhältnis" geschrieben hat, kann ich nur unterstreichen: Man neigt heute viel zu sehr dazu, jedem herzlichen Verhältnis gleich sexuelle Komponenten zu unterstellen, um sie zu skandalisieren.
    Ich finde es allerdings auch fragwürdig, dass man Cornelia nach den wenigen zeitgenössischen bio- und autobiografischen Zeugnissen Frigidität unterstellt und weiß auch nicht, was einem das an literaturhistorischen Erkenntnissen bringen soll.


    Auch hier kann ich Dir nur zustimmen.


    Viele Grüße
    Manjula

    Guten Morgen allerseits,


    Im 18. Jahrhundert ein ganz normale Alter, um sein Studium zu beginnen. [...]


    ja, die Kindheit/Jugend endete damals deutlich früher als heute - diese zeitliche Verschiebung finde ich sehr interessant.


    Interessant im sechsten Buch finde ich die Charakterisierung der Schwester. Er hegt ja eine große Zuneigung zu ihr, ist aber nicht blind für ihre Mankos. In meinem Anhang wird auf einen Biograph verwiesen, der die Beziehung zwischen den Geschwistern als "latent inzestuös" bezeichnet. Aus der kurzen Passage im sechsten Buch lässt sich das natürlich nicht begründen, sonstige Quellen hierzu kenne ich nicht.


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    Übrigens kommt am Anfang des sechsten Buches eine sehr interessante Bemerkung über seine Mutter. Sinngemäß sagt er, sie sei wegen ihrer Jugendlichkeit eher eine Mitlernende als eine Lehrende gewesen. Das könnte ein Erklärungsansatz sein für ihre Verdrängung an den Rand des Geschehens.


    Das fand ich auch bezeichnend. Goethe hat sie wohl eher auf der "Seite" der Kinder gesehen als als Elternteil. Sozusagen eher Freundin als Mutter.


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    Das siebte Buch ist sehr interessant wegen seiner literaturhistorischen Anmerkungen


    Im Zusammenhang mit seiner Schwester erwähnt Goethe auch die Richardson-Romane. Wenn man sandhofers Meinung dazu zu Grunde legt, kommt die Schwester nicht allzugut weg :zwinker:


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    Ich las heute "Die Laune des Verliebten" - laut Kindler der Höhepunkt der deutschen Schäferidylle: Dazu kann ich nur sagen, dass ich dann auf keinen Fall weitere Bekanntschaft mit diesem Genre machen möchte .
    Goethe will hier seine Liebelei zur Wirtstochter Käthchen Schönkopf sublimiert haben, der er wohl wegen seiner Eifersucht und Launen gewaltig auf den Zeiger gegangen sein muss: Die Lösungswege im Schäferspiel haben das Niveau von ZDF-Liebesfilmen: Vielleicht sind diese ja Epigonen dieses zephirleichten Genres.


    :breitgrins: (aber um ehrlich zu sein: jetzt hast Du mir Lust gemacht, diesen Höhepunkt auch mal zu lesen)


    Ja, in Salzburg war es schön (wenn auch schweinekalt) - ich hoffe, Du hattest auch erholsame Tage im Teutoburger Wald.


    Schöne Grüße
    Manjula

    Hallo finsbury,


    mit 16 - nicht schlecht!


    Ich bin übrigens kein Stück weiter gekommen, wollte mich aber zumindest ordnungsgemäß abmelden :zwinker:, da ich bis Sonntag in Salzburg und internetlos bin. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo finsbury,


    ja, ich bin wieder fit, vielen Dank.


    Die Beschreibung der Krönungsfeierlichkeiten fand ich auch interessant. Was für ein Prunk das gewesen sein muss! Und Goethe zeigt sich auch hier wieder sehr interessiert an allem. Man kann bei einer Autobiographie natürlich immer rätseln, ob der Autor sich etwas "geschönt" darstellt, aber es scheint doch so, dass er wirklich sehr vielseitig war. Dass er dann auch noch, wie von Dir erwähnt, die Möglichkeit hatte, seine Interessen auch alle auszuleben, unterstützt ihn natürlich sehr.


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    Auch die Behandlung des Themas "Juden" ist für seine Zeit vergleichsweise liberal und nachdenklich. Entsetzlich fand ich es allerdings (wofür Goethe nichts kann), dass man das jüdische Viertel während der Krönung einfach abgesperrt hat.


    Dass er das nur lapidar in einem Nebensatz erwähnt, fand ich, gerade wg. seiner ausgewogenen Haltung, etwas merkwürdig. Möglicherweise war die Ausgrenzung aber für ihn ganz selbstverständlich, und er hat gar nicht groß darüber nachgedacht.


    Das Vater-Mutter-Verhältnis hat mir auch noch zu denken gegeben. Es ist richtig, dass der Vater in den Gedanken des Sohnes viel mehr Platz einnimmt als die Mutter; sie läuft eigentlich nur am Rande mit, wird erwähnt, wenn sie auf etwas reagiert, sie stößt aber nie etwas an und hat scheinbar keinerlei Einfluss auf die Gedanken und Handlungen Goethes. Mal sehen, wie das im Verlauf des Buchs weitergeht.


    Schmunzeln musste ich, als Goethe über die glückliche Beziehung zwischen einem lehrenden Jüngling und einem wißbegierigen Mädchen spricht. Ganz schön macho :breitgrins:


    Den letzten Teil des 5. Buchs habe ich wohl zu oberflächlich gelesen, hier ist mir noch nicht alles klar. Das werde ich heute abend (hoffentlich) nochmal nachlesen.


    Viele Grüße
    Manjula

    Guten Morgen finsbury,


    durch einen Migräneanfall bin ich leider nicht so weit gekommen wie geplant und stecke noch im 5. Buch. Generell finde ich, dass die einzelnen Bücher sich sowohl in der Thematik als auch im Stil unterscheiden, dass es sich also nicht um eine willkürliche Einteilung handelt.


    Das dritte Buch steht im Zeichen der Einquartierung der Franzosen, wobei Goethes Familie mit Thoranc ja sehr gut wegkommt. Sein Vater scheint das aber nicht zu erkennen, zeigt sich stur und ist wohl auch blind für die Folgen, die sein Verhalten für die Familie haben könnte. Nachdem er in den ersten beiden Büchern recht sympathisch erschien, steht er jetzt deutlich schlechter da. Dagegen scheint Thoranc eine Art Vaterersatz darzustellen: er schafft es immerhin, sich über schlechte Stimmungen und Beeinflussungen hinwegzusetzen und kann sich selbst so gut einschätzen, dass er sich in bestimmten Situationen lieber zurückzieht als anderen zu schaden.


    Schön war in diesem Teil auch, wie seine Begeisterung für das Theater wächst.


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    Interessant ist, dass Goethe seine Mutter verhältnismäßig schlecht wegkommen lässt. Sie wird entweder kritisiert, wenn er zum Beispiel im zweiten Buch erzählt, dass sie immer mit einer feinen Handarbeit herumsäße, während seine Tante ihn den ganzen Tag herumgetragen habe, oder bleibt blass im Hintergrund, während das Handeln des Vaters, auch wenn er dessen Pedanterie und Griesgrämigkeit durchschimmern lässt, mit Sympathie und Nachsicht geschildert wird.


    Merkwürdig, ich hatte eher den Eindruck, dass Goethe die Anpassungsfähigkeit der Mutter schätzt, während er die Sturheit des Vaters eher ablehnt. So unterschiedlich kann ein Text wirken!


    Im 4. Buch erfährt man einiges über die weitere Ausbildung, wobei Goethe mit Musik, Physik, Religion, Zeichnen...ja in jeden Bereich mal hineinschnuppert. Schon hier ein Hinweis auf den späteren Universalgelehrten? Am Ende wird aber doch deutlich, dass seine Hauptprofession die Dichtkunst sein wird.


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    Ich kenne mich mit Thomas Manns Autobiografie und den Gründen für seine Stoffauswahl nicht aus, könnte mir aber denken, dass die ausführliche Behandlung der Jakob/Joseph-Geschichte in "Dichtung und Wahrheit" einer der Anstöße für seine Behandlung des Stoffes gegeben hat, da er ja auch ein großer Verehrer Goethes war.


    Ja, das erscheint mir nachvollziehbar. Leider kenne ich dieses Werk von Mann noch nicht.


    Das 5. Buch sollte lt. meinem Anhang eigentlich komplett im Zeichen der Krönung stehen, Goethe hat sich dann aber entschlossen, dieses Thema mit einer Liebesgeschichte einzurahmen. Ich bin sehr gespannt, wie diese Kombination auf mich wirkt.


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    Bisher finde ich die Autobiografie löblich geerdet und wenig olympisch: Mir wird Goethe hier nachgerade auch persönlich sympathisch.


    Ja, das geht mir genauso. Ich hatte Autobiografien bisher immer gemieden, weil ich Selbstbeweihräucherungen gefürchtet hatte, aber das kann man ihm (zumindest bis jetzt) nicht vorwerfen. Er schreibt ja durchaus auch über weniger angenehme Dinge, z.B. wie er von seinen rauhen Altersgenossen "gemobbt" wurde. Dieser Teil scheint (leider!) sehr modern, wie überhaupt das ganze Werk viel neuer wirkt als es tatsächlich ist.


    Eine schöne Woche wünscht
    Manjula

    Hallo finsbury


    nur kurz, weil ich gerade auf dem Sprung bin:



    Was meinst du mit "Pylades"? In welchem Werk von Goethe kommt der denn vor. Ich dachte, das sei eine Anspielung auf den treuen Freund des Achill in der Ilias des Homer.


    Pylades taucht in "Iphigenie auf Tauris" als treuer Freund des Orest auf. Die Ilias habe ich leider (noch) nicht gelesen.


    Morgen dann mehr, liebe Grüße
    Manjula


    PS: Jetzt ist mein normaler Arbeitsbeginn :zwinker: der Dienstag war zum Glück eine Ausnahme.

    Herzlich willkommen, zwergerl! Ich wünsche Dir viel Spaß hier.


    Die Wahlverwandtschaften mag ich übrigens auch sehr gern :smile:


    Viele Grüße
    Manjula

    Guten Morgen finsbury,


    das ist das Buch in jedem Fall - nur leider hat mich eine lautstarke Reisegruppe davon abgehalten, mich richtig darauf zu konzentrieren, so dass ich noch im zweiten Buch stecke. Zur Mutter kann ich daher noch nicht viel sagen; auffallend ist es aber schon, dass man vom Vater und auch vom Großvater ein recht genaues Bild hat, während die Mutter, die doch eigentlich in den ersten Lebensjahren oft bestimmender ist, gar nicht erwähnt wird.


    Überhaupt die Familie: mit seiner Schwester fühlt er sich ja "innig verbunden", die verstorbenen Geschwister streift er aber nur nebenbei. Dabei ist der drei Jahre jüngere Bruder ja erst mit sieben Jahren gestorben, es werden aber weder gemeinsame Kindheitserinnerungen noch Trauer bei seinem Tod erwähnt. War man damals (angesichts der hohen Kindersterblichkeit) einfach nüchterner als heute?


    Was mich beeindruckt, ist die umfassende Bildung, die Goethe schon als Knabe erhalten hat. Wenn man sich nur seine Leseliste anschaut: Respekt. Nett, wie er über den Büchertrödler schreibt "...sobald uns gelüstete nach diesen Werken, anstatt nach irgendeiner Näscherei zu greifen." Das hatte er dann wohl von seinem Vater, der ja auch nach dem Umbau als erstes seine Büchersammlung in Ordnung bringt. Und immer mal wieder sind Hinweise auf spätere Werke eingestreut, z.B. als er seinen Freund Pylades nennt.


    Ich habe noch gar nicht erwähnt, dass sich in meiner Ausgabe ein recht umfangreicher Anhang befindet, in dem auch einiges über die Entstehungsgeschichte erzählt wird. Hier heißt es, dass Goethes Auseinandersetzung mit autobiographischer Literatur mit seiner Übersetzer- und Rezensententätigkeit begann. So tastete er sich an die eigene Biographie heran und kommt zu dem Ergebnis, dass eine Autobiographie notwendigerweise die historische Persönlichkeit in ihrem geschichtlichen Zusammenhang zu würdigen hat. Dementsprechend hat er bei der Niederschrift nicht nur Erinnerung von Freunden wie Bettina von Arnim einfließen lassen, sondern auch zeitgenössische Berichte und Lexika (z.B. bei der Schilderung des Erdbebens von Lissabon) herangezogen.


    So, jetzt werde ich mal beginnen zu arbeiten, in der Hoffnung, dass mir dann heute abend mehr Lesezeit bleibt :smile:


    Grüße
    Manjula

    Hallo finsbury,


    erstmal vielen Dank für den ausführlichen Materialienthread :klatschen: Ich hoffe, dass ich morgen mal Zeit habe, um alles durchzustöbern.


    Ich lese die Jubiläumsausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt.


    Ja, der Einstieg liest sich leicht und flüssig, man bekommt gleich ein farbiges Bild der Stadt Frankfurt zu Zeiten Goethes. Und aufgrund seiner dramatischen Geburt wurde der Hebammenunterricht eingeführt? Gleich ein guter Anfang :smile:


    Ein nettes Zusammentreffen, die Passagen über die Messen zu lesen, während gerade die Buchmesse stattfindet.


    Ein Satz hat mir sehr gut gefallen: "Und alles Bedeutende und Gefährliche schien, wie es nach einem abgeschlossenen Frieden zu gehen pflegt, sich nur ereignet zu haben, um glücklichen und sorgenfreien Menschen zur Unterhaltung zu dienen." Wenn man bedenkt, wieviele spannende, dramatische Bücher und Filme es über Kriege gibt...


    Dies etwas in Eile, da ich gleich weg muss, aber dann habe ich (im Zug) eine Stunde Lesezeit und werde mich morgen wohl ausführlicher äußern können.


    Wochenendgrüße
    Manjula


    [...]das Pendel Fingeans Wake [...]


    So etwa diese Bedeutung hatte das Buch bei meinen Exkollegen: Wenn etwas völlig unverständlich war, wurde es stets mit dem Pendel verglichen. Wobei witzigerweise aus dieser Runde nur eine das Buch überhaupt angefangen (und abgebrochen) hat, die anderen haben nie auch nur reingelinst. Aber den Ruf hatte Eco weg.


    Grüße
    Manjula

    Hallo finsbury,


    ok, dann werde ich mal schauen, wann wir uns zur nächsten Runde Proust treffen und dann hier einen Terminvorschlag machen. Bis dahin werde ich mich auf diese Runde schon mal einstimmen und in unserem Südtirolurlaub Goethes Italienreise nachlesen :sonne:


    Viele liebe Grüße
    Manjula

    Hallo finsbury,


    da bin ich gerne dabei. Terminlich bin ich ab Oktober frei für Leserunden. Irgendwann wird noch die nächste Proustrunde kommen, aber bei einem Zeitfenster von einem halben Jahr lässt sich sicher ein Termin finden.


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende :winken:
    Manjula

    Guten Morgen,


    schwarze Schuhe bedeuten Tod, rote Schuhe Leben.


    die Farbsymbolik ist mir gar nicht aufgefallen, aber das passt natürlich sehr gut. Ja, mit dem Tod können die beiden nicht umgehen. Das hat sich ja auch schon bei dem Tod der Großmutter gezeigt.


    Auch mir hat "Guermantes" sehr gut gefallen. Von der erfrischenden "Mädchenblüte" unterscheidet es sich allerdings stark, wie ein schweres Parfüm von einem Blütenduft in der Natur. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen und herzlich willkommen BeBu!


    Ich habe Guermantes gestern auch abgeschlossen. Der Herzog zeigt sich ja am Schluss von seiner schlechtesten Seite: Als er vom nahen Tod eines Verwandten hört, ist seine einzige Sorge, dass er deswegen ein Diner verpassen könnte, und er wendet alle Tricks an, damit ihn die Todesnachricht nicht erreichen kann. Und auch bei Swann ist er ja mehr als herzlos; die Herzogin macht, hin- und hergerissen zwischen zwei Pflichten (der Einladung und der Tod eines Freundes) allerdings auch nicht den besten Eindruck. Ganz schön bissig.


    Ich freue mich schon auf den nächsten Band mit Euch. Vom Termin ist mir außer September alles recht (aber so früh wollt Ihr sowieso nicht anfangen, oder?)


    Liebe Grüße
    Manjula