Hallo finsbury,
auch ich habe das 11. Kapitel nun abgeschlossen. Die literarischen Ausflüge finde ich auch faszinierend. Sozusagen ein Schnellüberblick über die Literatur – wenn auch subjektiv gefärbt, aber gerade das macht es ja interessant.
ZitatAber nun - Ende des elften Buches - hat es sich ausgefriederiket –
:breitgrins:
Dass er über der Literatur seine Friederike vergisst, dürfte kein Zufall sein; er ist wohl über sie hinausgewachsen. Dafür, dass er sie so heiß geliebt hat, trennt er sich ja relativ schmerzlos (zumindest von seiner Seite) von ihr. Naja, durch die Vorausahnung eines späteren Wiedersehens lässt er die Trennung ja nicht so endgültig erscheinen.
ZitatAuch muss ich hier mal Goethes Stil loben. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen - wie auch z.B. Schiller -, die häufig ein wenig angestaubt wirken, liest sich Goethes Autobiografie für mich über lange Strecken wie frisch aus dem Buchladen, sehr modern und schlicht im Ausdruck,
Ja, da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. „Dichtung und Wahrheit“ liest sich wirklich sehr frisch. Wenn man bedenkt, dass es vor fast 200 Jahren geschrieben wurde…
Zum „Système de la Nature“ sagt mein Anhang:
ZitatWerk von Paul Thiry d’Holbach, zuerst 1770 anonym erschienen. Goethe las es 1812 erneut (vgl. Tagebuch 25.10., 4. und 9.11.1812)
Der Anhang ist mir oft hilfreich, er weist z.B. auch darauf hin, dass die Schilderung der Ankunft in Sesenheim (bei mir auf der 4. Seite des 11. Buchs) der Stimmung des Gedichts „Willkommen und Abschied“ entspricht. Beim ersten Lesen hat diese Stelle mich zwar angerührt, aber diese Gedankenverbindung hat sich nicht eingestellt.
Zu der Verwechslungskomödie werde ich mich mal in die Nachbarleserunde begeben.
Wie fast in jedem Kapitel sind mir auch hier einige Sätze ins Auge gefallen, die ich einprägsam finde:
Zitat…denn der zur Tätigkeit geborene Mensch übernimmt sich im Planen und überladet sich mit Arbeiten. Das gelingt denn auch ganz gut, bis irgend ein physisches oder moralisches Hindernis dazu tritt, um das Unverhältnismäßige der Kräfte zu dem Unternehmen ins Klare zu bringen.
Goethe als Vorreiter der Zeitmanagementjünger und Simplifyer? :zwinker:
Und diese Aussage fand ich interessant im Hinblick auf die vor einiger Zeit hier im Forum geführte Diskussion über gekürzte Klassiker:
ZitatWas man auch gegen solche Sammlungen sagen mag, welche die Autoren zerstückelt mitteilen, sie bringen doch manche gute Wirkung hervor. Sind wir doch nicht immer so gefasst und so geistreich, dass wir ein ganzes Werk nach seinem Wert in uns aufzunehmen vermöchten. Junge Leute besonders, denen es an durchgreifender Bildung fehlt, werden von glänzenden Stellen gar löblich angeregt…
Im zwölften Buch soll der Streifzug durch die Literatur fortgesetzt werden – ich freue mich schon darauf.
Liebe Grüße
Manjula