Hallo zusammen
ich bin nun auch durch mit "Verbrechen und Strafe" und bin mit euch einer Meinung, daß dieses Buch immer aktuell sein wird.
Gesamtgesehen muß ich gestehen, daß ich sicher nicht alles verstanden habe, was Dostojewskij mir, dem Leser, übermitteln wollte. Ich spüre gewisse Tiefen, die mir noch unverständlich sind. So z. B. im Epilog Raskalnikows Traum von den Trichinen.
Habt ihr verstanden, was damit D. ausdrücken wollte?
Sehr verwirrend ging es für mich im letzten Drittel zu. Raskalnikows Nervenkrankheit war auf was gegründet? Auf Schuld sicherlich nicht. Weil er versagt hat, weil seine Methode, seine These nicht perfekt durch ihn durchgeführt wurde? Schon eher. Und doch, sein Gang zur Polizeistation
war auch nicht ganz eindeutig klar. Er fühlte sich nicht als Verbrecher:
Niemals, niemals habe ich das deutlicher begriffen als jetzt, und niemals habe ich weniger verstanden, worin mein Verbrechen bestehen soll! Niemals fühlte ich mich sicherer und überzeugter als jetzt!..
warum ging er nicht zu Porfirij? Weil dieser ihn durchschaute?
Ich glaube, Rodja wollte keine Antworten. Er wollte Leben, das Zuchthaus bedeutete für ihn "Freiheit". Hätte er sich vielleicht wie Swidrigajlow das Leben genommen, wenn ihm jemand "erkannt" hätte?
Er läßt im Zuchthaus das ganze nochmals Revue laufen und wird davon wieder krank.... Dann plötzlich auf den letzten Zeilen hat er das Neue Testament unter dem Kissen und ist plötzlich ein Mensch mit Hoffnung. Also doch Sühne?
Das Buch läßt mich ziemlich verwirrt zurück und wie ich mich kenne, werde ich noch Tage darüber grübeln.
Wie fandet ihr den Epilog?
Jetzt hab ich bestimmt einige Gedanken vergessen, die ich während des Lesens hatte. Ich weiß noch wie entsetzt ich war über Swidrigajlow. Dunjas Schüsse auf ihn, doch zuletzt konnte sie ihn nicht umbringen.
Beide, Swidrigajlow und Raskolnikow, waren in der Nacht bzw. in den frühen Morgenstunden öfters auf dem Weg zum Fluß Newa, mit Selbstmordgedanken. Nur einer führte es durch. Warum?
War es bei Swidrigajlow "Schuld und Sühne"? Sein geplagtes Gewissen über seine Neigungen? Er hat Wiedergutmachungen in Form von Geld verteilt. Was tat in dieser Hinsicht Rodja? Eigentlich nichts.
Auch Sonja "sühnt" - sie begleitet Rodja nach Sibirien. Wenn das nicht eine persönliche Sühne ist, eine Selbstbestrafung, meines Erachtens.
Paradoxerweiser bekommt R. Strafminderung wegen seiner guten Taten, die plötzlich am Ende des Buches erwähnt werden, und wegen verminderter Zurechnungsfähigkeit, bestätigt durch den Arzt.
Hat er das verdient?
Sorry, das der Beitrag ein bißchen wirr erscheint. Ich muß meine Gedanken auch erst sortieren.
Wie sieht bei euch der Gesamteindruck aus?
LG Maria