Beiträge von JMaria

    Amazon-Text:


    Kurzbeschreibung


    Weniger bekannt als Anna Karenina oder Krieg und Frieden ist "Auferstehung" dennoch nicht weniger als ein Meisterwerk
    Fürst Necheljudow nimmt als Geschworener an einer Gerichtsverhandlung teil. In der Prostituierten Maslowa, die wegen eines Giftmordes angeklagt ist, erkennt er eine Jugendliebe, die er leichtfertig verführt und dann sitzengelassen hatte. Necheljudow fühlt sich schuldig, daß das Mädchen auf die schiefe Bahn gekommen ist. Er folgt ihr nach Sibirien und bietet ihr die Ehe an.Leo Tolstoi (1828-1910) entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht. Nach ausgedehnten Reisen durch Europa zog er sich auf sein Familiengut zurück und schrieb dort seine großen Werke. Unter dem Eindruck Rousseauscher Ideen verurteilte er Kultur und Zivilisation als das natürlich Menschentum verfälschende Elemente. Werke u.a.: "Krieg und Frieden", "Anna Karenina", "Die Kreuzersonate", "Meine Beichte".
    Klappentext
    »Die Art, wie Tolstoj...sich selber da und dort skizziert, diese etwas ängstliche Art, mit der er sich halb zeigt, halb verbirgt, sich nie ganz mit einer Figur identifiziert und doch allen Figuren eigenste Bekenntnisse in den Mund zu legen den Drang hat ..., ist nicht bloß ein literarisches Spiel Tolstojs, sondern ein Schlüssel zu seiner ganzen Psychologie... « Hermann Hesse

    Hallo Rainer
    das gleiche habe ich auch empfunden. Ich war, man kann sagen, geschockt als ich "Sturmhöhe" las. Soviel Düsternis, soviel Bosheit! Wie immer hast du es gut zusammengefaßt.


    Zitat


    Emily wusste wohl nicht weiter, und ließ Charlotte die letzten drei Kapitel verfassen :zwinker:
    Mit diesem Buch musste Richard III. den ersten Platz für Bösewichte zugunsten Heathkliffs räumen.


    das ist mir neu. Wieder was dazugelernt.

    Zitat


    Kleine Anmerkung.
    Ich weiss nicht wiso, aber mir ist immer gegenwärtig, dass Emily erst 27 Jahre jung war, als sie mit der Sturmhöhe ein so dunkel-böses Buch schrieb.


    Ja - was muß diese Frau für eine (Seele/Erlebnisse/Phantasie(?)) gehabt haben um sowas zu schreiben. Eine Trostlosigkeit ohne die geringste Hoffnung. Mir schlug das Buch ehrlich gesagt aufs Gemüt und wenn wir es damals nicht zusammen im Klassikerforum gelesen hätten, hätte ich es vermutlich auf die Seite gelegt.


    Ich habe mir schon länger vorgenommen auch von Anne Bronte etwas zu lesen und habe noch in meinem Regal: Die Herrin von Wildfell Hall und
    Agnes Grey stehen.
    Kennst du bereits diese Romane?


    Schöne Grüße
    Maria

    Zitat von "Steffi"

    Da hatte ich den Eindruck, Manzoni hatte keine Lust mehr, obwohl er sonst doch recht mitteilsam ist, oder das Buch drohte, zu lang zu werden ?


    In meinem Vorwort steht, daß Manzoni eigentlich nie so richtig zufrieden mit seinem Werk war und es noch Jahre danach korrigierte, ausbessert, ergänzte.


    Zitat von "Steffi"

    Schade auch, daß sich alles so wunderbar aufgelöst hat, ein paar Konflikte hätte ich mir da schon noch gewünscht, Manzoni würde dazu sicher sagen: "dann schreib es halt selbst".


    Das war gut 'gesagt' ;-)


    Zum Abschluß wollte ich noch schreiben, daß mir die Leserunde viel Spaß gemacht hat und Manzoni ein zu lesen lohnendes Buch war.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Rainer
    dann bin ich mal gespannt, wie dir "Sturmhöhe" im Vergleich zu "Jane Eyre" gefällt. Falls man die 2 Romane überhaupt vergleichen kann, aber da sie Schwestern waren, ist es immer irgendwie naheliegend ;-)


    Ich hatte so meine Probleme mit Heathcliffe.


    Falls es jemand interessiert: ich lese gerade von Tennessee Williams: Die Glasmenagerie. Ist schon seltsam, wenn man zwischendrin immer liest, wie das Bühnenbild auszusehen hat, bei dieser und jener Szene usw.


    Viele Grüße
    Maria

    Zitat von "ikarus"


    Ich habe auch noch gut 100 Seiten zu lesen. Wahrscheinlich werde ich die aber in absehbarer Zeit leider auch nicht schaffen, da ich momentan voll im Umzugs-Stress stecke und somit weder Zeit noch Muße für das Buch finde. Zudem werde ich demnächst einige Zeit offline sein. Das Forum vermisse ich jetzt schon :cry:
    Ich wünsche euch allen heute schon ein schönes Weihnachtsfest und freue mich auf die nächste Leserunde im neuen Jahr.


    Macht´s gut bis dahin
    ikarus


    Hallo Ikarus
    dann wünsche ich dir, daß du den Umzugs-Stress recht schnell hinter dich bringst, damit du wieder online gehen kannst. Ich freue mich schon auf weitere Leserunden :-)


    Auch dir alles Gute fürs neue Jahre.
    Bis dann
    Maria

    Hallo Dyke


    wenn, dann würde ich auch zu der gesamten Lederstrumpf-Geschichte tendieren. Ein Langzeitprojekt hatten wir schon länger nicht mehr. (Das letzte war die Joseph-Tetralogie von Thomas Mann, da haben wir einige Wochen gebraucht - das war aber ein tolles Projekt) :-)


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Mirjam
    du Arme. Ich hoffe es klappt gut! *daumen_drück*


    im Amazontext zu dem Buch steht auszugsweise:


    Während dieses Buch StudentInnen der Pädagogik bzw. Erziehungswissenschaften nur wärmstens zu empfehlen ist (da sie sämtliche Klassiker im historischen Kontext kennenlernen), mag es auch für historisch interessierte Nichtpädagogen aufgrund der komplexen, aber unterhaltsamen Darstellungsweise interessant sein


    Vielleicht helfen dir ja noch diese Hinweise um den richtigen Einstieg zu finden. Wenn der Anfang mal gemacht ist, läuft es meist besser.


    Liebe aufmunternde Grüße
    Maria

    Hallo zusammen


    Zitat von "Dana"

    Maria: Ach, wird der Name des Jungen tatsächlich genannt? :o


    nur einmal soviel ich noch weiß und zwar ziemlich am Anfang, als der Alte den Jungen weckte.


    Zitat

    @ nimue/ Maria: Zu seinem Alter: Ich habe ständig einen 8-10jährigen vor Augen gehabt, auch wenn seine Selbständigkeit doch für ein höheres Alter zeugen würde, glaube ich. Aber bis 20-30 Jahre wäre ich nicht gegangen ...


    vor meinem geistigen Auge ist er zwischen 14-16 Jahre :-)


    Zitat

    Mir hat es ausgesprochen gut gefallen, nicht zuletzt wegen Hemingways Art zu schreiben. Ich weiß nicht, ob ein wenig begabter Autor mich mit diesem Buch hätte verführen können. Das Fischen ist nicht unbedingt mein Thema u. solche moralischen Geschichten eigentlich auch nicht.


    das Meer und die Einsamkeit kamen bei mir als Leser gut an. Obwohl der Alte sich nicht einsam fühlte, hatte ich ein solches Empfinden. Ich stelle es mir unheimlich vor mehrere Tage auf dem Meer, ganz alleine, Sturm kommt auf, Haie, der Kampf. Das alles war sehr beeindruckend für mich.
    Vielleicht vermittelten auch die dunklen, düster wirkenden Holzschnitten in meiner Ausgabe dieses Empfinden von Einsamkeit.


    Zitat


    Das wird nun nicht mein Lieblingsbuch von Hemingway werden, aber für eine erneute Bestätigung, dass er zu meinen Lieblingsautoren gehört, hat es trotzdem gereicht.


    Was ist denn dein Lieblingsbuch von Hemingway? Ich kenne nur noch "Paris, ein Fest fürs Leben". Hat mir sehr gut gefallen, da wirkt Hemingway noch unbeschwert, optimitisch, trotz daß er noch nicht berühmt war. Jung verheiratet und jedes Hindernis meisternd.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Mirjam
    willkommen im Klassikerforum. Ich finde du hast da ein interessantes Thema, wenn man davon ausgeht, daß das 18. Jahrhundert in Europa sehr patriarchalisch war. (Ich hoffe ich liege jetzt da richtig).


    War das 18. Jahrhundert nicht auch das Jahrhundert der Aufklärung? Wenn ja - vielleicht würde dir dieses Buch weiterhelfen:


    http://www.amazon.de/exec/obid…1_2_3/028-7987033-8383716


    Viel Glück mit deinem Referat
    Gruß Maria

    Hallo Dyke
    vielen Dank für die Links, habe gestern und heute darin gestöbert, vieles kannte ich noch nicht.


    Wenn ich K.Ts Biografie lese fällt mir auf, daß doch einige Autoren am 3. Reich verzweifelt sind, bis hin zum Selbstmord. Sandhofer und Nele haben auch Kästner erwähnt und ich mußte auch an Stefan Zweig denken.


    Bestimmt gibt es noch viele andere, die mir gerade nicht einfallen, aber traurig stimmt es einen.


    LG Maria

    Zitat von "Dana"

    Da ist mir noch etwas eingefallen:


    Den Namen des Alten erfahren wir eher beiläufig, er ist nicht wichtig. Er ist der Alte / der alte Mann u. steht für seine Generation. Ob das auch für den Jungen gilt? Wie alt schätzt du ihn?


    LG,
    Dana


    Hallo Dana
    darf ich kurz mitschreiben? :-)
    Ich würde Manolin auf jedenfall noch als jugendlich beschreiben, da er zu Santiago sagt, daß er doch seinen Eltern gehorchen muß.


    Ich finde diese Geschichte als eine Kampfansage ans Leben. Egal was passiert, man darf sich nicht unterkriegen lassen, auch wenn man Ende nur "Abfall" nach Hause bringt.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo zusammen


    auch ich gehöre zu der arbeitenden Bevölkerung, aber da ich fast nicht fern sehe, habe ich doch einige Zeit für mein liebstes Hobby: lesen.
    Dafür verpasse ich aber oft auch gute TV-Tipps, die hier im Forum gegeben wurden. Naja - bin halt eine Leseratte ;-)


    Zitat von "Steffi"

    Hallo Maria !


    Danke für "Die brennende Lampe". Das hat mich sehr betroffen und ich bin froh, dass ich mir aufgrund dieser Tucholsky-Diskussion eine Werkausgabe zugelegt habe.


    ging mir auch so, besonders als ich es wieder las. Da kommen einen ganz andere Gedanken als vor Jahren. Es ist immer noch aktuell und wird wohl leider immer sein. :(


    In meiner Ausgabe ist die brennende Lampe nur ein Teil von einer Reihe kritischer Aufsätzen über den Krieg und seine Auswirkungen.
    "Meine Flieger - Deine Flieger" (Eine Satire auf den Hurra-Patriotismus - soweit ich das verstehe) oder "Der Graben" (so traurig) kann ich dir auch ans Herz legen.


    Dann gibt es noch den "Schulaufsatz: Hitler und Goethe".


    Tucholsky gibt viel Stoff zum Reden und Nachdenken.


    Nele und Sandhofer: Fabian von Kästner kenne ich nicht. Habe es mir aber gestern ausgeliehen. Bin schon sehr gespannt darauf.


    LG Maria

    Hallo zusammen
    über Don Abbondio könnte man Seiten füllen. Mir scheint die Nebencharakteren sind interessanter als die Hauptpersonen. Vermutlich weil sie die Auslöser der tragischen Geschichte waren und die Leidenden auf Gott vertrauen mußten.


    Zitat von "Nele"


    Was mich auch noch sehr bewegt hat, war der Tod Pater Cristoforos. Das war sehr traurig, zumal er ja ein Mann war, der eben die Tugenden, von den sich Don Abbondio mal eine Scheibe hätte abschneiden können :D , ausgelebt hat und inmitten der Pestwirren und -viren für die Menschen sorgte und sich aufopferte um schliesslich selbst an dieser furchtbaren Krankheit zu sterben.


    ging mir auch sehr nahe, zuanfangs habe ich garnicht verstanden, warum Renzo bei seinem Anblick erschrak, erst als er es Lucia erzählte, hab ich das kapiert und fand es sehr traurig. Doch hatte ich das Gefühl, dass er sterben wollte, sein Leben war auf Buße ausgelegt, weil er sich unwürdig fühlte. Dabei war er das am allerwenigsten.


    Zitat von "Nele"


    Und dann die Bilder der Menschen, die ihre Liebsten begraben müssen: vor allem die Mutter des kleinen Mädchens, die sich, nachdem sie diese auf den Wagen der Monatti geladen hat, zu ihrem letzten Kind zum Sterben legt. Furchtbar.


    Da sprichst du die Szenen an, die mich auch sehr berührten. Wie sie ihr totes Mädchen noch schön angezogen hat und den Monattis das Versprechen abnahm, daß sie ihr nichts beraubten und dafür bezahlte und dann bat am nächsten Tag sie und ihr letztes Kind abzuholen. Bewegend.


    Zitat von "Nele"


    Und die Geschichte der Salber - was sagt Ihr denn dazu? Also, was die Leute sich alles ausdenken, unglaublich! Und Lorenzo wird dann ja auch gnadenlos, ohne Nachfrage und Anhörung verfolgt und wäre wahrscheinlich vom Mob niedergemacht worden, wäre er ihnen in die Fänge geraten.


    ganz bestimmt. Da ist Renzo eigentlich mal ohne Verschulden hineingeraten, aber später hat er wieder mal etwas gedankenlos die Schellen an die Beine gebunden. Am Ende der Geschichte zählt er dann auf, was er aus allem gelernt hat.


    Zitat von "Nele"


    P.S.:
    Ich lese gerade meinen zweiten Dostojewski, verehrte Ex-Mitleser von "Verbrechen und Strafe" :wink: : "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus" - es ist grandios und seeehr zu empfehlen!!


    das Buch kenne ich leider auch noch nicht. Aber ich habe mir fest vorgenommen noch weiteres von Dostojewski zu lesen. Ich habe mit Homer: Odysee angefangen. :wink:


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo zusammen
    zuallererst: ich bin durch :-)


    2. Ihr habt tolle Gedanken mitgeteilt, da gab es für mich einiges zum Nachdenken. Nochmals zu Don Abbondio und den anderen Hauptakteuren. Steffis Bemerkung von einem Schema, eine Rolle die jede Person inne hat, finde ich richtig und Manzoni bleibt diesem Schema auch treu. Don Abbondio ist mir nicht unsympathisch, im Laufe der Geschichte hat sich das gelegt und er sorgte für das Heitere, die menschliche Schwäche gepaart mit Vernunft, so scheint es mir.


    Ihr werdet noch eure Freude haben wenn ihr zu dem Kapitel kommt, in der er und Agnes bei dem Ungenannten Zuflucht suchten. Die Gespräche sind voller Humor und Don Abbondio bleibt seinem Verhalten treu.


    Am besten, finde ich, kann Manzoni Gegenden, Situationen beschreiben. Viel besser als Menschen. Hier ein paar Beispiele:


    Kapitel 30 über die Kriegssituation:
    Man stritt sich, welches die eingeteufeltsten Regimenter wären, ob das Fußvolk oder die Reiter es schlimmer trieben; man nannte, so gut es gehen wollte, verschiedene Anführer, erzählte sich von einigen ihre früheren Taten, zählte die einzelnen Nachtquartiere und Märsche her....es zogen Wallensteins Reiter darüber, Marradas Fußvölker, die Reiter von Anhalt, das Fußvolk von Brandenburg udn als dann Montecuculis und Ferraris Reiterei, Altringer, Fürstenberg und Colloredo; darauf die Kroaten, nach diesen Torquato, Conti und andere mehr..


    beeindruckend, findet ihr nicht?


    oder Kapitel 32:...


    Es war ein Gewirr von Nesseln, Farnkraut, Lolch, Quecken, von Mehlkraut, wildem Hafer, grünen Tausendschön, Saltkräutern, Sauerklee, Hirsegras und andern ähnlichen Kräutern. Es war ein Mischmasch von Stengeln, die einander um die Wette in der Luft überragten, oder ebenso eines über das andere hinaus am Boden hinkrochen, kurz in aller Weise sich gegenseitig zu verdrängen strebten; ein Gemisch von Blättern, Blumen, Früchten von hunderterlei Farben, hunderterlei Formen, hunderterlei Größen; kleine Ähren, Kolben, Büschel, Dolden, Krönchen, weiß, rot, gelb,blau....


    so ausführlich finden wir keine Personenbeschreibung.


    eine Gänsehaut bekam ich bei der Beschreibung der Situation in Mailand und Umgebung wegen der Pest. Wieder schafft das Manzoni eher mit der allgemeinen Geschichte. Bei den Personen macht er das kurz und bündig. Wie zum Beispiel bei Don Rodrigo und dem Grauen......


    Ihr seid zwar noch nicht soweit, aber meine Gedanken galoppieren und ich hoffe es macht nichts aus, wenn ich meine Eindrucke jetzt bereits zusammenfasse:


    Wie bereits erwähnt bleibt Don Abbondio sich treu, er bleibt vorsichtig bis zuletzt, aber dann hilft er dem Paar, indem der dem "Marquese" von Renzos Problem mit dem Steckbrief erzählt und um Hilfe bittet.


    Ihr müßt mal aufpassen was mit dem Geld und den Schätzen Don Abbondios und dem Geld der Agnes und des Renzos passiert. Da gibt es eine Art Gerechtigkeit *g*


    wer erst zuende lesen möchte, sollte nun nicht weiterlesen:
    .
    .
    .
    .
    .


    Renzos Suche und seine Liebe zu Lucia ist rührend und romantisch. Das Problem mit dem Gelübde handhabt Manzoni wieder wie gewohnt. Es wird beseitigt, in wenigen Sätzen, kurz und bündig.


    Die "Bösen" haben ja alle ihre Strafe bekommen. Auch hier sieht man Manzonis Schema.


    Über Don Abbondio wird gesagt:


    Die drei armen Leute hatten immer eine gewisse ehrerbietige Anhänglichkeit an ihren Pfarrer gehabt, und dieser hatte ihnen im Grunde immer wohlgewollt. Es ist nur die leidige Verwirrung der Welt, die die Menchen auseinander bringt.


    Jetzt wissen wir es ;-)


    Das letzte Kapitel hat es wirklich in sich mit Erklärungen. Wir alle rätselten über die Schönheit von Lucia, die blass dargestellt wurde. Auch hier einer der Schlußsätze Manzonis:


    Renzos' Gedanken:
    Was geht es denn euch an? Und wer hat euch geheißen, was zu erwarten? Habe ich etwa je mit euch davon gesprochen? Habe ich euch gesagt, daß sie schön sei? ... Und eine Bäuerin? Habe ich euch schon einmal gesagt, ich hätte euch eine Prinzessin gebracht? Sie gefällt euch nicht? Seht sie nicht an. Wenn ihr schöne Frauen habt, so schaut auf diese.


    Genial, oder?


    Das letzte Drittel des Buches ist in meinen Augen herausragend :-)


    Bin auf eure Gedanken gespannt.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo zusammen


    bisher haben wir immer Klassiker verstorbener Autoren gelesen, meine Frage wäre nun, inspiriert durch Ikarus Beitrag über DDR-Autoren, ob ihr bereits einige Bücher als Klassiker bezeichnen würdet, von Autoren die noch leben?


    Oder widerspricht sich das?


    2. Frage:
    z.B. frage ich mich ob ich meinem Lesevorschlag "Weites Feld" von Günter Grass wieder rauslöschen sollte. *grübel*


    Wie seht ihr das?


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Katy


    auch von mir ein herzliches Willkommen. Vielleicht klappt es mal mit einer gemeinsamen Leserunde? Wäre schön. :-)


    Viele Grüße
    Maria

    Willkommen im Klassikerforum, Bernducha.


    Ich kenne zwar nicht alle Schriften Tucholskys, aber beeindruckt hat er mich schon immer. Dein Beitrag hat mich an folgendes erinnert, das Tucholsky 1931 niederschrieb, als er die Kriegsstimmung bereits spürte:


    Die brennende Lampe


    Wenn ein jüngerer Mann, etwa von dreiundzwanzig Jahren, an einer verlassenen Straßenecke am Boden liegt, stöhnend, weil er mit einem tödlichen Gas ringt, das eine Fliegerbombe in der Stadt verbreitet hat, er keucht, die Augen sind aus ihren Höhlen getreten, im Munde verspürt er einen widerwärtigen Geschmack, und in seinen Lungen sticht es, es ist, wie wenn er unter Wasser atmen sollte -: dann wird dieser junge Mensch mit einem verzweifelten Blick an den Häusern hinauf, zum Himmel empor, fragen:
    "Warum—?"
    Weil, junger Mann, zum Beispiel in einem Buchladen einmal eine sanfte grüne Lampe gebrannt hat. Sie bestrahlte, junger Mann, lauter Kriegsbücher, die man dort ausgestellt hatte; sie waren vom ersten Gehilfen fein um die sanft brennende Lampe herumdrapiert worden, und die Buchhandlung hatte für dieses ebenso geschmackvolle wie patriotische Schaufenster den ersten Preis bekommen.
    Weil, junger Mann, deine Eltern und deine Großeltern auch nicht den leisesten Versuch gemacht haben, aus diesem Kriegsdreck und aus dem Nationalwahn herauszukommen. Sie hatten sich damit begnügt - bitte, stirb noch nicht, ich möchte dir das noch schnell erklären, zu helfen ist dir ohnehin nicht mehr -sie hatten sich damit begnügt, bestenfalls einen allgemeinen, gemäßigten Protest gegen den Krieg loszulassen; niemals aber gegen den, den ihr sogenanntes Vaterland geführt hat, grade führt, führen wird. Man hatte sie auf der Schule und in der Kirche, und, was noch wichtiger war, in den Kinos, auf den Universitäten und durch die Presse national vergiftet, so vergiftet, wie du heute liegst: hoffnungslos. Sie sahen nichts mehr. Sie glaubten ehrlich an diese stumpfsinnige Religion der Vaterländer, und sie wußten entweder gar nicht, wie ihr eignes Land aufrüstete: geheim oder offen, je nach den Umständen; oder aber sie wußten es, und dann fanden sies sehr schön. Sehr schön fanden sie das. Deswegen liegst du, junger Mann.
    Was röchelst du da -? "Mutter?"- Ah, nicht doch. Deine Mutter war erst Weib und dann Mutter, und weil sie Weib war, liebte sie den Krieger und den Staatsmörder und die Fahnen und die Musik und den schlanken, ranken Leutnant. Schrei nicht so laut; das war so. Und weil sie ihn liebte, haßte sie alle die, die ihr die Freude an ihrer Lust verderben wollten. Und weil sie das liebte, und weil es keinen öffentlichen Erfolg ohne Frauen gibt, so beeilten sich die liberalen Zeitungsleute, die viel zu feige waren, auch nur ihren Portier zu ohrfeigen, so beeilten sie sich, sage ich dir, den Krieg zu lobpreisen, halb zu verteidigen und jenen den Mund und die Druckerschwärze zu verbieten, die den Krieg ein entehrendes Gemetzel nennen wollten; und weil deine Mutter den Krieg liebte, von dem sie nur die Fahnen kannte, so fand sich eine ganze Industrie, ihr gefällig zu sein, und viele Buchmacher waren auch dabei. Nein, nicht die von der Rennbahn; die von der Literatur. Und Verleger verlegten das. Und Buchhändler verkauften das.
    Und einer hatte eben diese sanft brennende Lampe aufgebaut, sein Schaufenster war so hübsch dekoriert; da standen die Bücher, die das Lob des Tötens verkündeten, die Hymne des Mordes, die Psalmen der Gasgranaten. Deshalb, junger Mann.
    Eh du die letzte Zuckung tust, junger Mann:
    Man hat ja noch niemals versucht, den Krieg ernsthaft zu bekämpfen. Man hat ja noch niemals alle Schulen und alle Kirchen, alle Kinos und alle Zeitungen für die Propaganda des Krieges gesperrt. Man weiß also gar nicht, wie eine Generation aussähe, die in der Luft eines gesunden und kampfesfreudigen, aber kriegablehnenden Pazifismus aufgewachsen ist. Das weiß man nicht. Man kennt nur staatlich verhetzte Jugend. Du bist ihre Frucht; du bist einer von ihnen - so, wie dein fliegender Mörder einer von ihnen gewesen ist.
    Darf ich deinen Kopf weicher betten? Oh, du bist schon tot. Ruhe in Frieden. Es ist der einzige, den sie dir gelassen haben.


    K.T. war m.E. ein Mann der vieles sah und vorausahnte.
    Viele Grüße
    Maria


    Hallo Rainer


    vielleicht konnte Manzoni eine schöne Frau aus religiösen Gründen nicht so recht Farbe verleihen. Hemmungen? oder die Ansicht die Frau sollte eine Heilige sein? Der Glaube ist vorrangig vor Aussehen? Ihr Beten mit dem Rosenkranz, ihre großen angstvollen Augen sollen dem Leser beeindrucken, aber den schönen Körper vergessen lassen?


    Ich weiß es leider auch nicht, habe aber ein ähnliches Gefühl wie du, wenn ich über Lucia lese.


    Viele Grüße
    Maria