Beiträge von JMaria


    Hallo zusammen,


    schließe mich mit der Frage an :zwinker:
    passt perfekt zu Eleanor.


    Im Rückblick fiel mir auch noch die Hitze auf, die im Kapitel 1913 erwähnt wird, wiederholt erwähnt wird. Hitze kann auch lähmend wirken. Wie die Seelen im Purgatorio, die nichts tun können....


    sandhofer, du hast natürlich recht. Meine Ausgabe von der Göttlichen Komödie ist im Manesse Verlag erschienen.


    Maja: einen schönen Urlaub wünsche ich dir. :winken:
    Gruß Maria

    Hallo Sandhofer,


    den Titel des Threads habe ich übernommen: FAZ


    aber ich habe auch nur eine Rundfunkansprache in der FAZ gefunden. Seltsam.


    Von Golo Mann könnten sie von mir aus gerne wieder etwas im Rundfunk senden. Als Jugendliche habe ich von ihm einen Vortrag über die Französische Revolution gehört. Das hat mich damals so nachhaltig beeindruckt, dass ich meine Bücherei über dieses Thema abgraste :-)
    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Friedrich-Arthur


    vorab:
    das berühmte 'Literarische Quartett' habe ich nie gesehen. Zuanfangs war ich zu jung um mich dafür zu interessieren und später hat es sich nie ergeben und nun sind diese bereits Geschichte.


    Das heißt nicht, dass ich nicht von einige Streitdiskussionen gehört habe/gelesen habe.


    Seine Lebensgeschichte wollte ich schon seit längerer Zeit lesen, aber wie es manchmal so ist, es kommt immer ein anderes Buch dazwischen.


    Marcel Reich-Ranicki ist eine Person die sehr polarisiert. Aber es ist in letzter Zeit ruhiger um ihn geworden, außer mit Versöhnungsschlagzeilen war er kaum in den Medien.


    Das dtv-Porträt ist bestimmt interessant. Ein Mann der viel erlebt hat, der Kanten und Ecken hat. Seine Feuilletons habe ich gerne gelesen.


    Wer hat seine Biographie gelesen, oder auch das dtv- Porträt?


    Ich schätze, ob man ihn mag oder nicht, er hinterläßt eine Lücke.


    (Vielleicht ist dieser Thread so ruhig, weil es auch um den Mann ruhiger geworden ist. Danke für den Hinweis auf seinen 85.Geburtstag.)


    Gruß Maria

    Hallo Steffi


    Zitat von "Steffi"

    Sie schreibt u.a. über das Verhältnis zur Zeit : "Die Mehrdimensionalität der Zeit - was Einstein Raumzeit nennt - findet in der Moderne ihren Niederschlag in der Ablehnung des Linearen." Dann vergleicht sie "zwei Schlüsseltexte jener Zeit": Mrs. Dalloway von Virginia Woolf und Ulysses von James Joyce. Beide Romane spielen innerhalb von 24 Stunden, in Mrs. Dalloway spielt jedoch die wirkliche Zeit keine Rolle, denn Clarissa, die Hauptfigur, erinnert sich an ihre Vergangenheit, der Tag durchbricht diese Vergangenheit. Dazu kommen als Sinnbilder des Augenblicks die Blumen
    "Unendlichkeit der Augenblicke, verdichtet in einem einzigen Tag, der bestimmt vergehen und zerfließen wird, der aber selbst in seiner Vergänglichkeit etwas Ewiges birgt."


    Während VW also die Zeit verdichtet, dehnt JJ die Zeit. "Wir erhalten den Eindruck des individuellen Daseins, das mit seiner eigenen Wirklichkeit nur durch wenige Fäden verknüpft ist und wie ein Flugdrachen durch Mythen, Geschichte, Vergangenheit, Zukunft und Alltagswirklichkeit taucht und steigt."


    Gruß von Steffi


    Vielen Dank für diese interessante Erklärung. Ich habe mir auf deinen Tipp hin, das Buch auch besorgt und heute ist es angekommen. Gerade zur rechten Zeit, denn mit der Biographie über Virginia Woolf von Quentin Bell bin ich durch. Über diese Biographie kann ich mich nur lobenswert äußern. Neben den vielen Information kam auch der 'Geist' Virginias' zu Tage. Ich spürte beim Lesen, dass sie ein fröhlicher, lebensbejahender Mensch war. Auch wenn das jetzt auf den 1. Blick unlogisch klingt, weil V.W. Selbstmord beging. Aber du hast die Bio auch gelesen, du wirst wissen was ich meine.


    nochmals zum Zeitstrom und Virginia's Erzählstil:
    ich finde es sehr spannend, wie Virginia Zeit und Naturbeschreibungen miteinander verflechtet. Desgleich - Naturbeschreibungen mit menschlichen Gefühlen. Das fesselt mich sehr.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Frank


    schaust du ab und zu bei uns rein?
    Ich habe schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil wir doch zum Jahreswechsel Balzac lesen wollten. Dazu wollte ich mich kurz melden, denn ich habs nicht vergessen.


    wäre schön, wenn du dich meldest und kurz mitteilst, wie dein Zeitplan aussieht. Vielleicht klappt es ja noch.


    Im Moment lese ich noch "Die Jahre" von Virginia Woolf. Ich schätze mal, dass die Leserunde bis Ende Februar geht.


    Grüße von
    Maria

    Zitat von "Jaki"

    Geht mir genauso, nur dass ich kein regelmäßiger Hörer bin und deshalb nie den richtigen Zeitpunkt erwische.
    Wann kommen denn die Lesungen? und werden die regelmäßig gesendet oder nur ab und zu??


    Liebe Grüßlies!!



    Hallo Jaki
    willkommen im Klassikerforum :winken:


    Ich greife auf die Infos von "Bluetenleser" zurück. Viel Spaß beim Stöbern.


    Gruß
    Maria

    Hallo Zusammen
    Hallo Steffi


    Zitat von "Steffi"

    Nur kurz will ich euch eine Kurzbiografie von Alexandra, Princess of Wales, vorstellen. http://namen-der-rosen.de/princesswales.html


    wunderschön, die Rose wie die Princess of Wales. Ihr Leben hast du schön zusammengefaßt. Deine Seite wächst und wächst. :winken:


    [Off Topic: Rosen]
    das erinnert mich, dass ich es kaum erwarten kann, meine Rosen vom Schutz zu befreien. Es wird Zeit, dass der Frühling kommt.
    :sonne:


    Zitat von "Steffi"


    Ich würde auch sagen - beides ! Obwohl die Politik direkt ja nur eine Nebenhandlung ist, glaube ich, dass viel unmerklich gesagt wird. Ich fand die Verknüpfung zwischen dem heiteren Anfang und dem doch eher melancholischen Schluß sehr schön. Könnte dieser Tag nochmal das gesamte Leben von Eleonor rekapituliert haben ?


    ich denke, du hast recht in bezug mit der Rekapitulation und auch daß vieles unmerklich gesagt wird.


    [Kapitel 1913]
    Besonders viel mir das im Kapitel 1913 auf, das kürzeste(?) Kapitel bisher. Kaum begonnen war ich mit dem Kapitel durch und ich war überrascht wie kurz es gehalten war. Aber soviel ist darin enthalten:


    der Verkauf des Hauses, der alte Hund stirbt nach einer langen Leidenszeit weil Crosby nicht loslassen konnte. Crosby hängt an den alten Dingen und hat ein Sammelsurium an Andenken aus dem Hause Pargiter, auch das Walroß hat sie aus dem Abfall gerettet. Sie hat Angst über die Straße zu gehen. Mit ihr geht auch ein Zeitalter zu Ende.


    Martin taucht kurz auf, der über die Lüge nachdenkt.


    Jeder lügt... Sein Vater hatte gelogen


    außerdem spürt er, dass sich etwas zusammenbraut:


    Der Krieg auf dem Balkan war vorbei; aber weiterer Ärger braute sich zusammen - dessen war er sicher. Ganz sicher.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo zusammen,


    Zitat von "Steffi"

    Überhaupt ist 1911 ein Kapitel, das mir besonders gut gefällt. Wieder einmal steht Eleonor im Mittelpunkt, befreit von ihrem Vater aber das Leben verschwendet, sie ist nun 55 Jahre alt; abhängig von ihren Brüdern und dann als Gegenpol taucht Peggy auf: jung, abenteuerlustig, romantisch. Die Atmosphäre auf dem Land ist herrlich geschildert, ein leichter melancholischer Unterton begleitet die Idylle. Ich frage mich, wieviele Töchter damals ihr Leben für den Vater bzw. die Familie geopfert haben. Und deren Leistung nicht anerkannt wurden.


    empfinde ich auch so. Auch wirkt das Kapitel 1911 noch recht positiv im Gegensatz zum Beginn des Kapitels 1913.


    [1911]
    Eleanor trifft diesen alten Bekannten, der ihre Augen bewunderte, das gibt ihr ein jugendliches Gefühl zurück. Sie war auf Reisen und sah gesund und munter aus.


    Bei dem Hinweis mit der Eule mußte ich an Virginia Woolf denken, die auch gerne Vögel beobachtete.
    Oder bedeutet die Eule, dass drohende Schatten auftauchen?


    Kapitel 1911 war ein Sonnendurchflutendes Kapitel, doch am Ende befinden wir uns im Purgatorio? (Dante lag auf Eleanors' Nachtisch).


    In meiner Dante Ausgabe heißt es darüber:


    Der Zustand der Seelen im Purgatorio kann als zwitterhaft empfunden werden. Sie sollen sich sittlich läutern, und doch ist ihnen jede Möglichkeit des Handelns, der sittlichen Aktivität genommen. .... Hier ist von Kampf keine Rede mehr.... Ihre Augen sind nicht mehr starr auf das irdische Leben gerichtet, sie haben sich von ihm gelöst. Sie kämpfen aber auch nicht für etwas Höheres, da sie zu ihrer Erlösung nichts mehr beizutragen vermögen....


    ob sich das auf Eleanor bezieht, oder auf die damalige politische Situation? Wir nähern uns ja dem 1. Weltkrieg.


    [1913]
    Das Kapitel beginnt wirklich mit Schatten. Abercorn Terrace wurde verkauft und Eleanor trennt sich von Crosby und dem alten Hund.


    Ob das wirklich ein Neubeginn für Eleanor wird? Ich weiß es noch nicht. Ich habe erst begonnen das Kapitel zu lesen.


    Der erste Abschnitt über Schnee ist sehr beeindruckend und wenn ich aus dem Fenster schaue, habe ich derzeit hier die gleiche Situation. :zwinker:


    Schnee fiel. Schnee fiel schon den ganzen Tag. Der Himmel breitete sich wie der Flügel einer Graugans, aus dem Federn herabfielen, über ganz England. Der HImmel war ein einziges Gestöber fallender Flocken.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo zusammen,


    Zitat von "Steffi"


    Maja schrieb:
    Zitat:
    Warum also dieser Beginn sozusagen ausserhalb der Familie?


    Vielleicht ein Hinweis, dass sich der Fokus dieses Familien-Romans verschiebt von der Männersicht zur Frauensicht ? Bei Galsworthy z.B. spielen ja Frauen nur eine Nebenrolle, hier ja eindeutig die Frauen. Also zuerst mal anfangen, wie eine althergebrachte Familiensaga und dann davon abweichen ? Klingt das plausibel ?


    sehr plausibel, ganz toll erklärt :smile:
    Abel Pargiter stellt die Generation dar, die am sozusagen am Aussterben ist, so wie das viktorianische Zeitalter, das zwar schon vorbei war, aber die Traditionen noch nachwirkten.


    V.W. hatte eigentlich garnicht geplant einen Tatsachenroman (wie sie es nennt) zu schreiben. Innerhalb diesem Tatsachenroman hat sie mit dem Essay-Roman experimentiert. Das Ergebnis war "The Years". Hat überhaupt vor ihr ein Schriftsteller einen Essay-Roman geschrieben? Ich weiß im Moment von keinem.


    Sie schreibt in ihrem Tagebuch:


    Natürlich ist jetzt eingetreten, dass ich, nachdem ich all diese Jahre - seit 1919 - ...einen Bogen um den Tatsachen roman gemacht habe, jetzt zur Abwechslung ein unwahrscheinliches Vergnägen an Tatsachen bei mir entdecke.... Das ist die richtige Linie, da bin ich sicher, nach The Waves - The Pargiters - das ist es, was ganz natürlich zum nächsten Stadium führt - dem Essay-Roman..


    Ich komme zum Kapitel 1913.
    Im Moment fällt es mir schwer über das Kapitel 1911 etwas zu schreiben.


    Gruß Maria

    noch ein paar Hintergrundsinformationen zu:


    Ernest Renan den Historiker den Eleanor im Kapitel 1908 liest.


    Pargiter:
    Der Name Pargiter kommt von Pargetter und bedeutet 'Pflasterer'.


    dazu schreibt J.Marcus:


    Eleanor is the pargetter in The Years. She spends her life literally plastering the ceilings of theslums, fixing leaky roofs, and cleaning smelly drains. The word bears also the meaning of lying orcovering up in the sense of „whitewash,“ but that is the province of the men in the novel (AbelPargiter’s affair, Morris in the law courts, Martin in the chop house, Edward’s translating from theGreek).“ (J. Marcus. „The Years as Greek Drama, Domestic Novel, and Götterdämmerung“. S. 281)


    Feigenbaum (Kapitel 1908, TB-Ausgabe S. 141)

    Der Wind rüttelte an den Fenstern des hinteren Zimmers, er drückte die kleinen Sträucher nieder; sie hatten immer noch keine Blätter. Es war, was ein Mann unter einem Feigenbaum gesagt hatte, auf einem Hügel, dachte sie. Und dann hatte ein anderer Mann es niedergeschrieben.


    ich glaube hier bezieht sich Virginia Woolf auf Markus Kapitel 11: 12 bis 14:


    12 Am nächsten Morgen, als sie Bethanien verließen, hatte Jesus Hunger.
    13 Schon von weitem sah er einen Feigenbaum mit vielen Blättern. Er ging hin, um sich ein paar Feigen zu pflücken. Aber er fand nichts als Blätter, denn zu dieser Jahreszeit gab es noch keine Feigen.
    14 Da hörten die Jünger, wie Jesus zu dem Baum sagte: »Nie wieder soll jemand von dir eine Frucht essen!«

    Gruß Maria

    Hallo zusammen,


    entschuldigt bitte, dass ich mich erst jetzt wieder melde. Nach einem gripp. Infekt, den meine ganze Familie lahmlegte, hatte ich eine totale Schreibblockade. Ich las und konnte es einfach nicht in Worten fassen. *seufz*


    Maja:
    willkommen in unserer Leserunde. :winken:


    Zitat von "Maja"

    Was mir besonders aufgefallen ist: Jedes Gespräch wird unterbrochen, meist durch andere Personen, die hinzutreten. Das macht einen irgendwie kribbelig, regt aber auch zum Nachdenken an "Was wollte die Person noch sagen?" Auch entstehen so viele Geheimnisse.


    stimmt, in den Kapiteln 1907 und 1908 fand ich das auch sehr deutlich.


    Zitat von "Maja"

    Zum Beispiel die "Meditations"-stelle von Sara in 1907. Es wird ganz raffiniert zwischen den Ebenen hin und her gewechselt.
    Für den zweiten Durchgang werde ich einen Stammbaum machen, es wird schrecklich unübersichtlich, mit all den Cousins!


    dieses Wechseln der Ebenen fand ich sehr interessant. Auch erscheint gerne eine Parallele (z.B. Kapitel 1910 anfang), wie es auf dem Land ist und zur gleichen Zeit in London.


    Die Verwandtschaftsverhältnissen verwirren mich nicht, aber auf deinen Stammbaum freu ich mich.


    Zitat von "Maja"

    Ich hoffe, es ist auch in dieser Leserunde erlaubt, etwas vorzugreifen:) Ich habe den Eindruck, dass das keine Rolle spielt, es kommt weiterhin Sally und Sara vor. Die Verwendung von Kosenamen hängt wohl nicht (nur) vom Alter ab, sondern vielleicht eher von Person/Beziehung/Situation.


    das kann sein, guter Gedanke.
    im Kapitel 1908 und 1910 fiel mir auf, dass Rose und Eleanor sich beide wie 2 Personen in einer Person fühlen. Aber Sara/Sally die eigentlich (bis jetzt) viel unbedarfter wirkt hat 2 Namen. Das läßt mich darüber nachdenken, ob es hier eine Beziehung gibt.


    Zitat von "Steffi"

    Maria: Habe gestern einen interessanten Aufsatz gelesen, indem "Ulysses" und "Mrs. Dalloway" verglichen werden. Mal sehen, ob oich ihn zusammenfassen kann !


    ich muß Mrs. Dalloway unbedingt noch lesen!


    Zitat von "Steffi"

    1908:


    Es war März, und der Wind wehte.
    Der Wind, bedrohlich und wild, weht die Zeit fort. Typisch für dieses Buch wiedermal, dass wir so beiläufig und erst nach zwei Seiten die frappierende Neuigkeit erfahren: Eugenie und Digby sind tot. Eugenie muss kurz nach dem letzten Kapitel gestorben sein - und seltsamerweise war ich so gefangen von dieser Wendung, dass ich gar nicht an die Kinder der beiden dachte. Maggie und Sara tauchen auch erst 1910 wieder auf. In diesem Jahr geht es um Eleanor. Der Wasserkessel als verbindenden Element taucht wieder auf.


    Der Wasserkessel fiel mir auch auf. Ein beständiges Element in der Geschichte. Ob er noch am Schluß auftauchen wird?


    Der Wind weht die Zeit fort... das hast du toll geschrieben. Dazu fiel mir die Passage auf, wie Eleanor das Datum verwechselte und mit Roses' Eintreffen noch nicht rechnete und ihre Korrespondenz mit einem veralteten Datum beschriftete. Wirkte auf mich sehr traurig.


    ich verspüre in den Kapiteln 1908 und 1910 irgendwie öfters diese Traurigkeit, eine Sinnlosigkeit. Die Versammlungen bringen eigentlich auch nicht viel, sie streiten viel und jeder will Recht haben und verlieren den Grund der Versammlung aus den Augen. Eleanor erkennt es eigentlich intensiver als Rose. Nur - bis Eleanor ihre Gedanken beisammen hat, ist es schon zu spät sie auszusprechen. Sie ist mir im Moment am deutlichsten vor Augen.


    Zitat von "Steffi"

    Der Wind war furchterregend. Er drückte gegen das Haus; umklammerte es fest, und ließ es dann auseinanderbrechen.
    Eleanor scheint etwas zertreut zu sein; bricht ihr Geist auch auseinander ?
    Besonders betroffen machte mich 1908 die Szene, als Martin vor dem Bild seiner Mutter steht.


    Im Laufe der Jahre hatte es aufgehört, seine Mutter zu sein; es war zu einem Kunstwerk geworden.
    Die Zeit (die Jahre) läßt einen vergessen, wie die Verstorbenen tatsächlich waren, es bleibt nur ein Bild zurück, dass man sich selbst von ihnen macht.


    und wie wahr. Oft verblaßt eine Erinnerung, wie diese Rose in dem Bild, die nicht mehr zu sehen war. :sauer: traurig.


    Im Kapitel 1908 fiel mir noch auf, dass Eleanor Wissen in sich auf nahm. Sie schürfte direkt danach. Sie wollte mehr über das Christentum wissen, wie es anfing; was es ursprünglich bedeutete... wer hatte die Worte über "Gott ist die Liebe" ... gesprochen und was bedeuten sie.


    ..und dann hatte ein anderer Mann es niedergeschrieben. Aber angenommen, dass, was jener Mann sagt, ist genauso falsch wie das, was dieser Mann - sie berührte die Zeitungsausschnitte mit ihrem Löffel - über Digby sagt?...


    sie empfand gewaltige Lücken in ihrem Wissen, das ähnelt doch sehr Virignia Woolf, die auch darunter litt, dass sie kein College besuchen konnte.


    Kapitel 1908:
    Natürlich konnte sie Französisch mit Leichtigkeit lesen; und Italienisch; und ein wenig Deutsch. Aber ws für gewaltige Lücken, was für leere räume, dachte sie....es doch in ihrem Wissen gab!


    Das Kapitel 1910 ist erfüllt mit Zitaten (bekannte und unbekannte evtl. von Virginia Woolf erfundene Zitate) und Musikstücken u.a. Wagners Siegfried.


    Das Kapitel 1910 kann ich noch nicht so recht zusammenfassen. Wie empfandet ihr es?


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Steffi,
    Hallo Michael


    Zitat von "Michael"


    Besonders gefallen mir die beschreibenden Elemente, z.B. von Naturereignissen (Dämmerung, Regen), aber auch wie sie diese Bilder verwendet. Sie wecken immer ganz bestimmte Stimmungen in mir.



    Virginia Woolf beobachtete Menschen, sie liebte Klatsch, belauschte Gespräche und schürte damit ihr "Feuer", wie sie es mal gegenüber Vita Sackville-West nannte. Kam sie mal bei einem Roman ins Stocken, ging sie in London auf Wanderschaft. Auf Imagination verließ sie sich nicht, sie brauchte die Menschen und ihre Reaktionen aufs Leben für ihre Romane.


    Zitat von "Michael"

    Ich habe V.W. bislang noch nicht gelesen und bin von ihrem Stil beeindruckt. Ist er so typisch? (Weil einmal erwähnt wurde, sie habe ursprünglich eine Essay-Sammlung im Kopf gehabt. Wie hätte das wohl ausgesehen?)



    typisch ja, in den Stimmungen und den Naturbeschreibungen, wie es auch schon Steffi schrieb. Sie bringt Szenen sehr nahe, manchmal in Momentaufnahmen, wie du es bereits mit der Szene am Eßtisch erwähntest. ("Sie alle hielten ihr Besteck in der Schwebe." )


    aber sie experimentierte auch gerne. Besonders als der Druck weg war, ihre Bücher bei einem Verlag unter zubringen. Ihr Mann und Sie gründeten einen eigenen Verlag (Hogarth Press), was damals als eine Arbeitstherapie für V. Woolf begann hat sich dann als erfolgreich gezeigt.


    Das gab ihr dann einen kreativen Schub.


    z.B. als sie den Roman "Ulysses" von James Joyce's Gönnerin zum Lesen bekommen hat, war sie schockiert und zugleich wohl auch etwas neidisch, dass James Joyce ähnlich experimentierte wie sie (innerer Monolog..) nur schockierender in ihren Augen. Glücklich hat sie das nicht gemacht. Sie fühlte sich als ob James Joyce ihre Feder nahm und Fuck schrieb.


    Ich werde nun auch langsam weiterlesen. Ich komme zum Kapitel "1908"


    Ein schönes Wochenende wünscht
    Maria

    Zitat von "Steffi"


    Besonders empfehlen kann ich, außer der Biografie von Quentin Bell,a uch das Buch "Die Welt von Bloomsbury", das neben Virginia auch alle anderen Mitglieder des engsten Kreises dieses intellektuellen Zirkels z.B. Duncan Grant und Lytton Strachey, aufführt. Neben vielen Fotos ist auch die Aufmachung "echt Bloomsbury".


    Gruß von Steffi


    Hallo Steffi,


    danke für diesen tollen Tipp. Ich habe in den letzten Tagen das Buch "Die Welt von Bloomsbury" genossen. Die Abbildungen, die schönen Malereien der Bloomsbury-Künstler wie von Vanessa Bell, Duncan Grant u.a. waren eindrucksvoll und ich finde das Buch ist sehr liebevoll gestaltet.
    Auch den Einblick in die Bloomsbury-Clique brachte mir vieles näher.


    zu beginn gibt es einen schönen Satz, der die Lebensspanne der Bloomsbury-Gruppe schön eingrenzt, nicht mit Jahreszahlen sondern wie folgt:


    Die Geschichte beginnt im viktorianischen London, zu einer Zeit, als die Rocksäume noch bis zum Boden reichten, und endet nach zwei Weltkriegen in der Ära des Minirocks.


    diese Einleitung finde ich passend, da es den Blick auf die weibliche Sicht der Geschichtsentwicklung darstellt.


    Viele Grüße
    Maria

    Hallo zusammen,
    Hallo marin


    Zitat von "marin"

    :rollen: Mir kam es auch so vor, als ob die Handlung zeitlich verschoben worden wäre. Im Film wollte ja Hilmar (im Film hieß er glaube ich Karl) zu den Fliegern gehen, oder? Die hat man ja auch gesehen. Ebenso haben mich die Autos etwas verwirrt. Das kam mir dann doch etwas zu modern vor für von Keyserlings Zeit.


    Ich habe das Buch nochmals hervorgeholt:


    im Roman gehörte Hilmar zu den Braunschweiger Husaren. Vom Pferderücken in die Lüfte :zwinker:


    die Fragen, wann und wo die Geschichte (Buch, nicht Film) spielt, bleibt bei mir offen. (Ort der Handlung: Könnte es Norderney sein?)


    Zitat


    Ich kann mich momentan nicht genau erinnern, ob der Baron von Büttlar (?) eine Affäre hat, ich weiß nur ganz sicher, dass er nichts mit der Haushälterin hatte (wenigstens nicht explizit dargestellt im Roman).


    mit den Worten der Frau von Buttlär:


    ..."offen gestanden, es ist auch wegen Rolf. Die Person ist seh hübsch, solche Personen sind immer hübsch und Rolf, du weißt --."


    die Antwort der Generalin dazu läßt sich sehen *G*:


    ..."Naja, immer die eine alte Geschichte mit der Gouvernante, die könntest du auch vergessen. Ab und zu mal im Frühjahr regt sich in ihm noch der Kürassieroffizier, das ist eine Art Heuschnupfen...."


    Ich kann nicht widerstehen und noch ein paar kurze, aber prägnante Zitate aus dem Buch zu nennen, die ich mir notierte (eine Tick von mir *G*)


    Knospelius:
    "Trübsal blasen wir wohl alle mitunter, aber Konzerte damit zu geben, ist nicht empfehlenswert."
    (S. 78 der SZ-Ausgabe)


    Generalin zu Doralice:
    "sie sind bildhübsch, meine Liebe... aber was hilft das?... Sich entführen lassen, das geht schnell. Mich hat zwar nie jemand entführt, ich hatte es auch nicht nötig... Aber mit dem Herrn, der einen entführt, leben, das ist die Kunst. Glauben Sie mir, man kann sehr gut leben, auch ohne daß ein Mannsbild immer vor einem auf den Knien liegt..."
    (S. 115 SZ-Ausgabe)


    Grüße von
    Maria

    Hallo marin


    Zitat von "marin"

    Ich muss dir recht geben: mich haben die Sexszenen auch etwas gestört. Prinzipiell fand ich den Film aber doch ziemlich gut, allerdings nicht als eine Verfilmung von Keyserlings Roman. Es war wohl doch eher ein Film, der sich einen bestimmten Teil der Handlung vom Roman abgeguckt hat. Mich haben die Namen sehr verwirrt, im Buch hießen einige der Figuren anders.


    ja, ich glaube Hans Grill wurde Till(?) genannt. War schon verwirrend. Den interessantesten Teil, das Gespräch der Generalin mit Doralice, ("dass sie sich nicht immer entführen lassen kann" o.ä.) haben sie ganz weggelassen.


    Auch der Hinweis auf Giftgas und 1. Weltkrieg(?) war im Roman nicht vorhanden.

    Zitat

    Würdest du im Buch überhaupt von Ehebruch sprechen? Soweit ich mich erinnere, fand der Ehebruch doch eigentlich "nur" in Gedanken statt, aber so wirklich passiert ist doch nichts, oder? Vielleicht erinnere ich mich auch falsch.


    ich meine auch, dass im Buch Doralice keinen Ehebruch begangen hat, als sie mit Hans Grill verheiratet war.


    hauptsächlich meinte ich damit den Hausherrn (Namen vergessen). Im Buch wird erwähnt, dass er fremdgeht, im Film brachten sie das zum Ausdruck, indem er sich über die Hausgehilfin machte.


    Die Atmosphäre fand ich dicht, irgendwie morbide. Und der Bucklige könnte doch auch aus einem Thomas Mann Roman entsprungen sein.


    Gruß
    Maria


    Hallo Michael


    toll, dass es dir wieder besser geht und du nochmals mit unserer Leserunde startest. :klatschen:


    die Kapitel bis 1907 sind recht kurz, wir sind immer noch im 1. Drittel und ich mach jetzt einfach eine Pause, bis du soweit bist. Das ist kein Problem, weil ich nebenzu noch die Biographie über Virginia Woolf von Quentin Bell lese.


    Genieße das Lesen (ich hoffe es wird für dich ein Genuß).


    Ich bin auf deine Eindrücke gespannt.


    Bis dann
    Maria

    Hallo zusammen,
    Hallo Steffi


    so, nun meine Eindrücke zu dem Kapitel "1907".


    bisher für mich das unverständlichste Kapitel. Deswegen bin ich im Netz auf die Suche nach Antigone von Sophokles gegangen.


    Hier eine Zusammenfassung


    Sally/Sara philosophiert über das "Sein", über die "Welt" , aber kein Wunder nach der Lektüre. Wie alt ist das Kind? Warum muß sie flach liegen. Ich dachte, die Verkrümmung des Rückens hinderte sie nicht sonderlich.


    Warum wird an einer Stelle das Kind Sally genannt, an anderer Stelle wieder Sara? Das verwirrt mich.


    Das Kapitel wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet.


    Dieser Digby scheint sehr tyrannisch zu sein. Außerdem mag er es nicht wenn seine Frau Sally erwähnt (siehe Szene in der Kutsche).
    Vermutlich kann er sich nicht mit der Behinderung abfinden.


    Sally/Sara scheint von Edward sehr beeindruckt zu sein, denn ich denke ihre Gedanken beziehen auf seine Worte, die er ihr irgendwann sagte:


    "Und er sagt", murmelte sie, "daß die Welt nichts ist als..." Sie stockte. Was sagte er? Nichts als ein Gedanke, oder? fragte sie sich, als hätte sie es bereits vergessen.
    Nun, da es unmöglich war zu lesen, und umöglich zu schlafen, würde sie sich in Gedanken verwandeln, Gedanke 'sein'..... Wo fing Denken an? In den Füßen? fragte sie sich. Da waren sie, ragten unter dem Laken auf. Sie wirkten losgelöst, sehr weit weg. Sie schloß die Augen... Es war unmöglich, Gedanken zu agieren. Sie verwandelte sich in etwas; eine Wurzel; versunken in der Erde liegend; Adern schienen die kalte Masse zu durchziehen; der Baum streckte Äste aus; die Äste haben Blätter.
    .... usw.


    Das geht schon in Richtung Meditation. Was meinst du?


    Bin gespannt was du zu dem Kapitel 1907 meinst. Mich hinterläßt es ziemlich verwirrt.


    Liebe Grüße
    Maria

    Hallo zusammen,
    Hallo Steffi


    Zitat von "Steffi"


    Beeindruckt hat mich vor allem das Tempo - wie Rauch, so hastet VW durch das Leben und durch die Personen. Mir wurde fast schwindelig beim Lesen, so ein schnelles Tempo legte sie vor. Ist euch das auch aufgefallen ?


    nein, mir nicht. Aber angeregt durch deinen Gedanken, habe ich auf das Tempo im Kapitel 1907 geachtet. Man könnte nun sagen, dass die Walzerklänge das Tempo übernommen haben und durch das Kreisen zur Musik dem Leser ganz schwindlig wird.


    Zitat


    Sie schreibt doch auch am Anfang des Kapitels sinngemäß, dass jetzt im Herbst das Leben beginnt. Das hat mich sehr erstaunt, denn üblicherweise würde man das ja über das Frühjahr sagen.


    auch das ist mir entgangen. Du meinst bestimmt den Satz:


    Denn es war Oktober, die Geburtsstunde des Jahres.


    das stimmt schon nachdenklich. Ich liebe zwar den Herbst (bin auch ein Herbstkind), aber als Geburtsstunde des Jahres würde ich den Herbst nicht bezeichnen.


    Zitat


    Am Ende des Kapitels war mir aber klar, sie meint wohl das Leben in der Großstadt - die Hektik, die Verantwortung (Eleanor ist einmal froh, dass, als sie im Bus sitzt, der Busfahrer nun eine Weile die Verantwortung trägt). Einzig auf dem Land in den zwei kleinen Eingangsszenen ist das Leben ruhig. Es war doch damals in den wohlhabenderen Kreisen üblich, eine Weile über den Sommer aufs Land zu ziehen, VW hatte ja auch ein Landhaus, umsomehr scheint sie dann das Stadtleben wieder genossen zu haben.


    so habe ich das noch nicht gesehen. Danke dir für diese Gedanken. Den Abschnitt über die Busfahrt und Eleanors' Gedanken zur Großstadt muß ich mir nochmals durchlesen.


    Zitat


    Bei Eleonors Arbeit für die Armen bin ich mir nicht sicher, ob auch etwas Kritik dahinter versteckt war, dass sich die Wohlhabenden eine Art Hobby suchen. Ist Eleonor wirklich mit dem Herzen dabei ? Irgendwie ging es mehr um Selbstbestätigung, oder ?


    das erinnert mich an die Stephens. Virginia, Vanessa, Thoby und Clive Bell haben eine zeitlang am Morley College gearbeitet, eine Abendschule für die arbeitende Bevölkerung. Vanessa, Thoby und Clive verloren sehr schnell die Lust daran. Nur Virginia hielt länger durch. Sie unterrichtete bis Ende 1907 an diesem College. (Beachte bitte das Datum!). Vielleicht hat sie ihre eigenen Eindrücke in "Die Jahre" verarbeitet.


    Übrigens, sie schreibt sehr heiter und ironisch über ihre Tätigkeit. Hier ein Auszug aus ihrem Tagebuch:


    "Ich hielt gestern eine Unterrichtsstunde für vier Arbeiter ab; einer davon stottert; ein andere ist Italiener und liest Englisch, als wäre es mittelalterliches Latein; ein weiterer ist mein degenerierter Dichter, der Phrasen drischt, errötet und mir am liebsten die Hand drücken möchte, wenn sich herausstellt, daß wir die gleichen Verse lieben.... Ich kann Dir übrigens auch den ersten Satz meiner Vorlesung nennen: "Der Dichter Keats starb mit fünfundzwanzig Jahren; sein ganzes Werk hat er vorher geschrieben." Was sie nicht sagen, Miss Stephen! In der Tat hochinteressant.


    Ich glaube, so locker findet man Virginia Woolf nicht häufig, oder? Du hast schon mehr von ihr gelesen als ich und kannst das bestimmt besser beurteilen.


    Zitat


    Schön auch die Szene bei Digby - die kleinen Mädchen werden wohl noch eine Rolle spielen. Was bedeutete aber das billig aussehende Halsband ?


    darauf weiß ich mir auch keinen Reim zu machen. *grübel*


    Kapitel "1907" habe ich gerade beendet, meine Eindrücke folgen extra.
    Liebe Grüße
    Maria