Zitat von "Steffi"
Im zweiten Teil leitet VW auf Kitty über und es beginnt die wohl schönste Beschreibung bisher - endlich wieder VW wie ich sie liebe: zuerst kommt Kitty ihren gesellschaftlichen Pflichten nach und dann reist sie noch spät mit dem Nachtzug aufs Land. Diese Fahrt (auch später mit dem neuen Auto) erscheint mir wie in eine andere Welt, voller Poesie und Wunder; eine Welt ohne Menschen, ohne Verpflichtungen - wie frei fühlt sich Kitty, wie schön diese Bilder voller Licht und Farben !!!
Von den Selbstzweifeln "Die Jahre verändern die Dinge; zerstören Dinge; häuften Dinge an - Sorgen und Verdruß;" zum Genuß des Lebens "Sie fühlte sich warm, aufgehoben und behaglich ...".
Gruß von Steffi
Hallo zusammen,
Hallo Steffi
ich habe 1914 beendet und bin ebenso wie du begeistert von der Schilderung der Fahrt aufs Land. So muß sich V.W. auch immer gefühlt haben, wenn sie von London aufs Land fuhr, nach Monk's House.
die Abfahrt kam irgendwie überstürzt und es wird dem Leser wieder nur das wichtigste mitgeteilt. Das Organisieren der Reise, evtl. Abschied von ihrem Mann, das kann sich der Leser nur vorstellen. Dass die Reise gut organisiert ist, zeigt dass der Wagen rechtzeitig vorfuhr, der Schaffner seine Ladyschaft erwartete und am Zielort, der Fahrer. Straff organisiert, aber zu unwichtig um es uns zu erzählen :zwinker:
fast vergessen, es gab wieder so ein Hinweis, dass das alte traditionelle viktorianische Zeitalter vorbei ist und zwar auf S. 244 :
Das neunzehnte Jahrhundert begibt sich zu Bett, sagte Martin zu sich selbst, als er beobachtete, wie sie (Lady Warburton) am Arm ihres Dieners die Stufen hinunterhoppelte.
solche Hinweise ziehen sich bisher wie ein roter Faden durchs Buch. Endgültig wird diese Epoche wohl mit dem 1. Weltkrieg zu Grabe getragen.
Ende Kapitel 1914:
Die Zeit hatte aufgehört.
[1917]
bereits 3 Jahre Kriegszeit.
Seltsam, dass die beiden Männer über Napoleon gesprochen haben.
Vielleicht, weil dieser Herrscher nach der "Insel" griff? Wie später es auch Deutschland versucht?
S. 264
Die Deutschen!" sagte Renny. "Diese verdammten Deutschen!"...
"Wieder ein Luftangriff", sagte Maggie und stand auf.
Auffallend war das verschmutzte Geschirr, und Maggie sagt über sich selbst:
Ja, wir sind schmutzig".... "zerlumpt", fügte sie hinzu.
eine desolate Situation? Bedingt durch den Krieg?
und die Teller..." ..... "Wir machen jede Woche einen kaputt".
"Sie werden den Krieg über reichen".
wirkt auf als ob wir mitten im Verfall sind.
Der Neffe zieht in den Krieg. Sara ist außer sich und Eleanor bedauert ihren Neffen.
So ähnlich wird sich Virginia Woolf gefühlt haben, als sie hörte wie Julian Bell in den spanischen Bürgerkrieg zog und kaum dort, nach ein paar Wochen sein Leben verlor. Eine schlimme Zeit für Vanessa Bell und Virginia Woolf.
Nach dem Luftangriff sagt Eleanor zu Nicholas:
"An die neue Welt..." sagte sie laut. "Meinen Sie, daß wir uns zum Besseren verändern werden?" fragte sie.
die Antwort lautet "Ja, ja".
was Eleanor aber nicht als Antwort genügt.
Ich fand diesen Teil des Kapitels 1917 sehr spannend.
und dann läßt Sara die 'Bombe' fallen und erwähnt, dass Nicholas homosexuell ist. (Hab ich das richtig verstanden?)
Sara drückt sich so seltsam aus, sie sagt das 'andere Geschlecht'. Eigentlich müßte es das 'gleiche Geschlecht' heißen. Aber ich denke, sie sagt es in dieser Weise, weil sie es zu Eleanor sagt.
Müßte Nicholas wirklich wegen seiner Gesinnung im Gefängnis sitzen, bzw. gefahrlaufen, dass es soweit kommt? Ich dachte 1917 war das Gesetz der 'Sodomie' (wie es damals in der englischen Gesetzgebung hieß) bereits geändert.(?)
Egal, jedenfalls ein sehr offener Vorstoß von V.W.:
"Ist das für Sie ein Grund", sagte er mit einem kleinen Zögern, "mich zu verabscheuen, Eleanor?"........
"Nicht im Geringsten"... Den ganzen Abend über hatte sie in bezug auf ihn, mit Unterbrechungen, dies, das und was nicht alles empfunden; aber jetzt trafen all diese Gefühle zusammen und ergaben ein einziges Gefühl, ein Ganzes - Zuneigung.
ich denke, da liegt auch das Geheimnis der Erzählkunst Virginia Woolfs. Sie versucht immer das Ganze zu sehen, mit all seinen Augenblicken.
das Kapitel endet mit einem ganz normalen menschlichen Bedürfnis: Essen.
Nach all' dem Schrecken des Luftangriffs, sitzt im Bus ein alter Mann, zwinkert Eleanor zu und zeigt ihr was er in seiner Papiertüte hat:
Brot mit Wurst belegt. Das Leben geht weiter.
Komme zum Kapitel 1918.
Viele Grüße
Maria