Hallo zusammen,
hallo Gontscharow,
Hier meine Eindrücke zusammengefasst:
Francesco Petrarca
Reisebuch zum Heiligen Grab
[kaufen='978-3150008881'][/kaufen]
Übersetzt von Jens Reufsteck
Itinerarium ad sepulcrum Domini nostri Iesu Christi
Reisebuch zum Grab unseres Herrn Jesus Christus
1358 schreibt Petrarca lt. eigener Aussage innerhalb 3 Tagen dieses Reisebuch für seinen Freund Giovanni Mandelli für seine 3 Monate lang dauernde Reise zum Heiligen Grab und zurück über das Rote Meer und von Alexandria wieder in die Heimat.
Wobei die Zahl 3 hier symbolischen Wert besitzt, vom Tod zur Auferstehung Jesus. Außerdem beginnt die Fahrt des Freundes genau an Ostern 1358.
1. Satz
Selten nur entspricht der Ausgang der Ereignisse unserer Hoffnung. Oft werden unsere Erwartungen enttäuscht, Unverhofftes geschieht.
Wenn ich hier den Bibeltext aus Prediger 7:8 entgegenhalte:
Das Ende eines Dinges ist besser denn sein Anfang. Ein geduldiger Geist ist besser denn ein hoher Geist.
Sagt mir Petrarca, daß ich durchaus mehr erwarten darf, auch wenn ich am Ende enttäuscht sein könnte, im christlichen Gedanken jedoch das Ende besser als der Anfang ist, ohne einen Spielraum.
So ist es, meiner Ansicht nach, schon am 1. Satz zu erkennen, dass hier keine gängigen, demütigen Pilgergedanken uns in dem Büchlein erwarten werden. Im Gegenteil Rom und Jerusalem werden nur kurz behandelt. Worin liegt das Ziel wirklich? Der Weg ist das Ziel. Petrarca zeigt uns auf dem Seeweg einen Marsch durch die Geschichte der Weltmacht Rom, Triumph und Wahnsinn. Daneben ist es Petrarca wichtig Mythologie und Antike wieder aufleben zu lassen. Seine Lieblingsschriftsteller sind Flaccus (=Horaz), Cicero und an vorderster Stelle Maro (=Vergil) , außerdem zitiert er Sueton, Livius, und weitere, im Heiligen Land werden natürlich Szenen aus dem Leben Jesu erwähnt.
Warum fährt Petrarca nicht mit?
Ganz einfach, er leidet unter einer starken Form der Seekrankheit, er fürchtet das Meer. So beginnt er seine Ausführung mit den Gedanken über Tod, was ja eine sehr passende Thematik ist. Denn obwohl er schamvoll zugibt....
(...)Nicht, das ich mehr als andere Sterbliche zu leben begehrte oder den Tod fürchtete oder auch meinte, der Tod zu Lande wäre dem im Meer vorzuziehen. Denn das, was Menschen zu Glücklichen oder zu Elenden macht, liegt nicht an einem Ort, sondern im Geist. Und da ich weiß, das man überall sterben muß, weiß ich nicht, wo zu sterben besser wäre....(...)
Und trotzdem trachten wir mühevoll danach nicht zu sterben, nicht krank zu werden....das wollen alle!
So führt uns Petrarca von Genua aus an der Küste entlang bis zur Straße von Messina, weiter Richtung Griechenland, Korfu, dort ein weiter Umweg, da es die Straße von Korinth noch nicht gab, entlang der Peloponnes, Richtung Kreta, Zypern, .... bis Jerusalem, Bethlehem, .... über Ägypten zurück.
Das nur mal in verkürzter Form. Ich bin die Route sehr gern gefolgt (mit dem Finger auf Google Maps) mit seinen Geschichten über Cesaren, Götter, Schriftsteller und Kulturstätten der Antike. Es ist eine erfrischend aufgeschlossene Pilgerreise.
Petrarca überrascht einen, wie schon bei seiner Besteigung des Mont Vertoux.
Wehmütig würde ich als ich von der schönen Stadt Damaskus las. Das Wort „schön“ fällt einem in unseren Tagen des Syrienkonfliktes nicht ein.
Dennoch würde man am liebsten mit diesem Büchlein losziehen und die Route bereisen auf seinen Spuren, auch wenn er nicht selbst dort war. Aber schön, dass man es durch das lesen sofort bereisen kann.
Eine klare Leseempfehlung!