Beiträge von giesbert

    Zitat

    welches sind eurer meinung nach die 10 bedeutendsten/wichtigsten autoren der weltliteratur und jeweils das wichtigste ihrer werke?


    Arno Schmidt, Das erzählerische Werk in 1 Band (ein Toast auf den Erfinder des Dünndruckpapiers ;-))


    Shakespeare komplett (gibt's in 1 Band)


    Jean Paul I/2 (= Siebenkäs & Flegeljahre)


    Dickens, Bleak House


    Doderer, Die Dämonen


    Dostojewski, Böse Geister


    Wollschläger, Herzgewächse


    Schwab, Die schönsten Sagen des klassischen Altertums


    Karl Kraus, Die dritte Walpurgisnacht


    Goethe, Faust (in der kommentierten Schöne-Ausgabe)

    Zitat

    [url=http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,396097,00.html]Literaturprofessor als Dieb verurteilt[/url]


    Jahrelang mopste ein Germanist wertvolle Bücher aus der Bonner Uni-Bibliothek, versilberte sie bei Auktionen und besorgte Platzhalter vom Flohmarkt. Jetzt erhielt er eine Bewährungsstrafe. Die Raubzüge dürften ihn auch seine Professur kosten.

    Na sowas - wo ist denn der Link zur NYT hin, den ich hier gestern gepostet hatte? Na, dann halt nochmal:


    Zitat

    How Should a Book Sound? And What About Footnotes?
    By ANDREW ADAM NEWMAN
    Published: January 20, 2006
    The audiobook industry increasingly has to address vexing questions like: What does a footnote sound like? Or a map? A photograph? A blank page?


    (Artikel kostenlos, aber Registrierung erforderlich)

    Seumes Leben war in der Tat wechselhaft und seine Texte haben einen hohen historischen Wert -- aber das macht in leider nicht zu einem lesenwerten Autor. Wenn er im "Spaziergang" immer wieder betont, dass er auf seiner Reise nach Syrakus eigentlich nichts nennenswertes erlebt habe und es anderen überlasse, die Sehenswürdigkeiten zu beschreiben, ist man schließlich, so nach 150 Seiten, gewillt, ihm zuzustimmen und das eher langweilige Buch zuzuklappen.

    tja, so richtig überrascht oder umgehauen hat mich in diesem Jahr eigentlich nichts. Ich habe allerdings auch zum einen elend wenig gelesen, zum anderen ein Wiederholungsjahr eingelegt und manches noch mal gelesen (Berlin Alexanderplatz, Jean Paul, Raabe, Schmidt ...).


    Neu war für mich William Goldman "Die Brautprinzessin", von dem ich rund zwei Drittel lang ziemlich begeistert war. Dann gingen Goldman die Ideen aus und mein Lesevergnügen ging rapide zurück. Aber immerhin, würde ich jederzeit empfehlen.


    Begeistert bin ich immer noch oder wieder von Arno Schmidts "Schule der Atheisten". Ein Wunder von Buch.

    Zitat von "sandhofer"


    Von wem denn?


    Ohne mich auf die Etikettierungsfragen einlassen zu wollen, hier nur der Hinweis, dass FAZ, SZ und - iirc - FR zum Abschluss der Reihe erstaunlich positive Rezensionen brachten (und über die schlampige Übersetzung schimpften, die Kings Stil versimpelte).


    King ist weitaus besser als sein Ruf (aber auch bei weitem nicht so gut, wie seine Fans glauben :zwinker:). Ich les ihn jedenfalls von Zeit zu Zeit ganz gern.


    Jemand, der sein eigenes Werk als "literarisches Äquivalent zu einem Big Mac mit Pommes" bezeichnet, kann so schlecht gar nicht sein.

    Zitat von "Jacky"

    über das ende kann man streiten


    das kann man bein King leider immer, das Ende fällt eigentlich regelmäßig hinter den Gesamtentwurf zurück. Am schlimmsten vermutlich bei "It", als einigermaßen konsequent hab ich eigentlich nur "Needful Things" in Erinnerung.


    Aber da ich die Turm-Bände nicht kenne, bin ich auch schon wieder ruhig :smile:

    Zitat von "Hyperion"

    Soweit ich weiß hat vorher noch nie jemand gewagt einen japanischen Helden so darzustellen.

    Doch, doch - der blinde Samurai Zatoichi ist ein traditionelles Erzählmotiv und wurde auch mehrfach verfilmt, das ist eine richtige Serie mit Filmen wie "Shin Zatôichi: Yabure! Tojin-ken / Zatoichi Meets the One Armed Swordsman" oder "Zatôichi to Yôjinbô / Zatoichi vs. Yojimbo" etc. Es gibt auch eine amerikanische Adaption des Stoffes, mit Rutger Hauer als blinder Vietnam-Veteran mit erstaunlichen Schwertkünsten ("Blind Fury", von Phillip Noyce, gar nicht mal übel)


    Der Stoff ist in Japan derart abgenudelt, dass Takeshi (Kitano ist, wenn ich das richig sehe, der Vorname) überhaupt keine Lust, einen traditionellen "Zatoichi"-Film zu machen.


    Hat er dann ja auch nicht 8-)


    Zatoichi ist ein großartiger Film, keine Frage -- aber ob er wirklich ein Filmklassiker ist? :rollen:

    Ich stelle betrübt fest, dass ich kaum etwas lese bzw. kaum dazu komme.


    Abends lese ich ein paar Seiten in Schmidts "Schule der Atheisten", ansonsten begleitet mich derzeit Seumes Spaziergang nach Syracus.


    Generell belegt mich der Werkeltagskram allerdings zu sehr mit Beschlag, als dass ich derzeit mehr als in homöopathischen Dosen lesen könnte.

    Praktisch ist es ja, wenn man den Hörspiel-Text mitlesen kann. Jetzt hab ich mich immer wieder gefragt, was die Floskel "Ein Leben wie Buddah" heißen soll, mit der Ror Wolf mehr oder weniger seinen "Beiderbecke" beginnt. Dabei heißt das gar nichts so, sondern so: "Ein Leben wie Butter".


    Aber das schreib ich eigentlich nur noch, um noch einmal nachdrücklich auf Ror Wolf hinzuweisen. Einer der bedeutensten Gegenwartsautoren und einer der unbekanntesten.


    Und sein Hörspiel "Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika" kann ich gar nicht genug loben & preisen. Ein Text- und Ton-Wunder erster Güte.

    Zitat von "sandhofer"

    Nun ja: unter dem Anker "Hörbuch-Genres" im Artikel "Hörbuch" wird schon ziemlich genau die Definition von JMarias Buchhandlung wiedergegeben, oder?


    Es handelt sich ja auch um einen Buchhandels-Begriff. Ansonsten wird doch deutlich genug gesagt, dass das Hörbuch ein Trägermedium, keine literarische Gattung ist.


    Wie man hierzulande sagt - passt scho' 8-)


    Was nervig ist, ist lediglich, dass man im Buchhandel nicht mehr nach Hörspielen fragen kann, weil die Buchhändler nicht wissen, was man meint und einem allemöglichen Lesungen andrehen wollen.


    btw, Lesung: Qualtinger liest Karl Kraus. Must have. Und da er eine enorm wandlungsreiche Stimme hatte, sind seine Lesungen aus den "Letzten Tagen der Menschheit" fast schon wieder ein Hörspiel ;-)

    Jetzt hab ich eine Maigret-CD wenigsten mal rasch eingelegt und kurz reingehört. Klasse. Spielt in Paris und womit geht's los? Damit, dass da drei Leute Skat spielen. Sehr schön.

    Ich habe als Kind / Jugendlicher heimlich unter der Bettdecke Hörspiele gehört. Mein Bruder (der ein paar Jahre älter ist als ich) nahm die auf und übertrug sie über ein längeres Stück Klingeldraht durch ein extra dafür gebohrtes Loch von seinem Tonbandgerät zu mir in einen alten, schwarzen Bakelit-Telefonhörer. Da lag ich dann still im Dunkeln und lauchte auf die etwas verrauschten Töne. Damals brachte der WDR noch regelmäßig recht aufwändig produzierte, mehrteilige SciFi- und Krimi-Hörspiele. Unvergessen: "Revolte auf Luna" und "Paul Temple und der Fall Spencer". Und natürlich der erste Kontakt zu "Per Anhalter durchs All", ein Sechsteiler im WDR.


    Einige der Paul-Temple-Hörspiele gibt es inzwischen auf CD, nach kurzem Zögern habe ich sie mir alle gekauft, ver-em-pe-dreit und in den letzten Wochen vor dem Einschlafen gehört. Für mich geht von diesen eigentlich durch und durch falschen Stücken - die Stories sind hanebüchen, die Atmosphäre verlogen und die Sprecher haben durch die Bank ganz grauenhafte Akzente - ein ganz eigentümlicher und unwiderstehlicher Reiz aus (so falsch muss man erstmal sein können!). Zu den Sprechern gehören übrigens klangvolle Stimmen wie die von Rene Deltgen (als Paul Temple), Peter Rene Körner, Gustav Knuth, Pinkas Braun u.a.


    Kürzlich hab ich im Buchhandel drei CDs mit "Kommissar Maigret"-Hörspielen entdeckt und gleich mitgenommen. Mit Paul Dahlke als Maigret, BR 1960/1961. Ich hab noch nicht reingehört, verspreche mir aber einiges 8-)


    Bestellt habe ich gestern das neu aufgelegte "Winnetou"-Hörspiel aus dem Jahr 1956. 7 CDs, 350 Minuten. Eigentlich wollte ich nicht, aber dann bin ich über ein 2-Minuten-Sample gestolpert und wurde derart von Lektüre-Erinnerungen überflutet, dass ich gar nicht anders konnte, als zu bestellen.


    Nun ist das alles triviales Serien-Zeug. Also schnell etwas schwerstliterarisches: Ror Wolfs wirklich phänomenales Hörspiel "Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika" (u.a. mit dem Kriegsblinden-Preis ausgezeichnet) ist ebenso auf CD erschienen, wie die nicht minder erstaunlichen Radio-Collagen des Autors.


    Aber Vorsicht! Der sehr schöne Band " Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika" kommt zwar mit einer Audio-CD, aber auf der findet sich <i>nicht</i> das titelgebenden Hörspiel, sondern die vier Collagen "Der Ball ist rund", "Schwierigkeiten beim Umschalten", "Expertengespräche" und "Heinz - wie ist Deine Ansicht?". Alle vier sind klasse, das Buch selbst sehr empfehlenswert - aber den "Beiderbecke" gibt es nur als Text.


    Erschienen ist das Beiderbecke-Hörspiel als SWR-Produktion im Audio-Verlag (ISBN 3-89813-108-4)


    Im Beiderbecke-Buch finden sich nicht nur die Texte einiger Hörspiele, sondern auch 1 Rede ("Rede zur Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden (1988)" und 1 Essay ("Das Blinzeln des magischen Auges. Neun Bemerkungen zum Hörspiel (1998 / 2000)". Daraus rasch noch ein paar Zitate:


    Zitat

    Aber so gesehen wäre das Hörspiel ... die versteckteste, die zeitlich am stärksten geschnürte, die womöglich lautloseste Kunstform, die es gibt. ... Der Name des Autors tut wenig zur Sache. Wir erfahren ihn nur am Rand; am Anfang oder am Ende. Aber den Anfang haben wir nicht gehört; und am Ende sind wir schon aus dem Auto gestiegen und hören ihn nicht mehr. ... Der Autor wird angemessen bezahlt und genießt für gewöhnlich den Schutz der Dunkelheit. - Das hat auch sesin Gutes: er kann, wenn er das Medim nicht mag, ungeniert produzieren, bleibt dabei unentdeckt und kommt ungestraft davon. Das Programm ist gefräßig und verdaunt sehr schnell. ... Es ist unnötig darauf hinzuweisen, wie mühsam, mit welchem zeitlichen Aufwand die Radio-Collagen entstanden sind: es glaubt ohnehin keiner. Es war ein langes Leben unter Kopfhörern und in der Umgebung von Tonbandmaschinen. ... Keine meiner literarischen Arbeiten, alle Romane, alle Geschichten, alle Gedichte eingeschlossen, war so aufwendig, so total, so zeitraubend die Arbeit an dem, was ich Radio-Collagen genannt habe. ...


    Enzensberger, den ich eines Abends traf, fragte mich sehr besorgt, was mit mir los sei. Haben Sie aufgehört zu schreiben? Man hört überhaupt nichts mehr von Ihnen. - Da haben wir es: ein Mann hatte 8 Jahre lang nahezu ununterbrochen fürs Radio gearbeitet, 13 Hörspieele, ausschließlich zum Hören bestimmt; und nicht einmal Hans Magnus Enzensberger hatte etwas gehört.