ich hab das Thema zum Anlass genommen, mir endlich das Shakespeare-Handbuch zu bestellen. Da wird sich ja wohl auch was zu den unterschiedlichen Editionen finden. Wenn ich mehr weiß, melde ich mich wieder 8-)
Beiträge von giesbert
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In den Jahrbüchern der dt. Shakespeare-Gesellschaft geht anscheinend kreuz und quer durcheinander, eine verbindliche Ausgabe scheint es nicht zu geben.
- "Sämtliche Shakespeare-Zitate sinden Arden-Ausgaben entnommen" (Walter on Thames: Nelson 1997)
- "... nach William Shakespeare, The Sonnets ans A Lover's Complaint. ed. by John Kerrigan: London, 1999"
- "Shakespeare-Zitate ... nach dem Riverside Shakespeare, G.B. Evans ... Boston: Houghton Mifflin 1974"
- "... The Oxford Shakespeare (Oxford: Clarendon Press, 1994)
- "All quotes are from ... The Arden Edition (London / New York: Methuen, 1982)
- (nochmal Arden)
- "Zitate aus: William Shakespeare, Macbeth ... Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt, 1963"
- "William Shakespeare, The Norton Shakespeare Based on the Oxford Edition. ed. by. S. Greenblatt et al. (New York: Norton, 1997)
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> Dieselbe Ausgabe scheint es auch bei Amazon zu geben:
und 12,95? Da kann man nicht viel falsch machen. Also hab ich die mal bestellt. Ich werde berichten.
Wovon ich ABraten kann: die Shakespeare-Ausgabe bei der Wissenschaftlichen Buchgemeinschaft. Da bin ich auf den Katalog-Text reingefallen, der da irgenwas von schön & solide schrieb. Jetzt hab ich da vier fette Bände, kaum aufzuschlagen und mit schwarz auf knallweiß nur schwer lesbar.
(Jezt hab ich ein wenig im aktuellen Jahrbuch der dt. Shakespeare-Gesellschaft geblättert, aber auch keinen Hinweis auf eine Standard-Ausgabe gefunden.)
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Zitat von "manes"
Aber das machen diverse Uni-Bibos bestimmt nur, wenn man als Student irgendwo eingeschrieben ist, oder?
Nein, ich hab während des Zivildienstes in Unna über die dortige Stadbibliothek alles mögliche, vom Buch bis zur Kopie eines Aufsatzes, per Fernleihe bekommen. -
Zitat von "Céleste"
Wobei Effi doch deutlich symphatischer ist als Emma Bovary.
Und das ist eigentlich die Schwäche des Romans. Was ich an Flaubert maßlos bewundere, ist nicht nur die chirurgische Kühle, mit der er den Roman geschrieben hat, dieses auf den ersten Blick scheinbar eiskalte, mitleidlose Protokollieren der tödlichen Torheiten -- sondern dass der Roman gleichzeitig sich mit glühendem Eifer in die Breche wirft, seine Figuren nicht verdammt ("blöde Gans - geschieht ihr Recht"), sondern dass man als machtloser Zuschauer Emma mehr als einmal in den Arm fallen möchte und doch nicht kann, dass man über die unaufhaltsame Präzision, mit der dieses ganz banal, törichte dumme Ding sich immer weiter rettungslos verstrickt und zu Verzweiflung und Tränen über das Schauspiel gerührt wird, wie da ein Menschenkind ins Verderben rennt und keine, aber auch nicht eine Chance hätte, dass es anders ausginge und die Geschichte ein glückliches Ende nähme.
Ein Musterbeispiel ist die missglückte Klumpfuß-Operation, von der man von Anfang an weiß, dass sie ganz fürchterlich schief gehen wird und sich kaum traut, die Seiten umzublättern und doch gar nicht anders kann, als immerzu mitfühlend mitzuleiden und zu lesen und gar nicht weiß, wohin mit all dem empathischen Schmerz.
Dagegen: Ist Fontane kalter Kaffee.
(Disclaimer: Es ist rund 20 Jahre her, dass ich die Effie gelesen habe. Kürzlich las ich den Stechlin noch mal - und das ist alles mögliche, aber gewisse kein kalter Kaffee ;-))
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Zitat von "JMaria"
Ich kenne auch die Nachtprogramme von Arno Schmidt und u.a. wird dort erwähnt, dass F. W. ein Mehrfachroman (oder ähnlicher Ausdruck) ist, beinhaltet 3x die gleiche Geschichte. Auf das muß man erstmal kommen.Auch nannte Arno Schmidt in diesem Nachtprogramm über James Joyce "Finnegan's Wake"einen einzigen großen Unterleibswitz
Cave! Es ist wohl Konsens in der Wake-Forschung, dass Schmidt FW nicht verstanden hat. Auf eine für sein eigenes Schreiben zwar produktive Weise, aber halt doch. Wer wirklich etwas über FW erfahren will, der halte sich besser an Fritz Senn oder Wolfgang Hildesheimer und gehe nicht Schmidts kauzigen Theorien auf den Leim.Schmidt behauptet ja u.a., bei vielen Worten im FW handele es sich um platte Witzchen und Verschreiber, ohne weiteren Sinn und Zweck, alles nur Dada, primitiv Gags, Schüttelworte etc. etc. Und belegt diese Behauptung an verschiedenen Beispielen.
Fritz Senn nimmt in seinem Aufsatz "Wortgeschüttel" diese Beispiele Schmidts und zeigt, dass Schmidt jedes, aber wirklich jedes dieser Wortspiele missversteht oder, wohl eher: dass er absichtsvoll Zusammenhänge verschweigt, um seine Lesart des Wake zu retten. Und, natürlich, um gegen den großen Konkurrenten Joyce recht zu behalten.
Wolfgang Hildesheimer hat einen ernsthaft empörten Brief über Schmidts FW-Nachtprogramm geschrieben und fragt, ob Schmidt eigentlich genügend Englischkenntnisse habe? (abgedruckt u.a. im Bargfelder Boten)
Also: Mit Schmidts Essays ist es wie immer sehr eigen bestellt -- sie sind großartig geschrieben, sehr unterhaltsam, sehr lehrreich - aber man sollte sich nicht nur auf sie verlassen und nicht vergessen, dass sie von einem Autor geschrieben wurden, der wie kein anderer "ICH!" gesagt hat. Schmidt hat sich von Bargfeld aus seine ganz eigene Welt gemacht. Und je mehr man ihn kennen lernt, desto beängstigender und fremd wird es einem dabei -- aber das gehört wohl nicht mehr hierher 8-)
Der größte Joyce-Verführer ist Fritz Senn. Sein "Nichts gegen Joyce" solle man unbedingt lesen.
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Zitat von "manes"
Was mir immer schleierhaft geblieben ist: warum alle Welt Sympathie für die Frau aufbringt?
Das ist wie mit Madame Bovary, die einfach nur eine dumme Gans ist. Aber weder Effi noch Emma Bovary müssen einem nun sonderlich sympathisch sein, um an ihrem ganz banal vermurksten Leben Anteil zu nehmen.
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Ich weiß nicht, ob schon darauf hingewiesen wurde -- aber man kann sich FW ganz hervorragend vorlesen lassen. Es gibt (Teil)Lesungen, u.a. von Joyce selbst. Selbst wenn man wortwörtlich kein Wort versteht, so klingt der Text doch und man hört seine unglaubliche Musikalität - und versteht am Ende doch etwas. Die wenigen Proben, die ich gehört und mit dem Text in der Hand verfolgt habe, fand ich jedenfalls nicht nur sehr faszinierend, sondern auch sehr komisch. Und James Joyce himself raunen zu hören --
ZitatCan't hear with the waters of. The chittering waters of. Flittering bats, fieldmice bawk talk. Ho! Are you not gone ahome? What Thom Malone? Can't hear with bawk of bats, all thim liffeying waters of. Ho, talk save us ! My foos won't moos. I feel as old as yonder elm. A tale told of Shaun or Shem? All Livia's daughtersons. Dark hawks hear us. Night! Night! My ho head halls. I feel as heavy as yonder stone. Tell me of John or Shaun? Who were Shem and Shaun the living sons or daughters of? Night now! Tell me, tell me, tell me, elm! Night night! Telmetale of stem or stone. Beside the rivering waters of, hitherandthithering waters of. Night!
- das ist ein magischer Moment. -
Zitat von "Dostoevskij"
Wenn du keine Fiktion mehr lesen möchtest,
Das habe ich nicht gesagt.ZitatUnd selbst da... Ich weiß nicht, was du gegen die "Geschwätzigkeit" eines Dickens hast. Ich finde sie höchst unterhaltsam.
Oh, gegen Dickens habe ich überhaupt nichts. Ganz im Gegenteil.Aber ich habe etwas dagegen, wenn 200 Jahre später immer noch haargenau so erzählt wird, als sei so rein gar nichts passiert.
Der größte Teil der Gegenwartsliteratur fällt ästhetisch hinter Fontane zurück.
Sach ich mal so (vielleicht wird ja so klarer, was mich an Autoren wie Grass & Co. so fürchterlich anödet)
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Zitat von "Dostoevskij"
Es lohnt sich doch aber nur, die Großen zu lesen. Wir reden doch nur über sie, oder. Nur für den Fall, daß wir uns mißverstehen. :zwinker:
Tja, was sind "große Autoren"? Und wie will man große Autoren erkennen, wenn man keine kleinen kennt? -
Zitat von "Dostoevskij"
solche großen Epiker
und tschüß."Große Epiker" gehen mir auf die Nerven. Elende Geschwätzigkeit über das langweilige Leben eingebildeter Figuren. Das hat mir mir nichts zu tun - und warum lesen wir, wenn nicht um etwas über uns & unseren Platz in der Welt zu lernen?
btw - seit Faulkner gibt's auch da nichts Neues mehr. Und bevor ich auch nur je wieder 1 Buch von sagenwirmal Grass in die Hand nehme, lese ich lieber Fontane & Flaubert.
It's that simple 8-)
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Genazino! Natürlich - wie konnte ich den vergessen! Das ist natürlich ein sehr sehr guter und sehr sehr wichtiger Autor. Rosendorfer ist - jenun, nett.
Kronauer hab ich natürlich auch nicht vergessen. Und den sehr großen Peter Hacks! Walter Moers. Meinetwegen auch King.
Also es kämen, dächte ich noch ein wenig darüber nach, sicherlich noch ein paar Namen dazu.
Generell bleibt es schon dabei, die aktuellen Produktionen interessieren mich nicht wirklich.
Nicht, dass ich nicht neugierig wäre - wenn mir in einer Buchhandlung ein Buch warum auch immer ins Auge fällt, ich es anlese und es mich reizt: Dann kaufe & lese ich das auch. So bin ich auf Genazino gestoßen (Wer kann schon einem ersten Satz wie "Weil seine Lage unabänderlich war, musste Abschaffel arbeiten" widerstehen?).
Normalerweise aber langweilt mich das, was ich so entdecke. Die immer gleichen Geschichten, im immer gleichen Tonfall geschrieben.
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Zitat von "Dostoevskij"
Kennt auch ihr den Konflikt zwischen Klassikern und Frischlingen?
Nein.ZitatOder seid ihr so abgebrüht, der neuen und neuesten Literatur den Rücken zeigen zu können?
JaFrüher habe ich eher Zeitgenossen gelesen, dann kam ich relativ rasch auf die angelsächsischen Erzähler, dann Arno Schmidt und von da ging's ins 18. / 19. Jhrd., in dem ich lit. noch am ehesten wohl fühle.
Die jüngsten Autoren, die ich gelegentlich lese, sind eigentlich auch schon ganz schön alt: Ror Wolf, Eckhard Henscheid, Hans Wollschläger. JK Rowling ist ne Ausnahme. Die junge dt. Gegenwartsliteratur reizt mich überhaupt nicht, bzw. ich nehme sie fast überhaupt nicht wahr. (Das meine ich ganz unwertend, 's ist halt einfach so.)
Ich habe aber, wenn ich mal eher zufällig etwa in de.rec.buecher etwa etwas zur "Vermessung der Welt" lese, nicht das Gefühl, sonderlich viel zu verpassen.
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ach, eine Art "Vorleseerinnerung" hab ich noch. Ich hatte als Oberstufler mal die Aufgabe, bei einer Schulweihnachtsveranstaltung die Kids aus der 5 Klasse vor ihrem großen Aufritt ruhig zu halten. So um die 30, 40 Leute. Da kam mir das Wetter zuhilfe: Draußen war's schon dunkel & regnerisch, wir hatten rund 1 Stunde in einem Klassenzimmer zu verbringen und ich habe das Licht nicht angemacht, sondern zwei, drei Kerzen. Und dann halt die Geschichte von Mordor, den Schwarzen Reitern und dem Ring erzählt. Also in groben Zügen. Sehr wirkungsvoll.
Aus der Zeit auch noch: Ahnungslosen Leuten HP Lovecrafts "Das Ding auf der Schwelle" vorlesen. Macht mächtig Eindruck.
Aber das ist dann bestimmt keine Kinderliteratur mehr.
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Zitat von "lebenszeichen"
asterix & obelix nicht vergessen... :zwinker:
eigentlich nicht wirklich - A&O hab ich ein wenig, je nun, "über". Aber "Ich will Kalif anstelle des Kalifen werden"-Isnogud darf natürlich nicht vergessen werden 8-) -
Zitat von "Friedrich-Arthur"
Welche Kinderbuch-Klassiker begleiteten euch durch eure Kindheit? Habt ihr sie später noch einmal wiedergelesen? Sollten nicht gerade auch Erwachsene Menschen hin und wieder auf Kinderbücher zurückgreifen?
Kinder- und Jugendbücher, die mir als Kind / Jugendlicher unendlich wichig waren, lese ich so alle paar Jahre mal wieder, um ein wenig herauszubokmmen, wer ich mal war und wer ich jetzt bin. Die üblichen Namen: Kästner, Lindgren, Preußler. Auch Karl May würde ich ohne kindliche Erinnerungen vermutlich unlesbar finden. In gewisser Weise gehört Harry Potter dazu, als das Kinderbuch, das ich mit Begeisterung gelesen hätte. Carl Barks' Donald Duck, Lucky Luke, Tim & Struppi, Spirou & Fantasio sind eine Klasse für sich, die habe ich gewissermaßen nie aufgehört zu lesen.Eigene Kinder habe ich nicht, aber ich habe meinen Nichten vorgelesen, als sie noch kleiner waren, zB Ronja Räubertochter. Ich habe noch gut in Erinnerung, wie das den Kindern unbekannte Wort "Humpen" für große Begeisterung sorgte. Sie wussten nicht, was ein Humpen ist, aber (a) war die Szenerie eindeutig und (b) fanden sie den Klang des Wortes sehr komisch. So lernen wir Worte. (Wobei mir einfällt, dass ich sie mal fragen könnte, ob sie sich daran noch erinnern können.)
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Nach zwei eher mittelmäßigen Büchern (Carl von Holtei, "Schwarzwaldau" und Haslinger, "Opernball") lese ich zum Ausgleich jetzt mal wieder eines der besten Bücher der Welt: Laurence Sterne, "Tristram Shandy".
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Zitat von "alpha"
Solche unqulifizierten Aussagen
je nun - weißt Du, wie lebenszeichen irl klingt? Vielleicht hat der schreiende klassenkammerad ja schlicht recht? -
Carl von Holtei, Schwarzwaldau; laut Arno Schmidt ja der "beste deutsche Krimi". Davon hat er also auch nichts verstanden (liest sich locker weg, das Buch, ist aber alles in allem wohl doch ein ziemlicher Murks. Und von einem Krimi keine Spur).
Josef Haslingers Opernball ist da schon ein anderes Kaliber. Aber leider so gar kein Klassiker 8-)
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Ich hab ewig nicht verstanden, wie das funktioniert; irgendwann im Grundstudium hat es "Klick" gemacht.
Es hilft meiner Erfahrung nach, wenn man einen beliebiten Text - also auch Prosa - übertrieben betont laut vorliest, um herauszubekommen, was das mit "Hebung" (betont) und "Senkung" (unbetont) eigentlich bedeuten soll.
Nehmen wir zB das hier:
<I>Das Metrum dagegen kennt nur "betont oder unbetont".</i>
Wenn man das übertrieben deutlich liest, klingt das zB so :
<i>das mÉtrum dagÉgen kennt nÚr</i>
Und dann stolpert man auch schon (weil es halt keine "rhythmisierte Prosa", sondern ganz banale Prosa ist. "betont" wird auf dem "o" betont, "oder" eigentlich überhaupt nicht, "unbetont" auf "un", mit leichter Betonung auf "ton"also:
<i>bÉtont oder Únbetónt</i>
etc.
man kriegt auch ein Ohr dafür, wenn man rythmische Lyrik übertrieben falsch betont -- und das "falsch betont" ist keine akademische Formel, sondern man hört das. Wer statt "Jácke" "Jacké" sagt, betont falsch. It's really that simple 8-).
Weshalb das hier:
<i>Spricht man also die Verse mit natürlichem Wortakzent, so bereitet die Erkennung des Metrums oft Schwierigkeiten.</i>
eigentlich ganz großer Quatsch ist. Eher scheint mir das Gegenteil richtig.
Man lernt Versmaße, indem man Verse unverkrampft "mit natürlichen Wortakzent" liest.
Oder sich vorlesen lässt.