Beiträge von giesbert

    Ob allerdings empfohlen?


    Das ist die Crux bei der Berufung auf Autoritäten - wenn die für den Gesprächspartner keine sind, verpufft natürlich alles 8-) Weshalb ich ja, um mal den Bogen zurück zu schlagen, immer noch für's Selberlesen bin.


    Wenn man wissen will, was es mit Harry Potter auf sich hat, dann liest man halt einfach ein, zwei Bände. Oder versucht's (ich hab mal versucht, etwas von Simmel zu lesen, ist mir aber nicht gelungen. Mehr kann ich zB zu Simmel nicht sagen, aber mir reicht das auch 8-))


    Und mit den Empfehlungen von Autoritäten ist das so eine Sache. So sehr ich zB Arno Schmidt bewundere und so sehr mich seine Leseempfehlungen mit großartigen Autoren bekannt gemacht haben - so wenig kann ich verkennen, dass er, nennen wir's mal rasch und so unter uns, zu eher verschrobenen Urteilen neigte. Und mir vieles von dem, was er leidenschaftlich empfiehlt, überhaupt nicht gefällt.


    Na, das ist ein sehr weites Feld.


    Och... Jemand, der Hans Wollschläger nicht kennt, braucht wohl auch dessen Protegé nicht zu kennen? :P


    Och, man muss überhaupt nichts kennen.


    Aber lies einfach mal ein wenig herum, zB ein paar Essays von Wollschläger. Und schlag bei Gelegenheit mal "Protegé" nach.

    Harry Potter ist zwar ein großer Zauberer,


    wohl eher: er wird oder hat das Zeug, einer zu werden. Und nach den Entwicklungen in Band 6 kann Rowling in Band 7 sogar noch alles über den Haufen werfen (wird sie nicht tun, vermute ich mal, aber sie hat da einige interessante Knoten geschürzt).


    BTW - wer auf Autoritäten abfährt: der Literaturkritiker Michael Maar ist bekennender Harry-Potter-Fan

    Aber wenn ich mich in ein Werk richtig reinknieen will, erwäge ich eben doch den Kauf einer kommentierten Ausgabe.


    Je länger ich darüber nachdenke und Leseerfahrungen sammle, desto allergischer werde ich gegen "kommentierte Ausgaben". Es gibt Ausnahmen - aber das Gros der Kommentierungen schreibt zu völlig willkürlich herausgegriffenen Begriffen einfach von anderen Kommentaren oder aus dem Lexikon ab. Oft ohne Sinn und Verstand. Die Kommentare tragen in den meisten Fällen nichts zum Verständnis bei und schleppen im Gegenzug allerlei Datenschrott herbei.


    Ein Beispiel hab ich just vor einem Jahr mal notiert: http://www.damaschke.de/notizen/?p=3


    Stimmt, die Verserzählungen lesen sich weg wie nix.
    Aber ob mir das mit dem "Aristipp" auch so ginge ... ?


    Been there, done that: Ja, der Aristipp liest sich ebenfalls wie nix. Das ist eine traumhaft gute Prosa. Aber den Aristipp gibt's ja auch in anderern Ausgaben.


    giesbert: Sie hat das mal in einem Interview gesagt. Ich weiß aber leider nicht mehr wo ich das gelesen habe. :redface:


    Ich bezweifel das sehr stark und halte es bis zum konkreten Beweis für ein Gerücht oder, wahrscheinlicher, für eine Übesetzungsfehler und Missverständnis. Harry Potter 1 & 2 sind definitv Kinderbücher und auch als Kinderbücher geplant. Die weiteren Bände sind dann eher für Jugendliche, aber auch die wurden garantiert nicht mit einem erwachsenen Publikum im Sinn geschrieben.


    Und dass Rowling gesagt haben soll, sie schreibe für Leute, die an Zauberer & Hexen glauben, halte ich für üble Nachrede.

    Ich frage mich dann halt schon, ob das "gesund und normal" ist... -


    Ich frage mich, wie es wohl in einem Kopf aussehen mag, der nach solchen Kriterien beurteilt.


    Ne, da les ich doch lieber ganz entspannt in Harry Potter, bevor ich meinem Denken und Empfinden derart Gewalt antue.

    Für den "Aristipp", bzw. grundsätzlich eine Wieland-Neulektüre, würd ich auch nicht die Göschen-Ausgabe nehmen. Sondern eine neue, gut editierte und kommentierte.


    Woher nehmen und nicht stehlen? Der Göschen-Reprint ist eine großartige Möglichkeit, für wenig Geld sehr viel Wieland zu bekommen. An das Papier gewöhnt man sich.


    Und nicht zu vergessen: die zT geringe Seitenfülle vermittelt einem das schöne Gefühl, so richtig schnell voran zu kommen 8-)

    p.S. man könnte sich überlegen, weshalb Dinge wie Harry Potter gelesen werden


    Ich weiß nicht, was Du mit "Dinge wie" meinst, aber ich las & lese Harry Potter, weil das witzige, anrührende, unterhaltsame, spannende, sentimentale, humane und einfallsreiche Bücher sind.

    Klopstock! Messias, der ja beinahe vergöttert wurde! Da muss ja was dahinter gewesen sein!

    Klopstock. Naja. Lies lieber einen Band Wieland mehr als den Messias ;-).


    Arno Schmidt hat sich mal den Spaß erlaubt, fiktive Briefe zu schreiben. Darunter auch diesen:


    [quote]S. H. Herrn
    F. G. Klopstock, Superintendent.
    Schul-Pforta
    bei Naumburg/Saale.


    Sehr geehrter Herr!


    Anbei den Messias zurück.


    Ihr


    Arno Schmidt

    Mal sehen, ich hatte mal diese Liste gepostet:



    Jetzt würde ich statt Schmidts erzählerisches Werk in 1 Band doch eher Zettel's Traum mitnehmen - schon allein, um auf der Insel überprüfen zu können, ob meine These stimmt, dass ZT kein anderes Buch braucht außer sich selbst. Und dann muss ich unbedingt Der Große Gatsby unterbringen. Den hab ich am Wochenende gelesen und bin hin und weg. Was für ein begnadeter Text!


    Also:


    Arno Schmidt, Das erzählerische Werk in 1 Band (ein Toast auf den Erfinder des Dünndruckpapiers ;-))
    Arno Schmidt, Zettel's Traum
    Shakespeare komplett (gibt's in 1 Band)
    Jean Paul I/2 (= Siebenkäs & Flegeljahre)
    Dickens, Bleak House
    Doderer, Die Dämonen
    Dostojewski, Böse Geister
    Wollschläger, Herzgewächse
    Schwab, Die schönsten Sagen des klassischen Altertums
    Karl Kraus, Die dritte Walpurgisnacht
    Goethe, Faust (in der kommentierten Schöne-Ausgabe)
    F. Scott Fitzgerald, The Great Gatsby

    und noch ein Nachtrag zu Haller: "Die Alpen" sind kein Buch, sondern ein Gedicht, das in meiner Reclam-Ausgabe gerade mal knapp 20 Seiten lang ist. Wie ich aus Anstreichungen vermute, hab ich das auch mal gelesen. Aber davon behalten habe ich überhaupt nichts. - Das Nachwort sagt nichts über die "Warzen der Natur".

    ach, bw, Haller: Der soll ein wichtiger Baustein in der Wahrnehmung des Naturschönen und Erhabenen sein. Bis zu Haller galten die Alpen wohl eher als "Warzen der Natur", als hässlich und ganz bestimmt nicht als etwas, mit dem man sich literarisch beschäftigt


    (Disclaimer: Hörensagen, hab ich mal in einem Seminar aufgeschnappt, aber nie überprüft)