Ich habe mir übrigens einen Kindle geleistet, den kleinsten, ohne 3G, nur WiFi, keine Tastatur, 6-Zoll-Bildschirm, 2 GB Speicher, 99 Euro.
Das Teil geht eine Reihe von Kompromissen ein, aber die fallen so alles in allem nicht wirklich ins Gewicht.
Das Gerät ist aus Kunststoff, fasst sich aber gut an, die Verarbeitung der Tasten (geblättert wird mit Tastendruck) macht einen hinreichend soliden Eindruck, das GUI ist - naja, es geht. Möchte man etwa in einem Buch zum Inhaltsverzeichnis springen, geht das so: Buch öffnen. Menü-Taste drücken. Mit dem Cursopad bis zum Punkt "Gehe zu" steuern (der Punkt ist allerdings normalerweise bereits ausgewählt). Aufs Curspad drücken, um den Punkt auszuwählen. Auf dem Cursorpad einmal nach unten drücken. Der Punkt "Inhaltsverzeichnis" wird aktiviert. Noch mal aufs Cursorpad drücken, um ihn anzuwählen.
Texteingaben für Notizen oder Namen für Sammlungen sind mühsam. Die Tastatur wird wenn man sie denn man mal benötigt, über eine Taste eingeblendet, die Buchstaben werden mit dem Cursorpad angesteuert und mit Druck auf das Pad ausgewählt. Buchstabe für Buchstabe. Lästig.
Bestückt wird es (wenn man nicht bei Amazon bestellen/kaufen will) über USB, der Kindle wird als normales Laufwerk mit einem Ordner "Documents" angezeigt. Da schmeißt man einfach alles rein und fertig. Problematisch ist allerdings, dass er E-Books nur im Mobi-Format akzeptiert, kein Epub. Also muss man Epub mit Calibre umwandeln. Calibre ist ein einziges GUI-Desaster, aber es macht zuverlässig seinen Job und kann die gewandelten Dateien auch gleich auf den Kindle kopieren.
Man kann Dateien auch an eine kindle.com-Adresse schicken, die man zusammen mit dem Gerät bekommt. Die Dateien werden dann über Amazons "Whispernet" automatisch auf den Kindle kopiert, was schon ziemlich beeindruckend ist: Datei via Mail hochladen und kurz darauf taucht sie wie von Zauberhand auf dem Kindle auf.
Ich habe mal ein paar Bände der "Digitalen Bibliothek" als Epub exportiert, mit Calibre nach Mobi konvertiert und auf den Kindle kopiert., was etwas mühsam ist, aber tadellos funktioniert. (Für Mac-Anwender wie mich ärgerlich: die DB 5 läuft nur unter Windows, dafür werfe ich also eine virtuelle Maschine an, aber mei, man kann nicht alles haben.)
PDFs kann der Kindle auch anzeigen, ob man die auf dem 6-Zoll-Display auch lesen kann, hängt davon ab, wie sie formatiert sind. Große Dokumente, die auf A4 ausgelegt sind, sind eine Qual, aber E-Books, die im Taschenbuchformat angelegt sind, lassen sich prima lesen.
Mit 170 Gramm ist der Kindle leicht genug, um ihn längere Zeit mit einer Hand zu halten (was man etwa vom iPad nicht sagen kann, das muss man abstützen).
Das spiegelfreie Display ist der Hammer, praktisch wie Lesen auf Papier. Und das ist bei einem E-Book-Reader dann doch die Hauptsache.
Beim Blättern wird der Bildschirm kurz invertiert und neu aufgebaut, das geht aber so schnell, dass es spätestens nach ein paar Mal Umblättern nicht weiter stört.
Gelesen habe ich bislang zwei Bücher: "Perry Rhodan Neo Band 3"
und Jules Vernes "500 Millionen der Begum". Beides völlig problemlos. Als nächstes probiere ich mal "Reise zum Mittelpunkt der Erde".
Demnächst werde ich mal meine Bestände der Digitalen Bibliothek durchforsten und ein paar Klassiker konvertieren.
Kurz: Ich bereue den Kauf nicht und kann den Kindle nur empfehlen.