Beiträge von giesbert

    Den "Pym" hab ich vor ein paar Monaten auch mal wieder gelesen. Was für eine atemlos, abstruse Ödnis. Das fängt voll Pulle an und dann hat Poe das Problem, dass es keinen Spannungsbogen mehr geben kann, wenn man gleich bei 100% einsteigt. Entsprechend bescheuert entwickelt sich das dann. Das ist vielleicht auf psychologischer Ebene sehr interessant - aber als äh "normale" Lektüre ein ziemlicher Mist.

    May kann man als Erwachsener auch höchstens noch ironisch gebrochen lesen.


    das klappt meiner Erfahrung nach nur, wenn man mit der May-Lektüre sehr beglückende Kindheitserinnerungen verbindet. Wer May nicht als Kind/Jugendlicher gelesen hat, der wird dem Werk wohl schwerlich etwas abgewinnen können. Mays Biografie dagegen schon eher, die ist ziemlich einzigartig: Aus der Gosse zum erfolgreichsten Schriftsteller nicht nur seiner Zeit und zum ersten Pop-Star der Literaturgeschichte. Also das hat schon was.


    Das so oft so hoch gelobte Spätwerk ist auch nur sehr bedingt lesenswert - und eigentlich auch nur dann, wenn man Mays Leben & Werk einigermaßen parat hat; dann kann man das als wiesollmansagen: psychologisches Protokoll lesen. Aber als Roman ist das alles imho nur sehr schwer genießbar. Eigentlich gar nicht.


    Ich hab kürzlich mal wieder Winnetou I-III gelesen (dh bei Band III bin ich stecken geblieben). Band I funktioniert nach wie vor, II und III sind ganz offensichtlich am Kleistertopf entstanden, da matsch May altes Material ziemlich lieblos zusammen. Die Orient-Geschichten les ich auch immer mal wieder ganz gern (da ist auch die 12-Stunden-Hörspielfassung des WDR ziemlich phänomenal gut)


    Ach ja - Neben Tom Sawyer lese ich immer mal wieder die Schatzinsel: und bin jedes Mal begeistert 8-).


    giesbert
    "können vielleicht, aber dürfen... " :zwinker:


    och, ob ich das nun mit den sendereigenen Rekorder-Apps aufnehme oder die Datei gleich lade, ist doch wumpe. Sach ich mal so :smile:


    BTW: Der SWR bringt einmal in der Woche ein Werk der klassischen Musik, das extra für den SWR produziert wurde. Diese Stück steht offiziell 7 Tage als Podcast zur Verfügung. Bei iTunes kann man allerdings sämtliche Stücke ab dem 1.1.2012 laden:
    https://itunes.apple.com/de/po…er-woche/id273371309?mt=2


    Kein Download, nur zum Nachhören...


    Doch, doch - natürlich kann man die Datei laden:


    (ach ne, den Link poste ich mal lieber doch nicht, aber ich kann verraten, wie man ihn findet: a) Quelltext der Seite anzeigen lassen, b) die Stelle suchen, an der die Audio-Datei eingebunden wird c) die XML-Seite mit dem Link zu Audio-Datei aufrufen d) Link zur Audio-Datei in dieser Datei suchen e) Datei laden)

    Game of Thrones hab ich kürzlich mal den ersten Band angelesen. Nach ca. 50 oder vielleicht 100 Seiten ist mein Interesse irgendwie versandet. Herr der Ringe hab ich als Schüler/Student gelesen - den kleinen Hobbit fand ich toll, der HdR hat mich ab Gandalfs Verschwinden gelangweilt (bis zu seinem Wiederauftauchen). Vor ein paar Jahren hab ich's nochmal probiert - weil ich die Filme so überwältigend fand - und bin schon im ersten Band untergegangen: Eingebildete Figuren in eingebildeten Welten mit eingebildeten Probleme: was hat das mir mir zu tun?


    Die einzige Art von Fantasy, die mich derzeit reizt, ist wohl Jaspar Ffordes "Thursday Next"-Reihe

    Die Kindle-Erfahrung kann ich nur bestätigen. Zum einen lese ich einfach mehr, seit ich einen Kindle habe. Zuvor ging mein Lesevolumen seit 25 Jahren erstmals de facto gegen Null (Fachlektüre etc. lass ich mal außen vor), zum anderen sind auf meinem Kindle zu mindestens 90% Klassiker aus den diversen Quellen (überwiegend DVDs der Digitalen Bibliothek und Mobileread). Was nicht unbedingt heißt, dass ich nur noch äh Anspruchsvolles lese: Derzeit Winnetou III (für mein Langzeitprojekt "Dr. May erklärt die Welt" ;-)).


    Und wo bleiben meine Manieren? Ts. Also: Herzlich willkommen ;-),

    Zitat

    Während in den beiden Schwester-Romanen [Mansarde, Tapetentür] Haushofer aber kaum über ein etwas rührselig Sentimentales hinauskommt, …: Derweil meistert sie in der "Wand" ihr Thema mit äußerster Schlüssigkeit, Kraft, Ökonomie. Ein in Ansatz wie in der Ausführung gleich großer Wurf - wobei es vergleichsweise gleichgültig bleibt, ob diese titelgebende Wand, welche die junge Frau von der Welt abschneidet und auf eben die andere Seite, in eine Art Welt-Vakuum, versetzt, eher symbolisch, krankheitsallegorisch oder sagen wir als Alp- oder Wunschtraum zu lesen ist. Dieser Bezugsrahmen stellt eher den schwächeren Teil des Buchs - was aber dann im Buch ab Seite 15 folgt, ist eine unendlich rührende Tier- und Menschengeschichte, eine Robinson-Paraphrase von so starker, linder, gänzlich unaffektierter Trauer, daß man sich dem Bann der Erzählung bis zum brutalen Schock am Ende des Finales nicht mehr entziehen kann und mag - und das Buch ganz traurig zuschlägt: weil's nicht ewig so weiter ging.


    Das Leben als Dauerabschied vom Leben, von Raabe bis Tschechow, von Verdi bis Gustav Mahler eigentlich das Thema des 19. Jahrhunderts - diesem Topos haucht Haushofer überraschendes und neues Leben ein, indem sie - jenseits der Wand - ein Zwischenreich gründet, in welchem gleichsam das Beste am Menschen in der Erinnerung an ihn besteht. Und: in der Freundschaft mit Tieren in der Gestalt einiger Haustiere. Die Sehnsucht nach dem ordinären Leben bleibt gleichwohl - und stiftet Wehmut. Sie ist der Grundausdruck des Buchs - und sein Bestes. Ein anheimelnd unheimlicher Roman, dessen Rührkraft auch leise Komik einbezieht. Über die Tatsache, daß in der Niemandsland-Hütte der Erzählerin eine Katze zwei Junge gebiert, augerechnet auf dem Titelblatt der Zeitschrift "Elegante Dame" als Wochenbett - darüber habe ich auch wieder sehr lachen müssen.


    Eckhard Henscheid

    Die Wand ist ein umwerfendes Roman. Sehr konsequent und gnadenlos. Gegen Ende gibt es - ach ne, da verrate ich jetzt nix. Der Roman hat mich jedenfalls sehr beeindruckt. Mehr habe ich von Haushofer allerdings auch noch nicht gelesen.


    Schriftsteller haben den Vorteil, dass sie eine Chance haben nicht zu sterben.


    Lies mal Arno Schmidts "Tina oder über die Unsterblichkeit" - da wird dieser Gedanke durchgespielt: Jeder Mensch, dessen Name gedruckt ist, kommt ins Elysium. Und ist dazu verdammt, dort so lange zu bleiben, solange sein Name nicht komplett verschwunden sind. Unsterblichkeit wird da rasch zum Fluch ;-).