Beiträge von giesbert

    Da werden wir 2017 wohl ein paar neue Übersetzungen von Wells-Romanen sehen.


    Ich hab mal kurz das Jahr 1946 bei der Wikipedia überflogen - außer Wells scheint tatsächlich nur noch der bei Gutenberg genannte Gerhart Hauptmann von Interesse zu sein, die übrigens Autoren haben mir allesamt nichts gesagt (was natürlich nichts heißt; vielleicht hab ich auch interessante Namen überlesen).

    Ich mache das meistens so, das ich erstmal lese und schaue, wie es ganz ohne weitere Lektüre klappt. Wenn es mich dann so packt, das ich mehr wissen will, nehme ich gerne Hilfe zur Hand.


    Mache ich auch so - erstmal selber lesen und sehen, ob der Text auf eine Resonanz stößt. Wenn nicht, hat sich das eh erledigt.


    Gerade beim Ulysses ist die Sekundärliteratur so einschüchternd umfangreich, dass man sich fast gar nicht getraut, den Roman einfach so zu lesen - und genau das sollte man aber tun. Insofern hatte ich Glück, als ich mit 18 Jahren zufällig auf den Ulysses stieß und von diesem Roman praktisch gar nichts wusste - ich hab ihn einfach ratzfatz runtergelesen und war begeistert. Durch die ersten 80 Seiten oder so musste ich mich allerdings auch durchbeißen, da hab ich dann immer mal wieder vorgeblättert – wäre ich da nicht auf gänzlich andere Passagen gestoßen, hätte ich vermutlich abgebrochen.


    Es hat ja keinen Zweck, sich zuerst von der Sekundärliteratur versichern zu lassen, wie toll ein Text ist, wenn dann bei der Lektüre kein Funke überspringt. Möglich ist ja auch, dass einem die komplexen Strukturen des Ulysses durchaus einleuchten - man selbst den Roman aber trotzdem denkbar langweilig findet.

    Unbedingt lesen! Das ist ein großartiges Buch. - Ich hatte das Glück, dass meiner Ausgabe als Broschüre Fritz Senns grandioser Aufsatz "Wer hat Angst vor Ulysses" beilag; der ist imho die beste Ein- und Leseverführung, die man sich denken kann. Auch abgedruckt in Fritz Senn, "Nichts gegen Joyce".


    Zitat

    Der schlechteste Einstieg ins Unbekannte wäre wohl die Scheu vor dem großen Kunstwerk, die Furcht, es nicht zu bewältigen. Sie ist deswegen unbegründet, weil wir es ohnehin nicht bewältigen, denn warum sollten wir uns in einem der anregendsten Büchern - und gleich noch auf Anhieb - besser zurechtfinden, als es uns sonst mit all unseren praktischen Aufgaben gelingt?

    Ab Seite 73 - dem ersten Auftritt von Leopold Bloom - liest es sich leichter ;-). Man sollte sich von dem Ruf des Romans übrigens nicht einschüchtern lassen, sondern ihn einfach lesen.

    "Surehand", Hörspiel von Veit König nach Motiven von Karl May


    Zitat

    Ein Verbrecher auf der Flucht, ein idealistischer Polizist, ein Scout, ein Westernheld, und ein Medizinmann mit einer dunklen Vergangenheit... eine Odyssee durch den nicht mehr ganz so Wilden Westen. […] Ein kriminalistischer Spätwestern und eine Reise durch die Ruinen des Wilden Westens, vor dem Hintergrund des anbrechenden 20. Jahrhunderts. Nach Motiven von Karl May.



    http://www1.wdr.de/radio/1live…e-krimi/surehand-100.html

    Dylans "Banquet Speech" kann man übrigens hier nachlesen:


    https://www.nobelprize.org/nob…es/2016/dylan-speech.html


    Zitat

    I was out on the road when I received this surprising news, and it took me more than a few minutes to properly process it. I began to think about William Shakespeare, the great literary figure. I would reckon he thought of himself as a dramatist. The thought that he was writing literature couldn't have entered his head. His words were written for the stage. Meant to be spoken not read. When he was writing Hamlet, I'm sure he was thinking about a lot of different things: "Who're the right actors for these roles?" "How should this be staged?" "Do I really want to set this in Denmark?" His creative vision and ambitions were no doubt at the forefront of his mind, but there were also more mundane matters to consider and deal with. "Is the financing in place?" "Are there enough good seats for my patrons?" "Where am I going to get a human skull?" I would bet that the farthest thing from Shakespeare's mind was the question "Is this literature?"


    Den Vortrag kann man sich bei DRadio nur anhören, die haben den Lade-Button vergessen - aber das hier müsste die URL zur Datei sein:
    http://ondemand-mp3.dradio.de/…are_20161210_0839250a.mp3

    Laut Impressum basiert die 10-bändige Tabu-Ausgabe auf der 4-bändigen Ausgabe von 1972, wobei sich die Bände wie folgt verteilen:


    I = Honolulu / Das glückliche Paar / Vor der Party


    II = Die Macht der Umstände / Lord Mountdrago / Fußspuren im Dschungel


    III = Ashenden


    IV = Entlegenen Welten / Winter-Kreuzfahrt / Fata Morgana

    Laut Rowohlt ist die einzig gültige Übersetzung die von Georg Goyert. Diese wurde wohl auch von Joyce autorisiert.


    Beide Fassungen kenne ich nicht, nur Wollschlägers Übersetzung. Aber man sollte zweierlei bedenken: a) ist das Argument, Joyce habe Goyerts Übersetzung autorisiert, ganz offensichtlich Unfug (völlig unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht). b) Rowohlt hielt den Ulysses für ein mittelmäßiges Buch.


    Den Romancier habe ich nicht mehr gelesen, nachdem ich feststellen musste, dass Der Name der Rose nur beim ersten Mal Lesen spannend war.


    Den zweiten Lektüredurchgang habe ich auch sehr schnell eingestellt. Das "Foucaultsche Pendel" hatte ich mal bei einer längeren Zugreise dabei und mich nolens volens durch ein paar Hundert Seiten gequält. Das war einfach Murks. Den typischen Uni-Smalltalk hat er da sehr gut getroffen, dafür zeigte sich ansonsten eine schon erstaunliche Beschreibungsunfähigkeit. Das waren entweder Exzerpte aus Lexikonartikeln oder Zusammengestümpertes zwischen Plattitüde und Kitsch (ok, das mag am Übersetzer gelegen haben). Als er in einem Interview dann den "Namen der Rose" mit "Ulysses" und das "Pendel" mit "Finnegans Wake" verglich, war er als Schriftsteller für mich komplett uninteressant geworden.


    Den Semiotiker Eco, auf den in allen mir unter die Augen gekommenen Nachrufen bisher keiner hingewiesen hat, obwohl er in den 1970er zu den Führenden seines Faches gehörte, habe ich damals mit Vergnügen und mit Gewinn gelesen. Ob das heute immer noch der Fall wäre, müsste ich aber ausprobieren.


    Same here. Seine semiotischen Bücher habe ich während des Studiums mit großem Vergnügen und Gewinn gelesen. Aber das ist jetzt auch schon wieder rund 30 Jahre her …


    Ich hab da im Regal die 2001-Ausgabe seiner Gossen und Parodien, vielleicht les ich da mal rein. (Wobei ich gerade feststelle, dass 2001 ein billiges Papier genommen hat - was nutzt mir ein fester Kartoneinband mit Schutzumschlag, wenn das Papier so eklig gelb wird?)