Beiträge von Volker

    Das ist schoen, finsbury , dass Du nochmal auf den DQ zuruekgekommen bist. Er verdient es. Auch was Du schreibst, gefaellt mir. Ich habe mit Mueh und Not inzwischen den Knigge zu Ende gelesen. Die Schrift ist so winzig und meine Augen sind nicht mehr so gut. Vielleicht brauche ich auch nur ne neue Brille(?). Am 16. Oktobr habe ich einen Termin. Ich melde mich dann mal wieder. Vielleicht schreibe ich auch vor unserem Urlaub (18.-27.09.auf Juist, wie immer) noch was ueber den Knigge......Mal sehen.

    urspruenglich wollte ich den folgenden Text privat nur an Karamzin schicken, weil er in der Diskussion um das Maron-Buch so interessante Ausfuehrungen zum Thema Religion gemacht hat. Dann habe ich gedacht, dass da vielleicht noch mehr Leute ihren Spass dran haetten, wie z. B. JHNewman und Zefira, womoeglich auch andere: Als ich von meiner Kur in Bad Reichenhall nach Hause fuhr, wollte ich mir dort im Bahnhof eine Butterbrezel kaufen. Ich ging an den Tresen und fragte: "Haben Sie eine Brezel mit Butter?" Die Frau guckte mich etwas streng an und sagte: "Wir murmel, murmel murmel und net glei ham Sie a Brezn mit Budda" (mich nachaeffend statt Butter). Sie machte keinerlei Anstalten mir irgendetwas zu verkaufen und ich schaute sie fragend an. Sie wiederholte ihren fuer mich im ersten Teil unverstaendlichen Text. Dann merkte sie wohl, dass ich trotz der Hoergeraete in beiden Ohren nicht verstanden hatte. Sie beugte sich weit vor und sprach besonders laut und deutlich: "Mir fangen an mit Gruess Gott und net glei ham Sie a Brezn mit Butter".

    lieber finsbury, auch Dir vielen Dank! Uebrigens habe ich VO Jahren zufaellig" jemanden entdeckt, der sich Vorleser Schmitt(dt?) nennt, Kannste googeln. Der liest de Reuter m..E. sehr schön, sicher auch die Festungstid. Für mich hat er damals de Reis nah Belligen gelesen. Er liest auch Raabe und andere grosse Erzähler des 19. Jh. Kannst ja mal gucken. Obwohl oder weil er ganz anders liest als der berühmte, auch von mir geschätzte, Westphal, mag ich ihn sehr.

    Karamzin und finsbury , erst mal vielen Dank! ich musste leider eine Kunstpause einlegen. Mein Berliner Sohn (54 J.) ist hier mit Freundin, das ist zwar schoen, aber auch nervig fuer uns beide Alten. Mit dem Lesen kann ich im Moment nicht Schritt halten, aber ich habe mir gedacht, ich "blende" hier zwei oder drei der netten Kapitelinhaltsangaben von Reuter ein, dann erfaehrt finsbury die Schreibweise der Personen und Karamzin hat vielleicht doch ein wenig Spass am Plattdeutschen(?). Plattduetsch es de Weltsprok, Karamzin!

    Die Kapitelinhaltsangaben sind (fast) so schoen wie bei Don Quijote, und die haben Thomas Mann so gut gefallen.

    (ich schreibe jetzt wie im Original ä, ö und ü, in der Hoffnung, dass das ebenso wiedergegeben wird, ansonsten habe ich es mir wegen meines Neusseelaender Sohns angewoehnt, so zu schreiben weil sonst manchmal Buchstabensalat ankommt)

    Kapitel 15

    Worüm ick mi oewer den Apostel Paulus un de Kapteihn sick oewer (o und e werden hier "zusammengebacken" geschrieben) Schr... en sine Brut argert. Worüm de Kapteihn mit beide dörchlopene Stäwelsalen in den deigen Dreck pedd un sick nahsten an en Pahl stellt , un up den Abend ne Brutschaft för dat Heiligste, un rode Hor un gräune Ogen för ´t Schönste erklärt un sick up de Letzt mit de Königin Victoria in England verlawt.

    Kapitel 16

    Mit de Königin Victoria is dat vörbi, oewer mit Aurelia´n is ´t in ´n vullen Gang. Don Juan un Kopernikus, un woans de heiligste Erzbischoff von Dunin bi uns ankamm. Worüm de Kopernikus nicks von rode Hor weit un weiten will, un dat hei sick tauletzt as ´ne "Schlange" utwisen ded.

    Kapitel 17

    Worüm nu ümmer Twei an de lütte Lind stahn. Mine lütte leiwe Idachen. De witten Müs warden gris, un de Kopernikus gräun un möt weddeer in Smid Grönwaldten sine Theertunn kiken. De Kapteihn ward en blagen (blauer) Löw´, un de Erzbischoff höllt ne Red´oewer Stülp un Pott, bet hei binah ut sin Vaders Rock ´rute schüddt ward.

    Schoen dass Du wieder geschrieben hast, finsbury .Ich bin noch nicht viel weiter. Habe wieder mit meinen Bronchien und Lunge zu tun, weshalb ich auch am Dienstag zur Kur nach Bad Reichenhall fahre. Meine Frau hat so lange auf mich eingeredet, bis ich die Kur beantragt habe. Sie wurde auch sofort bewilligt. Leider kann ich das tablet nicht mitnehmen. Es ist die Hauptverbindung meiner Faru zum Rest der Welt. Mit dem PC will und kann sie folglich nicht. Guck mal, nun habe ich die Festungstid bestimmt schon zweimal gelesen. Aber an das, was Du schreibst, kann ich mich nicht mehr erinnern. Uebrigens lese ich jetzt die alten Schwarten mit Mundschutz, weil ich festgestellt habe, dass ich Asthma von den Dingern bekomme. SEHR schade. Wenn Du das liest, denkst Du bestimmt: Ach Gott, der arme alte Kerl ist ja ein Wrack. Wenn Du mich aber sehen und erleben wuerdest, wuerdest Du denken: Der macht ja noch einen ganz munteren und fidelen Eindruck. Und so ist es in der Tat.

    DAnke, Karamzin !, diese Ausstellung habe ich leider knapp verpasst. Ich war am 13. Mai da, das war ein Montag, da war die Nationalgalerie (wie alle Museen in Berlin?) geschlossen. Fuer den 14. hatte ich schon das Rueckfahrticket. Haette sie gerne gesehen. Den Spaziergang nach Syrakus habe ich uebrigens mal (ungekuerzt!) gelesen. Weiss nichts mehr davon. Hat mir aber gefallen. Lenz war auch so ein "Wanderer" und Fontane sowieso.

    nun will ich mir auch mal angewoehnen, anzugeben, wo ich gerade bin: 12. Kapitel (durchgezaehlt vom Anfang) zu Beginn des III. Teils:

    Fritz Reuter, dem grossen Humoristen, der es verseht, aus den uebelsten Situationen noch etwas "Witziges" herauszudestilllieren, worueber unsereins dann herzlich lachen kann, vergeht aller Humor, als er bei bitterer Kaelte in Berlin in der Hausvogtei eintrifft. Er hatte die Gelegenheit ergriffen, sich zusammen mit seinem Kumpel, "dem Kaptein" von der Festung M (Magdeburg?) versetzen zu lassen, in der Hoffnung, es woanders besser zu treffen. Die Hausvogtei kannte Reuter schon. An dieses Wiedersehen knuepft Reuter zu Beginn deds Kapitels eine schoene Betrachtung darueber, was Wiedersehen gewohnlich fuer uns bedeutet und schildert, wie positiv der Begriff fuer uns gewoehnlcih besetzt ist. Und nun dies: In der Hausvogtei war er ein Jahr in Untersuchungshaft gewesen, damals gab es immerhin noch einen Strohsack. Jetzt mussten sein Freund und er bei grimmiger Kaelte in der ungeheizten Zelle ohne Zudecke auf dem blanken Fussboden schlafen. Am Tag standen ihnen 7 Silbergroschen zur Verfuegung. Vier davon gingen allein fuer einen warmen Morgenkaffee drauf, der Rest feur einen Kanten Brot. "Reisenden" - die Hausvogtei sollte EIGENTLICH nur Zwischenstation sein - standen gewohnlich 20 Silbergroschen zu. Beschweren half nichts. Ihnen wurde bedeutet, dasss sie von den 7 Silbergroschen einen Schlafsack zuammensparen muessten, auch das (vorher) zusammengesparte Privatgeld duerfe nicht benutzt werden ("der Entspekter makte en hoeflichen Diner un saed, dat wir Allens recht gaud, awer der Herr Kriminaldirekter (Dambach) had bestimmt, wi suellen uns irst von uns siw Suelwergroschen so vel tausamensporen, dat wi uns en Bed meiden(mieten) kuennen.-"). Der Chef der Hausvogtei, der Jurist Dambach, fuehrte zusammen mit seinen Kreaturen ein zynisches Regiment in der Hausvogtei, "wo der Herr Kriminalrat Dambach, uns wuerdige Unkel, inwahnen ded, awer mit en hoegern Titel, wil em dat so schoen gelungen was, ut uns dumme Jungs de schwoennsten politischen Verbrekers heruttauunnnersaeuken, de allseindag den preussischen Staat und den leiwen Bundesdag bet dicht an den Abgrund broecht hewwen." (die schwersten politischen Verbrecher herauszuuntersuchen).

    "Hei (Dambach) hadd t farig kregen (fertiggebracht) ut uns, de wi in de unschuelligste Uprichtigkeit nich bloss saeden, wat wi dahn, ne, ok wat wi dacht, wat wi faeuhlt (gefuehlt) hadden, sick Ledderamen tau sniden, dat hei doran tau sine jetzige hoechste Stellung heruppe klattern kuenn". (sich Leitersprossen zu schnitzen...)

    Reuters Freund, der "Kaptein" dreht durch, liest in der Bibel und wirft sie von sich. Reutert klopft an die Tuer, da kommt auf dem Gang der Gerichtsbote Heubold, den er von frueher kennt, ein sadistischer Typ: "Heubold, wissen Sie nicht, wie lange wir hier noch bleiben muessen? - Do stunn hei voer mi mit dat olle, weike, witte, upgedunsene Gesicht, mit dat olle slappe Lachen uem dat breide Mul, mit de olle vossige (fuchsige=rote) Prueck, un langsam kam de Antwurt herute: Sie bleiben immer hier. Glauben Sie, dass der Koenig alle die grossen Gebaeude leer stehen lassen will?.........De Schuft wuesst dat beter, hei wuesst recht gaud, dat wi weder reisten, hei wuesst recht gaud, wo elendig wi hier hollen wuerden (gehalten wurden).....awer t kettelte den Hlunken (es kitzelte den Halunken) doch, uns ok noch en Fauttritt (Fusstritt) mit up den Weg tau gewen; Einer kunn em de entfamtige (infame) Lust von t Gesicht herunner lesen, mit de hei sprok: Nein, Sie bleiben hier. Ick kann t un will t nich striden, dat ick mi von de gruendliche Gemeinheit von desen Kerl in t Buckshuern jagen let" (ich kann und will es nicht besteiten dass ich mich von der abgruendigen Gemeinheit des Kersl ins Bockshorn habe jagen lassen).

    Man muss bedenken: Er sah im schlimmsten Fall noch 25 Jahre in dieser Art vor sich!!! Einen Tag spaeter erloest ihn der Schandor Res (Der Gendarm Res), der ihm wie ein Engel vorkommt,und "reist" mit den beiden weiter.

    finsbury und sandhofer, Ihr muesst entschuldigen: Irgendwie komme ich mit der "Technik" des Forums noch nicht so gut klar. Meinen Beitrag finde ich gar nicht mehr. Deshalb jetzt "die Fortsetzung":

    Interessant ist, wie (scheinbar!) "harmlos" Reuter das Wesen der Bestechung, Bestechlichkeit und Korruption schildert und die segensreiche Wirkung, die dieses eigentlich verwerfliche Vorgehen und Verhalten auf die Zerstoerung des Drangsalierungs- und Ueberwachungssystems im Gefaengnis hat. Durch ein wenig Tabak und ein paar Flaschen Wein aendert sich vieles zum Besseren. Trotzdem bleibt es bedrueckend: Zimmer in reiner Nordlage mit hochgelgenen kleinen Fesntern und zusaetzlichen Seitenblenden (Scheuklappen). "Moderne" Beheizungstechnik im Warmluftsystem, bei der man einen warmen Kopf aber kalte Fuesse hat. "dit was ne nige Erfindung von en sihr gelehrten Bumeister, de sick ganz besonders up den Gefaengnis-Bu smeten hadd, un uem de Gesundheit von de Sak uttauprobiren, kunnen sei jo gor keine passendere Lued finnen as uns; wi hadden ne schoene Reih von Johren voer uns, un wenn wi et uthoellen, denn was de Sak probat" (wenn wir es aushielten dann war die Sache in Ordnung).

    Ganz herrlich dann auch die Passage, in der er schildert, wie er sozusagen zum "Hofmaler" (Portraits) der "Festungsgesellschaft" wurde mit all den "lustigen " Details: Das Pastell blieb nicht auf dem Papier haften. Alle Versuche schlugen fehl, bis der Inspektor zufaellig irgendwo aufgeschnappt hatte, dass man es mit dem kleinen Finger einreiben muesse. Daran haengt Reuter eine Betrachtung an, wie schwierig es fuer einen Gefangenen ist (bzw.war) sich weiterzubilden. Der Versuch, der Darstellung des goldenen Kragens des Platzmajors durch Zuckerwasser zu mehr Glanz zu verhelfen, scheitert klaeglich, weii die Fliegen das Werk schon in der Nacht mit ihrem Kot besprenkeln.... finsbury, ich sehe mit Schrecken, dass Du mich trotz meines Vorspungs schon bald ueberolst. Aber ich denke, es macht nichts. Hier ging es ja schon mehrmals ungleichzeitig zu....

    Nochmal kurz zurueck zur Korruption. Reuter drueckt doch ein wenig das Gewissen und er fragt sich, ob es christlich sei, den gleich zu Anfang als bestechlich erkannten Beamten (zunaechst mit Tabak) zu bestechen. Er erteilt sich sofort Absolution weil der preussische Staat ja in vielerlei Hinsicht auch nicht christlich an ihm und seinen Mitgefangenen handelt und ihnen sogar die christlichste aller Unterstuetzungen verweigert: Den Kirchenbesuch. Nach einer Eingabe taucht zwar ein protestantischer Parrer auf, der "vorschlaegt" ihnen im Waeschetrockenraum gelegentlich eine "Homelie" zu lesen. Das lehnen die Gefangenen dankend ab, worauf der protestantische Geistliche, froh, dieser "Pflicht" ledig zu sein, abzieht. Im Gegensatz dazu wird - wie auch an anderen Stellen vom Protestant Reuter - der katholische Geistliche geschildert, der sich durch nichts davon abhalten laesst immer wieder "mit List und Tuecke" seine Beichtkinder aufzusuchen. Ich erklaere mir das so: Die Formel von der Einigkeit von Thron und Altar gab es damals zwar (noch) nicht(?), aber die Protestantische Kirche fuehlte sich doch als die Staatskirche Preussens und ihre Amtstraeger hielten folglich Distanz zu Leuten, die der Obrigkeit nicht genehm waren(?).

    ja, Karamzin, das ist seltsam, dass die Diktaturen pathetische Umzüge installieren, die an Fronleichnamsprozession en erinnern. Bin uebrigens im Moment auch im 18. Jh., ohne es gleich gemerkt zu haben. Lese Knigge in einer DDR-Ausgabe. Heute mit Erstaunen ein Zitat aus Tristram Shandy gelesen, das er auch als solches kennzeichnet ( es geht um Hobbies).

    Das glaube ich jetzt alles verstanden zu haben, Karamzin , und danke Dir dafuer. Wunderlich ist ja, dass Friedrich II. von Preussen "der Grosse" doch wohl Atheist war (?) und ihm trotzdem gehorcht, ja, er von vielen seiner christlichen Untertanen sogar verehrt wurde. Hitler dann ja auch weitgehend (er schwadronierte zwar immer von der Vorsehung, aber vom, Christenglauben war er vermutlich weit entfernt?!). Vielleicht ist die Religion dann doch eine duennere Tuenche als man denkt?????.

    Karamzin, was Du schreibst, lese ich immer gerne, nur verstehe ich es manchmal nicht. So auch dieses hier. Deshalb vestehe ich auch den Schluss leider nicht; ich wuerde aber gerne mitschmunzeln. Du hast kurz Deine Sicht aufs Christentunm dargelegt (von aussen). Ich bin "von innen" langsam zu der Ueberzeugung gekommen, dass "das alles nicht stimmen kann". Es war ein schwerer Weg. Wenn man als Kind mit Inbrunst gesungen hat: "Gott des Himmels und der Erden, Vater Sohn und heilger Geist, der es Tag und Nacht laesst werden, Sonn und Mond uns scheinen heisst, dessen starker Arm die Welt und was drinnen ist erhaelt--" Und "der dreimal eine Gott, als der urspruenglich war und ist und bleiben wird, jetzund und immerdar...." Und wenn man das geglaubt hat, dann braucht es grosse Kraftanstrengung und ein langes Leben, sich davon zu loesen. Das ist schon fuer den Kopf schwierig, fuer "die Seele" dauert es noch erheblich laenger. Man verliert auch viel dabei. Ich bin trotzdem froh, dass es mir gelungen ist. Sehr geholfen hat mir dabei der Schopenhauer, der aber ein Mystiker und Moechtegernbuddhist geblieben ist. Auch das bin ich nicht. Trotzdem ist die Welt fuer mich voller Wunder. Und das genuegt m.E. um eine Ethik zu begruenden. Wer nicht glaubt, muss deshalb nicht ruecksichtslos, "unmoralisch" usw. sein. Jetzt lehre mich noch das Schmunzeln und die Kraehe zu verstehen.

    Zefira, ich komme nochmal zurueck auf die Ehrenhaendel und Deine Geschichte, von dem, der sich fuer nicht satisfaktionfaehig erklaert hat. Das wird im Radetzkymarsch auch durchgespielt. Bei dem Regimentsarzt Dr. Demant, , seinem Wesen nach ein Zivilist, kippt die "Stimmung" in Richtung ueberleben-wollen, nachdem er gespuert hat, dass Trotta ihn aufrichtig "liebt" und mit ihm leidet:

    "...es schien ihm sehr wohl moeglich, allen Bedrohlichkeiten zu entgehen. Verschwinden! dachte er. Ehrlos werden, degradiert, drei Jahre als Gemeiner dienen oder ins Ausland fliehen! Nicht erschossen werden! Schon war ihm der Leutnant Trotta, Enkel des Helden von Solferino, ein Mensch aus einer anderen Welt, vollkommen fremd und er sagte laut und mit hoehnischer Lust: Diese Dummheit! Diese Ehre, die in der bloeden Troddel da am Saebel haengt. Man kann eine Frau nicht nach Hause begleiten! Siehst Du nicht, wie dumm das ist........" Dann aber wenig spaeter: "... Ich bin ein Dummkopf, mein lieber Freund! sagte der Doktor. Ich haette mich von Eva längst trennen muessen. Ich habe keine Kraft, diesem bloeden Duell zu entrinnen. Ich werde aus Bloedheit ein Held sein, nach Ehrenkodex und Dienstregelment. Ein Held! er lachte......." Das ist alles ganz grossartig geschrieben. Ein Roman im Roman. Sozusagen der Kern, weil diese Sache, in die Trotta verwickelt ist, auch der Grund fuer seine "Transferierung" an die Ostgrenze des Habsburger Reichs ist. Ueber mehr als fuenfzig Seiten. Ich bin froh, dass ich das nochmal gelsen habe. Man liest es anders, wenn man den Ausgang kennt.

    Ja, siehste, ich habe den Roman gerade erst gelesen und hatte Mühe, die Stelle zu finden, wo diese deprimierende Geschichte, die ueber 50 Seiten geht, beginnt. Es geht um das Duell des Regimentsarztes Demant, dessen Frau der "Romanheld" Trotta nach der geltenden Etikette in einer bestimmten Situation begleiten "musste", worueber ein anderer eine haessliche Bemerkung machte, weshalb sich dann der Regimentsarzt Demant mit ihm duellieren "musste". BEIDE blieben auf der Walstatt..... Ich muss das jetzt direkt nochmal alles lesen, denn die interessanten Einzelheiten und den "Bau" des Ganzen habe ich auch schon vergessen. Schrecklich. Freue mich jetzt auf den grossen Lesegenuss trotz des bedueckenden Inhalts.

    Nachdem ich die ersten fuenf Kapitel gelesen habe, will ich mal ein wenig dazu schreiben:

    Reuter wurde wegen seiner "Aktivitaet" bei der Burschenschaft im Studentenalter zum Tode verurteilt, dann zu 30 Jahren Festungshaft " begnadigt" und schliesslich durch Eingreifen des Grossherzogs von Mecklenburg nach 7 Jahren als dreissigjahriger entlassen. Mit einem Abstand von ueber 20 Jahren verfasste er den plattdeutschen Roman "ut mine Festungstid" (aus meiner Festungszeit) ueber diese Zeit, den bisher finsbury und ich lesen. Obwohl die Geschichte mit viel (Galgen) humor erzaehlt wird, greift einem doch der untergruendige Ernst ans Herz, etwa wenn er ueber die nichtigen Gruende schreibt, derentwegen er verurteilt wurde, oder wenn er erfaehrt, dass der Raubmoerder in der Zelle unter ihm am naechsten Morgen hingerichtet wird, dass der liebenswurdige Vizekommandant der Festung, in der er gerade einsitzt, in "angeheitertem" Zustand am Weihnachtsabend in einem unbedachten Augenblick einen Stafling erstochen hat. (in einer eingeschobenen Erzaehlung erfaehrt man, dass die einzige Tochter dieses Vizekommandanten - in die sich Reuter als 24jaehriger bei einem Spaziergang unter Aufsicht (aussichtsslos) verliebt hatte - an einem Weihnachtsabend gestorben und der Vater daraufhin den "Verstand verloren" hat und in einem Irrenhaus lebt.

    Finsbury liest den Roman in einer hochdeutschen Fassung, ich bin sehr gluecklich, ihn recht fluessig in Plattdeutsch lesen zu koennen. Einige Sachen von Reuter lese ich immer wieder mal, so zum Besipiel Doerlaeuchting (Durchlaucht), ut mine Stromtid (Strom ist ein Landwirtschafts"lehrling"), alle Sachen in denen Entspektor Braesig eine Rolle spielt, ut de Franzosentid, ut mine Festungstid und besonders gern de Reis nah Belligen, die Kempowski, der sie "im Block" gelesen hat, albern fand. Aber wie schrieb Sandhofer so schoen: Albernheit schliesst Grossartigkeit nicht aus..... Und Grossartig ist schon die erste Seite von der Reis nah Belligen.

    Nachtrag: Durch ein Missverstaendnis meinerseits, bin ich mit dem Lesen vorgeprescht. Wir wollen aber erst im Juni anfangen. Ich bitte um Entschuldigung!

    Nachdem ich die ersten fuenf Kapitel gelesen habe, will ich mal ein wenig dazu schreiben:

    Reuter wurde wegen seiner "Aktivitaet" bei der Burschenschaft im Studentenalter zum Tode verurteilt, dann zu 30 Jahren Festungshaft " begnadigt" und schliesslich durch Eingreifen des Grossherzogs von Mecklenburg nach 7 Jahren als dreissigjahriger entlassen. Mit einem Abstand von ueber 20 Jahren verfasste er den plattdeutschen Roman "ut mine Festungstid" (aus meiner Festungszeit) ueber diese Zeit, den bisher finsbury und ich lesen. Obwohl die Geschichte mit viel (Galgen) humor erzaehlt wird, greift einem doch der untergruendige Ernst ans Herz, etwa wenn er ueber die nichtigen Gruende schreibt, derentwegen er verurteilt wurde, oder wenn er erfaehrt, dass der Raubmoerder in der Zelle unter ihm am naechsten Morgen hingerichtet wird, dass der liebenswurdige Vizekommandant der Festung, in der er gerade einsitzt, in "angeheitertem" Zustand am Weihnachtsabend in einem unbedachten Augenblick einen Stafling erstochen hat. (in einer eingeschobenen Erzaehlung erfaehrt man, dass die einzige Tochter dieses Vizekommandanten - in die sich Reuter als 24jaehriger bei einem Spaziergang unter Aufsicht (aussichtsslos) verliebt hatte - an einem Weihnachtsabend gestorben und der Vater daraufhin den "Verstand verloren" hat und in einem Irrenhaus lebt.

    Finsbury liest den Roman in einer hochdeutschen Fassung, ich bin sehr gluecklich, ihn recht fluessig in Plattdeutsch lesen zu koennen. Einige Sachen von Reuter lese ich immer wieder mal, so zum Besipiel Doerlaeuchting (Durchlaucht), ut mine Stromtid (Strom ist ein Landwirtschafts"lehrling"), alle Sachen in denen Entspektor Braesig eine Rolle spielt, ut de Franzosentid, ut mine Festungstid und besonders gern de Reis nah Belligen, die Kempowski, der sie "im Block" gelesen hat, albern fand. Aber wie schrieb Sandhofer so schoen: Albernheit schliesst Grossartigkeit nicht aus..... Und Grossartig ist schon die erste Seite von der Reis nah Belligen.

    Nachtrag: Durch ein Missverstaendnis meinerseits, bin ich mit dem Lesen vorgeprescht. Wir wollen aber erst im Juni anfangen. Ich bitte um Entschuldigung!