Beiträge von Tenar

    OK, ich bin durch und morgen ist Anfang März, auch wenn das Wetter nicht danach aussieht hier.


    Zuerst, ich habe das Stück schon vor 20 Jahren gemocht, und das Wiederlesen hat Spass gemacht.


    Wie schon in unserer früheren Leserunde bemerkt worden ist, hat Schiller das Thema Verbrecher und wie sie zu dem wurden, was sie sind, wiederholt behandelt. Der Aspekt hat mich im ezug auf die vergangene Leserunde natürlich erst mal beschäftigt.


    Da ist Franz, er ist lieblos aufgezogen worden, aufgrund von Umständen für die er nichts kann (hässlich, zweitgeborener Sohn, Mutter tot). Dadurch wird er zu einem furchtbar unangenehmen Charakter, er verfolgt seine Ziele vollkommen skrupellos, betrügt und versucht zu töten. Der Autor weckt keinerlei Sympathie mit ihm, am Ende erweist er sich auch noch als Feigling.


    Karl, der geliebte erstgeborene, geht einen anderen Weg. Als Student gerät er an falsche Freunde und schlägt etwas über die Stränge, tut zunächst jedoch noch nichts wirklich böses. Als er (aufgrund von Franzs Intrigen) vom Vater verstoßen wird, und gleichzeitig von seinen Freunden unter Druck gesetzt wird, wird er zum Räuber wieder Willen, gefällt sich aber zunehmend in der Rolle. Er wird immernoch sympathisch und mit einem Rest persönlicher Moral dargestellt. Ähnlich wie der Protagonist in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" findet er unter den Räubern eine Art Ersatzfamilie. Dennoch begeht er Verbrechen. Am Ende, nach der Konfrontation mit seiner Familie und der Geliebten, stellt er sich selbst. Er wird als Mensch mit tragischem Schicksal dargestellt.


    Dann ist da noch Moritz Spiegelberg, ein abgebrühter Berufs-Krimineller, der Brutalität um ihrer selbst Willen genießt und ganz offen nach Macht in der Räuberbande und Gewinn strebt. Seine Vorgeschichte wird nur angedeutet. Man kann sich vorstellen, dass die Einschränkungen, denen er als Jude unterlag, und Diskrepanz zwischen seinem Ehrgeiz und mangelndem finanziellem Erfolg in legalen Unternehmungen ihn auf diesen Weg geführt haben. Neben ihm soll Karl wohl noch strahlender wirken.

    Ich erinnere mich vage an die Lyrik von Johannes Bobrovski, hatte ich als Teenie aus der Bibliothek und war beeindruckt. Es scheint ihn bei Amazon allerdings kaum noch zu geben. Das trifft leider auf so vieles aus der Teit zu, besonders aufgefallen ist es mir bei Horts Bienek, da war schon als ich es vor 15 Jahren zuletzt probiert hab kaum noch was zu bekommen. :sauer:

    Nur auf die Schnelle:
    Ich bin wie angekündigt dabei, wenn auch möglicherweise etwas langsam.


    Bei http://www.gutenberg.org, dem englischsprachigen Projekt Gutenberg, gibt es die Räuber auf Deutsch schon als mobi oder epub, ich habe das mobi von da. Ich hab jetzt spontan den links nicht aber die Suchfunktion ist kein Problem.


    Ist soweit ich bisher gesehen hab ordentlich gemacht und eine Alternative falls die Konvertierung der Spiegel-Gutenberg-Version Probleme macht.


    [quote='sandhofer','http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/&postID=56776#post56776']


    Die gleiche Ausgabe gibt es zu einem Drittel des Preises als eBook. :klatschen:


    Danke fürs Bescheid sagen :smile:


    Ich hab zwar gerade absolut keine Zeit, aber für langfristig klingt das nach etwas das ich mal lesen will, und als ebook lese ich solche Schmöker 10* lieber!

    Ich bewege mich weiterhin ausserhalb des hier üblichen...
    ich lese von Michael Moorcock "The Wispering Swarm", eine laut Autor experimentelle Mischung aus Autobiographie und Fantasy.


    Ich bin in etwa durch das erste Drittel und finde das Buch faszinierend. Der Autor/Protagonist ist 1940 mitten in London geboren und da aufgewachsen, die Familie bestand grösstenteils aus Schaustellern und Roma. Er war wohl ein intelligentes und sehr phantasievolles Kind. Er hat mit 15 die Schule geschmissen, sein Geld mit Pulp Fiction, Journalismus für Sensationsblätter und diversen Jobs in der Branche verdient und daneben Musik gemacht. Mit Anfang 20 hat er es geschafft auch hochwertigere Science Fiction zu schreiben und zu verkaufen, mit seiner Band erfolgreich zu sein und seinen Platz in der lokalen Boheme zu finden. Irgendwo dazwischen hat er geheiratet und 2 Kinder bekommen, die Ehe ist glücklich aber nevenaufreibend, seine Frau stammt aus einer verbohrten Mittelklasse-Familie und hat nach dem Krieg und zu frühem Tod ihres Vaters ihr eigenes Päckchen zu tragen. Gerade als das alles anfängt, ihm ein bischen zu viel zu werden, gerät er durch ein geheimnisvolles Tor und einen ebensolchen Kontaktmann in eine geheimnisvolle Fantasiewelt... in der alles einfacher und trotzdem irgendwie kompliziert ist. Genau da bin ich jetzt.


    Bis jetzt finde ich es toll, aber ich denke das Buch ist ein Geschenk Michael Moorcocks an seine Fans, die wenigstens einige seiner anderen Bücher gelesen haben und sich für seine Person interessieren. Ich gehöre da definitv dazu. Man kann auch jetzt schon sagen dass es von Stiel und Inhalt her definitiv zu seine guten Büchern gehört. Also, wer ihn kennt und Englisch kann: Empfehlung!


    Als Zeitdokument ist es meiner Meinung nach letztlich zu wenig ausführlich und Fantasy und Realität auseinanderzupflücken ist auch teils schwierig, was aber im Kontext in Ordnung ist.


    Und wie so oft mit Michael Moorkocks Büchern, finde ich mich in einigem wieder, anderes ist so fremd dass es mich wirklich zum Nachdenken bringt und das geht ganz schön unter die Haut. Ob ich das jetzt gerade haben mag bin ich mir nicht so sicher aber ich kann nicht aufhören zu lesen. Er liegt mir einfach.

    Entschuldigt die späte Antwort, war in letzter Zeit recht beschäftigt. Eure Beobachtungen fand ich interessant, besonders wie unterschiedlich ihr den Schluss interpretiert.


    Ansonsten macht es auf mich auch den Eindruck, dass da zwei Gequälte aufeinandertreffen, die vielleicht noch nie echte Liebe erfahren haben.


    Mit dem „richtigen“ Lesen habe ich erst angefangen, als ich 41 Jahre alt war.


    Ich bin 42 und fange nach fast 10 Jahren Pause gerade wieder an was gescheites zu lesen. Dein Beispiel macht da Mut.


    Willkommen im Forum und viel Spass auch von mir, bin allerdings selber erst seit kurzem dabei.

    Bei amazon.de giebt es gerade ein paar anspruchsvolle englische Fantasy- und Science Fictions günstig, habe leider keine Komplettüberblick-Seite bei denen gefunden kann also nicht sagen ob das dauerhaft ist oder nicht. Falls solche Postings unerwünscht sind oder woanders hingehören einfach sagen und ich unterlasse es künftig.


    http://www.amazon.de/City-Engl…3&keywords=china+mieville
    http://www.amazon.de/American-…fRID=00E78SZJ37GRG0KB985J
    http://www.amazon.de/Fahrenhei…fRID=00E78SZJ37GRG0KB985J

    Lest ihr sein neues Buch?


    [kaufen=' 978-3832197957'][/kaufen]


    Ich habe eigendlich beschlossen Zeit, Energie und Geld nicht auf sowas zu verschwenden. Aber jetzt sollte man ja fast dass man mitreden kann. :cry:

    Lost, Evelyne, danke fuer eure Beitraege und die Anregung Schiller zu lesen. Bin grad auf dem Weg zur Arbeit schreibe die naechsten Tage mehr.


    Lost, ich wuerde gerne mit dir Tschechkov lesen, mach entweder gleich ein Thema dafuer oder poste nochmal im Vorschlagsthread. Allerdings wuerde ich vorschlagen wir starten erst in ein paar Tageen, z.B kommenden Freitag, frueher komm ich wohl nicht dazu. Meine Lesevorschlaege sind nicht dringend.


    Dostoevskij, vielleicht liegt es daran dass es nur ein Kapitel ist. Ich hab es schnell im Browser gelesen. Man koennte es schlimmstenfalls in word kopieren, als pdf exportieren und mit calibre umwandeln. Oder unter gutenberg.org suchen, die haben meist epubs und mobis.


    ich denk ich kauf mir Schiller in irgendeiner Form, hab jetzt Lust auf die Raeuber.

    Also, ich habe die Geschichte gelesen und es hat mir gefallen. Ich weiss gar nicht, warum ich Schiller seit der Schulzeit nicht mehr gelesen habe, hatte nie was dagegen.


    Das ganze Thema, sowohl Verbrechen als auch das Innenleben von Menschen aus dem sie resultieren, ist ja etwas womit Schiller sich öfter beschäftigt hat, vieles scheint mir hier sozusagen konzentriert und aufs Wesentliche reduziert. Besonders die Einleitung muss ich erst nochmal verdauen vor ich dazu weiteres schreibe.


    Womit ich mich etwas schwertue ist zu entscheiden, wohin Schiller mit der Erzählung (?) stilistisch will. Einerseits ist da die theoretische Einleitung, die angibt dass das ein Tatsachenbericht zur Schärfung der Menschenkenntnis werden soll (Geschichtsschreibung) und alles andere als unterhaltsam ist, und dann folgt der Hauptteil. Der ist aus meiner Sicht dramaturgisch und stilistisch durchaus unterhaltsam geschrieben. Es kommt mir fast so vor als habe Schiller sich da von seinem Stoff mitreissen lassen und sei ins erzählen geraten (nicht dass ich ihm das unterstelle, daher frage ich mich ja wiso)
    Dem entgegen wirkt nur, dass das Ende vorweggenommen wird, dies wird allerdings dadurch relativiert dass es ein Ende ist mit dem man sowiso rechnet.


    Soll die gute Erzählung vielleicht das Bonbon sein, damit man den theoretischen Rest auch liesst?


    Den Kustgriff, nur das zu ausführlich zu erzählen, was das Innenleben Christian Wolfs zeigt und damit die Entwicklung der Geschichte vorantreibt gefällt mir, auch wenn es wieder mit dem Zweck der Geschichte (Belehrung) begründet wird. Das Ende ist fast "modern". Es wird wieder nur das zum Verständnis nötige erzählt, das übrige ist der Phantasie des Lesers überlassen.


    Vorlage für objektive Berichterstattung? Woher stammt das ausser aus Wikipedia? Mir enthält das Ganze dafür zu viel explizite und implizite Auslassungen über das Seelenleben des Protagonisten. Und auch zu viel Kritik am Gerichtswesen. Oder interpretiere ich letzere hinein?


    Etwas OT:
    Kennt jemand eine empfehlenswerte Schiller-Gesamtausgabe für den Kindle? Darf auch gern was kosten wenn es ordentlich gemacht ist.

    Hallo, Ich hätte Vorschläge. Sind allerdings wohl Sachen, die ausser mir schon jeder gelesen hat. :zwinker:


    Reigen von Arthur Schnitzler
    http://gutenberg.spiegel.de/bu…hlass-zu-lebzeiten-6941/1


    Nachlass zu Lebzeiten von Robert Musil (gern auch in Auszügen)
    http://gutenberg.spiegel.de/bu…hlass-zu-lebzeiten-6941/1
    Sammlung von kurzen Stücken, teils eher Meditationen als regelrechte Kurzgeschichten, habe ich teils schon gelesen, wunderschön ist aber lange her


    Gedanken und Einfälle von Heinrich Heine
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/gedanken-und-einfalle-381/1
    So eine Art Zettelsammlung, ist wohl eher interessant wenn man Heine schon kennt


    Edgar Allan Poe, H. P Lovecraft, Gustav Mayrinck und ähnliches würde mich auch interessieren, ist aber hier vielleicht das falsche Forum

    Hochlichter 2014 waren:


    - Dialogo di Galileo Galilei sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e Copernicano. Ein Wissenschafter, der nicht nur seine Wissenschaft erklären kann, sondern sogar theaterreife Dialoge schreibt! Chapeau.
    - Zweimal Hermann Burger: Schilten (nicht zum ersten Mal gelesen, immer wieder gut) und Brenner.
    - Philip Pullman: The Northern Lights (der Rest von His Dark Materials fiel dann etwas ab, wenn auch nicht zum Flop)
    - Herman Melvilles Kurzprosa (fast alles genial)
    - Bernhard Fischers Cotta-Biografie im Sachbuchbereich.
    - Und zuletzt, ganz frisch gelesen: Anthony Trollopes The Warden.


    Sandhofer, dass jemand wie du Philip Pullman toll findet heisst wohl dass ich den auch auf meine "irgendwann lesen" Liste setze. Danke.

    Mein grösseres Leseprojekt ist gerade und bis auf weiteres Michael Morcock, ich habe mit Elric angefangen, die 6bändige Ausgabe von Del Rey. War eine Spontanentschluss kurz vor Weihnachten. Es handelt sich um Fantasy, ein von seinem Dämonenschwert abhängiger Antiheld schlachtet und zaubert sich durch seine Welt und philosophiert nebebei über Gut, Böse und das Schicksal.


    Über die Qualität der Bücher will ich nichts sagen, weil ich da hoffnungslos unobjektiv bin. Ich liebe sie einfach.
    Aber was man sagen kann ist dass Michael Morcock einer derjenigen war, die das Genre geprägt haben. Und schon deshalb finde ich ihn interessant.


    Die Ausgabe ist gut, aber nicht unbedingt etwas für jeden. Die ersten Elric-Romane bestanden ursprünglich aus einzeln veröffentlichten Kurzgeschichten, und sie erschienen größtenteils nicht in (innerweltlich) chronologischer Reihenfolge. Diese Geschichten werden in dieser Ausgabe in der Reihenfolge gebracht, in der sie ursprünglich erschienen sind, dazu noch zusätzliches Material wie zeitnahe Reviews, Briefe des Autors, Beispiele anderer Kurzgeschichten des Autors die zur gleichen Zeit entstanden sind u.s.w. Das gibt mir ganz neue Einblicke.
    Ganz neu gibt es jetzt eine Ausgabe, Für die Morcock dieses Material (mal wieder) bearbeitet und in die richtige Reihenfolge gebracht hat, die sollte für Leute die einfach Spass haben wollen wesentlich zugänglicher sein. Kaufen werde ich sie, ob ich auch zum Lesen komme wird sich zeigen.


    Ach und übrigens, nach eurer Definition (mehr als 70 Jahre tot und noch verlegt) ist Robert E. Howards Conan ein Klassiker. Und da werde ich zumindest reinschauen müssen wenn ich das Projekt ernst nehme. :breitgrins:


    Nebenbei:
    Werner Specht, Farben der Jahre
    Gedichte und Bilder aus dem Allgäu (in Dialekt), wunderschön aber für nicht-Allgäuer wohl unverständlich bis unverdaulich (zumindest der Textteil)

    Hallo Evelyn und alle, die Idee finde ich gut. Bei fast allem, was sich innerhalb von ein paar Stunden lesen lässt wäre ich dabei, bin immer neugierig auf neues. Also, lesen wir die Schiller-Geschichte?


    Was Vorschläge angeht, da hab ich bestimmt auch welche, muss aber noch ein bischen stöbern was auf dem deutschen Projekt Gutenberg so alles vorhanden ist.

    Das klingt nicht gut.


    Liest du nicht mehr oder liest du nichts mehr neues?


    Ich denke auch oft nach all den tollen Leseerlebnissen in jungen Jahren kann nicht mehr viel neues kommen, lese ewig lang bekanntes und schwelge in Nostalgie, bis ich dann doch von irgendwas überrascht werde.