Friedrich Schiller - Die Räuber

  • Nur auf die Schnelle:
    Ich bin wie angekündigt dabei, wenn auch möglicherweise etwas langsam.


    Bei http://www.gutenberg.org, dem englischsprachigen Projekt Gutenberg, gibt es die Räuber auf Deutsch schon als mobi oder epub, ich habe das mobi von da. Ich hab jetzt spontan den links nicht aber die Suchfunktion ist kein Problem.


    Ist soweit ich bisher gesehen hab ordentlich gemacht und eine Alternative falls die Konvertierung der Spiegel-Gutenberg-Version Probleme macht.


  • Nur auf die Schnelle:
    Ich bin wie angekündigt dabei, wenn auch möglicherweise etwas langsam.


    Danke für den Hinweis auf das englische Gutenberg-Projekt-Angebot.


    Zeitlich bin ich auch gerade im Stress in den nächsten Tagen. Wann hast Du denn konkret wieder etwas Zeit?

  • Guten Tag zusammen,


    ich war hier schon lange nicht mehr aktiv und habe in den letzten Jahren nur hin und wieder vorbeigeschaut, um bzgl. der Leserunden auf dem neuesten Stand zu bleiben. Ich möchte mich gern anschließen und uns zum Trio machen. Epub eignet sich vorzüglich für meinen eBook-Reader.
    Ich finde es allerdings schwierig, viel Substanzielles zu einem Werk zu sagen, zu dem schon so viel Substanzielles gesagt worden ist. Deshalb richtet sich meine Lektüre wohl mehr auf das persönliche Lesevergnügen. Ich wünsche uns viel Spaß!


    Herzlich, Monolith

  • Willkommen zurück, Monolith!


    Freut mich, dass Du in der Leserunde mitmachen willst! :klatschen:


    Wie geht es bei Dir zeitlich?


    Das Ganze hat sich verzögert, aber ich persönlich bin immer noch interessiert an der Leserunde. Wie es bei Tenar läuft, kann ich nicht sagen, aber Zeit hab ich ihr wahrlich gelassen. :breitgrins:

  • Tut mir Leid.
    Ich bin halb durch den 2. Akt und lese langsam weiter. Mir fällt nur gerade nichts gescheites ein und daher habe ich gehofft, dass jemand anders die Diskussion eröffnet. Wie weit seit ihr?


  • Tut mir Leid.
    Ich bin halb durch den 2. Akt und lese langsam weiter. Mir fällt nur gerade nichts gescheites ein und daher habe ich gehofft, dass jemand anders die Diskussion eröffnet. Wie weit seit ihr?


    Ah, ich hab das mit dem "langsam" so verstanden, dass Du nicht gleich starten kannst. Deshalb wartete ich noch. Ich schlage mal vor, wir geben Anfang März ein erstes Feedback. :smile:

  • OK, ich bin durch und morgen ist Anfang März, auch wenn das Wetter nicht danach aussieht hier.


    Zuerst, ich habe das Stück schon vor 20 Jahren gemocht, und das Wiederlesen hat Spass gemacht.


    Wie schon in unserer früheren Leserunde bemerkt worden ist, hat Schiller das Thema Verbrecher und wie sie zu dem wurden, was sie sind, wiederholt behandelt. Der Aspekt hat mich im ezug auf die vergangene Leserunde natürlich erst mal beschäftigt.


    Da ist Franz, er ist lieblos aufgezogen worden, aufgrund von Umständen für die er nichts kann (hässlich, zweitgeborener Sohn, Mutter tot). Dadurch wird er zu einem furchtbar unangenehmen Charakter, er verfolgt seine Ziele vollkommen skrupellos, betrügt und versucht zu töten. Der Autor weckt keinerlei Sympathie mit ihm, am Ende erweist er sich auch noch als Feigling.


    Karl, der geliebte erstgeborene, geht einen anderen Weg. Als Student gerät er an falsche Freunde und schlägt etwas über die Stränge, tut zunächst jedoch noch nichts wirklich böses. Als er (aufgrund von Franzs Intrigen) vom Vater verstoßen wird, und gleichzeitig von seinen Freunden unter Druck gesetzt wird, wird er zum Räuber wieder Willen, gefällt sich aber zunehmend in der Rolle. Er wird immernoch sympathisch und mit einem Rest persönlicher Moral dargestellt. Ähnlich wie der Protagonist in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" findet er unter den Räubern eine Art Ersatzfamilie. Dennoch begeht er Verbrechen. Am Ende, nach der Konfrontation mit seiner Familie und der Geliebten, stellt er sich selbst. Er wird als Mensch mit tragischem Schicksal dargestellt.


    Dann ist da noch Moritz Spiegelberg, ein abgebrühter Berufs-Krimineller, der Brutalität um ihrer selbst Willen genießt und ganz offen nach Macht in der Räuberbande und Gewinn strebt. Seine Vorgeschichte wird nur angedeutet. Man kann sich vorstellen, dass die Einschränkungen, denen er als Jude unterlag, und Diskrepanz zwischen seinem Ehrgeiz und mangelndem finanziellem Erfolg in legalen Unternehmungen ihn auf diesen Weg geführt haben. Neben ihm soll Karl wohl noch strahlender wirken.

  • Hallo,


    bei mir kam beruflich etwas dazwischen, bin also noch am Lesen. Schillers Räuber hat mich aber bereits dazu angeregt, mich eingehender mit der Rechtsphilosophie und der Frage nach der Willensfreiheit zu befassen. Wie sehr waren die Protagonisten determiniert durch ihre Lebensumstände und wo fängt genau der freie Wille an? Dazu gibt es sehr unterschiedliche philosophische Auffassungen. Schiller legt sehr viel wert auf die deterministische Sichtweise, eigentlich sehr "naturwissenschaftlich" und modern gedacht angesichts der neuesten Ergebnisse der Neurologie. Ich persönlich würde die Willensfreiheit in einem unterschiedlich deterministisch gegebenen Rahmen intuitiv und logisch für naheliegend halten. :smile:


    Monolith, wie läuft es bei Dir?

  • LIebe Evelyne, dein Beitrag ist wie immer anregend und hat mich zum nachdenken gebracht.


    Ich plaziere jetzt mal keine spoilerwarnungen weil ich davon ausgehe dass die Handlung in groben Zuegen bekannt ist. Lies ruhig in deinem Tempo weiter.


    Du drueckst besser aus als ich was ich schon versucht habe darzustellen. Die Protagonisten werden als Produkt ihrer Umwelt dargestellt. Schiller scheint sich hier primaer dafuer zu interessieren wie die Menschen zu dem gemacht werden was sie sind. Keiner ist ein Held in dem Sinn, dass er ueber sich hinauswaechst und eine Loesung findet, oder eine Entwicklung nimmt, die von dem von der Vorgeschichte zu erwartendem abweicht.


    Zu Schulzeiten wurden uns die Raeuber als glorreiches Rebellionsdrama verkauft, aber das ist es auf den zweiten Blick genau nicht

  • Liebe Tenar,


    danke für das Verständnis, hab leider beruflich gerade viel los. Aber trotzdem bleibe ich dran. Was mir noch spontan dazu einfällt bei den beiden Brüdern, ist die unterschiedliche Zuwendung, die sie genossen haben. Der eine wurde überbehütet und der andere vernachlässigt. Gerade diese zwei Aspekte werden im Jugendstrafrecht als typische Auslöser für jugendkriminelle Karrieren genannt, da sie beide schädlich sind für eine gesunde Entwicklung zum jungen Erwachsenen. Die beiden Brüder waren ja beide auf ihre jeweils eigene Art kriminell. Die Überbehütung des Hauptprotagonisten hat dazu geführt, dass er später eine übertrieben starke Naivität und Gutgläubigkeit entwickelte, die ihn in größter Desillusionierung auf impulsive Weise aus der Bahn warf, während der vernachlässigte Bruder von vornherein keinerlei Vertrauen in sein Umfeld entwickeln konnte aufgrund der fehlenden Liebeszuwendung durch den Vater und selbstsichernd kriminell auf pathologische Weise überrational vorging.


    Dieses Grundmotiv der beiden Brüder gibt es schon mehrfach in der Bibel, Kain und Abel, Esau und Jakob, Josef und seine Brüder. Die beiden Brüder stellen zwei Seiten von Kriminalität dar, nämlich diejenige aufgrund von unkontrollierter Impulsivität oder dann die kalte, empathielose Ratio. Der eine wird zur äußerlich antisozialen Persönlichkeit und der andere zum scheinbar angepassten Narzissten und Psychopathen. Beide stellen die Gegenpole einer fehlgesteuerten Emotionsregulation dar (überschießend impulsiv und unkontrolliert bzw. gegenpolig verdrängt-zwanghaft kontrollierend). Schiller entwickelt ihre Verläufe auf Kausalitäten, wo im Prinzip auch eine veränderte innere Haltung aufgrund der Willensfreiheit den Handlungsverlauf hätte spontan verändern können. Aber das geschieht hier nicht. Auch dort, wo scheinbar ein inneres Erkennen stattfindet, werden diese Momente immer von dazutretenden Personen angestoßen.