Beiträge von finsbury


    Hallo,


    Kadenzen in Violinkonzerten, die ja häufig auch schon "klassisch" geworden sind, lasse ich mir gerne gefallen, aber ansonsten, @ sandhofer,
    dito!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    die Grass'schen Romane und Erzählungen sind für mich ein absoluter Höhepunkt der deutschen Gegenwartsliteratur: Da habe ich auch alles bisher Erschienene gelesen.


    Mit der Lyrik habe ich ebenfalls meine Schwierigkeiten: Die Metaphorik erscheint mir häufig überzogen und viele der Gedichte verstehe ich schlichtweg nicht.


    Wie dir, F-A, gefällt auch mir die illustrierte Prachtausgabe von "Mein Jahrhundert". Hier ist eine besonders starke Dichte in dem Bezug von Wort und Bild zu fühlen.



    HG


    finsbury

    Hallo zusammen,


    bin wieder in Internetreichweite und freue mich, dass ihr noch nicht so weit voraus galoppiert seid.

    Wie du, Zola, finde ich auch, dass der Roman ausgesprochen leicht zu lesen, ja richtiggehend spannend ist.
    Julien Sorels Charakter finde ich allerdings ziemlich abstoßend. Interessant ist ja, dass der Autor - laut KLL - fand, dass geniale Menschen das Recht hätten, sich auch über die moralischen Grenzen hinwegzusetzen, und dass sich dies Genies in solchen einengenden restaurativen Zeiten wie der nachnapoleonischen Ära in Frankreich, gar nicht anders entwickeln könnten als zu dem dargestellten verschlagenen Karrieristen.


    Die Szene im zehnten Kapitel, erster Teil: Julien auf einem Felsen mit Blick über das weite Land erinnert mich sehr stark an Caspar David Friedrichs Bild "Der Wanderer über dem Nebelmeer". Die gleiche Pose. Allerdings hat Friedrich sein Bild mehr als zehn Jahre früher gemalt.


    Übrigens lese ich die Übersetzung von Otto Flake, einem Herrn, dem ich eine lange schriftliche Arbeit widmete. Lustige Wiederbegegnung!
    Interessant, wie viele Übersetzungen es von diesem, allerdings ja auch weltberühmten Roman gibt: drei zufällige Leser und sofort drei Übersetzungen: Was da wohl noch alles existiert?


    Bin in Kapitel I,16. Übrigens entpuppt sich Julien bisher auch weiterhin als leidenschaftlicher Leser, Manjula!


    HG
    finsbury

    Zitat von "Dostoevskij"

    Mich hatte Rolf Vollmanns <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442722977/">Die wunderbaren Falschmünzer</a>, was Klassiker anbelangt, an einen 'point of no return' gebracht. Allerdings könnte die Dicke des Buches den Fragenden auch rasch zur Verzweiflung bringen. Also. Zwei meiner liebsten Klassiker sind Jane Austens <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423123508/">Stolz und Vorurteil</a>, wo uns eine durch 200 Jahre Geschichte exotisch anmutende Welt mit doch kaum veränderten zwischenmenschlichen Konflikten verzaubert, und Dostoevskijs <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423021691/">Onkelchen Traum</a>, ein hinreißender, komischer Gesellschaftsroman, in dem ein seniler Opa in einer Kleinstadt in ehekupplerische Ränke verstrickt wird.


    Hallo Dostojevskij und alle,


    deine Empfehlungen kann ich nur voll unterstützen.
    Übrigens halte ich auch Vollmans Falschmünzer für ein echtes Anfix- oder Weiterfixbuch. Obwohl ich mit einigen seiner Wertungen nicht übereinstimme, ist dieses Buch so wunderbar geschrieben, dass es für ein ganzes Leserleben genug Tipps bereithält. Der ausführliche Listenteil hält auch der Möglichkeit biografischer und synchronoptischer Leselust alle Türen offen.


    Schön, dass du bei den Primärtexten zwei Klassiker der auch humorvollen Literatur ansprichst. Wir sind allzumal und auch viele unserer Schriftsteller viel zu ernst in unserer Sicht auf die Dinge.




    HG
    finsbury

    Hi,


    leider hat sich was in meinen Terminmöglichkeiten geändert. Kann zwar am siebten anfangen zu lesen, aber erst frühestens ab Di/Mi, den 11./12. eure Postings lesen und selber posten.


    Wünsche euch einen schönen Start!
    Bis bald


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    seit gestern Morgen bin ich auch fertig. Ich habe mich nicht geärgert, das Buch gelesen zu haben: Es gibt einem Einblick in bestimmt nicht so selten vorkommende Persönlichkeitsstrukturen. Mir tun im Nachhinein der Ich-Erzähler und vielleicht auch Frisch, wenn er tatsächlich Ähnliches empfand wie dieser, leid: Es ist nicht einfach für solche Romantiker, sich in unserer Welt der Beziehungen zurechtzufinden. Wenn man immer nur das besondere Erlebnis sucht und Angst vor dem Alltag hat, muss man ein zutiefst unglücklicher und immer gehetzter Mensch sein, auf der Suche nach dem Stein der ewigen Frische.


    Zitat von "alpha"

    Gantenbein halte auch ich nicht für grossartig, es hat nichts grossartiges, aber es war die Lektüre wert und kommt mir auch ein klein wenig typisch/charakteristisch für die damalige Zeit vor, jedenfalls auch als ein Farbklecks, der zum Gesamtbild beiträgt.


    Das kann ich unterschreiben: Ich glaube auch, ganz viel Zeitkolorit der bürgerlichen Enge der 60er Jahre gespürt zu haben, noch verstärkt durch die "splendid isolation" der Schweiz. In solch einer Atmosphäre kann das Identitäts- und Frischeproblem (passt übrigens prima zum Namen des Autors) des Ich-Erzählers wachsen, blühen und gedeihen.


    Ich finde die Dramen Frischs deutlich interessanter, im Moment hätte ich aber wenig Interesse, meine subbenden Frischs weiter abzubauen, weil das zumeist Prosa-Texte sind.


    HG
    finsbury

    Hallo ihr beiden,


    nun, ihr habt es hinter euch gebracht: Herzlichen Glückwunsch. Ich krebse immer noch in der Mitte herum, bin noch nicht einmal bis zu Philemon und Baucis vorgedrungen: Nur den Enderlin, den hat der Ich-Erzähler schon erledigt.
    Dann melde ich mich mal wieder, wenn ich viel weiter bin.
    Wäre an einem Schlussstatement von eurer Seite interessiert: War es ein großes Leseerlebnis, lest ihr jetzt sofort weitere Texte von Frisch?


    HG
    finsbury

    Hallo, ihr beiden,


    danke, alpha, für das Hereinkopieren: Ich meinte vor allem das zweite Bild.


    Ich bin absolut nicht so weit wie ihr, weil ich wenig Zeit und auch nicht besonders viel Lust auf das Buch habe, aus oben genannten Gründen, die sich bisher auch nicht relativiert haben.


    Also befinde ich mich noch in der Enderlin / "Ich"-Phase und hample rum, ob ich nun nach Hamburg fliege oder doch zu Lila fahre.


    Mir fällt auf, dass sich nicht nur die Perspektiven häufig ändern, sondern auch die Schauplätze: Während man in den meisten Szenen annehmen kann, dass der Schauplatz Zürich oder Bern ist, geht Gantenbein einmal mit seinem Hund im Grunewald spazieren. Lebensentwürfe und ~änderungen spielen ja auch mit diesem Wechsel der Schauplätze, man denke nur an die vielen Menschen, die bei ihren Reisen hoffen, ein neues Stück Identität zu finden.


    Mit dieser auf den Flughafen folgenden Szene zwischen Enderlin und Lila habe ich ein paar Probleme: Plötzlich sind sie das altgewohnte, abgenutzte Paar, während zwischen Gantenbein und Lila durch seine scheinbare Blindheit immer die Spannung erhalten bleibt. Das wird dann wohl der Grund sein, warum Enderlin schließlich aufgegeben wird, auch weil der Ich-Erzähler ihn für so langweilig hält, dass er nicht weiß, was er mit ihm reden soll.


    Nun, dann auf zu Philemon und Baucis!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    ganz so weit wie du, lebenszeichen, bin ich noch nicht: Gantenbein hat gerade sien Frau vom Flughafen abgeholt.


    Ich bin mir noch nicht sicher, ob mir der Roman gefällt. In meiner Schulzeit, also vor langer Zeit, habe ich den "Stiller" gelesen, der mir damals sehr gut gefallen hat. Aber in der Jugend ist diese Identitätssuche, das Spiel mit den Rollen, auch sehr faszinierend. Heute habe ich eher Schwierigkeiten damit. Im Moment finde ich , dass das Buch ein bisschen zuviel Nabelbeschau enthält und auch sehr viel Lebensüberdruss, zum Beispiel im Verhältnis der unterschiedlichen Protagonisten zu den Frauen.
    Ich hatte Frisch politischer in Erinnerung, wobei dieser mein Eindruck wohl eher auf seinen Dramen beruht: Dieses Kreisen um sich selbst spricht mich nicht so an. Aber die Geschmäcker der Publikümer sind ja Gott sei Dank verschieden :breitgrins: .


    Die Szene auf dem Piz Kesch hat mir bisher auch am besten gefallen, weil da die Außenwelt einmal an den Protagonisten herantritt.
    Es ist nicht so, dass Bücher für mich unbedingt politisch sein müssen, aber ich finde es interessanter, wenn die Gesamtheit der Welt in das Buch hineinspielt und nicht nur Beziehungs- und Identitätsprobleme.


    Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
    Sprachlich gesehen ist das Buch leicht zu lesen: Trotz des ständigen Perspektivwechsels versteht man doch den Zusammenhang, und dieser wechsel portioniert das BUch auch recht gut.


    Ist euch übrigens aufgefallen, dass diese Albtraumszene am Anfang auf das berühmte Bild des Schweizer Malers Füßli: Nachtmahr anspielt?
    Da glotzt ein fahles Pferd auf eine leicht bekleidet Dame im Bett, die sich in wilden Träumen windet.
    Ich versuche mal, das Bild von meiner Disc hier hineinzuladen: Vielleicht klappt's, aber wahrscheinlich sind's zu viele Pixel!


    HG
    finsbury

    Zitat von "Weratundrina"

    Ich hatte ein bisschen nach ihm im Internet gesucht.


    Was seine Lyrik betrifft ist er wohl schon quasi als Klassiker einzuordnen, oder? Ich selbst habe aber keine Lyrik von ihm gelesen (weil ich eigentlich nie Lyrik lese).


    Hallo Weratundrina,


    so habe ich auch gehört. Aber wer ein guter Lyriker ist, muss noch lange kein begnadeter Romanschreiber sein.


    Habe aber auch noch nichts von ihm gelesen, weil ich fast immer nur in Deutsch lese :redface: , und bei Lyrik machen Übersetzungen häufig wenig Sinn.
    Ansonsten lese ich aber gerne, wenn auch nicht viel Lyrik.


    HG
    finsbury

    Zitat von "Weratundrina"

    Ich lese jetzt dieses:
    Wirbel im Mädcheninternat Willow Gables, Philip Larkin


    Klassiker?


    Hallo Weratundrina,


    habe ich auch letztes Jahr gelesen. Denke ebenso darüber :rollen:


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    bin bei der zweiten Erwähnung der Gantenbeinrolle. Die Orientierung im Buch wird übrigens für uns schwierig, da Kapitel fehlen.


    Am Anfang scheint der Ich-Erzähler sich Möglichkeiten zunächst unbestimmter Identitäten vorzustellen, indem er an verschiedenen Orten unterschiedlichen Personen folgt. Nachdem die Geschichte von dem Nackten abgehandelt wurde, also jemandem, dem scheinbar jede Identität abhanden gekommen ist, beginnt die eigentliche Geschichte: Die Ausgangssituation des von der Frau Verlassenen wird benannt und dann folgt ein konkreter Identitätsvorschlag: Sein Name sei Gantenbein. Dass dieser ein Scheinblinder ist, gibt der spielerischen Identität noch viele zusätzliche Möglichkeiten.
    Nun knobele ich noch, was die Autounfallgeschichte soll.


    Bis bald


    HG finsbury

    Hallo zusammen,


    danke zunächst an @ xenophanes für deine Antwort.
    Ein schönes neues österreichisches Wort habe ich gestern in der Geschichte "Katzensilber" kennen gelernt: Schloßen für Hagelkörner.


    Übrigens muss ich nun, da ich die "Bunten Steine" fast durchhabe, feststellen, dass Stifter ein Autor mit einer hohen Stilsicherheit und auch Motivbeständigkeit ist.
    In Ausbau zu meinen Vermutungen bei der Nachsommerlektüre glaube ich, dass er die schlichte Sprache mit den vielen Wiederholungen und der sehr gleichförmigen Syntax (z.B. extrem häufige Kopfstellung des Subjektes) sehr bewusst einsetzt. Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es auch sehr passend, denn seine Thematik ist ja immer wieder die einzig mögliche Schlichtheit und Regelmäßigkeit des menschlichen Lebens im Angesicht der grandiosen und unbeherrschbaren Natur.
    Er wird sicher nicht mein Lieblingsschriftsteller werden, dafür ist meine emotionale Distanz zu groß, aber er fasziniert mich eben durch diese Schlichtheit und dieses geradezu verzweifelte Anschreiben gegen das Chaos.
    In Deutschland gehört er ja nicht gerade zu den Verkaufsschlagern. Wie sieht es bei euch in Österreich aus? Sind in den großen Buchhandlungen seine Werke vorrätig? Wird er regelmäßig an den Schulen gelesen?
    Verfilmt wird er ja: Es kam doch erst letztes Jahr eine Verfilmuing von "Bergkristall" heraus, wenn ich mich recht erinnere.
    Fragen über Fragen zur Stifter-Rezeption in Österreich. Freue mich über Antworten!


    HG
    finsbury

    Hallo xenophanes und stoerte,


    danke für eure Aufklärung. Allerdings habe ich mich missverständlich in meiner Frag ausgedrückt.


    Zitat von "xenophanes"


    [quote="finsbury"]Heißt "Kasten" auch "Schrank" und "Geräte", können das auch Kleinmöbel
    sein wie Garderoben, Tischchen oder Spiegel?


    Würde sagen, dass "Kasten" ziemlich synonym mit "Schrank" ist. Für Geräte und Kleinmöbel verwendet man das Wort sicher nicht.


    CK


    Ich meinte (ein Komma zu wenig! :redface: ), ob in Österreich eventuell auch Kleinmöbel als "Geräte" bezeichnet werden, weil dieses Wort im Nachsommer und auch - wenn auch nicht so oft - in den Erzählungen als Bezeichnung für Zimmerausstattungen vorkommt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass damit nur Geräte im engeren Sinne wie z.B. Spinnräder, Hobelbänke, Kaminbesteck u.Ä. gemeint ist.


    HG
    finsbury

    Hallo, ihr beiden,


    ja, so sind wir doch alle drei recht zufrieden mit diesem Bcuh und insgesamt sehen wir wohl die Trilogie als einen Höhepunkt der Romanliteratur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


    Was unsere weitere Feuchtwangerlektüre angeht: Den Jud Süß habe ich schon gelsen und für eine Zweitlektüre im Moment nicht die rechte Lust: Mein Interesse liegt eher bei Romanen mit ähnlicherThematik.
    Die Gebrüder Lautensack würde ich daher wohl auch lesen, das hast du, Zola, ja auch vorgeschlagen.


    Ansonsten, wie gesagt, am liebsten jetzt ersmal eine kleien Feuchtwanger-PAuse und lieber Transit, vielleicht im Sommer, das wäre ja noch etwas hin.


    So, das Abendessen ruft.


    Bis bald


    finsbury