Beiträge von finsbury

    Balzac: Das Chagrinleder


    Etwas atypisch gegenüber meiner bisherigen Balzac-Lektüre, weil mit romantischen Motiven versetzt.
    Ich kannte bisher eher den reifen Balzac aus den Verlorenen Illusionen usw.


    HG
    finsbury

    Hallo Cosima,


    Zitat von "Cosima"

    Nur weil ich schöne Bildchen malen kann, heisst es nicht, dass ich ein sittlicher Mensch bin, oder? Müsste doch, logisch gedacht? Oder nicht?


    Ich denke, ganz so platt meint er es nicht. Aber da unser guter Schiller sich so verquast ausdrückt, was Schönheit ist (vgl. meinen letzten Beitrag), muss er sich auch gefallen lassen, dass man seine Ausführungen so reduziert.


    Trotz der Mühen gehe ich zufrieden von dannen, denn es ist schon Einiges enthalten, was ich bedenkenswert finde. Warum fühlen wir uns denn häufig bereichert, wenn wir einen sogenannten Klassiker gelesen haben? Weil wir doch den inneliegenden Wert spüren, den freien Umgang mit Welt und Form: Shakespeare fällt mir da sofort ein, aber auch viele andere große Autoren.
    Und dieses Gefühl hat Schiller für mich etwas aufgedröselt.


    HG
    finsbury

    Hallo Binah,


    von wem ist denn dieser Roman und worum geht es? Ich bekenne, trotz Germanistikstudiums noch nie von diesem Werk gehört zu haben.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    nun hab ich's auch geschafft und bin froh darüber :klatschen: .
    Und zwar sowohl darüber, dass ich diese wichtige Schrift gelesen und hoffentlich wenigstens Einiges verstanden habe als auch darüber, dass es jetzt vorbei ist.
    Nach wie vor fällt mir Schillers Sprache in seinen theoretischen Schriften schwer: Er schwankt oft zwischen streng dialektisch aufgebauten Strukturen und schwülstigem Pathos, wofür die letzte Seite das beste Beispiel ist.


    25. Brief:
    Definition der Schönheit [...] und ein Nachbild des Unendlichen, DIE FORM, reflektiert sich auf dem vergänglichen Grunde.
    Schiller zeigt sich in diesem Brief manchmal abgehoben und arrogant gegenüber Menschen, die Schicksalsschlägen ausgeliefert sind, wenn er schreibt: jedem Schrecknis der Natur ist der Mensch überlegen, sobald er ihm Form zu geben und es in sein Objekt zu verwandeln weiß. Da muss man schon ein vollendeter Hiob sein, um das zu schaffen.


    26. und 27. Brief:
    Beide leicht zu lesen und interessant: Hier wird nun der Spieltrieb auf eine
    Kulturgeschichte der Menschheit angewandt und der ästhetische Staat als oberste Vollendung gepriesen. Allerdings - wenn ich Sch. richtig verstehe,
    kann dieser Staat nicht in Wirklichkeit, sondern nur im schönen Schein existieren. Und nur dort würde auch das Ideal der Gleichheit zu erreichen sein - bitter, wenn man das mit dem jungen Schiller von "Räubern " und "Kabale und Liebe" vergleicht.


    Fazit: Ein wichtiges Werk, das mir den Autor und auch seine Stellung in der Epcohe der literarischen Klassik deutlich gemacht hat, aber es war Lesearbeit und nur selten Lesegenuss für mich.
    (Im Gegensatz zu Jean Paul: Da erarbeite ich mir den Genuss! :zwinker: )


    Maja, klasse, dass du trotz der Unruhe und Arbeitsbelastung nicht aufgibst. :blume:



    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    Zitat von "sandhofer"

    *) Dasselbe gilt natürlich auch für Beiträge in Internet-Foren! :zwinker:


    Ja, ja, das denke ich auch so manches Mal, wenn ich mir überlege, was Schiller wohl von dem Quark halten würde, den ich hier verzapfe ... :zwinker:


    Aber damit muss er halt im Grabe fertig werden, wenn er schon so kompliziert und schwammig schreibt.


    Ich beeile mich jetzt ein bisschen, damit ich euch nicht so ewig lange hinterher lese.


    Beim 23. Brief habe ich mir überlegt, wen Schiller wohl als edlen Menschen ansehen würde: sich selbst? Und / oder Goethe? Dagegen der erhabene Mensch ist, wie ich es verstehe, der moralisch vollkommene
    Mensch, aber um das zu erreichen, muss er sich doch durch den ästhetischen Zustand durch ? Rätsel über Rätsel .


    Der 24. Brief umfasst eine Entwicklungsgeschichte des Menschen über drei Stufen: Sinnen-, Verstandes- und Vernunftmensch, wobei auch die letzte Kategorie noch nicht die Wahrheit erkannt hat, weil sie noch nicht frei genug dazu ist.


    Bis bald


    finsbury

    Hallo Cosima und sandhofer (Maja?),


    Zitat von "Cosima"

    Ich finde das Werk zu gesucht, zu gekünstelt und irgendwie einfach schwierig nachvollziehbar. Ob wohl die kritischen Stimmen recht hatten, die meinten, Schiller hätte zu wenig Substanz zum Philosophen?


    Da kann ich dir im Wesentlichen zustimmen.
    Erst wenn man seine Anmerkungen liest, merkt man, dass Schillers Ausführungen auch von ihm selbst nicht immer so hochfliegend gedacht sind, wie sie sich lesen, sondern sich ganz konkret auf Geschichte und zeitgenössischen Strömungen, sozialen Strukturen beziehen.


    Dennoch finde ich seine Ideen erhellend durch ihren dialektischen Aufbau, den du oben auch erwähntest und fühle mich in meiner Sichtweise auf menschliche Wahrnehmungsmöglichkeiten und den tieferen Sinn von Kunstwerken bereichert. Allerdings habe ich nicht euren philosophischen Background. Vielleicht sind viele seiner Gedanken philosophiegeschichtlicher kalter Kaffee?! :rollen:


    Bin aber im Gegensatz zu euch noch nicht fertig und werde noch mindestens eine Woche mit Schiller verbringen.


    HG
    finsbury

    Hallo,
    zur Zeit lese ich


    Christop Hein: Landnahme.


    Anhand der in unterschiedlichen Perspektiven gebrochenen Biografie eines
    Tischlers wird die Geschichte der DDR bis zur Wende und danach beleuchtet.


    Leicht zu lesen, aber die Notwendigkeit des Werks ist mir noch nicht klar.
    Die Hauptfigur zeigt widersprüchliche Züge und wirkt indolent.


    Was es mit diesem Charakter auf sich hat, wird hoffentlich noch im zweiten Teil des Buches klar.


    HG
    finsbury

    Hallo JMaria,


    danke für den Hinweis. Werde sie auch auf meine fakultative Anschaffungsliste setzen. Allerdings werde ich kaum in den nächsten Monaten zu Stifter kommen.


    Ist dieses Jahr nicht merkwürdig jubiläumsreich im Literaturbereich?
    Schiller, Thomas Mann, Andersen, von Keyserling, Stifter ...


    HG
    finsbury

    Hallo sandhofer,


    vor Dezember kann ich nicht. Dann hätte ich großes Interesse, allerdings aber auch nicht viel später, weil dann wieder andere Leseprojekte anstehen.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    nun wird es für mich wieder leichter.


    20.-22.Brief


    Ich verstehe diese drei Briefe so, dass die gelungene Kunst als Feld der ästhetischen Stimmung des Menschen ihn weitestgehend in die Freiheit setzen soll, sich vollständig auszubilden im Sinne von Ausbildung aller Möglichkeiten. Deshalb darf ein Kunstwerk niemals zweckgebunden sei, weder im Sinne einer sinnlichen noch vernunftbestimmten einzelnen Verhaltensänderung. Damit würde Schiller seine eigenen Jugendwerke, die ja auch sehr politisch sind, nicht als sehr gelungene Kunstwerke auffassen.


    Der Inhalt muss hinter der Form zurücktreten, diese darf aber nicht zu artifiziell sein, damit sie nicht wieder die Vertreter des Formtriebs alllzu sehr unterstützt.


    Wie du, sandhofer, fällt es mir schwer, mir die Stimmung des in ästhetische Freiheit gesetzten Menschen vorzustellen und auch das ans Ideale grenzende Kunstwerk erhält für mich keine Konturen.


    Allerdings finde ich Schillers Ansicht bedenkenswert und für mich auch richtig, dass ein gelungenes Kunstwerk einen weder kalt lassen noch zu ekzessiven Emotionen Anlass bieten sollte, sondern zu Nachdenklichkeit anregt und zu einem Gefühl des tieferen Einblicks in das,
    was die Welt im Innersten zusammenhält
    , um seinen Kollegen Goethe sinngemäß zu zitieren.


    @ Cosima,


    danke für die Hinweise zu der philosophiegeschichtlichen Einordnung und Schillers Ausführungen a.a.O..


    HG
    finsbury

    Zitat von "Bluebell"


    Wie meinen? :schulterzuck:


    Ich möchte das Buch heute oder spätestens morgen fertiglesen. Unterhalten wir uns hier oder drüben bei Literaturschock weiter? :zwinker:


    Liebe Grüße,
    Bluebell


    Hallo Bluebell,


    hier die Fremdwörterbuch-Übersetzung:


    manieriert = übertrieben, gesucht, gekünstelt, unnatürlich


    Alles Weitere drüben bei Literaturschock


    :winken: finsbury[/quote]

    Zitat von "Bluebell"


    Wie meinen? :schulterzuck:


    Ich möchte das Buch heute oder spätestens morgen fertiglesen. Unterhalten wir uns hier oder drüben bei Literaturschock weiter? :zwinker:


    Liebe Grüße,
    Bluebell


    Hallo Bluebell,


    hier die Fremdwörterbuch-Übersetzung:


    manieriert = übertrieben, gesucht, gekünstelt, unnatürlich


    Alles Weitere drüben bie Literaturschock


    :winken: finsbury

    Hallo zusammen,


    heute gelang es mir, Ruhe für den 18. und 19. Brief zu finden, war für mich aber schwere Kost.


    Im 18. Brief wehrt sich Schiller gegen Vorstellungen, die Schönheit sei dazu da, den Sinnen- und den Formtrieb auf einem mittleren Niveau miteinander zu versöhnen. Beide Triebe seien einander ewig entgegengesetzt, so dass es auch keine Überwindung der Kluft geben könne, sondern nur ein drittes. Ich nehme an, das läuft wieder auf den Spieltrieb hinaus.


    Im 19. Brief wird's dann besonders haarig: Schiller setzt den menschlichen Geist als unendlich und die beiden Triebe als solche, die diesem Geist Grenzen setzen. Dabei können die beiden Triebe sich nicht gegenseitig behindern, sondern nur sich selbst.
    Und nun kommt der Wille: Nicht der Wille zur Macht, sondern der Wille als einzige Macht, die die beiden Triebe kontrolliert und überhaupt den Menschen beherrscht.


    Hmmm, ob ich das alles so richtig verstanden habe ... :rollen:



    Ein schönes Wochenende


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,

    Zitat von "sandhofer"


    Tut mir leid, wenn ich mich nicht mehr gemeldet habe ... zuviel Arbeit, zu wenig Gesundheit.


    Gute Besserung in beiderlei Hinsicht!
    Bei mir geht's jetzt auch nur noch langsam voran, da der Job wieder fordert.

    Zitat von "sandhofer"


    Ich bin irgendwo in den 20ern, was die Briefnummern betrifft.


    Glückwunsch! Davon kann ich nur träumen! Ich bin jetzt erst mit siebzehn fertig.


    Zitat von "sandhofer"


    finsbury: Bei Müssiggang und Gleichgültigkeit schwebt Schiller wohl der vom Rest der Welt ökonomisch wie geistig unabhängige Denker vor.


    Das widerspricht meinen Überlegungen nicht. Der arme Schiller! In dieser Situation ist er ja nur selten gewesen ... .


    Zum sechzehnten Brief:


    Hier hatte ich zunächst ein Problem mit dem Verb "auflösen", das Schiller wohl im Sinne von "mäßigen, eindämmen" benutzt, während meine Konnotationen des Verbs bisher immer eher gegenteilig waren.
    Schön finde ich die Begriffe der energischen und der schmelzenden Schönheit, obwohl auch diese Adjektive z. T. gegen den Strich gebürstet werden.


    Der siebzehnte Brief:
    Nun geht es aus der Welt der Ideale wieder in die Welt des Realen: Erhellend ist, wie Schiller hier ausführt, dass nicht die Schönheit an sich kritisierbar ist, sondern nur der Mensch, der ihre ideale Entfaltung hemmt.
    Aber nun stelle man sich einen Kritiker vor, der das bei seiner Rezension auseinanderdröselt: Die Idee des Schönen aus dem Werk extrahiert und dessen Schwächen den ignoranten Konsumenten vorwirft. Einfach für den Künstler, der kann ja dann nichts dafür, dass er seine Idee mit den Niederungen der Menschheit beschmutzen muss.




    HG
    finsbury

    Hallo,


    habe gerade von Jeffrey Eugenides "Die Selbstmordschwestern" beendet.
    Im Gegensatz zu "Middlesex", das mir sehr gut gefallen hat, finde ich diesen früheren Roman ziemlich manieriert und von der Erzählperspektive her problematisch.


    HG
    finsbury

    Hallo Zola und sandhofer,


    müssen wir denn jetzt unsere in diesem Thread angeführten Internetadressen ( die ja auch schon einen Materialienteil darstelllen) in den Extramaterialienthread hineinkopieren?


    Ich muss sagen, obwohl das wohl egoistisch klingt, es verdirbt mir etwas die Lust an von mir (mit)initiierten Lesrunden, wenn ich vorher stundenlang Internetrecherche betreiben muss, um einen Materialienthread eröffnen zu können. Wenn ich da an den Herodot denke, wird mir jetzt schon ganz anders ... . Bis man da die wichtigsten Sachen an Sekundärliteratur zur Auswahl im Netz angelesen hat, kann man ja das Primärwerk durchgelesen haben ... . :sauer:


    Zum weiteren Projekt "Exil", Zola, vielleicht zu Beginn nächsten Jahres?
    Da wird zwar auch der Herodot wohl irgendwann stattfinden, aber das ist ja wahrscheinlich ein Langzeitprojekt, während sich Exil vermutlich recht gut und verhältnismäßig unaufwändig lesen lässt. Wenn ich nicht stundenlang im Internet recherchieren muss ...

    Zitat von "Zola"


    Der hier gelesene war dann wohl für meinen Geschmack der beste.

    :bang:


    HG
    finsbury

    Hallo,


    und nun kommt im 15. Brief endlich der Begriff "Schönheit" zur Entfaltung, als Gegenstand des Spieltriebs, [als] lebende Gestalt.
    Interessant ist hier, dass Schiller das "Was" der Schönheit definiert, das "Wie" dagegen sei transzendental und daher nicht erforschlich.


    Hmm, hier finde ich das Ganze so schwammig wie die moralischen Grundsätze ... . Da muss wohl jeder selber ran, wie du , Maja so schön schreibst.


    Was ich auch noch nicht so ganz verstanden habe, ist, wieso Sch. Müßiggang und Gleichgültigkeit als bloß menschlichen Namen für das freieste und erhabenste Sein betrachtet:
    Soll das heißen, dass der sinnliche Trieb durch Müßiggang kontrolliert wird und der Formtrieb durch Gleichgültigkeit, so dass der Mensch weder von einem Gesetz/ Interesse (Form) noch von einer Arbeit (sinnliche Welt) zu sehr bestimmt wird?


    HG
    finsbury

    Sandor Marai: Die Glut


    Ein Werk um Schuld und Freundschaft, in einer eindrucksvoll impressionistischen Schreibweise. 1942 erschienen müsste der Roman alle interessieren, die Joseph Roth und Eduard von Keyserling mögen.


    HG
    finsbury