Beiträge von finsbury

    Hallo zusammen,


    langsam hole ich etwas auf.


    Im achten Brief finde ich interessant, dass Schiller das bequeme
    Sichfügen unter den Zeitgeist eher den berufstätigen Menschen verzeiht, weil diese schließlich durch des Tages Mühen erschöpft sind, als dem Adel und der besitzenden Bourgeoisie (falls dieser Ausdruck erlaubt ist), die trotz ihres Müßiggangs den Weg des Bequemen gehen und im "Dämmerschein dunkler Begriffe" verharren. Wobei mich interessieren würde, was er damit genau meint?!
    In diesem Brief wird klar, dass die vernunftmäßigen Grundlagen zur Höherentwicklung des Menschen gelegt sind, allein der Trieb fehlt.
    Und wenn ich es recht verstehe, wird dieser im neunten Brief in die Hände der Kunst gelegt, die allein in der Lage ist, das Vernunftwerk in die sinnliche Ebene zu übersetzen.
    Dabei soll die Entwicklung des Menschen im Bereich des Vergnügens stattfinden, weil er sich hier eher durch die Blume sagen lässt, was höheres Menschenleben sei, als wenn man ihm direkt mit moralischen Traktaten und Anweisungen kommt. Ich denke, dieser Meinung sind auch heute noch viele Künstler, die in sich einen erzieherischen Auftrag verspüren.
    Aber nicht alle Künstler des Schillerschen Zeitalters haben - trotz der gespürten Berufung - den richtigen Weg eingeschlagen, sie sind zu ungestüm, orientieren sich an ungeeigneten Stoffen und wollen zu schnell zuviel erreichen, ohne ihre Ideen in sich zu klären.
    Meint Schiller hier die Romantiker?


    HG
    finsbury

    Hallo Zola und alle Interessierten,


    auch ich habe nun begonnen, bin aber aus Zeitgründen bisher nur bis zum Perspektivwechsel von Gustav zu Martin Oppermann gekommen. Der Roman ist wirklich gut zu lesen, was, wie du erwähnt hast, Zola, der Beschränkung auf die Hauptpersonen der Oppermanns und darunter besonders Gustavs zu danken ist. Man ist wirklich gleich mitten im Geschehen, was wir wohl dem Kunstgriff zu verdanken haben, dass das Aufwachen an einem Jubiläumsgeburtstag gleich geschickt mit einer Rückblende und einem Resumée verknüpft wird.


    Typisch für Feuchtwanger scheint mir, dass der Protagonist mit einer Blütenlese kapriziöser und geistreicher Weiblichkeit umgeben wird, auch hier treten sofort Sybil und Anna in Wettstreit um die Gunst Gustavs. Erinnert sehr an "Erfolg" mit Jacques Tüverlins Damenriege.


    Ebenso wie du, Zola, halte ich es nicht für notwendig, so viele Links zu Material zu setzen, googeln kann schließlich jeder selbst, aber interessant
    in Bezug auf Feuchtwangers Judentum und sein politisches Engagement scheint mir folgende Seite: http://www.br-online.de/bayern…nslaeufe-feuchtwanger.xml.


    Nachhaltig erstaunt es mich ebenso wie bei "Erfolg", wie früh Feuchtwanger auf Tendenzen der Gesellschaft (Erfolg) und Absichten der neuen Regierung (Oppermann) reagiert: Im Spätsommer 1933 geschrieben ist dieser Roman sicher in einem besonderen Maße zeitaktuell und prophetisch, ohne jetzt zuviel über den Inhalt zu verraten.


    Übrigens interessant, dass in vielen Internetseiten der Name Oppermann mit Oppenheim verwechselt wird, was ja der bürgerliche Name von Jud Süß war, soweit ich mich erinnere.


    HG
    finsbury

    Hallo Lesefreunde,


    konnte mich doch heute schon ein bisschen hinsetzen und euch hinterherhinken. Habe jetzt den langen sechsten und kurzen siebten bewältigt.


    Doch zunächst zu euren Ausführungen:


    Zitat von "Maja"


    Beim Übergang vom Natur- zum Vernunftzustand braucht es eine Stütze, weil der Mensch/Staat während der Verbesserung weiter funktioneren muss.


    Diese Krux zieht sich in seinen Überlegungen durch bis in den siebten Brief, den ich gerade beendet habe. Bin gespannt, wie Schiller das Problem löst, wie der Staat beschaffen sein soll, der die Menschen bei ihrer ästhetischen Erziehung unterstützen soll.


    Im siebten Brief stellt er m.E. immer wieder den französischen und deutschen Weg einander gegenüber: In Frankreich regiert mit Robespierre die Willkür des Naturmenschen, in Deutschland dagegen löscht die Unterdrückung durch den Staat "den letzten zaghaften Funken von Selbstständigkeit und [geistigem?] Eigentum" aus.
    Schiller ist, wie du sandhofer, auch ausgeführt hast, dabei erstaunlich hellsichtig: In Frankreich kann die Willkür der Freiheit dazu führen, dass
    man sich "dort einer bequemen Knechtschaft in die Arme" wirft, --> Napoleon; in Deutschland ist es möglich, " von einer pedantischen Kuratel zur Verzweiflung gebracht, in die wilde Ungebundenheit des Naturzustandes [zu] entspringen". Das fand zwar nicht ganz so wild statt, aber zumindest sind einige Züge der Romantik und der spätere Vormärz
    Anzeichen davon.


    Den sechsten Brief fand ich schwierig zu lesen, weil hier wohl auch die Abrechnung mit Kant, den ich kaum kenne - nur ein bisschen aus der Sekundärliteratur - stattfindet. Wobei Schiller sich auch vor Kant verneigt:
    Nur weil e i n Mensch nicht alle Kräfte gleichzeitig auf höchstem Niveau ausbilden kann, sei dies dem großen Königsberger nicht gelungen,
    . Dagegen habe er das Maximale erreicht, das man in der Ausbildung der "reinen Vernunft" leisten könne.


    Wie ihr seht, arbeite ich mich rückwärts: Auf eine schöne Stelle vor dem Bezug auf Kant möchte ich noch eingehen: Eine Analyse des Staates, wie sie auch auf unseren bestens passt:
    "[...]ewig bleibt der Staat seinen Bürgern fremd, weil ihn das Gerfühl nirgends findet. Genötigt, sich die Mannigfaltigkeit seiner Bürger durch Klassifizierungen zu erleichtern [...], verliert der regierende Teil sie zuletzt ganz und gar aus den Augen, [...] und der regierte kann nicht anders als mit Kaltsinn die Gesetze empfangen, die an ihn selbst so wenig gerichtet sind."


    Schiller für heute!!


    HG finsbury

    Hallo Maja und alle,

    Zitat von "Maja"

    .


    Wer der Adressat sein soll, habe ich nicht mitgekriegt. Danke, finsbury, für den Hinweis, mal sehen, ob ich das noch nachvollziehen kann.


    Schiller hat die Briefe zunächst an den Prinzen Friedrich-Christian von Schleswig-Holstein -Augustenburg geschrieben, um sich damit für dessen finanzielle Unterstützung während Schilllers Krankheit 1791 zu bedanken. Dieser Brief"wechsel" geschah seit dem Sommer 1793. Bei einem Brand im Augustenburger Schloss wurden die ersten zehn bis dahin geschriebenen Briefe vernichtet. Schiller hat diese Briefe 1794 neugefasst und dabei auch inhaltlich umgeformt sowie durch weitere ergänzt. Diese wurden dann 1795 in den "Horen" veröffentlicht. (Infos nach meiner dreibändigen Hanser-Schiller-Ausgabe)

    Zitat von "Maja"

    .


    Das habe ich gerade umgekehrt gelesen und mir herausgeschrieben: Dass es die Ausformung, Regeln und Formgesetze braucht, um z.B. Schönheit zu erkennen.


    Da hast du mich missverstanden, was aber daran liegt, dass mein Bezugswort zu weit entfernt war :redface: . Ich meinte die Französische Revolution und ihre Weiterentwicklung!
    Das, was du über die Kunst herausgeschrieben hast, finde ich völlig richtig.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,
    aus aktuellem Anlass ziehe ich noch eimal meinen alten Leserundenvorschlag aus der Versenkung.


    In einer Minileserunde steht an:


    [size=18px]Lion Feuchtwanger: Die Geschwister Oppermann[/size]


    Das Werk ist das mittlere und kürzeste aus der oben vorgestellten Trilogie und steht völlig unabhängig da.


    Es erzählt vom Schicksal einer jüdischen Familie im Berlin der beginnenden Nazidiktatur.


    In ihm wird an individuellen Schicksalen die Auswirkungen der Gewaltherrschaft aufgezeigt.


    Zola und ich wollen diesen Roman im Oktober lesen und würden uns über weitere Beteiligungen sehr freuen!



    Hg
    finsbury

    Hallo zusammen,


    inzwischen bin ich mit dem5. Brief fertig und halte vor dem langen sechsten inne.
    Bei Schillers theoretischen Werken bin ich gebranntes Kind, zuletzt am "Gespräch aus dem Geisterseher" gescheitert, weil es mir sehr schwer fiel seinen Gedanken durch die mäandernden Satzperioden zu folgen.
    Erleichtert stelle ich aber fest, dass sich die "ÄsthetischenBriefe" vergleichsweise gut lesen lassen, aber ob ich alles verstehe ... :rollen: .


    @ Danke Sandhofer, in diesem Zusammenhang für den Wikipedia-Link.
    Ich denke, das hilft schon weiter.


    Brief 1: Ansprechend und auch nicht unbedingt typisch für Schiller finde ich seine Bescheidenheit, mit der er betont, kein systematisches Gedankengebäude errichten zu wollen, also nicht den etablierten Philosphen Konkurrenz zu machen, sondern frei und Denkfehler einkalkulierend seine Ideen zu äußern.


    Zum Adressaten: Das dänische Königshaus scheint eine richtige Tradition aufklärerischer, toleranter Vertreter zu besitzen, man denke nur an den in Enquists "Der Besuch des Leibarztes" geschilderten König.


    Brief 2: Gleich wird die Kunst als Antriebsfeder seiner Gedanken genannt, bevor sie in den nächsten Briefen erst einmal in den Hintergrund tritt.
    Der große Einschnitt der Französischen Revolution ist für Schiller scheint's ein wesentlicher Anlass, seine Theorie von der Ausbildung des vollkommeneren Menschen auszubreiten.
    Auch wenn er ihre Ausformung ablehnt, wird, wie ich immer wieder meine, in den Briefen lesen zu können, die historische Chance, die durch sie für die Entwicklung der Menschheit entsteht, jederzeit ernst genommen.


    So, nun lass ich es erstmal sein und schaue, wie ihr so mit den Briefen umgeht.


    HG
    finsbury

    Hallo Pius, hallo an alle,


    gerade habe ich die wiederholte Lektüre der "Antigone" des Sophokles beendet.


    Ein großartiges Werk! Nachdem ich mich längere Zeit mit Aischylos beschäftigt hatte, wirkt Sophokles ungeheuer modern und zwar sowohl in seinen Inhalten (z.B. der großartige Chor über die Größe und Gefährdung des Menschen) als auch in der Ausformung seiner Charaktere: Die Menschen erhalten individuelle Züge, z.B. Kreon in seiner Selbstüberhebung, der sich und den Staat und beider Doktrinen und Rechte gleichsetzt.
    Besonders gut gefällt mir aber der Bote: Dessen Lebendigkeit, Bauernschläue und Wortgewandheit würden durchaus auch in ein Shakespeare-Stück passen.


    Toll!


    Jetzt mache ich weiter mit den Trachinierinnen.


    Danke, Pius, für die ausführlichen Infos!


    HG
    finsbury

    Zitat von "Saturnia"

    Ein Fontane-Problem:
    Semitismus - Antisemitismus - eine besondere Sorge Fontanes


    Hallo Saturnia,


    danke für diese Zusammenstellung, das ist sehr interessant und erhellend.
    Leider hat Fontane - wie fast alle seiner Zeitgenossen, sofern sie nicht selbst Juden waren - sich antisemitisch geäußert, aber man sieht sehr schön an deinen Beispielen, dass er da von sich selbst nicht sehr überzeugt war.


    HG finsbury

    Zitat von "sandhofer"

    Vielleicht, weil Böll - ausgenommen seine frühen satirischen Kurzgeschichten und sein Irisches Tagebuch - ein Autor ist, der zu seiner Zeit und an seinem Ort wohl gelesen werden musste, der aber literarischen und sprachlichen Ansprüchen nicht wirklich standhält? Böll ist imho ein Autor, den Deutschland zu seinen Lebzeiten wohl benötigte und der zu seinen Lebzeiten zu Recht bekannt war; er wird aber - hoffentlich! - nicht in den Himmel der deutschen Klassiker eintreten.


    Grüsse


    Sandhofer


    Hallo Sandhofer,


    was lässt für dich Böll denn so zeitgebunden erscheinen?


    Neugierige Grüße


    finsbury

    Zitat von "Pius"

    Hallo!
    Ich lese nun:


    Sophokles: Die Trachinierinnen
    Viele Grüße,
    Pius.


    Hallo Pius,


    mit den Trachinierinnen will ich jetzt auch anfangen, im Rahmen einer leider zeitlich weit auseinanderliegenden chronologischen Lektüre der sophokleischen Dramen.


    Wie hat es dir gefallen?


    HG
    finsbury

    Hallo,


    ich möchte nun doch etwas von Vollmann über die "Ritter" zitieren (aus "Die wunderbaren Falschmünzer" TB-Ausgabe, S.346 ff):


    Gutzkows Buch [...] führt uns so souverän durch sein Berlin und einige deutsche Landschaften, daß wir, je länger alles währt, desto bezauberter und hingerissener sind von den wunderlichen Bekanntschaften, die er uns machen, ja, von den dauernden Freundschaften, die er uns schließen läßt mit den Figuren seines Buchs. [...] Gutzkow treibt es ziemlich weit mit mit dem gleichsam grundsätzlich unkanonischen Wesen des Romans, aber solange das den unbefangenen Leser nicht stört, werden wir seine Gründe immer für besser halten als den Purismus, der ihm die Gründe nicht glaubt. [...] Gut zu wissen für den Leser ist vielleicht auch noch, daß Gutzkow außerordentlich witzig sein und brillante Dialoge machen kann [...] und bewundernswert ist auch Gutzkows so ganz und gar unangestrengte Art des Erzählens: als wolle er auch gar nicht große Kunst, sondern eben bloß einen großen Roman.


    Das klingt doch spannend: Bisher haben mich Vollmanns Empfehlungen auch noch nicht enttäuscht. Vieles von dem Obigen deckt sich auch mit euren Lektürebeobachtungen, Giesbert und Roland.


    Also, ich würde gerne bei diesem Roman mitmachen! Außerdem erinnert es doch ein bisschen an JP :zwinker: ?!


    HG


    finsbury

    Hallo zusammen, hallo Maja!

    Zitat von "Maja"


    Fischer Taschenbuch von 1991, aber es steht nichts darin, dass es eine veränderte Neuauflage sei.


    Hat er dann also immer noch ein bisschen staatssozialistische Pflichtgymnastik drin?! Ist bei ihm aber auch sehr zurückhaltend.

    Zitat von "Maja"


    Suchst nun Du zu weit oder ich zu wenig weit? :confused: Pro Fehler in seinen Notariats-Schriftstücken 7 Bäume. Wo sind die Intrigen?


    Danke für die Aufklärung. Die Intrigen deutet Vult an, der seinen Bruder doch unbedingt davor schützen will und sich dadurch mit diesem entzweit:
    Es geht um die Bürgschaft für Flittes Schulden, die Walt durch Raffaeles
    Vermittlung übernimmt. Auch habe ich Flittes Scheintestament und-vermächtnis an Walt und dessen eventuellen Hintersinn nicht ganz begriffen.

    Zitat von "Maja"


    In Nr. 57 habe ich mich gefragt, ob die Ausführungen übers Dreschen in einem Zusammenhang mit dem Titel stehen. Vult über die ersten Drescher(bzw. die Flegel) zu Winterbeginn:"...nur störet ihr Takt meiner Flöte ihren"
    Dann die Drescherzunft, in der man für jeden Zank in der Scheune einen Flegel abgeben muss: das erinnert doch an das Testament, wo Walt für jeden Fehler etwas von Erbgut verliert.


    Guter Hinweis, hab ich überlesen.


    Zitat von "Maja"

    Habe letzte Woche den Siebenkäs ausgeliehen...


    Und ich habe den "Komet" bestellt. Klingt in der Biografie sehr lohnend, wenn auch mal wieder ein Fragment.



    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    gerade habe ich meine Zweitlektüre von de Bruyns Jean Paul - Biografie beendet und dabei gelesen, dass JP sich noch kurz vor seinem Tod darüber grämte, dass er gerade die Flegeljahre nicht volllendet hat.


    Obwohl ich immer noch, wie auch du, sandhofer, sagst, der Meinung bin, dass dieses Werk doch vollendet ist und weitere Kapitel eventuell wie ein angeklebter Appendix gewirkt hätten, zeigt JPs Gram doch, wie hoch er dieses Werk schätzte. An anderer Stelle erwähnt de Bruyn übrigens auch, dass JP es für seinen besten Roman hielt.


    Trotz der nicht einfachen Lektüre ist dieses Werk auch für mich ein Höhepunkt der deutschen Literatur, in Bezug auf die sprachliche Virtuosität und Intensität der Schilderung sogar ein fast nicht zu erreichender einsamer Gipfel. Ich fürchte nur, der "Titan" wird dagegen fast ein wenig abfallen, weil er wohl auch weniger satirisch ist.


    HG


    finsbury

    Hallo sandhofer,


    ja, da wäre ich gerne bei nachfolgendem Werk mit dabei.


    Habe vor einigen Jahren "Die Ritter vom Geiste" bei Zweitausendeins erworben. Dabei bin ich von den hymnischen Erwähnungen Vollmanns geleitet worden (ich weiß, dass dieser Herr in diesem Forun nicht auf jedermanns Hochachtung stößt, mich kann er aber zum Lesen begeistern).
    Da der Roman sehr umfangreich ist und wohl auch sehr diskussionswürdig, würde ich ihn gerne in einer Leserunde lesen.


    HG
    finsbury

    Danke,


    Dostojevskij.


    Ich liebe gute Bücher über Bücher, auch wenn ich schon vieles kenne. Man wird angeregt, ein Werk wieder zu lesen, unter einem anderen Standpunkt wahrzunehmen oder hat einfach nur das gute Gefühl, einem anderen Literaturliebhaber zu lauschen. Hesses "Eine Bibliothek der Weltliteratur" ist eins meiner Lieblings"werkchen".


    Werde deinen Tipp sofort über die Buchhandlung ordern.


    HG
    finsbury

    Zitat von "Gitta"

    Hallo Friedrich Arthur,


    empfehle ich, eventuell auch noch Wagners "Tristan und Isolde" anzuhören. Es gibt eine z. Zt. preisgünstige, zwar ältere, aber sehr gute - vor allem auch sängerisch - Aufnahme. Bei Zweitausendeins momentan für nur 20 Euro, bei jpc 10 Euro mehr!
    Gesamtaufnahme in Deutsch, 3 CD-Box. Mit Birgit Nilsson, Wolfgang Windgassen, Christa Ludwig u.a. Orchester der Bayreuther Festspiele/Karl Böhm. Mit Libretto


    Gruß,
    Gitta


    Hallo Gitta,


    auch von mir vielen Dank für den Tipp. Steht aschon auf meinem Einkaufszettel für den nächsten Zweitausendeinsbesuch.


    HG
    finsbury

    Zitat von "Maja"


    Dazu ein Zitat aus der Biografie von de Bruyn (die ich sehr empfehlen kann)


    Hallo Maja,


    ich lese diese Biografie schon die ganze Zeit nebenher, nachdem ich sie mir im Studium schon mal zu Gemüte geführt hatte. Ganz deiner Meinung: Sehr aufschlussreich und von einer angenehmen Position aus geschrieben: z.T. literatursoziologisch ohne in Ideologismen zu verfallen.
    Hast du eine neuere Auflage (meine ist von 1978) oder hat de Bruyn seit DDR-Zeiten nichts daran geändert? Das würde mich interessieren.
    Ich finde, er hat damals schon mutig einige Seitenhiebe verteilt, z.B. als um die Zensur geht oder um die Ernst-Moritz-Arndt-Medaille sozialistischer Staaten.


    HG
    finsbury

    Hallo Flegelianer,


    es ist vollbracht! Nachdem ich mir gestern und heute über 50 Seiten zu Gemüte geführt habe, ist die Lektüre mehr oder weniger bewältigt.



    Zitat von "sandhofer"

    Wunderschön in Nro. 62 die nächtliche Schlittschuhparty.


    Hier zeigt sich Jean Paul in alter Stärke.


    Ganz deiner Meinung. Daneben gefiel mir auch besonders gut das Kapitel
    Nr. 58 "Giftkuttel", weil hier JP meisterhaft in der Art der Erinnerung und ihrer sprachlichen Darstellung die beiden Brüder kontrastiert. Walts schwärmerische Idyllenverkitschung spiegelt sich in den langen ruhigen, adjektiv- und adverbienreichen, vorwiegend parataktischen Satzperioden, während Vult sich immer genau an die Schikanen und Lächerlichkeiten erinnert und seine Bissigkeiten in abgehackten, vorwiegend hypotaktisch verschachtelten Sätzen kundtut, mit denen er genau auf die wunden Punkte verweist, die Walts prunkvolle Prosa verdeckt.


    Zitat von "sandhofer"

    Bei seinen Disgressionen werde ich einfach das Gefühl nicht los, hier sind sie nicht Zeichen seines schriftstellerischen Genius sondern seiner schriftstellerischen Schwäche. Aber vielleicht interpretiere ich wirklich aus dem Wissen heraus, dass die Flegeljahre unvollendet geblieben sind.


    Nach Walts Schlussapotheose, seinem umfassenden Traum, der mich an den schon erwähnten toten Christus-Traum erinnert (Leiche der Venus z.B.) und Vults Flucht hat sich JP mE kaum eine Möglichkeit gelassen, mit dem Roman fortzufahren. Das Gegensatzpaar Walt / Vult ist exzessiv ausgedeutet worden, die Liebe ist von beiden erklärt und angenommen /abgelehnt worden, was will er jetzt noch Interessantes bringen? Wie Walt jetzt allein weiterhin an den ausaufernden Bedingungsparagrafen des Testaments scheitert? Ob er Wina trotz des Standes- und finanziellen Gefälles kriegt oder nicht? Das sind jetzt alles nur mehr Handlungsfäden, die zu Ende geführt werden müssten, aber keine neuen Gedankenträger mehr.


    Übrigens habe ich leider auch keine kommentierte Ausgabe.


    Nun, ich melde mich gerne nochmal, wenn ihr noch einzelne Kapitel diskutiert. Ansonsten danke ich euch für die schöne Leserunde und würde gerne mit euch und anderen vielleicht im nächsten Jahr (im Moment brauche ich eine JP-Pause) den "Titan" oder eine seiner Erzählungen
    lesen ( Wutz, Dr. Katzenberger oder Luftschiffer Gianozzo z. B.).


    Bis bald pchallo


    finsbury

    Hallo zusammen,


    auch ich schätze Bölls Romane und Erzählungen sehr, besonders die frühen bis einschließlich "Ansichten eines Clowns": Da ich meine Jugend und Studienzeit im Rheinland verlebte, freue ich mich auch am Lokalkolorit seiner Bücher.
    Neben den "ernsten" Werken mag ich besonders seine Satiren und darunter am liebsten "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" und "Nicht nur zur Weihnachtszeit". Letzteres ist für mich ein Klassiker wie "Dinner for one"!


    HG
    finsbury