Beiträge von finsbury

    Hallo zusammen,


    Zitat von "sandhofer"

    Das ist wohl auch gut so, denn seien wir ehrlich: Diese frühreife, altkluge Person von Ich-Erzähler im Nachsommer ist ja nicht wirklich auszuhalten. Was der alles seinem Vater und seiner Mutter zuliebe tut! Und wie er nicht in allem mit ihnen übereinstimmt! Und wie sorgfältig er sein Geld einteilt und spart! Ich begreife jeden, der mit dem Nachsommer deswegen Mühe bekundet.


    Da kommen wir zu einem Punkt, an dem ich auch zu knapsen habe: Nicht nur der Ich-Erzähler ist so unendlich gut erzogen, auch die Pedanterie wird in diesem Roman hoch gelobt: Ich bin in dem Kapitel "Die Beherbergung" und da geht es mir schon auf den Wecker, wie wenig Fußböden ob ihrer Schönheit betreten werden dürfen und dass man jedes benutzte Buch sofort wieder aufräumen muss (ein Wesenszug, den ja auch der Vater des Ich- Erzählers sein eigen nennt). Ich bin nicht sonderlich unordentlich, aber mit solchen Leuten wie dem weißhaarigen "Alten vom Berge" :zwinker: , hätte ich schon meine Schwierigkeiten.
    Dennoch lässt sich das Buch viel leichter lesen, als ich nach Bekundungen von Bekannten, die früh daran scheiterten, erwartete. Aber es wird kein Buch sein, das man in zwei Wochen durch hat. Soll wohl auch nicht so sein, eher ein Werk für Genießer.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    habe gestern Abend beginnen können und knappe 40 Seiten gelesen.
    Sehr schön: Erinnert mich an den Filmtitel: Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss. Das Buch hat fast etwas Meditatives.
    Ein bisschen habe ich jetzt auch über Stifter gelesen: Da existieren ja extreme Kontraste zwischen seinem scheint's zerissenen Naturell und dieser harmonischen Prosa. Wie ich las, kann er in seinen Kurzgeschichten aber auch anders. Der Nachsommer ist mein erster Stifter, wird wohl aber nicht der letzte bleiben.
    Merkwürdig finde ich, dass man den Namen des Ich-Erzählers bis S. 40 (ca. 25 Jahre alte Reclam Leipzig Taschenausgabe) noch immer nicht erfahren hat, er ist mir bisher nur aus der Sekundärliteratur bekannt. Ich wüsste auch gern, wo das Vaterhaus des Ich-Erzählers steht: Man hat in der Nähe Hügelketten, in der Ferne das Hochgebirge? Eine Stephanskirche wird genannt, sollte man sich Wien vorstellen? Aber kann man von Wiens Vorstädten aus in die Alpenketten gucken?
    Nun ja, es wird sich alles noch aufklären, so hoffe ich.


    Bis bald


    finsbury

    Zitat von "Zola"

    Hallo,


    gerade lese ich "Im Krebsgang" von Günter Grass. Im Alter von über 70 Jahren schrieb er über Internet und Chatrooms und es klingt gar nicht komisch. Davon kann sich Siegfried Lenz (den ich übrigens sehr schätze) eine Scheibe abschneiden.


    Hallo Zola,


    das kann ich in allen Teilen voll inhaltlich unterschreiben. Man denke nur an "Arnes Nachlass". Aber ich glaube, wir haben darüber auch schon mal geschrieben.


    HG
    finsbury

    Mais oui!


    Ich schlinge gerade den den Rest von Laxness' "Islandglocke" herunter, damit ich morgen anfangen kann. Wird allerdings in dieser Woche nur schleppend gehen und auch meinerseits nur kurze Statements geben, da ich noch bis zum Wochenende beruflich und privat sehr eingespannt bin.

    Ich wünsche uns allen eine schöne Leserunde und euch einen guten Start in die Arbeitswoche!


    HG
    finsbury

    Hallo Alexiel- Sama,


    danke für deine ausführliche Antwort. Es ist - wie sandhofer schreibt - ganz normal, dass man sich in Foren duzt. Wenn man jemanden allerdings zum ersten Mal trifft und diese Person ist nicht deutlich unter dreißig, wäre ich an deiner Stelle vorsichtig, da hat deine Lehrerin wohl Recht. Es gibt noch viele Leute, die sich da "auf den Schlips getreten " fühlen.


    Mir fällt bei klassischer Literatur und Gleichstellung der Frau auch nicht viel ein. Vielleicht könnte man den ersten berühmten deutschen Roman von einer Frau über eine Frau darunter rechnen: Sophie von LaRoche: "Geschichte des Fräulein von Sternheim" aus dem 18. Jahrhundert. Viele von Theodor Fontanes Frauengestalten bemühen sich in seinen Romanen auch um Emanzipation - zumindest wird dort gezeigt, wie schwer sie es im 19. Jahrhundert damit hatten. Zum Beispiel "Effi Briest", "Stine", "Schach von Wuthenow" usw. Auch der hier im Forum sehr beliebte Eduard von Keyserling mit "Wellen" und anderen Werken passt in diese Richtung.


    Viel Erfolg weiterhin in der Schule: Du hast schon viel erreicht. Respekt!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    momentan erfreue ich mich nach langer Zeit wieder einmal an einem Roman von Halldór Laxness: Islandglocke. Drüben auf Literaturschock findet dazu eine Leserunde (www.literaturschock. de) statt.
    Das Buch ist wunderbar, spielt an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, hat eine wirklich weltliterarische Schelmengestalt zum Protagonisten und ist mit warmherziger Ironie im Stil der alten Isländersagas abgefasst, ohne die Ungerechtigkeiten und die Härten des damaligen Lebens zu beschönigen - ein Genuss! In diesem Fall hat da jemand mal zu Recht den Nobelpreis erhalten.

    Natürlich will man außerdem sofort den nächsten Flieger nach Island nehmen :zwinker:


    Einen schönen Adventssonntag wünscht


    finsbury

    Hallo Alexiel-Sama,


    willkommen bei uns!

    Du schreibst sehr gut Deutsch. Wo hast du das gelernt? An der Schule oder am Goethe-Institut?


    "Klassische" Literatur ist allgemein schwieriger zu lesen, weil viele altmodische Wörter vorkommen und der Satzbau in der Regel komplizierter ist als bei vielen heutigen Autoren.
    Bei "Novelle" und "Liebe" und "nicht zu schwer" fallen mir spontan "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Eichendorff und villeicht sogar "Dei Leiden des jungen Werthers" von Goethe ein. Schau mal da hinein, vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Sie lohnen jedenfalls beide alle Lesemühe!


    HG
    finsbury


    Hi Pius,


    genau die beiden hat Dr.Schaub uns auch nähergebracht. Da brauchte er bei mir aber nicht viel Überzeugungsarbeit zu leisten: Den sinfonischen Strauss habe ich schon immer gerne gehört. Aber danke für den Ratschlag! Die Übereinstimmung war lustig.


    PS, weil's gerade du bist: Ich lese übrigens gerade "Die Trachinierinnen": Auch hier wieder grandios, wie Sophokles gewaltige Tragödien mit Alltagsbemerkungen und geradezu Ironie zusammenbringt (Amme, Bote).


    HG
    finsbury

    Hallo Maja und sandhofer,


    das ist aber nett von euch :klatschen: ! Ich denke, für die Islandglocke braucht man nicht mehr als zwei Wochen, also könnte ich ab dem 12. Dezember hier mitlesen. Eventuell muss man dann zwei weitere Leserunden etwas nach hinten schieben, aber das geht schon (Herodot eventuell ab Februar, sandhofer?). Zwischen Weihnachten und Neujahr bin ich vier Tage weg, aber da seid ihr vielleicht auch im Feiertagsstress ... .
    Also, ginge es mit dem 12.12?


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    hatte letzte Woche mal wieder ein Seminar bei dem von mir schon öfter erwähnten Dr.Schaub. Dieses Mal ging es um den "Klangzauber bei Richard Strauß" und war mal wieder sehr erhellend. Obwohl ich nicht so gerne Opern und Kunstlieder mag, höre ich jetzt mit ganz neuen und verzauberten Ohren Passagen aus dem "Rosenkavalier" und besonders die "vier letzten Lieder". Wenn man Partiturauszüge mitliest (dilletierender Weise :redface: ), bekommt man erstmal mit, wie unglaublich vielgestaltig Strauss Gefühle und Sprachbilder in Musik umsetzen kann.
    Prädikat: Sehr empfehlenswert!


    HG
    finsbury
    Wer übrigens mal diese Seminare hören will, klicke sich ein unter www.musikseminare.de


    HG
    finsbury

    Hallo Leibgeber,


    vielen Dank für die bibliografische Recherche.
    :blume:

    Zitat von "Leibgeber"

    Ich versteh das Prinzip nicht.


    ZVAB ist einfach ein riesiger Internet-Antiquariatskatalog. Nur Antiquariate drin. Festpreise. Nix Auktionshaus.


    Was Ebay betrifft, so nutzt du durch deine Ersteigerung (oder Versteigerung) natürlich einem Großkapitalisten. Aber das tust du auch, wenn du einen Kühlschrank, ein Auto, oder eine Jeans kaufst. Beliebig erweiterbar! Und kleine selbständige Verlage gibt es auch kaum noch.


    Bei aller Liebe zum guten alten Sozialismus ist es nicht mein Hass auf Großkapitalisten, der mich von Ebay u.a. derartigen Einrichtungen - wobei ich nur Auktionshäuser, nicht virtuelle Antiquariate und Buchhandlungen meine, bei denen bestelle ich auch - abhält, sondern schlechte Erfahrungen. Vor einigen Jahren wurde eine alte Emailadresse von einem anderen Provider als meinem jetzigen, von einigen windigen Gestalten benutzt, um darunter wohl Windeier-Angebote zu machen. Darauf erhielt ich - weil ich meinen eher seltenen Namen nicht genügend verschlüsselt hatte, plötzlich nachts Anrufe aus Holland und sonstwoher, die sich nach den angeblich von mir ins Netz gestellten Artikeln erkundigten und kurze Zeit später Rechnungen und Mahnungen mehrer solcher Auktionshäuser, die ihre Provision forderten. Obwohl ich diesen mehrmals schriftlich und fernmündlich den Sachverhalt erklärt hatte und auch den alten Provider angeschrieben hatte, der zuvor versichert hatte, meine alte Email-Adresse gelöscht zu haben, hörten diese ganzen Anrufe und Mahnungen erst auf, nachdem ich eine Anwaltskanzlei eingeschaltet und bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet hatte.
    Deshalb können mir diese Auktionshäuser gestohlen bleiben und ich unterstütze lieber seriöse Großkapitalisten, wenn's denn sein muss :breitgrins: .


    HG
    finsbury

    Hallo Leibgeber,
    danke für die ausführliche Antwort.

    Zitat von "Leibgeber"

    Ähh, was ist SUB ? Stadt- und Universitätsbibliothek ? :breitgrins:


    Stapel ungelesener Bücher, gibt auch RUB (Regal ...) und BUB (Biblliothek ...)


    Zitat von "Leibgeber"

    Ansonsten kann ich nicht definieren, was englischer, oder auch viktorianischer Humor ist. Aber ich vermute mal, du verstehst darunter so ungefähr dasselbe, wie ich.


    Du solltest da mit Bulwer voll richtig liegen, soweit es die Romane betrifft, die eben zu seiner Zeit und im vollen englischen Leben spielen.
    Einzige "Bedingung" - musst überhaupt mit dieser Art dickleibiger Romanliteratur was anfangen können. Ich steh halt total drauf.
    Aber ich fände es verkehrt, ihn nur darauf zu reduzieren, auf das Humoristische. Das ist ja auch bei Dickens eher einengend.
    Zum Vergleich, auch wenn das wohl etwas hinkt, er gehört eher in die Ecke Wilkie Collins. Nicht in die Charles Dickens..


    Kann ich in Allem nur zustimmen. mag ich auch.

    Zitat von "Leibgeber"


    "Dein Roman" war wohl der teuerste Buch-Einzelkauf (nicht - Werkausgabe) meines Lebens. Ich hab dafür 75 Euro hingelegt. So einen Wahnsinn mach ich auch so bald nicht wieder :zwinker:
    Es ist, glaub ich, die einzige deutsche Ausgabe, die es je gab, und sie kam eben nicht als Taschenbuch-Nachdruck.


    Ist das die Ausgabe von Enzensberger nach Arno Schmidts Lieblingsbüchern, ich glaube, bei Eichborn?

    Zitat von "Leibgeber"


    Wenn du "testen" willst -
    es gibt die beiden Romane "Was wird er damit machen" und "Nacht und Morgen" als dtv-Zweibänder. Jeweils mit dem plüschigen Zusatz "Ein Criminal-Roman". Da kommst du antiquarisch, über ZVAB, oder auch Ebay, ganz gut ran.


    Danke für den Tipp, aber leider steigere ich aus Prinzip nicht in virtuellen Auktionshäusern.



    HG
    finsbury

    Hallo Leibgeber,


    zunächst willkommen und viel Spaß. :blume:
    Einen schönen Nick hast du für dieses Forum: Wir lesen ja fleißig deinen Namensgeber!

    Zitat von "Leibgeber"

    Zweitens der Riesenroman "Dein Roman, 60 Spielarten englischen Daseins" von Edward Bulwer-Lytton. Die einzige deutsche Übersetzung, von Arno Schmidt. So ein Teil auf englisch, das trau ich mir dann doch nicht zu ...


    Unterrichte uns doch bitte näher über diesen Roman. Ich habe schon manches Mal daran gefreit: Bulwer-Lytton hat ja auch noch andere interessante Romantitel außer seinem ziemlich schmachtfetzigen Pompeji.
    Ist "Dein Roman..." von englischemHumor geprägt? Dann setz ich ihn sofort auf meinen SUB.


    HG
    finsbury

    Hallo ,


    Zitat von "sandhofer"

    Allerdings hatte ich das Gefühl, dass der Spieltrieb mit zunehmendem Fortschreiten im Text immer weniger spielerisch und immer ernster wird. Ist er zu Beginn eigentlich nur eine Art Kitt zwischen zwei Lebensformen, wird er zusehends zu einer eigenen Lebensform, zu der anzustrebenden Lebensform - allerdings dann eher als ästhetisches Gefühl. So ist es jedenfalls im Moment bei mir abgespeichtert. Geht es Euch auch so?


    Grüsse


    Sandhofer


    So meinte ich das auch, als ich schrieb

    Zitat


    Allerdings - wenn ich Sch. richtig verstehe,
    kann dieser Staat nicht in Wirklichkeit, sondern nur im schönen Schein existieren.


    Villeicht erlebte Schiller z.B. seine Zusammenarbeit und Partnerschaft mit Goethe als eine Art Vewrwirklichung dieser Lebensform.


    Man muss sich wohl damit abfinden, dass das Ganze etwas verquast bleibt. Es ist nicht umsonst eine wichtige Schrift des deutschen Idealismus :breitgrins: .


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    Zitat von "Zola"

    das wäre klasse ;-)


    Dem schließe ich mich an! Und ich empfehle dir auch das Zwischenstück, die "Geschwister Oppermann", die Zola und ich sehr lesenwert fanden.


    I

    Zitat von "Zola"

    Manchmal ist Dickens ein guter Gegenpol zu den hin und wieder zu negativen Franzosen seiner Zeit und sein Humor ist sowieso gut.


    Da sprichst du mir aus dem Herzen, Zola. Aus unterschiedichen Gründen, aber auch dem von dir genannten, kann ich mit den großen französischen Romanciers, Balzac und Zola, auch wenn ich den künstlerischen Wert besonders des ersteren bei der Lektüre sehr wohl erkenne, nicht recht warm werden. Ihnen fehlt mE manchmal diese augenzwinkernde Menschenfreundlichkeit, die auch Dickens harscheste Kritik, aber z.B. auch das Werk Fontanes u.A. vergoldet.


    HG
    finsbury


    Ich bin übrigens gerade in einer Krimiphase: Der Beruf lässt kein Kämmerchen frei für erhabene Gedanken und Sätze! :redface:



    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    Zitat von "sandhofer"


    Ich bin im Moment wieder einmal im Eichendorff-Fieber. Ich mag nicht nur seine Lyrik (die natürlich auch: Eichendorffs scheinbare Einfachheit in seiner Lyrik, seine Naturverbundenheit, seine tatsächliche sprachliche Virtuosität -


    schön, dass auch andere Eichendorff als leicht, aber nicht seicht empfinden :winken: .


    Eichendorffs Lyrik gehört nicht nur zum Volkstümlichsten, sondern auch zum Schönsten, was die deutsche Sprache hervorgebracht hat. Die Melodie seiner Verse ist gerade wegen ihrer Schlichtheit kaum zu überbieten und findet m.E. nur in Heine ein Äquivalent. Natürlich gibt es noch einige große Lyriker, deren Gedichte vielleicht kunstvoller wirken, aber auch bemühter als Eichendorffs und Heines.


    Auch seine Prosa ist trotz der, wie du richtig sagst, sandhofer, sich immer wiederholenden Topoi von grandioser Schönheit: Gerade auch seinen Roman "Ahnung und Gegenwart" halte ich in seinem Gesamtwerk für unterbewertet.


    Schläft ein Lied in allen Dingen,
    Die da träumen fort und fort
    Und die Welt hebt an zu singen,
    Triffst du nur das Zauberwort.


    Mein Lieblingsgedicht ... . es gibt ziemlich genau das wieder, was überragende Dichtung kann.


    HG
    finsbury

    Balzac: Das Chagrinleder


    Etwas atypisch gegenüber meiner bisherigen Balzac-Lektüre, weil mit romantischen Motiven versetzt.
    Ich kannte bisher eher den reifen Balzac aus den Verlorenen Illusionen usw.


    HG
    finsbury