Hallo zusammen,
bin jetzt mit dem ersten Buch (Kleio) fertig.
Bei der Schilderung Babylons (I, 181/82) hat mir gefallen, wie sich langsam die Lektüre der alten Literaurdenkmäler vernetzt. Die Turmhöhe, die Herodot angesichts des babylonischen Tempels schildert, erinnert schon sehr an den Turmbau von Babylon aus der Bibel. Die Frau, die im obersten Tempel allein schlafen muss, damit der Gott sie besuchen kann, findet sich meiner Erinnerung nach auch im Gilgamesch-Epos.
Weiterhin angetan bin ich von der "aufklärerischen" Denkweise Herodots:
So preist er die Sitte der Babylonier, die jungen Frauen auf einem gemeinsamen Markt zu verheiraten (195), wobei die schönen für einen hohen Preis zu kaufen sind, bei den hässlichen aber von dem Preisgeld der schönen etwas dazugegeben wird, so dass sie ebenfalls eine gute Chance auf Versorgung haben. Das klingt zwar etwas merkwürdig, war aber zu damaligen Zeiten vielleicht wirklich eine Möglichkeit, alle jungen Frauen zu versorgen. Wie die dann allerdings von ihren Ehemännern behandelt wurden, darüber wissen wir (Gott sei Dank?!) nichts.
Ähnliches Mitleid mit den Unansehnlichen zeigt Herodot bei der Beschreibung der Sitte der gleichen Babylonier, dass jede Frau sich einmal in ihrem Leben anlässlich irgendwelcher religiösen Riten einem Fremden "hingeben" muss (I,199).
Nun gehts also im zweiten Buch nach Ägypten: Bin schon gespannt, habe aber bis zum nächsten Wochenende weiterhin wenig Zeit für die aufwändige Herodot-Lektüre.
Wie weit seid ihr?
Schönes Pfingswochenende
HG
finsbury