Beiträge von finsbury

    Hallo Zola und weitere mögliche Immermann-Interssierte,


    danke für den Link zu der zwar kurzen, aber schönen Rezension. Sie schürt meine Vorfreude. Ob ich allerdings tatsächlich den G.A. Bürger davor schaffe, muss ich inzwischen bezweifeln.


    Außerdem habe ich - ähnlich wie du - ein Problem mit dem 1. Oktober. Wir haben vom 1. bis zum 5. einen Urlaub gebucht, so dass ich erst ab frühestens dem 6. Oktober lesen kann. Ginge das auch für dich? Solange wir alleine bleiben, ist es wohl kein Problem, auch den Kalendereintrag so zu lassen.


    Aber wir wollen natürlich nicht alleine bleiben.


    Liebe Klassikerfans, wir können Immermann wirklich empfehlen:


    Er schreibt kürzer und viel humorvoller als Gutzkow :breitgrins: und verbindet Romantik mit Realismus (z.T. Ähnlichkeiten mit Georg Weerths Prosa). Eine liebens- und lesenswerte Mischung!
    Vielleicht kann sich ja doch noch die eine oder der andere zu dieser Leserunde aufraffen?!


    HG
    finsbury

    Hallo,

    Fazit: Ansehen, zuhören und genießen (trotz aller Grausamkeiten)!


    Viele Grüße


    Tom


    auch ich hab' s mal wieder versucht, aber nach ca. einer Stunde halte ich den Film nicht mehr aus. Mich verstört zu sehr diese Mischung aus Kriegskritik einerseits und herausgehobener Ästhetik ( z.B. der berühmte Hubschrauberangriff mit dem Walkürenritt).


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    mehr als der Stil nervt imho die Ideologie.


    Recht hast du! In Bezug auf Gleichberechtigung war es bei Gutzkow wohl ungefähr so wie bei den Athenern mit ihrer Demokratie. Aber denken wir nur daran, wann erst das Kanton Appenzell seinen Bürgerinnen das Wahlrecht zusprach :zwinker:.
    Wenn man streng nach dem Gleichberechtigungsgrundsatz seine Lektüre auswählt, kann man mindestens 90 % der männlichen Autoren bis ca. 1970 in die Tonne kloppen.


    Ich möchte noch etwas über den parallelen Aufbau der Romanfiguren Egon und Hackert schreiben: Lassen wir es bei ein paar Beobachtungen. Gutzkow selber weist irgendwo im IX. Buch seine unmündigen Leser :grmpf: auf eine gewisse Verwandschaft hin:


    Folgendes lässt sich auch ohne des Autors aufdringliche Hinweise feststellen.


    - Beider Herkunft ist illegitim mit jeweils einem adeligen, einem bürgerlichen Elternteil.
    - Pauline von Harder ist für sie beide Ursache der Leiden und des falschen Verhaltens.
    - Sie lieben beide dieselbe Frau, von der sie beide nicht wiedergeliebt werden. Melanie wird trotzdem beider Opfer: Durch den Verlust
    ihrer Jungfernschaft einerseits und durch das langweilige Dahinvegetieren an der Seite des völlig wesensfremden Gatten.
    - Sie gehen an der Unvereinbarkeit ihrer Selbstvorstellung mit der sie umgebenden Realität fast zugrunde.
    - Die echten Väter Wildungen und Zeck machen beide eine Wandlung zum Guten durch; Ihre Söhne sind jeweils "Produkte" auf dem
    Höhepunkt ihrer "Abwege".
    - Der Freundeskreis um die Wildungen fühlt sich von ihnen angezogen und abgestoßen.
    - Hackerts Schlafwandelei entspricht Egons starkem körperlichen Verfall nach Antritt der Regierungsverantwortung.
    - So wie Egon seine Ideale auf einer hohen Stufe des Staatsdienstes verrät, macht sich Hackert als Polizeispitzel gemein.
    - Beide behalten dennoch ihr Leiden an dem Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit und entscheiden sich am Ende für die "Ritter".


    Es gäbe sicherlich noch mehr Parallelen, wenn man weiter suchen würde.


    Schönes Wochenende


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    es ist vollbracht! Heute Morgen habe ich beim Frühstück die letzten sieben Seiten gelesen.
    Das Ende war für mich nochmal eine richtige Durststrecke, da sich Gutzkow in den letzten Kapiteln auf "Gartenlaube"- Stilniveau herabbegibt. Das passiert ihm zwar zwischendrin immer mal wieder , aber nicht in so intensiver Duftnote wie im Schlussspurt. Brrrrr ...
    Eine Kostprobe:
    [quote="Gutzkow, Ritter IX, letztes Kapitel, S. 3608"]Von Rodewald nahm nur Louis Armand Abschied, den die Versicherung beglückte, dass er in Franziska Heunisch ein bewährtes, treues, sinniges, deutsches Weib sich gewonnen.[/quote]
    Ein Partizipialattribut und drei Adjektive, au weia!


    Ansonsten muss ich es sacken lassen, dann schreibe ich noch ein bisschen über das Gesamtkunstwerk.
    Nur soviel vorweg: Trotz zahlreicher Ärgernisse bereue ich es nicht, diese 3600 Seiten durchgehalten zu haben. Es hat sich für mich schon gelohnt, denn von der eigentlichen Lebensatmosphäre der 1840er erfährt man in diesem Roman mehr als in manch literarisch höher stehendem Werk.


    Haltet durch!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    bin in IX, 5 angelangt. Langsam lösen sich alle Rätsel und Geheimnisse, was zusammen gehört oder auch nicht, das findet sich. Wie sandhofer schon schrieb, Gutzkow räumt sauber auf. Es fehlen noch die Konfrontationen zwischen Ackermann / Rodewald und Egon bzw. Pauline v. Harder; Zumindest müssten diese Begegnungen romantechnisch gesehen eigentlich noch stattfinden.
    Es ist wirklich symptomatisch: Sobald es um die Ritter geht, wird der Roman verquast und der Inhalt teilweise sogar lächerlich - ich habe selten ein so nebulös-verzopftes Konzept gelesen. Ansonsten gibt es auch im neunten Buch einige gute Szenen, z.B. die Tierwelt und der Besuch des Hofes in Tempelheide beim alten Gerichtspräsidenten.
    Auch Otto von Dystra ist - solange er sich nicht über seine "Angora"-Lakaien auslässt - immer wieder erfrischend.
    Die beiden Mädels für die Wildungen-Brüder sind dagegen nicht wirklich lebendig gezeichnet, Selma ist zu gut und zu blass, Olga zu exaltiert.
    BigBen, auch ich finde, dass Murray eine besonders gelungene Gestalt ist: Er verknüpft viele Handlungsfäden und ist außerdem ein interessant gebrochener Charakter.
    sandhofer,
    zu den hierarchischen Prinzipien, von denen sich auch Gutzkow nicht ganz trennen kann: Z.B. der Besuch Dankmars und Louis Armands bei Otto von Dystra in VIII, 11: Wieso hat Armand solche Skrupel, als einfacher Handwerker im Kreise von Generälen und Diplomaten zu weilen und weshalb findet selbst Dankmar das peinlich? Dankmar, so denke ich, ist doch am ehesten das Sprachrohr Gutzkows?!


    Euch allen ein weiterhin schönes Wochenende


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,



    Ich habe meiner Frau mal so ein Stück aus dem Ratskeller vorgelesen. Sie fragte daraufhin, ob ich alte Ausgaben des Neuen Deutschland lese. :sauer:


    Schade, dass Gutzkow das - mit dem entsprechenden geschichtlichen Hintergrund - nicht mehr lesen konnte :breitgrins:!


    Zitat

    Tatsächlich? Ich hatte schlicht und simpel "Angola" darunter vermutet. Was ja dann soweit stimmen würde ...


    Genau das dachte ich zuerst auch, aber google mal ...


    Bin in VIII, 11 und muss sagen , genau wie BigBen mit Hackert beim Horchen, habe ich jetzt Spaß mit der karikierenden Darstellung des Ritters Rochus vom Westen und Generals Volands von der Hahnenfeder. Schon die Namen sind eine Schau und ..das kann Gutzkow: gesellschaftliche Strömungen seiner Zeit in einzelnen Personen fokussieren und karikieren. Aber jetzt fangen sie wieder an, über Geheimbünde zu faseln ... :schnarch:


    HG
    finsbury

    Hallo,


    ja ja die Anmerkungen! Danke, enigma für diese Blütensammlung. Bei Gelegenheit ergänze ich vielleicht!


    Bin nun in VIII, 9 und lerne Otto von Dystra, einen Weltenbummler und Humoristen näher kennen. Obwohl von Gutzkows Andeutungen her eher dem demokratischen Spektrum zuzuordnen, behandelt er seine beiden farbigen Lakaien nur wie halbe Menschen, dirigiert sie mit Zischlauten, die der Peitsche ihrer ehemaligen Eigentümer nachempfunden sind und kleidet sie wie Zirkusaffen. Bei aller demokratischen Einstellung des Autors und vieler seiner Hauptfiguren scheint diese im Europa der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht allen Menschen gegönnt zu werden. Auch sonst huldigt Gutzkow immer wieder durchaus auch hierarchischen Prinzipien.


    Übrigens ein nettes geografisches Kuddelmuddel. Laut Anmerkungen und auch nach meinen (oberflächlichen) Recherchen scheint das Angora, aus dem Dystras oben erwähnte Bedienstete stammen, tatsächlich dem heutigen Ankara zu entsprechen. Dort leben also nach Gutzkow afrikanische Stämme, deren Häuptlinge ihre Lakaienkinder nach Amerika verhökerten?! Hmmm ...


    Ansonsten zog es sich im letzten Kapitel mal wieder wie Kaugummi, weil die "Ritter" zusammentrafen und blubberten.
    Manchmal frage ich mich, ob "Die Ritter vom Geiste" ohne die Ritter nicht besser geworden wären . :zwinker:


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    auch mir hat die Leserunde durchaus Freude bereitet. Dank an euch alle.


    Conrad werde ich zwar nicht zu meinem Lieblingsautor erklären, aber zumindest die dritte Marlow-Erzählung "Das Ende vom Lied" und "Lord Jim", in dem Marlow auch eine Rolle spielt, werde ich noch lesen.


    Mein Problem beim Herzen der Finsternis ist auch einfach, dass die von mir nach dem lucideren und sozialkritischen ersten Teil aufgebauten Lesererwartungen sich in den beiden anderen Teilen nicht erfüllten. Davon unbenommen ist die große Erzählkunst im Aufbau von Stimmungen.


    Bis bald


    finsbury

    Hallo thopas,


    Es ist jede Menge Symbolik im Buch zu finden, für mich erschließt sich das auch nicht so ganz leicht. Ich kann jetzt nur nicht beurteilen, ob es daran liegt, daß Conrad das nicht leisten konnte, was er beabsichtigt hat, oder ob ich einfach nicht fähig bin, seine Symbole und Assoziationen zu deuten.


    Du hast völlig Recht, dass du darauf hinweist. Ich will mir auch nicht anmaßen, den literarischen Rang des Werkes zu kritisieren. Eine so vielschichtige, schwer entschlüsselbare Symbolik, die ja auch ziemlich viele Verweise auf die problematischeren Werke z.B. Nietzsches zulässt, ist mir einfach immer suspekt, weil sie von den falschen Leuten missbraucht werden kann. Der mündige Leser wird dennoch seinen Genuss und seine Gedankentiefe mit der Lektüre bereichern können :zwinker:.


    HG
    finsbury

    Hallo knabe,


    vor drei Wochen war ich im Nordosten Deutschlands und habe das Fritz-Reuter Museum in Stavenhagen besucht. Es ist im Geburtshaus Fritz Reuters untergebracht und bietet eine sehr interessante Ausstellung zu dem wechselvollen Leben dieses berühmten niederdeutschen Dichters.


    Außerdem habe ich in Neubrandenburg die Löwenapotheke, das Geburtshaus Fontanes gesehen, die immer noch als Apotheke genutzt wird und in deren Schaufenster ein sehr treffendes Gedicht Fontanes über die Schwierigkeiten der deutschen Einigung liegt, damals aus ganz anderem Anlass geschrieben, aber auch heute noch auf die deutsch-deutschen Verhältnisse zutreffend.


    Es gab übrigens mal eine interessante Taschenbuchreihe, literarische Schauplätze in Deutschland oder so ähnlich. Vielleicht ist die noch antiquarisch zu bekommen!



    HG
    finsbury

    Nachtrag,


    ein weiterführender Lektüretipp: T.C. Boyles Wassermusik  [kaufen='3499232936'][/kaufen], ein biographischer Roman, der sich mit dem Schicksal des schottischen Entdeckers Mungo Park beschäftigt, der den Lauf des Niger enträsteln wollte. Es gibt viele Parallelen zum "Herzen der Finsternis", natürlich auch signifikante Unterschiede.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,



    Das Buch zieht sich zur Zeit wie Gummi. Sehnsüchtig schiele ich immer mal wieder auf die Bücher, die ich als nächstes gern lesen würde.


    So unterschiedlich kann das Empfinden sein. Ich kehre gerne von einer Kongoreise mit einem der ganz großen englischen Autoren zurück ins überschaubare Preußen unseres zweitklassigen Autors, der aber den Vorteil hat, dass man nicht jede Zeile interpretieren muss.
    Bin nun in VIII, 3. Nachdem es am Anfang des achten Buchs um Hackert ging, spinnt nun Pauline von Harder wieder in altgewohnter Weise ihre Fäden.


    Schönen Sonntag


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    heute Morgen gelang es mir auch, die Erzählung zu Ende zu lesen.


    Nachdem ich am Anfang begeistert war, gerade von der Klarheit der Ausdrucksweise - habe ich - je weiter die Reise ins Herz der Finsternis ging, desto mehr das Verständnis für die dargestellten Personen verloren, wohl aber auch zum Teil Einfluss der falschen Herangehensweise, wie du, Sir Thomas, so gut feststellst. Am Anfang denkt man, dass man den Text auch mit dem "humanistischen Ansatz" lesen kann, der eignet sich dann aber wirklich nicht mehr für dieses Abtauchen in die Abgründe der Seele. Ich kann auch gut deine These nachvollziehen, dass die Reise in die Finsternis auch eine Reise in die Veränderung der Psychologie und Physiologie Marlows ist, aber das weckt trotzdem keine Leselust bei mir.


    Genau wie thopas verstehe ich vieles am Ende nicht. Erst wird immer wieder erwähnt, dass Marlow ein ganz besonderer Vertrauter von Kurtz sei, dann hat er nur wenige Tage Zeit, ihn im Ruderhaus bei der Rückfahrt näher kennen zu lernen, bis Kurtz stirbt. Vom Leser wird
    erwartet, eine ganze Menge assoziativ zu erschließen, Symbolik erwartet ihre Entschlüsselung. Das mag hohe Kunst sein, ist aber nicht mein Ding. Mir drängt sich bei solch andeutendem, assoziativem Schreibstil oft der Eindruck auf, dass hier mehr gewollt als geleistet wird.



    @ ink-heart, du wirst schon festgestellt haben, dass riff-raff und nicht ich auf den Kontrast Prokurator - Kurtz hingewiesen hat. Ich hingegen denke auch, dass der Prokurator eine zu kleine Rolle spielt und zu sehr karikiert wird, als dass er als Folie für Kurtz dienen kann. riff-raff, du hast mir aber einiges an Kurtz' Verhalten und Aussagen klarer gemacht. Danke!


    HG
    finsbury

    Hallo Möwe,


    herzlich willkommen bei den Klassikerfreunden! Du scheinst sehr anglophil zu sein in der bisherigen Auswahl deiner Lektüre. Da wirst du hier viele Sympathisanten finden. Auf interessanten Austausch!


    HG
    finsbury

    Hallo Zola,


    ich hoffe, mit meinen beiden derzeitigen Lesrunden bald zu Rande zu kommen. Dann werde ich deine Pfaden folgen und auch den vorherigen Münchhausen lesen. Der macht ja, scheint's, auch Spaß! Willst du die Leserunde mal für Oktober eintragen? Scheint nicht so, dass wir noch Mitleser bekommmen.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    nun muss ich euch sagen, dass ich mich inzwischen ziemlich durch die Erzählung quäle. Viel zu viel Unwägbares, wie ink heart sagt "Schwammiges", Bewunderung an Stellen, wo ich Abstoßung empfinde (Kurtz), Gleichgültigkeit und Ekel, wo ich Mitgefühl erwarte (beim Tod des Steuermanns). Dazwischen quast sich die Handung so durch, vieles verstehe ich auch nicht, z.b. welches Komplott Marlow Kurtz überhaupt mitteilen will: Will dieser denn Direktor werden? Nun, ich bring's zu Ende , aber Conrad wird sicher nicht mein Lieblingssschriftsteller werden. Je mehr es den Kongo weiter hoch geht, desto verquaster wird es, sicherlich gewollt, dennoch nicht mein Ding.


    HG
    finsbury

    Hallo riff-raff,


    danke für deine genaue Recherche!



    Welche Übersetzung kommt dem Original am nächsten? Vor allem wenn man bedenkt, dass "to teach" im Englischen ausser "lehren", "unterrichten", "unterweisen" etc., auch "dressieren" und "abrichten" bedeuten kann. Das Englische verfügt hier über eine interpretatorische Zweideutigkeit, die den deutschen Übersetzungen völlig abgeht; die deutschen Übersetzer müssen sich für eine der zwei Varianten entscheiden, während Conrads Englisch die Auslegung letztlich dem Leser überlässt.


    Ja, das ist wieder Problem mit dem Wortreichtum unserer Sprache. Wir haben fast für jede Ausdrucksvariante ein eigenes Wort. Das aber macht eben auch den Übersetzer noch mehr als in anderen Sprachen zum Interpreten.
    Aus dem Kontext heraus nun scheint mir Freißler nicht unbedingt falsch zu liegen, aber wenn ich nun den Originalauszug lese, erscheint er mir deutlich lakonischer als meine Übersetzung. Man kann aber eben auch nicht sicher sein, ob die beiden neutraleren Übersetzungsvarianten besser zu Conrads Intention passen. Werde mir den englischen Originaltext bei den Zweifelsfällen daneben legen.


    Weiter gekommen bin ich noch nicht und lese heute auch nichts mehr in diesem Buch.,
    Bis morgen


    finsbury

    Huhu,


    na, wo seid ihr denn alle? pchallo


    Habe nun mit dem zweiten Teil begonnen; Kurtz beginnt sich immer mehr zu konkretisieren. Bisher wurde nur gerüchtemäßig über ihn berichtet, so, dass man den Eindruck einer exzentrischenn, aber heldenhaften Gestalt bekommt, die sich positiv von den schlaffen, gleichzeitig von Gier zerfressenen "Pilgern" abhebt. Interessant, dass Conrad hier die Metapher "Pilger" (auch im englischen Original?) benutzt, obwohl es den Kolonisten doch nur um Ausbeutung und Machterweiterung geht.


    Die Naturschilderungen sind sehr intensiv, hier wird Conrad auch üppig, im Gegensatz zu seiner oft knappen, andeutenden Handlungsschilderung (z.B. wird Ende des ersten Teils erzählt, dass Marlow schon lange vergeblich auf Nieten zur chiffsreparatur wartet, während der Dampfer zu Beginn von II schon kurz vor der Ankunft bei Kurtz ist, das Dazwischenliegende kommt nun wohl zum Teil in Rückblenden).


    Wie gefällt's euch denn?


    HG


    finsbury

    Hallo,


    das siebte Buch war doch am Ende noch so spannend und brachte die Handlung voran, dass ich es nicht lassen konnte und nun bei VIII, 1 in der Lesepause verharre. Ich freue mich tatsächlich schon, wenn ich nach der kurzen anderen Leserunde hier weitermachen kann. Inzwischen sind mir die Personen doch vertraut geworden und ich will trotz aller Längen wissen, wie es weitergeht.


    Euch ein schönes Wochenende und viel Spaß mit unserem Schinken!


    HG
    finsbury

    Hallo,


    meine Ausgabe fußt auf der Übersetzung von E.W. Freißler von 1926. Welcher Originaltext Conrads dieser Übersetzung zugrunde liegt, ist leider nicht erkennbar. Die Übersetzung liest sich angenehm; Inwiefern sie Conrads Diktion nachvollzieht, kann ich ebenfalls nicht beurteilen.


    Gestern las ich die Erzählung "Jugend" von 1902, da sie ebenfalls den Erzähler Marlow aufweist. Sie ist sehr schön, aber nach den ersten 25 Seiten von "Herz der Finsternis" kann ich schon gut erkennen, dass die erstgenannte Erzählung das Niveau unseres Werkes, das ja drei Jahre früher veröffentlicht wurde, nicht erreicht.


    Ich bin sehr überrascht über den scharfen kolonialkritischen Ton. Das habe ich so bisher in der britischen Literatur der Zeitgenossen noch nicht gelesen, egal ob Kipling (kaum) oder Foster (moderat).
    Vielleicht liegt es daran, dass Conrad als gebürtiger Pole die Folgen der Unterdrückung am Beispiel seiner Eltern und auch seines eigenen Schicksals selbst erfahren musste.


    Momentan bin ich bei der Szene, wo Marlow den Hauptsitz der Handelsgesellschaft erreicht hat und immer stärker mit Leid und Tod der Eingeborenen und der Arroganz und fehlenden Empathie der Kolonialherren konfrontiert wird. Gleichzeitig imponieren ihm auch bestimmte Merkmale derselben, z.B. dass sich der Buchhalter der Gesellschaft nicht gehen lässt, sondern wie aus dem Ei gepellt aussieht und seine Bücher penibel führt. Allerdings gelingt ihm das erstere nur, weil er sich ein "eingeborenes Weib dazu abgerichtet" hat. Brrr, wenn es eine genaue Übersetzung ist, sagt die Verwendung des Verbs schon alles über die Einstellung der Kolonisten. Hunde würden besser gehalten und nicht zum Sterben unter die Bäume geschickt.


    Euch ein schönes Wochenende


    HG
    finsbury