Beiträge von finsbury

    Hallo,


    nun beende ich mal - zumindest was mich betrifft - diese Lese"runde". Habe fertig!
    Das Ende ist noch durchaus - in Theaterdonnermanier - spannend, so dass es sich schnell runterliest. Albano wählt schnellstens seine neue Liebe - Idoine - kaum dass Lindas Wagen entschwand, und genauso leicht fällt es ihm, auf seine Pläne bezüglich der Unterstützung des Freiheitskampfes des französischen Volkes zu verzichten, ist er nun doch selber regierender Fürst und muss für seine Leute sorgen. Begründet wird das nicht, der Leser hat's zu schlucken.
    Natürlich kommt Leibgeber nicht, wie unten angedeutet, in den 'Flegeljahren', sondern im 'Siebenkäs' vor, dessen Lektüre bei mir noch viel weiter zurückliegt: Wer eine zugängliche kurze Arbeit über die Figur des Leibgebers in JPs Romanen und Erzählungen kennt, möge mich bitte davon unterrichten :blume:.


    Fazit: Einige schöne Richtersche Momente, aber bisher das für mich am wenigsten begeisternde Werk dieses Sprachgenies.


    Manjula und weitere mögliche Mitleser: Noch viel Kraft und Durchhaltevermögen!


    finsbury

    Hallo,


    heute Nacht bin ich wieder etwas weiter gekommen: bis 32 / 128. Roquairol beginnt gerade seine Schlussintrige gegen Linda Romeiro und Albano; Vorher war diese mit Julienne bei Idoine in deren Dorf Arkadien, das mich sehr an die Mädchenerziehungsanstalt von Natalie und das Mustergut von Lydia im "Wilhelm Meister" erinnert, nur dass das Ganze bei JP natürlich noch arkadischer ist, deshalb auch gleich so heißt :zwinker:. Idoine ist ziemlich blutleer, nur unwesentlich weniger ätherisch als ihr verstorbenes Ebenbild Liane.
    Freude, wenn auch längst nicht durchgehendes Verstehen, hatte ich an Schoppes langem Brief in 31 /122: Kurz vor Ausbruch des von ihm ironisierten Wahnsinns stellt er sich noch in den Dienst der Aufklärung der Intrige um Albano und reist nach Spanien.
    Wie sich JP selbst indes die ganzen Zusammenhänge zwischen Schoppe / Leibgeber / Löwenskjöld / Siebenkäs und Graul vorstellt, dafür bräuchte es einen weit besseren Anmerkungsteil, als meine Ausgabe besitzt, oder auch einen wesentlich besseren JP-Kenner, als ich es bin. Die Lektüre der Flegeljahre liegt bei mir immerhin auch schon einige Jährchen zurück.


    finsbury

    Hallo,


    dann mach ich mal weiter mit meiner Leseecke zum "Titan".
    Stand: Vor Beginn der 30. Jobelperiode: Albano ist inzwischen schon wieder auf dem Rückweg in Rom. Seine Liane hat er schnell genug vergessen, um Linda Romero anzuhimmeln, von der er nicht weiß, dass sie die echte Tochter Cesaras ist. Erste Geheimnisse werden zum Teil aufgedeckt: Er weiß nun, dass Julienne seine Schwester ist, wie das aber zugegangen ist, erfährt er erst ein paar Monate später.


    Auf dem Hinweg hat er in Rom den Entschluss gefasst, an der Seite des französischen Volkes für die Freiheit zu kämpfen, aber dann wurde es gleich wieder gefühlig, weil eben Linda ... .


    Schoppe fehlt an allen Ecken und Enden: Er macht den Roman zu einem echten Jean Paul, aber leider ist er in Hohenfließ zurückgeblieben.
    Das Idyllische ist oft sprachlich wunderbar gestaltet, aber diese ständige hochgespannte Gefühlssprache ist wirklich anstrengend.


    Das hat mich auch schon an Hölderlins Hyperion gestört, der allerdings im Vergleich zu JP völlig humorfrei ist.


    finsbury

    Hallo,


    nachdem der Berufsstress langsam abflaut, habe ich meine Titan-Lektüre fortgesetzt und nebenher auch die Lektüre altchinesischer und mittelalterlicher chinesischer Lyrik. Selbst in den Übersetzungen bleibt die Schönheit der sprachlichen Bilder oft erhalten. Immerhin ist einer der Übersetzer ja Günter Eich, der musste es schließlich können. Wobei ich gar nicht weiß, ob es direkte Übersetzungen sind oder solche über den Umweg einer anderen Fremsprache (Englisch, Portugiesisch, Französisch böten sich da - kolonialgeschichtlicher Weise - an.
    Wenn ich mit den chinesischen Gedichten fertig bin, möchte ich mich mit C.F. Meyers Lyrik beschäftigen.
    Einen schönen Sonntag noch,


    finsbury

    Hallo,


    ob noch irgendjemand mitliest?


    Bin inzwischen wieder eingestiegen und bis zur 21. Jobleperiode vorgedrungen.
    Albanos Beziehung zu Liane ist nun - scheint's - zu Ende: Liane hat den - uns Lesern nicht mitgeteilten - Gründen ihres Seelsorgers gegen eine Verbindung mit Albano nachgegeben, und dieser steht kurz vor einer Reise nach Italien, zu der ihn sein vermeintlicher Vater Cesara einlädt.
    Im Moment ist es nicht mehr so gefühlig, dagegen gibt es wieder einige kleinere Seitenhiebe, z.B.
    - gegen das restaurative Österreich --> Verbot des Französischen, um vor revolutionären Gedanken zu schützen (19/85),
    - gegen den Geniebegriff --> "...die Genies sind ... Affen im ästhetischen Nachmachen, in der Herzlosigkeit, Bosheit, Schadenfreude, Wollust und Lustigkeit." (20/88)
    Roquairol ist auf dem Weg in den Abgrund, nun nicht mehr der gute Freund und liebe Karl, sondern der zerfressene Egomane, der vielleicht als Beispiel für den oben genannten genialen Affen steht.


    Schwierig finde ich es immer noch, den ganzen Intrigen und Doppelbödigkeiten zu folgen: Ich muss auch immer wieder in der Einleitung meiner Ausgabe nachlesen, wer Albanos echte und scheinbare Schwester, Zugedachte usw. sein soll.


    Nun, es wird noch dauern, aber ich werde den Titan in der abgespeckten Version durchbekommen, allerdings mit deutlich weniger Lesefreude als alle meine bisherigen JP-Lektüren.


    Und wie sieht's mit euch aus?


    finsbury

    Einspruch, Euer Ehren. Selbstverliebt, wenn auch leider nicht einmal gekünstelt war's Beim Häuten der Zwiebel. Die Box hat m.M.n. wieder zurückgefunden zu erzählerischen Qualitäten, die er in der Blechtrommel aufzeigte - der Fähigkeit, anhand und mittels eines (im Prinzip sogar billigen, wertlosen) Objektes eine ganze Geschichte zu entwickeln.


    Lustig wie unterschiedlich man Texte enpfinden kann. In der "Zwiebel" tritt für mich Grass' Ego zugunsten zeitgeschichtlicher Erinnerungen durchaus erträglich in den Hintergrund, während ich in der "Box" eigentlich kein erzählenswertes Thema, sondern nur selbstverliebte Nabelschauen entdeckt habe.


    finsbury


    Neidhart - für die Suchfunktion noch die Standardschreibung des Namens ;): Neidhart.


    Auweia :redface: Schon geändert, danke, du oberdeutscher Auslautverhärter!


    finsbury


    @FA


    Ich bin kein Kompetenzzentrum für mittelalterliche Literatur. Ich lese nur gerne mal ein bisschen darin rum. In der Epik neige ich mehr zur Heldenepik: Ob nordisch, angelsächsisch oder die deutschen Versionen vom Hildebrandslied über Nibelungenlied bis zur Kudrun finde ich noch spannender als den Artussagenkreis. Diese Mischung zwischen blutrünstigem germanischem Gemetzel mit alten Göttern und die daran anschließende höfische Überformung erscheinen mir gerade in ihren Brechungen sehr spannend.


    Das gehört jetzt allerdings nur zu dem weiteren Dichtungsbegriff des Threads.


    finsbury


    derzeit höre ich sehr viel von Felix Mendelssohn Bartholdy; seine Italienische Sinfonie und die Musik zum Sommernachtstraum passt ja auch sehr schön zum Sommer.


    Habe ich heute Nachmittag auch gerade gehört! Außerdem finde ich als Sommermusik besonders schön Violinkonzerte von Vivaldi, Schumanns Rheinische und Haydn, Haydn, Haydn ...


    finsbury

    Parzival: Dazu gibt's übrigens auch eine Adaption von Dieter Kühn, die ich allerdings nicht gelesen habe, sondern eine andere Prosaübersetzúng: Wolframs Parzival ist eine der ungewöhnlichsten Chrétien de Troyes- Anverwandlungen. Den Willehalm habe ich ncoh nicht gelesen, bin also an deinen Eindrücken interessiert, FA.


    finsbury

    Hallo FA,


    da einer meiner Studienschwerpunkte die mittelhochdeutsche Literatur war, lese ich auch heute immer noch gerne das eine oder andere Gedicht, manchmal auch beruflich.
    Wenn man mal wieder den Spaß an mittelalterlicher Lyrik auffrischen will, kann ich nur immer wieder die beiden genialen Dichterbiografien Dieter Kühns über Oswald von Wolkenstein und Neidhart von Reuental empfehlen: Niemand hat mir bisher einen mittelalterlichen Dichter näher gebracht als er. Schade, dass er sich nie bemüßigt fühlte, über Walter zu schreiben: Das wäre sicherlich interessant geworden!


    Außerdem ist er ein toller Übersetzer!


    finsbury

    Tja, dieser Roman interessiert mich auch sehr, aber wie Maria bin ich Mitte Juli mit Jürg Jenatsch beschäftigt und muss auch noch den Titan zu Ende lesen. Im Spätsommer, Ende August, wäre ich aber dabei.


    finsbury


    Hallo Maria,


    herzlichen Dank für den Hinweis. Ich lese Grass sehr gerne, und das einzige Buch, das mich bisher enttäuscht hat, das aber dann auch auf der ganzen Linie - ist die selbstverliebte und gekünstelte Altherren"box". Da hast du nichts verpasst! Der neue Roman scheint aber wieder interessant zu sein, zumindest thematisch.


    finsbury

    Hallo,


    Interesse hätte ich schon starkes. Aber ich habe in diesem Jahr schon zwei Leserunden zwar nicht ausdrücklich, aber zumindest de facto gecancelt bzw. wie Kaugummi gedehnt.


    Dennoch hoffe ich auf eine beruflich ruhigere zweite Jahreshälfte und hätte dann, allerdings erst ab Frühherbst Zeit, weil ich mich dann sowieso ein bisschen mit der römischen Antike beschäftigen möchte.


    finsbury

    Hallo,


    im Moment und noch bis Mitte Juli sehe ich mich außerstande - außer irgendwelchen Entspannungskrimis* - irgendein ernsthaftes Werk zu lesen. Ab Mitte Juli besteht aber realistische Aussicht, den Jürg Jenatsch in Angriff zu nehmen.
    (*die sind natürlich nicht ernsthaft: vertrackt, unsere satzstrukturellen Bezüge! :zwinker:)


    Wenn du, Maria, dann mitlesen und du, sandhofer, hin und wieder mitschreiben würdest, könnte ich uns für den 17. Juli, einen Samstag, in den Kalender eintragen?!


    finsbury

    Zwar nicht klassisch, aber mit literarischem Anspruch:


    John Grisemer: Rausch


    Viel Atlantik und zugleich eine gute Einführung in die Geschichte der Fernkabelkommunikation.


    finsbury