Hallo Hubert und alle,
nun habe ich die Lektüre - doch später als gedacht - beendet.
Zu unseren Datierungsproblemen und der Schlampigkeit einiger Internet - auch Wikipediaseiten:
Zitat von Hubert
Auch den Erscheinungstermin 1894 habe ich inzwischen gefunden. Bei Wikipedia heißt es, allerdings zu Anatevka: „Die Geschichte spielt im Russischen Reich, im ukrainischen Dörfchen Anatevka, in der vorrevolutionären Zeit um 1905.“ Und auch auf der folgenden Seite, hier zum Roman, heißt es: „Die Handlung des Romans spielt um das Jahr1905 , kurz vor der Russischen Revolution, in den kleinen Dörfern Masepowka, Jehupez, Bojberik und Anatevka.“
http://www.judentum-projekt.de…liter/alejchem/index.html
Der Wikipediaautor zählt hier Jehupez, also Kiew, zu den kleinen Dörfern.
Weiterhin: Das Musical heißt Anatevka, aber Tewje wohnt gar nicht dort, sondern der avisierte Ehemann für Zeitel, der wohlhabende Schlachter. Der Ort spielt im Roman kaum eine Rolle. Ich nehme an, dass er als Titel für das Musical genommen wurde, weil er aufgrund der Vokalkombination recht wohllautend ist.
Trotz allem glaube ich weiterhin, dass der Roman in den Achtziger Jahren spielt. Ein weiterer Hinweis ist, dass im achten Kapitel Tewje aus seinem Dorf vertrieben wird, und diese Anweisung, die Juden vom Land zu vertreiben, erging, wie weiter oben (17. Juli) ausgeführt, von der Regierung 1882.
In der einen deiner neu verlinkten Quellen heißt es:
Zitat von http://www.litde.com/autoren/scholem-alejchen.php
Sprinze ist ohne Mann, aber schwanger, und nimmt sich das Leben
Hast du das mit der Schwangerschaft auch so herausgelesen, oder meint der Autor hier einen Topos, dass alle Mädchen, die unglücklich liebten und ins Wasser gingen, schwanger gewesen sein mussten.
Aber das mit dem Erscheinungsdatum irritiert mich wirklich: Ich weiß nicht mehr, was da richtig sein soll. Kischinau und Hodels Revolutionär verweisen auf ein späteres Erscheinungsdatum. Allerdings gab es auch im 19. Jahrhundert in Russland zahlreiche revolutionäre Bewegungen, wie zum Beispiel den Dekabristenaufstand.
Nun aber zum letzten Kapitel. Tewje wird nun unmittelbar vom Antisemitismus bedroht, allerdings auf eine tölpelhafte Weise und rettet sich durch seinen Glauben und seine Wortgewandtheit. Er versöhnt sich mit Chawe, so dass auch dieser Handlungsfaden abgeschlossen ist.
Hinweise in diesem letzten und dem vorhergehenden Kapitel zeigen auch, dass der immer wieder erwähnte Brodskij ein reicher jüdischer Industrieller ist, denn Pedozur erhofft sich seinen Besuch, er wird mehrfach mit Rothschild in Zusammenhang gebracht und einmal wird ein Zeremonialgegenstand im Zusammenhang mit Brodskij kerwähnt, aber ich finde gerade die Stelle nicht.
So, nun muss ich erstmal aufhören. Morgen noch eine Schlusstellungnahme.
finsbury