Beiträge von finsbury

    Hallo zusammen,


    hiermit richte ich die Leserunde zu Laxness' großem Roman ein, der zwischen 1937 und 1940 erschien.
    Angemeldete Teilnehmer der Leserunde sind:


    Anna Magdalena
    JMaria
    Lost
    Sir Thomas
    finsbury


    Ich lese den Band aus der Taschenbuchwerkausgabe des Steidlverlages in der Übersetzung von Hubert Seelow.
    Uns allen eine angenehme und weiterführende Diskussion!


    finsbury

    Danke Ariadne,


    für den Tipp und auch von mir ein herzliches Willkommen in unserem Forum.


    Du wirst sicherlich auch gerade durch deinen russischen Hintergrund eine große Bereicherung für unsere Diskussionen sein.
    Weißt du, ob dieser Dreiteiler mal deutsch oder zumindest englisch synchronisiert oder mit Untertiteln versehen wurde?


    finsbury

    Danke Tom,


    deine Ausführungen motivieren, sich möglichst bald mit Melville zu beschäftigen, wenn er auch nicht für die nächsten Monate auf meinem Leseplan steht.


    finsbury

    Hallo,


    Kennt hier jemand die russische Verfilmung,die mit allerlei Preisen bedacht wurde und- wenn ich mich recht erinnere- Ende der 60er Jahre entstanden ist?


    Diese Verfilmung hat mich in meinen jungen Jahren endgültig davon überzeugt, ein Werk der Weltliteratur zuerst zu lesen, bevor ich es mir anschaue. Ich fand Maria Schell viel zu "zauberhaft" und naiv, um in die Rolle der Gruschenka zu passen, die ja nun einiges erlebt hat und verarbeiten musste.


    finsbury

    Hektor ist sicherlich derjenige der Kriegshelden, der modernen Vorstellungen am nächsten kommt, denn er redet mit seinen Mitmenschen und geht auf sie ein. Er wirkt differenzierter als Achilleus, ähnlich wie auch Odysseus eine noch facettenreichere Figur abgibt.
    Dennoch ist Achilleus' Verhalten auch zutiefst menschlich, sein Gekränktsein, aber auch sein Eingreifen, als sein Freund Patroklos getötet wird. Als Archetyp kann man ihn immer noch sehen und verstehen und deshalb ist er wohl auch bis heute noch ein wichtiger Stoff für die Kunst geblieben.


    finsbury

    Das ist sicherlich Geschmackssache. Man kennt den Film eh. Laut meinem Nachwort ist sich allerdings niemand wirklich sicher, ob beide Bücher auch wirklich Homer zuzuschreiben sind, was freilich für den Lesegenuss unerheblich sein dürfte.


    Gruß
    Meier


    Das Letztere hat mich auch nie bei der Shakespeare-Lektüre gestört. Zunächst steht das Werk im Mittelpunkt, dann für sein Verständnis der Autor.


    Was meinst du mit: Man kennt den Film eh ...
    Ich bezog mich auf die Voss'sche Übersetzung. Der Film - falls du den mit Brad Pitt als Achilles :hm: meinst - ist dagegen nur ein laues Lüftchen.


    finsbury


    Eigentlich könnte es jetzt auch mit der Ilias weitergehen, die aber leider nicht vorrätig ist.


    Die Ilias ist mir persönlich deutlich lieber, vielleicht weil sie so archaisch ist. Dieser Krieg mit göttlicher Unterstützung und unbedingten Rachegelüsten donnert über einen hinweg wie ein Gewitter.


    finsbury

    Hallo montaigne,



    Mit Felix Mendelssohn habe ich mich noch nicht sehr viel befasst - was würdest du zum Einstieg in sein Werk empfehlen?


    Seine 3. und 4.Sinfonie (die Schottische und die Italienische) sowie sein Violinkonzert sind allgemein bekannt, viel gespielt und alle wunderschön. Daneben noch die Schauspielmusik "Ein Sommernachtstraum" und die Ouvertüre "Die Hebriden". Das ist aber selbstverständlich und teilweise leider auch schon zu abgenudelt.


    Was ich dir ans Herz legen kann, sind aber die Sinfonien 2 und 5, beide religiösen Charakters, aber das muss einen nicht stören, wenn man's damit nicht hat (was auf mich zutrifft).


    Die 2., "Lobgesang", rankt sich um verschiedene Psalmen und ist von hinreißender Schönheit, sowohl in den Instrumentalmelodien als auch im Gesang.


    Die 5. Sinfonie, "Reformation", hat als Grundlage das allseits bekannte evangelische Kirchenlied "Ein feste Burg ist unser Gott" und variiert die Melodie ebenfalls auf das Schönste:


    Für mich sind diese beiden Sinfonien nicht unbedingt das Komplexeste und Großartigste, was die Klassische Musik zu bieten haben, aber sie berühren mich tief innerlich, nicht wegen ihrer Inhalte, sondern wegen ihrer Klangsprache.


    Ähnlich geht es mir übrigens auch mit den Bachschen Messen und Oratorien, auf die allerdings auch noch die beiden oben genannten Kriterien zutreffen.


    finsbury

    Lese immer noch Dieter Forte, s.o.. Zieht sich, denn es ist reichlich düster in diesen düsteren Tagen. Manchmal ist es mir auch zu plakativ, wie z.B. das Neureichentum und die Verdrängung in den 50er JAhren geschildert werden.
    Daneben habe ich mit Laxness' frühen Erzählungen begonnen, erstaunlich, was der Mann schon mit 17 und früher bezüglich des Aufbaus und "settings" konnte, wenn auch die Ausführung noch deutlich den unerfahrenen Autor zeigen.
    Außerdem ist die Biografie auch weiterhin wirklich gut!


    finsbury

    Hallo montaigne,


    diesen Roman fand ich auch kulturgeschichtlich (beginnende Industrialisierung) sehr interessant, aber leider liegt mein Leseschwerpunkt in diesem Jahr überhaupt nicht im englischen 19. Jahrhundert. Dir und möglichen Mitlesern viel Spaß dabei.


    finsbury

    Hallo,


    habe nun die ersten 70 Seiten der ein Kilogramm schweren Laxness-Bio von Halldór Gudmundsson begonnen und bin doch ziemlich beeindruckt. Hier wird gute Arbeit geleistet. Der Autor schafft es, einem nicht nur Halldór Laxness näher zu bringen, sondern auch das Island des beginnenden 20. Jahrhunderts, was überaus spannend ist, weil es dort ganz anders zuging als hier im Festlandseuropa. In Island begann zu Beginn des letzten Jahrhunderts erst das kulturelle Leben so wie wir es hier seit ca. 300 Jahren kennen, und diesen Entstehungsprozess bringt Gudmundsson sehr gut "rüber".
    Ein dicker Schinken, aber sehr lohnenswert!

    finsbury


    "Ein Leben" habe ich mir zugelegt, weil der Großteil des ausgebreiteten Materials von Melville selbst stammt und nur sparsam kommentiert wird. Meinem persönlichen Bedürfnis nach biografischem Stoff ist damit Genüge getan. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Du diesbezüglich anspruchsvoller bist und daher wohl zu weiteren Werken greifen solltest.


    Ganz im Gegenteil: Ich bin keineswegs anspruchsvoller, sondern in dieser Hinsicht denkfauler als du. Eine Sichtung des autobiografischen Materials sowie weiterer Zeitdokumente durch einen guten Biografen und natürlich gerne auch Bilder aus dem Leben und den Zeitumständen des Autors erspart mir die mühevolle Denkarbeit, zwischen Autofiktion und Wirklichkeit in den Selbstzeugnissen zu unterscheiden und gibt mir oft ein Bild der Lebensumstände über die des Autors hinaus. Wobei ich mir natürlich klar bin, dass ich mir damit die auch nicht objektive Sichtweise des Autors und der Zeitzeugen einhandele.


    finsbury

    Gestern habe ich meine Lesefrüchte 2011 gelistet und sortiert.


    Hier meine Lesehöhepunkte:



    Sachbuch:
    Steve Olson: Herkunft und Geschichte des Menschen


    Klassiker:
    Altgriechische Lyrik, darin insbesondere die Oden des Pindar
    Euripides:Medea


    Moderne Klassiker:
    Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz
    Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita
    " " : Teufeliaden


    Belletristik mit "Botschaft":
    Harper Lee: Wer die Nachtigall stört


    Werke, die von der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl übrigbleiben werden:
    Max Frisch: Der Mensch erscheint im Holozän


    Zeitgenössisches, vielleicht mit Zeug zum Klassiker:
    Uwe Tellkamp: Der Turm
    Jan Christophersen: Schneetage


    Hätte mir dieses Jahr sehr viel mehr Lesezeit und Ruhe zum konzentrierten Lesen gewünscht. Hoffentlich bringt da 2012 Besserung!


    finsbury


    Servus,


    als Österreicher muss ich denn doch einmal Anton Bruckner hier erwähnen, dessen Werke ich nach wie vor besonders schätze.


    Dito, wenn auch ohne die Stammeszugehörigkeit als Begründung, ist mir oben durch die Lappen gegangen.
    Ebenso natürlich Schubert und - ganz unverzeihlich - Haydn, den ich ganz besonders schätze und nicht als "Papa Haydn"!


    finsbury

    Habe vor einigen Wochen Euripides' "Medea" gelesen: Das ist nun wahrlich ein Rachedrama! Medea wird von ihrem Mann Jason zugunsten einer Jüngeren mit mächtigen Verbindungen verstoßen und des Landes verwiesen. Sie ermordet aus Verzweiflung und Rachsucht ihre beiden Söhne.


    finsbury

    Bach und Beethoven natürlich auch: Wie Sir Thomas denke ich, dass man an diesen beiden kaum vorbei kann, wenn man klassische Musik schätzt.


    Daneben liebe ich besonders die italienische Barock-Musik, nicht für ihre Großartigkeit, sondern für ihre überschäumende Lebensfreude, aber auch Melancholie: Vivaldi ist für mich eine Fixstern, der mich in jeder beliebígen Gefühlslage begleitet.


    Brahms, Schuhmann und Mendelssohn sind die Vertreter der Spätklassik, Romantik, die mich besonders
    ansprechen.


    finsbury

    Eine Empfehlung von Maria aus dem Jahre 2006 :zwinker:*


    Dieter Forte: Auf der anderen Seite der Welt hier


    Der Roman rundet in gewisser Weise die Trilogie "Das Haus auf meinen Schultern" ab: Es geht um einen jungen Mann, der in den 50er Jahren wegen einer unheilbaren Lungenkrankheit in ein Sanatorium auf eine kleine Nordseeinsel fährt und dort mit anderen Sanatoriumsbewohnern und ihren Geschichten aus der Kriegs- und Nachkriegszeit konfrontiert wird.
    Eine sehr dichte und poetische Sprache, manchmal zu überladen, insgesamt sehr melancholisch, aber von intensivem und nachhaltigem Eindruck.
    Kein Buch zum Nebenbeilesen!


    *Habe es direkt nach deiner Empfehlung gekauft, Maria, dann aber so gut weggeräumt, bis es mir jetzt erst wieder einfiel, nachdem ich den tollen Norddeutschland-Roman von Jan Christophersen (s.o.) gelesen hatte und Lust auf einen ähnlichen Zeit- und Raumbezug hatte.

    Hallo Maria,



    ein interessanter Gedanke, finsbury, und sehr breit verwendbar, wenn ich es mir im nachhinein überlege.
    Könnte man nicht auch sagen, dass J.C. im gesamten Roman eine Retardierung einbringt durch die Erzähleinschübe, desweiteren das Leben des "Tuan" Jim, mit einem scheinbaren glücklichen Leben, was dem aber nicht so ist, wie du oben schon schreibst, aber auch die Person Jim selbst ist in einer Retardierung verhangen, als er nicht über die pubertäre Heldenphase hinausgekommen ist.


    Ja, so könnte man das auch sehen. Ich habe mich hier allerdings auf das klassische griechische Drama bezogen, wo der 4. Akt, in diesem Übertrag der Aufenthalt in Patusan, eine scheinbare Hoffnung auf Wende bringt, bevor dann im 5. Akt die Katastrophe alle diese Hoffnungen und Pläne davonspült.


    finsbury