Beiträge von GinaLeseratte


    Worueber ich gerne noch etwas "gehoert" haette, evtl von Macneth, sind die den Kapiteln vorangestellten kleinen Gedichte. Diese und die zahlreichen Zitate im Text, zeigen, dass die Gaskell ein Ausbund an Belesenheit gewesen sein muss. Die Gedichte sind auch m.E. sehr schoen uebersetzt, soweit sie nicht - was erstaunlich oft der Fall ist - von deutschen Dichtern stammen.


    Ich mag die vorangestellten Gedichte auch recht gerne.


    Mrs. Gaskell ist regelmäßig gereist, u.a. war sie auch in Deutschland (zweimal?). In der englischen Wikipedia heißt es: "In July 1841 the Gaskells travelled to Belgium and Germany, and German literature came to have a strong influence on her short stories." - Der Einfluss der deutschen Literatur hat sich also nicht nur in den Kurzgeschichten gezeigt ...


    Ja, sie muss sehr belesen gewesen sein!! Ich habe eben in der Gaskell-Biographie von Jenny Uglow geblättert ("A Habit of Stories") und das zweite Kapitel heißt "Books and the World": Elizabeth Gaskell hat früh gelesen und sie hat viel gelesen! Beim flüchtigen Überfliegen des Kapitels wurde mir leicht schwindelig. :zwinker:


    Gruß, Gina

    Danke JHNewman für diese schöne Gesamtdarstellung der Handlung!


    Zum "Paradies von Helstone" fällt mir gerade auf, wie klug es von Mrs. Gaskell war, nachträglich für die Buchausgabe Margarets Besuch in Helstone - zusammen mit Mr. Bell - zu ergänzen: Dort wird das "Paradies" aus Margarets Kindheit/Jugend ein wenig entzaubert, denn auch Helstone hat sich zwischenzeitlich verändert. Dadurch kann Margaret vielleicht mit dem Ort "abschließen".


    Gruß, Gina

    Ich bin diese Woche unerwartet viel zum Lesen gekommen und habe den Roman jetzt auch beendet.



    Was ich koestlich finde ist die Beschreibung wie so jeder, Arbeiter, Fabrikanten und die Hales,ihren Stolz haben und den anderen ungerechtfertigten Hochmuth (mehr oder weniger) vorwerfen.


    Da habe ich mich auch sehr amüsiert. Jede Partei ist natürlich durch Herkunft und Erziehung geprägt, aber die gegensätzlichen Ansichten sind anfangs schon sehr deutlich und es gibt nur Ablehnung für die andere Seite. Aber letztendlich zeigt Gaskell auch sehr schön, dass keine Seite der anderen überlegen ist - alle haben ihre Stärken und Schwächen.



    Sind Margaret und ihr Vater wirklich so in ihren jeweiligen Glauben "verbohrt", dass sie nicht erkennen können, dass es Bouchers Frau wirklich sowas von egal ist, ob die Seele ihres Mannes durch den Selbstmord gefährdet ist, wenn sie selbst und die sechs Kinder sehen müssen, wo sie etwas zu essen herbekommen ohne Versorger? Hier sind die Missionierungsversuche auch etwas fehl am Platze.


    Das hat mich auch ein wenig gestört. Mrs. Boucher hat in der Situation nun wirklich andere Sorgen. Die tatkräftige Unterstützung (die Kinder erstmal auf die Nachbarn zu "verteilen") war hilfreicher.



    Uebrigens, als ich auf die Leserunde gewartet habe, habe ich Frauen und Toechter von Elizabeth Gaskell gelesen. ein herrlicher Schmoeker, auch sehr gekonnt, aber (jedenfalls vordergruendig) nicht so problembehaftet. Kann man empfehlen. Die Uebersetzung liest sich auch gut.


    "Frauen und Töchter" hab ich noch ungelesen im Regal. Mal sehen, wann ich Zeit dafür finde.


    Gruß, Gina


    Ich biege gerade auf die Zielgerade des Romans ein und möchte nur anmerken, dass Mr. Bell ein wunderbarer Charakter ist, definitiv mein Favorit unter den Nebenfiguren des Romans. So ein wundervoller Sinn für Humor und so eine warmherzige Menschlichkeit...


    Mr. Bell mag ich auch sehr. Er hat auch im gesamten Romanpersonal eine Art "Einzelstellung" als der einzige, der in der Oxforder Gelehrtenwelt lebt und weder zu Helstone noch zu Milton oder London "gehört".


    Im Kapitel 44 steht ihm in Sachen Humor Margaret in nichts nach:


    "Aber - Mr. Bell - sind Sie aus Oxford oder aus Milton hergekommen?"
    "Aus Milton. Siehst du nicht, dass ich geräuchert bin?"
    "Doch schon. Aber ich dachte, das sei der Effekt der Altertümer von Oxford."


    Köstlich! :smile:


    Gruß, Gina


    Kleine Fußnote: Das Buch ist erst dieser Tage erschienen. Als ich heute bei meiner Buchhandlung nachfragte, ob es denn schon da sei, holte die Buchhänderin es verschämt aus der Natur-Ecke. Angesichts der tagebuchartigen Struktur und der Illustrationen meinte sie beim Einräumen, es gehöre wohl doch eher zu den vogelkundlichen Sachbüchern... :breitgrins:


    :breitgrins: Sehr schön!



    ... Den Gedichtband habe ich nicht gelesen. Jetzt gewinnt bestimmt DER. :zwinker:


    Ich habe vorige Woche die ersten 8 oder 9 Gedichte der "Regentonnenvariationen" gelesen (pausiere jetzt wegen Gaskell) und bin bisher sehr angetan. Jan Wagner zeichnet ganz wunderbare Sprachbilder, die sich manchmal von einer Zeile zur anderen vollständig (verblüffend) ändern. Ein richtiger "Sprach-Maler" ... Hm, ich kann es leider nicht besser beschreiben.


    Gruß, Gina


    Meine besondere Bewunderung hat Gaskell dafür, dass sie die Männer (wie Thornton, Higgins und Bell) genauso lebensecht und charakterlich passend sprechen lässt wie die Frauen. Und das, obwohl sie sich dafür auch noch in die unterschiedlichsten Lebensweisen hineinversetzen musste: Fabrikbesitzer, Arbeiter, Pfarrer, Universitätsprofessor, Arzt, Rechtsanwalt, Seemann, Pfarrerstochter, Arbeitertochter, Fabrikantenmutter und -schwester, wohlhabende Witwe etc. Vor soviel Einfühlungsvermögen ziehe ich den Hut!


    Das finde ich auch erstaunlich. Aber ich denke, das macht den Roman letztendlich auch so authentisch.


    Im übrigen möchte ich mich gerne finsburys Dank anschließen, Macneth. Ich bin zwar nicht ganz so fremdsprachenfaul :zwinker: und habe erst das Original gelesen, aber ich freue mich trotzdem oder gerade deswegen, dass Du diesen so vielschichtigen Roman übersetzt hast und dadurch auch endlich deutschsprachige Leser das Buch kennenlernen können.


    Gruß, Gina


    Interessant wäre, ob ein Leser der damaligen Zeit die Gründe für Mr. Hales Zweifel nachvollziehen hätte können. Oder hat Gaskell einfach nur einen Grund benötigt, der es unumgänglich macht, dass die Hales relativ weit weg gehen müssen und damit dann in den Norden kommen, den Gaskell dann in Kontrast zum Süden setzen kann?


    Für mich sind Mr. Hales Zweifel für den Roman/die Handlung vor allem eins: Der Auslöser, wieso ein nicht ehrgeiziger Pfarrer mit Familie vom schönen Süden in den tristen Norden zieht ... Da bietet sich eine "Glaubenskrise" (wie immer sie geartet ist) ja an. :zwinker:


    Ich habe jetzt erst Kapitel 8 beendet.


    In Kapitel 7 hat die Familie Helstone verlassen und macht in dem Badeort Heston Zwischenstation. Sind Euch auch die Namen aufgefallen? Heston - nicht mehr Helstone und noch nicht Milton. In Heston sieht alles "zweckmäßig" aus und auch sonst ist es wie ein Vorbote der Industriestadt:
    - "... mehr Eisen und weniger Holz und Leder am Zaumzeug; ..."
    - "Die Farben wirkten graustichig - beständiger, nicht so bunt und hübsch."
    - Auch die weit geschnittenen Bauernkittel sieht man nicht mehr: "... sie behinderten rasche Bewegungen und verfingen sich leicht in Maschinenteilen ..."


    In Kapitel 7 auch Margarets erste Begegnung mit Mr. Thornton, geprägt von Stolz und Vorurteil ... :zwinker:


    In Kapitel 8 die erfolglose Suche nach einem Dienstmädchen: Dadurch wird die neue Situation, die veränderte Stellung der Hales eindringlich dargestellt. Und am Ende des Kapitels kommt Margaret doch in Milton an - sie lernt die Higgins kennen.


    Gruß, Gina

    Also ich vermute jetzt einfach mal, dass es richtig "church tower" heißt, da der Plural nur in meiner Ausgabe auftaucht (Penguin Popular Classics, 1994). Aber wie JHNewman schon geschrieben hat, ist es ja letztendlich unerheblich.


    Die Kapitelüberschriften und Mottos sollten eigentlich in allen Buchausgaben enthalten sein und die Enden übereinstimmen. Oder gibt es einen Nachdruck des (nicht überarbeiteten) Fortsetzungsromans in Buchform? Vermutlich nicht. ... Das ist, glaub ich, auch unerheblich. :zwinker:


    Gruß, Gina

    Nachdem ich im letzten Jahr das Original gelesen habe, lese ich diesmal auch die Übersetzung. Wie ihr, finsbury und Lauterbach, finde ich sie flüssig und sehr angenehm zu lesen.


    Ich habe jetzt das 2. Kapitel beendet.
    Schwerfällig wirken die Gesellschaftsszenen auf mich nicht, aber da ich lange weder Austen noch Eliot gelesen habe, habe ich auch keinen direkten Vergleich parat. Ich habe die "ironischen Glanzlichter" einfach mit einem Grinsen genossen. Sehr gut gefällt mir, wie die Autorin ihre Figuren charakterisiert.


    Ja, die Atmosphäre in der Pfarrei empfinde ich auch als bedrückend: Die dauernd unzufriedene Mutter, das Verhalten des Vaters, das Margaret sich nicht erklären kann, und die Frage nach ihrem Bruder Frederick, die Margaret zwar beschäftigt, die sie aber nicht zu stellen wagt ...


    Im 2. Kapitel wird auch Dixon, Mrs. Hales treue Hausangestellte, vorgestellt. Die Stelle unterstreicht mMn die Stimmung noch, die im Haus herrscht: "Doch Dixon war zu loyal, um sie in ihrem Elend und ihrem Niedergang (ach weh! ihrem Eheleben) im Stich zu lassen."


    Gruß, Gina


    Mir gefällt die labyrinthartige Einteilung und wie die Fotos zur Geltung gebracht werden.
    Danke für den tollen Link, Gina. So konnte ich virtuell den Strauhof besuchen :klatschen:


    Gruß,
    Maria


    Ja, ich habe mir kurz die Möglichkeit einer Zeitreise gewünscht, um die Ausstellung noch ansehen zu können. :smile:


    Eigentlich wollte ich "Auf der Schwelle des Fremden" nebenher lesen, immer wieder mal ein paar Seiten, aber einmal angefangen, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ein tolles Buch! Sehr lesbar, übersichtlich aufgebaut und Leben und Werk ausgewogen dargestellt. Gut gefallen haben mir auch die "Rückblenden" zwischen den Kapiteln.


    Aber das Ende, Annemarie Schwarzenbachs letzte Zeit nach dem Unfall, das hat mich wirklich erschüttert.


    Gruß, Gina

    Ja. Schon lange wollte ich Isaak Babel lesen. Meine ohnehin positiven Erwartungen sind weit übertroffen worden. Mein Staunen gilt der poetischen, expressiven, wenn nicht gar expressionistischen Sprache Babels in Kombination mit seiner schonungslosen Berichterstattungsprosa, der politischen Brisanz seiner Themen, seinem bei aller scheinbaren Kaltschnäuzigkeit immer humanen empathischen Blick auf die Menschen.


    Das klingt ja sehr vielversprechend. Vielen Dank für diesen "Appetitmacher"! :winken:


    Gruß, Gina