Hallo zusammen!
Nachdem ich nun eine Nacht drüber geschlafen habe ...
Es ist ein grosses Buch, sicher kein einfaches Buch. Mir persönlich zu 'naturalistisch'. (Ich lese auch nicht gern Zola.)
An der Idee des Tryptichon würde ich festhalten. Zusätzlich würde ich dieses Buch als 'fotografisches Negativ' bezeichnen. Dos Passos schildert sehr vieles im Grunde genommen seitenverkehrt und in den falschen Farben*. Beispiele: Keiner** macht (im bürgerlichen Sinn) Karriere, und wer Karriere macht, ist meist ein schlechter Kerl. Europa und nicht Amerika ist das Ziel der Sehnsüchte.
Am besten gefallen hat mir tatsächlich der Mittelteil.
Könnten die erzählenden Teile leben ohne die übrigen? M.M. nach nicht. Zu monoton würde das Ganze. Es ist, wie wenn man eine ganze Sammlung Short Stories von Hemingway aufs Mal liest. Witzigerweise finde ich, dass die beste Story (die einzige, die ich mir losgelöst vom Roman vorstellen kann: Andersons zweiter Unfall) genau die ist, die im Rahmen des Romans am schlechtesten wirkt. Das Melodramatische, das in einer Short Story Platz haben könnte, wirkt im Ganzen des Romans nur noch kitschig, weil alle darauf gewartet haben. Besser wäre es m.M. gewesen, wir hätten davon nur über Dritte erfahren. (Aber diesen Trick verwendete Dos Passos ja schon beim Tod des Bruders und Matrosen der Handelsmarine.)
Grüsse
Sandhofer
* Vielleicht kommen deshalb keine Schwarzen vor?
** Auch nicht Margo. Von ihr heisst es an der Party, zu der Ada Mary French mitschleppt, ihre Karriere sei zu Ende, da ihre Stimme für den Tonfilm nicht geeignet sei. (Was ja tatsächlich vielen Stummfilmstars passiert ist!)