Beiträge von Evelyne Marti

    Hi Erika


    Dir gefällt's also auch, dachte ich es mir doch! :zwinker: Du hast übrigens dieselbe Übersetzung von dtv wie ich.


    Hyperion hat ja die Winkler-Ausgabe und beschäftigt sich mit dem Gedanken, die Urfassung zu beschaffen, angeregt durch Huberts Verweise in der Chronik zu diesem Thread. Vielleicht hast Du es auch gelesen.


    Interessant, aber ich werd mich mal mit der dtv-Ausgabe begnügen. :breitgrins:

    Bergengruen garantiert zumindest eine hochliterarische Deutsche Übersetzung, was für mich entscheidender ist als die Urfassung.


    Damit wir beim Lesen nicht ganz auseinanderdriften, hab ich's beim Lesen locker genommen und schon eine Weile vor Beginn des 22.Kapitels ein Päuschen eingelegt. :urlaub: (hatte allerdings andersweitig viel zu tun).


    Gedanklich jedoch lebten die historischen Szenen erinnerungshaft in mir weiter, ich träumte sogar davon. Vor allem fasziniert mich Tolstois Schreibstil, den Bergengruen meisterhaft ins Deutsche übertragen hat.


    Tolstoi versteht es, die Menschen in wenigen Strichen genauestens zu charakterisieren. Er beherrscht die "Kunst des Weglassens", um gerade durch die wenigen, markanten Striche vielschichtige Persönlichkeiten erstehen zu lassen. Die Gestalten wirken sehr echt, wie aus dem Leben gegriffen, trotz der ansonsten künstlichen Adeligenwelt.


    Normalerweise greife ich bei jedem Buch innerlich zum Lektorenstift, aber diesmal kann ich aus vollem Herzen sagen: es ist rundum gut geschrieben, alles stimmt, Szenenaufbau, lebendige Persönlichkeiten, Dialoge, Beschreibungen, etc.


    Viel Vergnügen beim Weiterlesen, ich wart auf Dich, keine Eile!


    Bye, Ivy

    Hello again ! :rollen:


    Na, da melde ich mich wieder mal zurück, lebe noch, zähle gerade die bisherige Namensliste und komme abzüglich der Wiederholungen auf 16.


    Leute aus der Politik:
    17.Napoleone Buonaparte/Napoleon Bonaparte 18.Herzog von Enghien 19.Hardenberg 20.Haugwitz 21.Kaiserin Katharina 22.Kaiser Alexander


    Leute aus der Gesellschaft:
    23.Abbé Morio 24.Vicomte Mortemart 25.Baron Funke 26.Fürst Golizyn 27.Rumjanzew


    Zentrale Gestalten:
    28.Fürst Andrej Bolkonskij 29.seine Frau kleine Fürstin Bolkonskaja 30.Hélène, Tochter von Fürst (Vater) Wassilij Kuragin


    Immerhin schon 30. Hyperion, mach mal weiter, wenn Du Lust hast. :entsetzt: Ich muss an die Arbeit. Erika, hast Du Deinen Tolstoi schon erhalten? Ist schön, dass Du mitmachst! :zwinker:


    Fortsetzung folgt zu gegebener Zeit


    Bye zusammen, Ivy

    Hi Hyperion :winken:


    Du warst ja wieder sehr fleissig! Echt gut, Deine Zusammenfassung!
    Da wird der eine oder andere unserer Mitleser sich früher oder später auch mal an den Tolstoi ranwagen. :zwinker:
    Klassische Literatur kann nämlich sehr leicht lesbar und unterhaltsam sein! Tolstoi ist das beste Beispiel dafür! :klatschen:


    Ich hab ein bisschen im Nachwort meiner dtv-Ausgabe geblättert, von niemand geringerem als Heinrich Böll geschrieben.
    Die Übersetzung stammt übrigens von Werner Bergengruen, wie Böll eine literarische Grösse.


    Beide haben sich hier für Tolstoi eingesetzt, was für die hohe literarische Stellung von Leo Tolstoi spricht.


    Laut Bölls Nachwort tritt das gesamte Personal des Romans bereits auf den ersten 150 Seiten auf,
    was etwa dem 1.Teil des 1.Buches entspricht.
    Du hast ja von 500 Personen gesprochen. Wär vielleicht interessant, die alle aufzuzählen.


    Ich fange mal an:


    1. Anna Pawlowna Scherer - bekannte Hofdame + Vertraute der Kaiserin...
    2. Kaiserin Marja Feodorowna
    3. Fürst Wassilij (Vater)
    4. Fürst Ippolit Wassilij (der eine, verdriesslichere Sohn)
    5. Anatol Wassilij (der andere, wilde Sohn)


    Fortsetzung folgt


    Bis dann, ich meld mich morgen wieder!


    Bye, Ivy :rollen:

    Hi Hyperion :zwinker:


    Ich hinkte noch etwas hinterher, hab aber jetzt bis zum Kapitel 14 aufgeholt, damit wir uns nicht aus den Augen verlieren. :rollen:


    Auf der Strecke blieb dabei allerdings meine Zusammenfassung, weiss jedoch schon längst, dass jeder Kapitelanfang eigentlich schon sowas wie ein Vorausblick ist, wodurch man schnell die Orientierung im Roman ähm Epos findet.


    zitiert aus dtv-Ausgabe:


    Buch 1 /Teil 1:


    I. "...setzen Sie sich und erzählen Sie!" So sprach im Juni 1805 Anna Pawlowna Scherer, die bekannte Hofdame und Vertraute der Kaiserin Marja Feodorowna, während sie den einflussreichen und hochgestellten Fürsten Wassilij empfing, der als erster zu ihrer Soiree erschienen war.


    II. Anna Pawlownas Salon begann sich allmählich zu füllen. Es kam die vornehmste Welt Petersburgs.


    III. Die Soiree bei Anna Pawlowna war in vollem Gange.


    IV. In diesem Augenblick betrat eine neue Person den Salon...der junge Fürst Andrej Bolkonskij, der Mann der kleinen Fürstin.


    V. "Aber wie finden Sie diese ganze letzte Komödie...Napoleon bei der Krönung...


    VI. Die Gäste bedankten sich bei Anna Pawlowna für die reizende Abendgesellschaft und begannen aufzubrechen.


    VII. Im Nebenzimmer hörte man das Rauschen eines Frauenkleides. Fürst Andrej fuhr zusammen...Pierre nahm die Füsse vom Diwan. Die (kleine) Fürstin trat ein (Andrejs Frau)


    VIII. Die Freunde schwiegen...Pierre sah den Fürsten Andrej an..."Gehen wir zum Abendessen"


    IX. Es war bereits gegen zwei Uhr nachts, als Pierre seinen Freund (Andrej) verliess.


    X. Fürst Wassilij hielt das Versprechen, das er...der Fürstin Drubezkaja gegeben hatte...


    XI. ... Gleich darauf kam ein dreizehnjähriges Mädchen... Gleichzeitig erschienen in der Tür ein Student..., ein Gardeoffizier, ein fünfzehnjähriges Mädchen und ein ...Junge


    XII. Von der Jugend waren jetzt, abgesehen von der ältesten Tochter der Gräfin - sie war vier Jahre älter als ihre Schwester und hielt sich schon für erwachsen - und abgesehen von dem zu Besuch gekommenen Mädchen nur noch Nikolai und Sonja, die Nichte, im Salon zurückgeblieben.


    XIII. Als Natascha aus dem Salon weggelaufen war, da war sie nur bis ins Blumenzimmer gelaufen. Hier blieb sie stehen, horchte auf die Unterhaltung im Salon...


    XIV. ... Als sie (Wera) aber durch das Diwanzimmer kam, sah sie dort zwei Paare symmetrisch an den beiden Fenstern sitzen und blieb mit einem verächtlichen Lächeln stehen.


    Diese Kapitelanfänge laden zum Weiterlesen ein... und das ist ja der Sinn unserer geplanten Zusammenfassung für die eventuell sich einstellenden Nachzügler. Ausserdem ist auf diese Weise noch mehr der organische bzw. räumliche und zeitliche Zusammenhang der Kapitel ersichtlich.


    Hyperion, Deine Zusammenfassung finde ich übrigens sehr gelungen! Weiter so! Ich hab leider keine Ferien , werd mich aber bemühen, mitzuhalten mit Deinem Lesetempo! :nikolaus:


    Bye, Evelyne oder einfach Ivy


    P.S. Die Frau mit dem kaum wahrnehmbaren Oberlippenbärtchen war die schwangere, schöne Kleine Fürstin Bolkonskaja

    Vielen Dank Sandhofer :klatschen:


    Spass werden wir mit "Leo Tolstoi - Krieg und Frieden" allemal haben.


    Ich finde, er liest sich leicht, bedeutend fliessender als Wildes Dorian Gray.
    Sooo lange ist die dtv-Gesamtausgabe auch nicht (1550 Seiten ohne Nachwort/Anmerkungen), also noch gut bewältigbar, gerade bei dem leichten, flüssigen, mit vielen Dialogen aufgelockerten Stil, nicht schwieriger als irgend ein Bestseller-Schinken, im Unterschied dazu jedoch mit dem Gütesiegel "Klassikerqualität" versehen.


    Noch eine kleine Lesekostprobe für alle, die sich noch zieren:


    "Wieder lauschte und spähte sie nach allen Seiten, bereit, sofort da einzuspringen, wo etwa die Unterhaltung erlahmen würde. Wie der Herr einer Spinnerei, nachdem er den Arbeitern ihre Plätze angewiesen hat, in seinem ganzen Betriebe umhergeht und, sobald er wahrnimmt, dass eine Spindel stillsteht oder sich mit einem ungewöhnlichen, knarrenden, überlauten Geräusch dreht, rasch hinzutritt und sie anhält oder in Gang bringt, so bewegte sich auch Anna Pawlowna durch ihren Salon, trat an eine ins Schweigen oder auch in allzu lautes Reden geratene Gruppe heran und brachte durch ein Wort oder einen kleinen Platzwechsel die Gesprächsmaschine wieder in ihren gleichmässigen Schicklichkeitsgang."
    (aus dtv-Gesamtausgabe - Buch 1/Teil 1/Kapitel II)


    Bis später, Evelyne oder kurz Ivy

    Hi nimue :breitgrins:
    Hi Hyperion :winken:


    Ich hab gesehen, dass der Weg vom Lesevorschlag bis zum Gemeinsamen Lesen unendlich lang sein kann, zu lang.


    Dabei sitzen Hyperion und ich längst in den Startlöchern, eigentlich darüber hinaus, wir haben bereits begonnen zu lesen.


    Ich bin echt schon froh für einen einzigen Lesepartner. Hyperion auch.


    Andere können immer noch dazustossen. Es gibt einige (z.B. Hubert), die "Krieg und Frieden" schon gelesen haben und nebenbei mitlesen können.


    Bis wir "Krieg und Frieden" seziert haben, bleibt noch genügend Zeit, das Buch nachzulesen.


    Es geht ja nicht nur um das Lesen, sondern auch um die Verarbeitung und Deutung des Gelesenen.


    Falls es nur an meinem Startschuss liegt, ich gebe ihn hiermit ab SOFORT! :klatschen:


    Bye, Ivy

    Hi Hyperion :klatschen:


    Wie schön! Dann können wir den Text so richtig ausweiden!


    Damit sich später noch andere anschliessen können, schlage ich vor, von Anfang an eine stichwortartige Zusammenfassung pro gelesenes Kapitel in unsere Beiträge zu setzen, so wie Hubert das beim Grimmelshausen getan hat.


    z.B.


    Buch 1/Teil 1/Kapitel I:
    Anna Pawlowna Scherer (Hofdame u. Vertraute der Kaiserin) empfängt den Fürsten Wassilij in ihrer Soiree - Gespräch über Politik und dessen Söhne Ippolit und Anatol


    Buch 1/Teil1/Kapitel II:
    Anna Pawlownas Salon - Empfang der vornehmsten Gesellschaft von Petersburg - schwangere Fürstin Bolkonskaja (verführerischste Frau von Petersburg) - Pierre (illegitimer Sohn des einst mächtigen, gerade sterbenden Grafen Besuchows)


    Haben nun noch andere Lust auf Tolstois Krieg und Frieden bekommen? :eis:


    Bye, Evelyne oder Ivy


    P.S. Na klar hab ich die Ausgabe schon :breitgrins: (dtv, siehe oben)

    Halihallo an alle :winken:


    Wer hat Lust, mit mir erstmals/wieder Leo Tolstoi - Krieg und Frieden zu lesen?


    Die gesamte Literatur Russlands, Riesenspaziergänge, einer davon und einer der wichtigsten ist "Krieg und Frieden". (Heinrich Böll)


    Die erzählerische Macht dieses Werkes ist ohnegleichen. (Thomas Mann über "Krieg und Frieden")


    Auch bei Marcel Reich-Ranicki steht "Krieg und Frieden" auf der internationalen Besten-Liste.


    Mit seinem 1868/69 erschienenen Roman "Krieg und Frieden" gelang Tolstoi (1828-1910) jener Wurf, der ihn zum Homer des 19.Jahrhunderts machte: das Meisterstück eines epischen Titanen.


    Eingebettet in die Epoche der Napoleonischen Kriege zwischen 1806 und 1812, an deren Ende der grosse Sieg Russlands stand, wird die Geschichte zweier Adelsfamilien erzählt, deren Schicksale durch die historischen Ereignisse bestimmt werden.


    Im Widerspiel von Krieg und Frieden, von erfundenen Romanfiguren und historischen Gestalten, entfaltet Tolstoi das breite Spektrum menschlicher Gefühle, Triebkräfte und Verhaltensweisen.


    Dem Leben auf den Landgütern und in der Stadt mit seinen Festen, Bällen, Jagden und Schlittenfahrten sind Kämpfe, Märsche und militärische Lagebesprechungen gegenübergestellt.


    Diese Kontrastierung, die bereits im Titel signalisiert wird, findet in den Charakterzeichnungen der Romangestalten ihren Höhepunkt.


    (Klappentexte von dtv)


    Lust bekommen?


    Bye, Evelyne

    Hello Fans :zwinker:


    Apropos Süskind: Ich finde, Süskinds "Parfum" weist nicht von ungefähr so viele Parallelen auf zu den deutschen phantastischen Novellen und Kunstmärchen und zu dem bei uns gerade aktuell durchgenommenen Dorian Gray.


    Bye, Evelyne

    Hi Lolly :eis:


    Lord Henry repräsentiert das, was bereits der weise König Salomon (Buch Prediger in der Bibel) erkannte:


    "Es ist alles eitel und ein Haschen nach Wind".


    So wie das Bildnis letztendlich in der verstaubten Abstellkammer endet, wird alles Leben wieder zu Staub.


    "aus Staub bist du geworden und Staub sollst du werden"


    Und da dieser Zustand kein absehbares Ende erfährt, war es ganz sinnvoll, Lord Henry überleben zu lassen.


    Bye, Evelyne

    Hi nimue :zwinker:


    Wenn man in Dorian Gray die Verkörperung der bekanntlich unzuverlässigen Inspiration sieht, dann werden dessen triebhafte Launen begreiflicher.


    Und es "muss" folgerichtig eine Laune des Hasses sein, was Dorian Gray (das ES des Künstlers) zum Mord an Basil Hallward (dem ICH des Künstlers) treibt.


    Dieser Selbst-(Dorian Gray)-Hass des Künstlers (Basil Hallward bzw. Oscar Wilde) ist bei vielen Künstlern anzutreffen.


    Es gibt unzählige Schriftsteller, die ihre inspirierten und selbst bald als dekadent empfundenen Werke zerreissen.


    Und Maler, die ihre Bilder zerstören, sind schon fast die Regel.
    Basil Hallward wollte mit besagtem Messer zuerst selbst das Bildnis zerschneiden, als Dorian Gray anfänglich so eifersüchtig darauf reagierte.


    Und dass die schliesslich zur dekadenten Hülle gewordene Inspiration (Dorian Gray) einen Künstler zu Selbstverstümmelung (Ohr) oder Selbstmord treibt, ist auch nicht gerade selten.


    Dass gerade Harry Henry als Sinnbild der Dekadenz überlebt hat, ist sogar höchst tiefsinnig. Denn was geschieht heute mit den berühmten Werken der alten Meister? Harry Henry war von Anfang an darauf erpicht, das Bildnis auszustellen und zu verkaufen, es der Eitelkeit der Welt hinzugeben. Und das ist es, was den Künstler überlebt.


    Eine Diskussion muss es ja nicht geben, ein nettes Gespräch würde mir durchaus bekommen! :eis:


    Bye, Evelyne

    Hallo Leute :zwinker:


    Ich hoffe, dass wir noch etwas bei Wildes Bildnis des Dorian Gray verweilen.


    Gerade jetzt, wo es fast alle gelesen haben (was die anderen schnell nachholen können, soo lange ist es nun wirklich nicht, fast eine übergrosse Novelle), können wir doch etwas tiefer in die Materie eindringen.


    Wilde nannte dieses Werk sehr persönlich motiviert. Man kann also davon ausgehen, dass Wilde selbst die unsichtbare Mitte des Romans darstellt.


    Wilde identifizierte sich mit dem Maler Basil Hallward, der SEINE Seele in das (novellistisch) zentrale Bildnis gelegt hat, d.h. Oscar Wilde = Basil Hallward = der Künstler im weiten Sinne.


    Der Maler ist denn auch Bindeglied zwischen SEINEN Freunden Harry Henry und Dorian Gray, welche die beiden prinzipiell konträren Seiten des Künstlers Basil Hallward bzw. Oscar Wilde darstellen (das allgegenwärtige Grundmotiv "zwei Seelen in einer Brust").


    Harry Henry ist die offizielle Seite von Oscar Wilde, das, was die Leute von ihm halten, der Freund des Malers, in dessen Bilder er nur reine Ästhetik und den Verkaufserlös sieht, derjenige, der die Kunst als nutzlose Effekthascherei betrachtet, die berechnende, herabsetzende, zerstörerische, kritische Seite des Künstlers Hallward bzw. Wilde.


    Dorian Gray dagegen ist die idealistische Seite des Künstlers Hallward bzw. Wilde, der künstlerische Trieb nach Erfüllung und Inspiration, der ewig unerfüllte Wunsch, die Jugendfrische der ständig wiedergeborenen Inspiration, der Sinn für Kunst auch in den Tiefen der menschlichen Abgründe, die ständig von der Kritik und dem Bösen bedrohten, verfälschten und verbrämten, eigentlich in sich wahren, reinen Inspiration des Künstlers Hallward bzw. Wilde.


    Mit dem Tod des Malers muss auch dessen Inspiration (Dorian Gray) sterben. Oder umgekehrt: Mit dem Seelenverlust der Inspiration (Dorian Gray) verliert der Künstler seine wahre Künstlernatur, die abstirbt.
    Oder noch anders: Mit dem Tod des Künstlers und dessen Inspiration kann sein Werk fortbestehen für die Nachwelt.


    Könnt Ihr damit etwas anfangen?


    Bye, Evelyne

    Halihallo (nimue, das gefällt mir so) :winken:


    Ich kann mich dem Zauber von Wildes Dorian Gray auch nicht entziehen, hab gerade wieder danach gegriffen, denn es hilft, sich den Sinn der (literarischen) Kunst neu klarzumachen.


    Obwohl Wilde im Vorwort die Kunst per se unnütz nennt, wieder so ein Paradox von Wilde, zeigt gerade er auf, wie wichtig und sinnvoll die Kunst im allgemeinen ist.


    Der Gedanke, dass Worte wie Musik bezaubern und darüber hinaus gehen in seiner gezielteren Wirkung, finde ich faszinierend und tröstlich.


    Bye, Evelyne

    Hallo Sandhofer


    Deine Ausführungen sind sehr aufschlussreich und ich bin Deiner Meinung.


    Die Schlange als Motiv ist ja recht verbreitet.


    Interessant ist, wie sich in der Bibel eine negative und positive Symbolik zum Schlangenmotiv entwickelt hat.


    Erstmals einander gegenübergestellt wird die Ambivalenz des Schlangensymbols im Kampf der Aaronsschlange gegen die Pharaoschlangen (2.Mose 7,9-12).


    Einzigartiger Gipfelpunkt des Schlangensymbols ist die Erhöhte Schlange als Sinnbild des göttlich-gerechten Gerichts und der Begnadigung des Volkes Israel in der Wüste (4.Mose 21,4-9).


    Im Christentum letztendlich wird die Erhöhte Schlange Symbol des Christus am Kreuz.


    Maria: Hier ein Link zu Thomas Manns "Herr und Hund"
    http://www.tmg.musin.de/huh0.htm


    Bye, Evelyne

    Hi Leute :zwinker:


    Wow, ist ja toll, was aus "meinem" Thread geworden ist! Man könnte es bereits als "Sekundärliteratur" zu Hesse bezeichnen, ohne Scherz, bin echt begeistert.


    Denn schon allein der Umstand, dass sich Leser derart viele Gedanken zu einem Werk machen und das auch noch auf hohem Niveau, fasziniert mich.


    Ich selbst nehme alles etwas lockerer, mag beide, Thomas Mann und Hesse. Thomas Mann war meiner Meinung nach der gewandtere Sprachvirtuose, besonders dort, wo er "erzählt". Hesse versteht es besser, Philosophisches in lebendiges Geschehen umzuwandeln, wo Thomas Mann es in Diskussionen der Protagonisten abhandelt. Natürlich auch eine legitime Lösung und gar nicht so weit hergeholt, wenn ich mir diesen Thread hier anschaue. Bisher glaubte ich immer, die intellektuellen Gesprächspassagen bei Thomas Mann seien sehr unrealistisch. Doch Ihr beweist das Gegenteil. Ich bin wirklich beeindruckt.


    Freud und Jung schliessen sich genauso wenig aus. Ich als Vielträumerin finde Freuds Beobachtungen der Traumarbeit sehr treffend. Mit dem Libido-Begriff meinte er ja keineswegs nur die Sexualität, was heute oft verkannt wird, leider.


    Jungs kollektive Archetypen und Gottesbilder (mit denen er lediglich die menschlichen Vorstellungen von Gott und nicht Gott selbst meinte, also keineswegs religiöse Vorgaben machte) passen meiner Meinung nach eher auf die Volksmythen/-sagen/-märchen und Religionen, da sie nicht das persönliche Vorbewusste, sondern das kollektive Unbewusste der Menschheit darstellen. Persönlich werden sie erst wieder durch Jungs Aktive Imaginationsmethode, angereichert mit der von Freud übernommenen Assoziationsmethode und der typisch Jungschen Vergleichsmethode (welche allerdings wieder ins Kollektive führt).


    Um auf das leidliche Thema mit der Homosexualität zu kommen: Ich finde es müssig, ständig darüber nachzudenken, ob der Autor nun homosexuell war oder nicht, als ob ein Homosexueller ständig sexualisiert denken und schreiben würde. Sogar über Kafka gibt es ein Sekundärbuch, in der aber auch wirklich alles von Kafka homosexuell gedeutet wird. Ich warf das Buch enttäuscht weg. Ich finde, Hochliteraten wie Kafka, Thomas Mann und Hesse verdienen es, auf vergeistigter Basis betrachtet zu werden, denn sie alle (auch Freud und Jung) waren grosse Köpfe ihrer Zeit und ihr Einfluss bis in unser Jahrtausend kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.


    Aber ich will hier keinen neuen intellektuellen Streit entfachen. Es sind nur ein paar nette, freundliche, ganz liebe, klitzekleine Gedanken meinerseits.
    :breitgrins:


    Good-bye, Evelyne

    Hallo zusammen! :smile:


    Tatsächlich fällt mir auf Anhieb auch nichts Weltbewegendes mehr ein, nur gerade noch Le loup garoux (Werwolf) von Alexandre Dumas.


    Mein Vorschlag wäre nun, etwas mehr in die Tiefe zu gehen und die typischen Tiermotive und ihre Funktion innerhalb der Geschichten zu beleuchten, z.B. Reineke Fuchs in unzähligen Fabeln oder die hellsichtige Katze in vielen Volkssagen/-erzählungen.


    Bei Pinocchio tauchen beide Gestalten zusammen auf, der hinterhältige Fuchs und der dumme Kater. Meiner Meinung nach repräsentieren sie die schlechten Seiten des Pinocchio, während die guten Tiere (Specht und Ente) die liebenswerten Eigenschaften von Pinocchio darstellen.


    Dass diese Gestalten nicht durch Menschen ersetzt werden können, liegt daran, dass Pinocchio selbst kein Mensch ist, sondern ein Baum/Holz-Wesen, eine nur menschenähnliche Puppe.


    Natürlich versinnbildlicht Pinocchio selbst wiederum das menschliche Kind und letztendlich jedes menschliche Wesen, das erwachsen (human = wahrhaft menschlich) werden soll.


    Was fällt Euch dazu ein?


    Bye, Evelyne

    Hi Leute :schmetterling:


    Euer Gespräch ist richtig anregend, was mich "tierisch" freut.


    Mir sind mittlerweile auch noch ein paar Tiergeschichten im weitesten Sinne eingefallen:


    Der Steppenwolf (Hesse)
    Kohlhaas (Kleist)
    Farm der Tiere
    Der Landarzt (Kafka)


    Eigentliche Tiergeschichten im engsten Sinne sind wohl die meisten Beispiele nicht.


    Die literarische Interpretation des Tiermotivs (Symbolik, Allegorie, Parabel, Vermenschlichung) hat meist nichts mehr mit dem realen Tier zu tun.


    In diesem Sinne kommen wohl die naturalistischen Tiermotive der Tiergeschichte am nächsten.


    Die Fabeln sind zwar rein äusserlich gesehen eindeutig Tiergeschichten, aber mit den echten Tieren haben sie ja nur wenig zu tun.


    Bye, Evelyne