Hallo zusammen! 
Natürlich kann jeder seine eigenen Begriffe und Definitionen kreieren, aber ich finde es realistischer, der allgemein anerkannten Bedeutung den Vorzug zu geben, sonst herrschen bald mal Rechtschreibreformsitten!
:breitgrins:
Soviel ich bis jetzt mitbekommen habe, haftet dem Klassiker mehr als nur sein Alter an, denn sonst wären ja ausnahmslos ALLE Bücher über 50 Jahre Klassiker.
Hubert z.B. will den Zauberberg oder den Ulysses noch nicht als Klassiker bezeichnen, aber die Mehrheit der literarisch Rezensierenden tun es unter dem erweiterten Begriff "moderne Klassiker" o.ä.
Was man auch davon hält, die gängige Bedeutung eines Wortes leitet sich selten von seiner Herkunft ab, sondern wie es nun mal mehrheitlich gebraucht wird, wobei ein Wort natürlich mit der Zeit eine Veränderung erfährt, aufgewertet oder abgenutzt wird.
Die Bezeichnung "Klassiker" wird ja auch in anderen Kunstbereichen gebraucht, z.B. im Film (Nosferatu, Charly Chaplin usw.).
Ja, das Alter als Longseller-Merkmal mag auf den Klassiker zu einem gewissen Grade zutreffen, aber nur im Sinne von: hatte Vorbildfunktion, wurde nicht vergessen, hat die Literatur/Kunst/Filmwelt verändert, stellt eine Abweichung oder Neuerung dar.
Diese rückblickende Feststellung setzt naturgemäss eine gewisse Zeitspanne voraus, allerdings wird diese in der heutigen schnelllebigen Zeit immer kürzer. Deshalb kann es durchaus sein, dass ein Autor/Künstler/Schauspieler/Musiker zur "lebenden Legende" wird und dessen Werk bereits Klassikerfunktion aufweist.
In diesem Sinne sind der Zauberberg und der Ulysses durchaus Klassiker, haben sie doch die Nachfolgegeneration entscheidend inspiriert.
Allerdings wird ohne Zweifel auch Harry Potter ein Kinderbuch-Klassiker werden, so wie Tolkien es bereits ist, alle Anzeichen sprechen dafür, schon allein deshalb, weil Harry Potter auch für die Nachfolgegenerationen lesenswert bleiben wird.
In der Literaturszene spricht man deshalb von verschiedenen Klassikern:
Literaturwissenschaftlich genannte Klassiker (Weltliteratur/Klassikerkanon)
Kinder-Klassiker (wie Dschungelbuch, Pippi Langstrumpf)
Jugendbuch-Klassiker (z.B. Lederstrumpf, Karl May)
Fantasy-Klassiker (Tolkien usw.)
Krimi-Klassiker (u.a. Agatha Christie oder Sherlock Holmes)
Film-Klassiker (etwa Nosferatu, Charly Chaplin)
etc.
Sogar Trivialliteratur kann zum Klassiker werden, eben triviale Klassiker.
Hier im Klassikerforum hat sich m.E. der in Schulen gängige Klassikerkanon durchgesetzt.
Solange wir auch die Genre-Klassiker (Fantasy, Science Fiction, ...) und Bestseller-Klassiker (Parfum, Name der Rose, etc) anerkennen, finde ich das absolut OK, nicht weil es die beste Definition ist, sondern weil es sich nun mal im allgemeinen Sprachgebrauch so eingebürgert hat. :rollen:
Bye, Ivy