Wow - danke Maria!
Beiträge von Bluebell
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Liebe Leute,
da ich mich gerade am Nibelungenlied versuche und total überrascht bin, wieviel Spaß dieses zweisprachige Lesen macht, habe ich mir ein paar Basics über das Mittelhochdeutsche zusammengegoogelt. Nun würde mich aber wahnsinnig interessieren, wie das eigentlich geklungen hat - hat jemand einen Tipp, wo man sich mittelhochdeutsche Texte online anhören kann, oder gibt es ein CD-Hörbuch (muss ja nicht gleich eine siebzehnstündige Komplettlesung des Nibelungenliedes sein - wobei ... :breitgrins: )?
Wenn ich zum Beispiel die Übertragungen von einigen Minneliedern und dem Nibelungenlied lese und vergleiche, wundere ich mich über den bereits sehr modernen Wortschatz der mittelhochdeutschen Dichtungen und dass sie näher an einigen umgangssprachlichen Wörtern und Ausdrücken der Neuzeit liegen, als die Übersetzungen es tun (???). Oft habe ich den Eindruck, dass sie näher an der heutigen Umgangssprache liegen als an den literarischen Übertragungen und das nicht nur, weil das Mittelhochdeutsche Volkssprache war.Das habe ich mir auch schon gedacht, also zumindest an den Dialekt meiner Groß- und Urgroßeltern erinnert mich da manches ganz stark!
EDIT: Aaah, ich blindes Huhn ... auf der von Maria verlinkten Seite gibt es ganz rechts unten ja eh einen Link zum Nibelungenlied, und da kann man Aventiure 1 - 3 downloaden! :redface: :rollen:
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"Schwab" ist nachgerade ein Markenname geworden, und den gibt's - wie Karl May - in -zig Bearbeitungen. Da müsste man wissen, was für eine Ausgabe Du liest. :winken:[kaufen='978-3458344926'][/kaufen]
--> "vollständige Ausgabe" ... also entweder stimmt das nicht, oder sie haben Narziss im Register vergessen ... oder Schwab hat ihn wirklich nicht nacherzählt!
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Hilfe, ich muss mich entscheiden!
Ich lese momentan parallel:Gustav Schwab - Sagen des klassischen Altertums
--> sollte eigentlich Lexikoncharakter haben und dient nun doch als LesebuchDas Nibelungenlied (zweisprachig)
--> wollte ich mir eigentlich für später aufheben, weil ich dachte, das ist mir im Augenblick zu anstrengend, aber aus dem "Nur kurz schnuppern" wurde dann eher ein "ist das denn"
Thomas Bernhard - Erzählungen
--> akuter Ausbruch von Bernhardfieber, und die Erzählungen sind einfach so gut!B. Traven - Das Totenschiff
--> als Kontrastprogramm zu allem, was ich in letzter Zeit gelesen habeIrgendwas muss vorläufig wieder ins Regal wandern, in meinem Kopf gehts zu wie am kalt-warmen Buffet ...
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Darauf muss man erstmal kommen! Ich habe den Schwab immer als Lesebuch, und nicht als Nachschlagewerk gesehen.So war's vermutlich auch geplant.
Aber ich glaube auch nicht, dass mir Herr Schwab böse wäre, weil ich sein Buch wie ein Lexikon verwende. :zwinker:Wobei sich die Sache gerade doch irgendwie verselbstständigt und ich ausgiebiger in dem Buch schmökere als gedacht. So habe ich gestern alle Geschichten rund um Ödipus gelesen und gleich eine Frage: Der Name bedeutet "Schwellfuß" und kommt von den Verletzungen, die die Eltern dem Baby zugefügt haben, als sie es loswerden wollten. Aber was soll sich ein Mensch des 21. Jahrhunderts unter "durchstochenen Füßen" vorstellen? Das wird einfach so eingeworfen, als wäre es nichts Besonderes oder zumindest etwas, das jeder versteht ... aber ich tu's jedenfalls nicht! Hatte das irgendwelche rituellen Gründe? Oder sollte es das Kind am Heimlaufen hindern (ein 3 Tage altes Baby, das sowieso umgebracht werden soll
)?
Und noch etwas: ich war überrascht, im Register nicht Narziss zu finden. Weiß von euch jemand, ob/warum Schwab diese Sage nicht aufgenommen hat?
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Ich grabe mal diesen Thread wieder aus ...
wer diese Sagen (neben der Bibel) nicht gelesen hat, wird die großen (zumindest alten europäischen) literarischen Werke nicht voll genießen und erschließen können, der wird viele Gemälde und Bildhauwerke vergangener Jahrhunderte nicht gut und schlüssig deuten können.Genau das ist mir endlich zu blöd geworden und ich habe mir das Buch vor kurzem gekauft. Eigentlich wollte ich es nur als Nachschlagewerk zu Hause stehen haben, weil man eben wirklich STÄNDIG auf irgendetwas stößt, das seinen Ursprung in der griechischen Mythologie hat und ich es schön langsam nicht mehr ausgehalten habe, mir auf so vieles keinen rechten Reim machen zu können.
Der erste Anlass, es zur Hand zu nehmen, ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten, und ich weihte es gestern mit Arachne ein. Das las sich so nett, dass ich gleich noch etwas "recherchieren" wollte, das mich schon lange interessiert - nämlich, was es mit Medusa eigentlich auf sich hat. Das war eine Überraschung, die Geschichte ist ja ganz anders, als ich gedacht hatte! Weglegen wollte ich das Buch dann aber erst recht nicht, und so habe ich schließlich doch von vorne zu lesen begonnen, mit Prometheus und den Menschenaltern...
Ich glaube zwar nicht, dass ich den dicken Wälzer jetzt wirklich in einem Rutsch von A bis Z durchlese, aber zumindest sieht es so aus, als ob er nicht nur zum Nachschlagen herhalten müsste. :zwinker:
Jedenfalls kann es sein, dass ich in Zukunft öfter hier hereinschreibe, wenn mir irgendetwas unklar ist oder ich gerne noch mehr Meinungen zu diesem oder jenem hätte ... gestern gab es schon so eine Stelle, allerdings fällt sie mir gerade nicht ein und ich habe das Buch nicht bei mir. :rollen:
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"Februar 2009" stimmt zwar nicht, aber ich funktioniere diesen Thread mal zu einer allgemeinen "Thomas Bernhard in Wien"-Schublade um. :zwinker:
Gestern habe ich Immanuel Kant im Burgtheater gesehen und fand es irgendwie ... naja. Es ist wohl eines von Thomas Bernhards unbekannteren Stücken und mir scheint, zu Recht. Oder was meint ihr dazu?
Ich habe es vorher absichtlich nicht gelesen, weil ich mich ganz unvoreingenommen darauf einlassen wollte und mir außerdem denke, ein Dramatiker schreibt seine Texte ja sowieso in erster Linie mit Hinblick auf ein Publikum und nicht auf eine Leserschaft. Dadurch kann ich jedoch leider nicht beurteilen, ob manche Dinge, die mich gestört haben, von Bernhard so vorgesehen waren oder dazuerfunden wurden.
Aber auch unabhängig davon schien mir das Stück nicht soo viel herzugeben ... super fand ich die Absurditäten, wie beispielsweise das ständige Bezugnehmen auf den Untergang der Titanic :breitgrins: oder schon die Rahmenhandlung, dass ausgerechnet Kant ausgerechnet nach Amerika fährt ("Kant hat Königsberg nie verlassen, sagt man. Wo Kant ist, ist Königsberg! Königsberg ist, wo Kant ist!"
). Und wenn ich so darüber nachdenke, hat mir schon noch einiges mehr gefallen - aber insgesamt fand ich es trotzdem dünn, irgendwie.
Achja, das Bühnenbild mit dem sich ständig bewegenden Schiffsboden gefiel mir super!
Aber mich würde wirklich die Meinung von jemand interessieren, der das Stück schon kennt!
Apropos, hat schon jemand Heldenplatz in der Josefstadt gesehen?
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Mist, eigentlich wollte ich das Buch nicht mehr lesen :rollen: (Ist mir in der Schule madig gemacht worden.) Naja, ich überleg es mir ... Vielleicht lesen wir ja auch beide Bücher gemeinsam :breitgrins: Sag Bescheid :winken:Ich hab gestern schon angefangen. :redface: :breitgrins:
Bei mir war auch dieses Schullektür-Aroma ein Hauptgrund, warum ich bisher so einen Bogen darum gemacht habe ... es liest sich aber bisher wirklich flüssig, so ganz ohne Lehrer im Nacken.Hattest du auch einen von denen mit zerpflückender Interpretitis?
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Hat Orwell einen Bezug zu 1Q84?Ich meine gelesen zu haben, dass Murakami mit 1Q84 durchaus eine Hommage an 1984 schaffen wollte.
Kannst dich ja mal melden, wenn du mit diesem Schinken beginnen möchtest, vielleicht ergibt sich ja was :zwinker:Ja gerne, ich finde, bei Murakami gibt es immer viele Stellen, wo man sich am liebsten schnell mit jemandem kurzschließen möchte!
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Inzwischen habe ich (in Tokio :breitgrins: ) auch Gefährliche Geliebte gelesen, im Literaturschockforum übrigens auch rezensiert, und es hat mir nicht so gut gefallen wie meine ersten drei. Genau wie josmar habe ich das Surreale vermisst. Allerdings halte ich es trotzdem in vieler Hinsicht für lesenswert und ich bleibe Murakami sicher treu - soll ja schlimmere Drogen geben, Anita.
Das neue 1Q84 hatte ich mittlerweile auch schon mehrmals ganz ehrfürchtig in der Hand, der Wälzer hat ja schon was Respekt einflößendes ... aber ich habe es mir noch nicht gekauft, weil ich dafür einen wirklich guten Zeitpunkt abpassen möchte. Außerdem würde ich gerne vorher noch meine Orwell-Leselücke schließen ... :redface:
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Manchmal nervt's mich doch, dass ich keinen Fernseher habe.
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Ich freue mich gerade über den 4. Gesang ... da wird's doch tatsächlich endlich witzig!
Wie er die schnellste Art, eine Fliege zu töten, beschreibt (zwischen zwei Fingern zerquetschen), und dann darauf hinweist, dass es in manchen Situationen jedoch eher angebracht sein könnte, ihr den Kopf abzuschneiden ... hihi. :breitgrins: Auch selbstironisch wird Ducasse hier, und die Strophe über das (Nicht-)Lachen hat ja schon fast etwas Interaktives. :zwinker:
Insgesamt wirkt der Text hier auf mich "ruhiger", weniger effektheischend ... würde mir gefallen, wenn es so bliebe. -
Es ist der Roman eines jungen Intellektellen. Ducasse hat schon mit 20 offenbar Gott und die Welt gelesen und sie in seinem Epos verwurstet.Ok, stimmt ...
Es ist (auch) eine Parodie auf klassische Epen - schon vom Sprachduktus her.Parodie, hmm ... sowas fällt einem natürlich nicht auf, wenn man das parodierte Original nicht kennt.
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Wider Erwarten den 3. Gesang beendet (dachte zwischendurch mal, jetzt würde ich endgültig das Handtuch werfen) ...
Jedenfalls hat es sich bestätigt, dass die (mit dicken, fetten Anführungszeichen) "realistischeren" Strophen für mich die lesbareren sind - was leider nicht heißt, dass ich mir mehr damit anzufangen weiß. Aber die Wahnsinnige, die die Schändung ihrer Tochter beschreibt, oder Gott, der ein Puff besucht, konnte ich zumindest flüssig durchlesen. Beim Adler-Drachen-Kampf bin ich wiederum völlig ausgestiegen ... :rollen:Jetzt mal ganz ernsthaft: WAS ist der künstlerische/literarische Wert des Ganzen? Ich kann einfach keinen Sinn hinter der Sache erkennen, außer dass der Autor 1. schocken und 2. seine perversen Phantasien verbalisieren will. Die paar Anspielungen und Querverweise (oder vielleicht sind's auch mehr, und ich erkenne sie bloß nicht) scheinen mir eher nettes Beiwerk als sonstwas zu sein.
Allerdings war ich gerade recht überrascht, in einem halben Satz eines Online-Zeitungsartikels über Lautréamont und seinen Maldoror gestolpert zu sein ... klick
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So - ich habe nun einen zweiten Anlauf mit dem dritten Gesang gewagt und bin diesmal über die erste Seite (sogar Strophe) hinausgekommen!
Diese - die mit den am Strand reitenden Brüdern - war allerdings wieder ein Fall von "Was, um Himmels Willen, will mir der Autor damit sagen??". Vielleicht bin ich wirklich zu dumm, oder ich habe noch immer eine ganz falsche Herangehensweise, aber für mich ist das Lesen nach wie vor Anstrengung pur. Ich habe auch schon versucht, die Sache ganz anders anzupacken, die kognitive Hirnhälfte mehr oder weniger auszuschalten und mich stattdessen einfach dem "Flow" hinzugeben, alles ganz passiv wirken zu lassen und danach erst nachzuschauen, was an Eindrücken übrig bleibt ... klappt so ganz ohne Drogen leider auch nicht recht. :rollen:
Ich glaube, um wirklich eine Aussage herausziehen zu können, müsste ich ständig innehalten, reflektieren und recherchieren ... aber um mich für so eine Prozedur zu motivieren, gefällt es mir leider einfach nicht gut genug. :sauer:Doch. Ich habe allerdings auf Französisch gelesen, wo so etwas eher "gepflegt" wirkt und gepflegt wird; auch ist das Französische schlussendlich meist doch einfacher als das Deutsche, weil da das Verb immer an gleicher Stelle steht, was das Erfassen von Schachtelhalmsätzen à la Lautréamont erleichtert.
Darum beneide ich dich. Gerade wenn die Sprache so ins Gewicht fällt wie offenbar hier, könnte ich gerne im Original lesen. Für mich kommt da nur Englisch in Frage, und selbst da gehen richtig schwierige Sachen nicht mehr sinnerfassend und flüssig gleichzeitig.
Die zweite Strophe (mit der tanzenden Wahnsinnigen) verspricht wieder zugänglicher zu werden, damit tue ich mich bisher leichter. Überhaupt scheine ich mit den realistischeren Strophen besser zurecht zu kommen, die allzu surrealen bekomme ich irgendwie nicht richtig zu fassen.
Ich würde wirklich lieber mehr zum Inhalt als über meine Schwierigkeiten mit dem Buch posten, aber das eine verschleiert mir das andere leider ziemlich ...
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1Q84 ist H.Ms umfangreichstes Werk und brach in Japan alle Buchrekorde.Ja, ich habe das Autorenbooklet auf der Seite überflogen, die du oben verlinkt hast (zum kompletten Lesen war es mir am Bildschirm zu viel). Was kennst du von Murakami schon? Ich habe erst drei seiner Bücher gelesen, von denen mir aber jedes einzelne extrem gut gefallen hat: What I talk about when I talk about Running, Afterdark und Mister Wind-Up Bird (EDIT: Blödsinn, das heißt auf Englisch ja "The Wind-Up Bird Chronicle").
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Hui, das klingt ja wirklich sehr vielversprechend! Und über 1000 Seiten ... vielleicht schaffe ich das zwischen meinen beiden Japanreisen, die heuer noch anstehen, das wär was! :smile:
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Für die, denen Maldoror mit seiner provokanten oder provozierten Schlechtigkeit auf den Keks geht, ist es vielleicht interessant zu wissen, dass Ducasse kurze Zeit nach Maldoror zwei kleine theoretische Werke (Essays) unter eigenem Namen veröffentlicht hat (Poésies I und Poésies II), in denen er die Position des Maldoror gänzlich zurücknimmt, mit explizitem Bezug auch auf den Maldoror.Aha ...
das Argument, dass er die Schlechtigkeit Maldorors nur beschrieben habe, um im Leser eine Gegenreaktion, hin zum Guten, zu provozieren.Ahaaa ... naja. Vielleicht fruchtet der Versuch bei anderen ja mehr als bei mir.
Was ich noch sagen wollte: Maldoror sollte ja nur der Anfang eines grossen Werkes sein. Ducasse schwebte wohl so etwas im Stil von À la recherche du temps perdu vor, d.h. der Roman eines ganzen Lebens.
Man stelle sich vor ... ein paar tausend Seiten solcher Gesänge!?
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Soweit, so fertig.Schon irgendwie tragisch, dass ausgerechnet der, der eigentlich im Vorhinein abspringen wollte, dann der Einzige war, der konsequent bei der Sache blieb. Mädels, spricht das nun gegen uns oder gegen Maldoror?
Ich habe den zweiten Gesang beendet, aber seitenweise wirklich nur überflogen. Sandhofer, hast du den Schreibstil überhaupt nicht anstrengend gefunden? Ich plage mich sehr damit! Manche Strophen oder auch nur Stellen sprechen mich zwar an, wie die mit dem schwarzhaarigen Mädchen, dass Maldoror eine Zeitlang nachstellt, oder auch gewisse Formulierungen, die mir ziemlich brilliant vorkommen. Aber ich möchte nicht wissen, wieviele solcher Nadeln ich in dem - pardon - Heuhaufen überlesen habe, weil ich genervt abgeschweift bin. Meistens muss ich mich zur Konzentration zwingen, in einen richtigen Lesefluss bin ich erst ganz selten gekommen.
Ich weiß nun auch nicht so recht, wie es weitergehen soll, im Augenblick habe ich die Lust nämlich verloren ... :sauer:
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Vielen lieben Dank, Memmerle, für diesen tollen Beitrag! :smile: Da bestätigt sich ja manches und erhellt sich noch einiges mehr für mich.
Zitatdass in der "Figur Hans" auch sehr viel von der realen "Person Hans" steckt, dem kleinen Bruder Hermann Hesses, der sich mit 34 Jahren das Leben nahm
Das wusste ich zum Beispiel überhaupt nicht!
Zitat"moralischer Schwachsinn und chronische Melancholie"
Na, das sollte sich heute mal ein Arzt zu diagnostizieren trauen. :breitgrins:
ZitatSehr analog zu Goethes "Werther" muss Hans Giebenrath stellvertretend für Hesse sterben, damit Hesse selbst überleben kann.
Das ist ja interessant ... eine Art Katharsis ...
ZitatVielleicht hast du Steppenwolf gelesen?
Nein, "Unterm Rad" ist mein einziger Hesse.
Noch einmal danke, dass du so detailliert auf meine Fragen eingegangen bist, deine Antworten waren wirklich sehr aufschlussreich!