Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das hierher passt, aber ich versuch's einfach mal. :smile:
Mit dem Buch selbst habe ich noch nicht angefangen, aber abgesehen vom Wikipedia-Artikel über den Autor habe ich auch nochmal meine Sammelbiographie Wilde Dichter hervorgekramt und das Kapitel über Joseph Conrad gelesen.
[kaufen='978-3492251730'][/kaufen]
Er scheint ja wirklich ein unruhiger Geist gewesen zu sein. Ein gebürtiger Pole, der wegen der politischen Aktivitäten seiner Eltern als Kind eine Zeitlang im russischen Exil verbringen musste, früh Vater und Mutter verlor, danach vom Onkel erzogen wurde und schließlich als junger Bursche ausbrach, um zur See zu fahren.
Sein Vater brachte ihm schon früh die großen Schriftsteller nahe; dass er selbst professionell schreiben könnte, zog Conrad jedoch lange nicht Erwägung. Die englische Sprache erlernte er erst jenseits der 20, dennoch schrieb er seine Werke auf Englisch, als er nach vielen Jahren die Seefahrerei schließlich bleiben ließ. Zuvor hatten ihn seine Reisen (als Leichtmatrose, Matrose, sogar Kapitän) in die exotischsten Gebiete der Erde gebracht - auch in jene, die damals tatsächlich noch weiße Flecken auf der Landkarte waren!
Während er viele dieser Fahrten genoss, scheint die in den Kongo ein traumatisches Erlebnis für ihn gewesen zu sein. Ihn verstörte nicht nur das Schicksal der Ureinwohner, sondern er wurde auch noch schwer krank, musste zeitweise in einer Hängematte durch den Urwald getragen werden und wäre beinahe mit einem Kanu gesunken, das kenterte als er darin transportiert wurde (zu diesem Zeitpunkt trug er die Manuskripte zu seinem ersten Roman bei sich).
Viele seiner Erlebnisse verarbeitete er später literarisch. Jedoch ging ihm das Schreiben in einer Fremdsprache nicht leicht von der Hand - er war ein Perfektionist, entwarf manchmal zehn Versionen eines Satzes bevor er sich für eine entschied. Seine Bücher zu Papier zu bringen muss ein ziemlicher Kampf für ihn gewesen sein. Dass er sehr lange betonte, aus bloßem Zeitvertreib und ohne Ernsthaftigkeit zu schreiben, wirkt da nicht 100% glaubwürdig - vielleicht resultierten solche Aussagen eher aus einer Unsicherheit bezüglich der Qualität seiner Werke (Conrad war sehr selbstkritisch).
Seine Ehe war wohl eine "Heirat aus Bequemlichkeit", eine große Leidenschaft oder Seelenverwandtschaft bestand nicht. Conrad war sein Leben lang ein unnahbarer, eher einzelgängerischer Typ, der sich schwer tat mit sozialen Beziehungen. Auch litt er an Depressionen. Außerdem scheint er ganz gerne die eine oder andere Fassade inszeniert zu haben, sodass man kaum in ihn hineinsehen konnte und sein wahres Innenleben schwer einzuschätzen war.
Das als grobe Zusammenfassung und erste Einstimmung - bitte um Korrektur, wenn ich etwas falsch dargestellt habe. :winken:
Ich bin gespannt, wie ich das Buch mit diesem Hintergrundwissen über die Biographie des Autors lesen werde ...