Hallo!
Inzwischen las ich die ersten neun Essays in der Prachtausgabe von Eichborn (Übersetzer: Hans Stilett), obwohl ich finde, dass so eine Luxusausgabe gar nicht zum Buch passt, konkret zum bescheidenen Gestus desselben. Ein Manesseband ist hier sicher stilgerechter, allerdings ist die Stilett-Übersetzung doch die beste.
Das erste Buch enthält alle 57 Essays.
Liest man die ersten Kapitel, wird schnell Montaignes Vorgehensweise deutlich, nämlich die Kombination aus philosophischer Reflexion und Beispielen / Belegen aus der klassischen Literatur, speziell aus Geschichtswerken. Nimmt man dazu noch den ausgeprägten und kritischen Bezug auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse (gutes Beispiel wären hier M.s Ausführungen über sein Gedächtnis in "Über die Lügner"), hat man meiner Meinung nach eine nützliche erste Beschreibung von Montaignes Schreibstrategie.
Seine Denkweise scheint überwiegend induktiv zu sein (vom Besonderen zum Allgemeinen gehend) und passt damit gut in die Spätrenaissance und zu den progressiveren philosophischen Strömungen dieser Zeit.
Montaignes Menschenbild würde ich als kritisch-skeptisch beschreiben. Er versucht immer wieder menschliche Verhaltensweisen auf ein anthropologisches Fundament zurückzuführen. Etwa die Feststellung, dass Menschen von Natur aus immer Zukünftiges antizipieren am Beginn des dritten Essays ("Unsere Gemütsbewegungen...").
Stoerte:
Denke das "Legenden" für die historischen Beispiele nicht unbedingt die beste Bezeichnung sind. M. bedient sich der klassischen Geschichtswerke aus seiner Bibliothek, um seine Punkte zu illustrieren. Die antiken Historiker sind ja auch für uns noch eine der wichtigsten Quellen über die Antike, auch wenn wir sie naturgemäß deutlich kritischer lesen.
CK