Beiträge von Gontscharow

    Else Lasker-Schüler
    Die Bilder


    so heißt eine Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt am Main 8. September 2010 bis 9. Januar 2011. Die Ausstellung wird im Anschluß in der Nationalgalerie Berlin gezeigt.


    Danke für den Hinweis! Ich mag Else Lasker-Schülers Lyrik mit ihren Wortschöpfungen wie "meinwärts" sehr! Schön, dass man jetzt ihre Bilder im Original und in ihrer Gesamtheit bewundern kann. Die Ausstellung werde ich mir bestimmt anschauen, wahrscheinlich aber erst in Berlin!


    M.W. gibt's so was Ähnliches auch "Über allen Gipfeln ..."


    Ja, aber der Brocken ist nicht irgendein Gipfel! :zwinker: Goethe hat ihn als Weimarer Minister für Bergbau bereist, wie man in seinen Schriften zur Geologie und Mineralogie nachlesen kann.
    Und es ist der Blocksberg der Walpurgisnacht im Faust. Regieanweisung Walpurgisnacht: Harzgebirg - Gegend von Schierke und Elend.


    Ist es zu Empfehlen eines dieser Bücher zu lesen um sich tiefgründiger mit der Iphigenie zu beschäftigen?


    Auf jeden Fall!
    Ich würde zu Euripides: Iphigenie bei den Taurern raten, weil da genau die Episode aus dem Iphigenie-Mythos behandelt wird, die auch Goethes Iphigenie zugrunde liegt. Im Vergleich wird so einiges deutlich, besonders, wie arm an äußerer Handlung und verteufelt human die Goethische Version ist!



    Ich habe nie gedacht das man an ein "Goethe Werk" so viel Spaß haben kann.


    Ja, ich habe Iphigenie Anfang des Jahres im Rahmen meiner Lektüre der Italienischen Reise wiedergelesen und war erstaunt und begeistert: Hier geht wirklich alle Macht vom Worte aus! :zwinker:


    Oh, ich hätte gerne eine Liste der Kneipen auf einem Joseph-Roth Wanderweg!


    Damit kann ich leider nicht dienen. :zwinker:
    Aber vielleicht tut's auch ein Hinweis auf das Bistro links neben der Kirche Sainte-Marie- des- Batignolles in Paris? In dem hat Joseph Roth bestimmt des öfteren gesessen, so gut wie er es beschreibt. Kennst du die Legende vom heiligen Trinker? Es ist das Bistro, in dem der heilige Trinker immer das Geld versäuft, das er eigentlich der kleinen Thérèse in besagter Kirche bringen will.
    Ich war letztes Jahr dort. Das Bistro existiert noch, genau wie die Statue der Thérèse de Lisieux in Ste-Marie-des Batignolles.

    Hallo!


    Vor etlichen Jahren bin ich mit meiner französischen Freundin durch die Cevennen gewandert. Ein wildromantischer Landstrich, menschenleer, wie uns damals schien, mit verlassenen Dörfern, Unterkunft in Schafställen und Heuschobern.
    In unserem Gepäck: Stevenson Mit dem Esel durch die Cevennen, ein amüsanter Reisebericht, in dem der von Liebeskummer geplagte Stevenson sich besonders mit der Psychologie der störrischen Eselin auseinandersetzt.


    Jetzt gibt es einen Stevenson-Wanderweg! Aufwändig ausgeschildert, mit Schautafeln, Etappenunterkünften und Gästehäusern.
    Und es gibt einen Eselverleih, damit man auf den Spuren von Stevenson "Eselwandern" kann.


    Kennt Ihr andere literarische Wanderwege?


    Mme Bovary ist für mich neben Anna Karenina und Effi Briest einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Roman des 19. Jahrhunderts!


    Gestern zufällig im Spiegel-Interview vom 22.05.2010 gelesen (Volker Hage interviewt Marcel-Reich-Ranicki anlässlich von dessen neunzigstem Geburtstag ):


    Zitat


    Spiegel:
    Sie haben einmal die Frage nach Ihren Lieblingsnamen so beantwortet: Anna, Emma, Effi...Was gefällt Ihnen an diesen Figuren: deren Außenseitertum, Mut, Leidenschaft?


    Reich-Ranicki:
    Das Streben nach Selbständigkeit ... Alle sind sie gescheitert.


    :winken:

    Zufällig entdeckt:
    Robert Walsers Vor Bildern. Ein kleines Büchlein mit Bildbetrachtungen - löblicherweise - nebst Wiedergaben der besprochenen Werke!
    Walser hat sich ja schon früh mit bildender Kunst beschäftigt, sein Bruder Karl war Maler und Mitglied der Berliner Sezession, Robert wiederum (was ich gar nicht wusste) in seiner Berliner Zeit Sekretär der Sezession.


    Das Buch vereinigt ganz unterschiedliche Texte aus verschiedenen Epochen zu den unterschiedlichsten Werken der europäischen Malerei. Es sind Erzählungen, oft abschweifend oder das Thema scheinbar kaum berührend, fingierte Gespräche der Dargestellten, Briefe an dieselben, Gedichte, ironisch, parodierend ... Kuriose, unterhaltsame Plaudereien, die bei aller "naiven" Munterkeit und vordergründigen Umständlichkeit - oder gerade durch sie - zu erstaunlich tiefgründigen Aussagen über das Wesen der Bilder kommen. ( Dies gilt besonders für van Gogh und Cézanne).


    Alle, die sich für Malerei interessieren und/oder Robert Walser mögen, werden sich über dieses Buch (Insel-Bücherei Nr.1282) freuen.


    Ich habe jetzt mit einiger Begeisterung "Pan" beendet - ein schön tragische Lovestory mit wunderbaren Naturbeschreibungen


    Ja, von Pan war ich auch begeistert, von den rauschhaften Naturbeschreibungen und von Glahn, diesem Vertreter des europäischen Fin de siècle - norwegischer Ausprägung.
    Ein Buch - schön, fremd, wild, eigenartig!


    Zusätzlich zu den Flaubert-Briefen habe ich "Lehrjahre des Gefühls" begonnen (Wiederholungslektüre). Da ich mich kaum an die Erstlektüre erinnern kann, lese ich quasi ein "neues" Buch - und das mit steigendem Wohlgefallen.


    Flaubert scheint einer der Autoren zu sein, die ich erst jetzt richtig verstehe und entsprechend zu würdigen weiss. Früher war ich allenfalls mäßig amüsiert von Madame Bovary & Co. - auch wenn die Flaubertsche Qualität für mich immer über jeden Zweifel erhaben war.


    Da bin ich jetzt aber erleichtert!
    Nach all den eher negativen Äußerungen über Mme Bovary in diesem thread meinte ich schon zu einer Ehrenrettung Flauberts, speziell Mme Bovarys, ansetzen zu müssen.
    Mme Bovary ist für mich neben Anna Karenina und Effie Briest einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Roman des 19. Jahrhunderts! Ja, die Lehrjahre des Gefühls sind grandios, aber Mme Bovary ist doch das Herzstück des Flaubertschen Werkes:
    Mme Bovary, c'est moi!(Flaubert)


    Salammbó(die Leserunde hat Lust drauf gemacht!) und die Tentations de St. Antoine kenne ich noch nicht.
    Ein sehr witziges Büchlein, das ich nur empfehlen kann: Flauberts Dictionnaire des idées recues (Wörterbuch der Gemeinplätze)!

    Hallo jenny,


    finsbury und ich haben uns letztes Jahr in diesem thread über die Eleganz des Igels von Muriel Barbery geäußert.
    Seltsamerweise sind die Beiträge über die Suchfunktion nicht auffindbar. ( sandhofer: Weder bei Angabe von Autor und Titel, noch meines Namens. Hat das seine Richtigkeit so oder hab ich etwas falsch gemacht?)


    Der Tenor unserer Beiträge war in etwa: Das hoch gelobte Buch ist ist eine Enttäuschung, enthält pseudointellektuelles Geschwafel, ist klischeehaft und platt.


    Übrigens gibt es das Machwerk jetzt auch als Film unter dem Titel: Die Eleganz der Madame Michel. Das reißt ihn auch nicht raus


    Ich habe vor kurzem Schweigeminute gelesen und fand es ganz nett.


    Ging mir genauso, ganz nett, mehr nicht.



    Was mich allerdings gestört hat: die immer wieder eingeflochtenen Anreden an die Lehrerin, die in der zweiten Person Imperfekt gehalten sind. Mich haben diese sehr gestelzten grammatischen Formen aber ziemlich genervt.


    Interessant! Ist mir gar nicht aufgefallen. Ich glaube, da kommt der alte Masure durch! Das Ostpreußische liebt das Imperfekt! Auch und gerade in der gesprochenen Sprache. Ich kenne das von meiner Großmutter. Das Perfekt kam in ihrer Rede praktisch nicht vor. Warum riefst du nicht an ? statt Warum hast du nicht angerufen?
    Das West- und besonders das Süddeutsche behilft sich ja mit dem Perfekt und kennt in der gesprochenen Sprache das Imperfekt kaum. Lenz hört man den ostpreußischen Singsang immer noch ein bisschen an.
    Man sagt, das Konversativste am Menschen sei der Magen. Ich glaube, die Grammatik hält sich auch ganz schön lange.


    [Die Lyrikerin hat er sogar mit einem Gedicht in seinen Kanon aufgenommen


    Das freut mich, ehrlich! Aber nur mit einem. Die Hitler-Hymnikerin Agnes Miegel immerhin mit dreien (wenn auch drei wirklich guten). Überhaupt finde ich MRR.s Gedicht-Kanon exzellent. Entspricht genau meinen Vorlieben :zwinker:
    Auch den Spiegelartikel von 1995 finde ich gut, danke für den link. Schön, was er über Ebner-Eschenbach, Droste, Lasker-Schüler und Bachmann sagt. Die beiden zuletzt genannten behandelt er etwas gönnerhaft, aber witzig und mit Kennerschaft.
    In der Rubrik der Faz Fragen Sie MRR fällt, soviel ich sehe, der Name Gertrud von le Fort nicht. Hier könnte ich mir in Bezug auf ihre Romane (Schweißtuch der Veronika etc) ein MRR'sches :Zurrächt verrgässen! vorstellen.


    Zum Thema sind mir noch eingefallen:


    Lion Feuchtwanger: Jefta und seine Tochter


    Luise Rinser: Miriam


    Wolfgang Borchert: Die drei dunklen Könige


    und:


    Bert Brecht: Der Augsburger(bzw. Kaukasische)Kreidekreis
    (In beiden Werken Bezug auf das Salomonische Urteil)


    Guten Morgen,
    interessante Bücher und Autoren tragt Ihr hier zusammen!


    Muss man diese Autoren und Werke kennen? Falls ja: Asche auf mein Haupt ... :redface:


    Habe die Frage mal an MRR weitergeleitet :zwinker:
    Otfrid von Weißenburg ist der erste namentlich bekannte Dichter (althoch)deutscher Zunge.
    Die Begründung, warum er die Evangelien in lingua theodisca nacherzählt, klingt so:


    Nu es filu manno inthinit, in sina zungun scribit,
    ...
    Wanana sculun Frankon einon thaz biwankon,
    ni sie in frenkisgon biginnen, sie gotes lob singen?

    ( zitiert aus: Otfrids Evangelienbuch. Althochdeutsche Textbibliothek, MNV, S. 12)


    Übersetzt in etwa:
    Da nun so viele (Römer und Griechen) in ihrer Sprache schreiben
    ....
    Warum sollen einzig die Franken
    nicht das Lob Gottes auf fränkisch singen?


    Und das rund 550 Jahre vor Luthers Bibelübersetzng, die er ja ähnlich begründet! Allerdings ist O.s Evangelienbuch keine Übersetzung, sondern eine Nachdichtung, ein Epos in Versen.
    Ob man das lesen muss? Wenn man wissen will, wie das Deutsch Karls des Großen geklungen hat...


    Gertrud von le Fort ist eine der bedeutendsten katholischen Schriftstellerinnen des 20.Jahrhunderts(Wikipedia). Seit den 60ern ist sie zunehmend vergessen.
    Voriges Jahr - nach einer beeindruckenden Opernaufführung von Francis Poulencs Dialogues des carmélites habe ich das der Oper zugrundeliegende und wohl bekannteste Werk le Forts Die letzte am Schafott gelesen und - war positiv überrascht über die Modernität des Textes!
    Ob man sie lesen muss? Ich höre förmlich MRR über die alte grande dame der katholischen Literatur herziehen!


    Jetzt lese ich sie aber aus!
    Eine Frage: kennt jemand eine wirklich gute Verfilmung des Nibelungen-Stoffs?


    Ich kenne den Stummfilm von Fritz Lang aus den Zwanzigern. Phantastisch! Kostüme wie von Klimt entworfen, Architektur wie von Gaudi! Die Uraufführung der restaurierten Fassung mit der Original- Filmmusik in der Deutschen Oper Berlin im April 2010 habe ich leider versäumt. Soll grandios gewesen sein.


    Es gibt meines Wissens noch zwei weitere Verfilmungen: Eine Artur- Brauner- Produktion aus den Sechzigern- völlig indiskutabel - mit einem ewig grinsenden dicklichen Siegfried mit Föhnfrisur und eine von 2004 von Uli Edel, die ich nicht kenne, soll aber eine Fantasy-Schmonzette sein.


    Das Nibelungenlied habe ich in der mittelhochdeutschen Originalversion gelesen und fand's schön. Welche Ausgabe/Version liest du?

    Otfrid v. Weißenburg: Evangelienbücher


    Klopstock: Messias


    Hebbel: Judith (u. Holofernes)
    Maria Magdalena (eigentl. nur der Titel)
    Herodes und Mariamne


    Gertrud v. le Fort: Die Frau des Pilatus
    u. a.


    Mehr will mir im Augenblick nicht einfallen. :rollen:


    denn sein früher Roman „Roßhalde“ (1914) belehrte mich eines Besseren, und ich kann sagen, Hermann Hesse hat seit langem wieder mal mein Herz getroffen.



    Doch mit "Roßhalde" habe ich wirklich ein Glücksgriff getätigt. Hier entdecke ich einen Hesse, wie ich ihn vorher nicht kannte. Besonders der obige Aspekt, den du erwähnst, fand ich im Buch so aussagekräftig. Das gemalte Familienleben, das keine Familie zeigt. Sehr stark von Hesse.



    Mir ging's genauso mit der "Rosshalde". Hesse schien mir bis auf "Unterm Rad" gar nicht mehr lesbar. Die "Rosshalde" war eine Entdeckung! Schön, dass das Werk hier gewürdigt wird!

    Lieber Lost!


    Ich sehe nicht, inwiefern der Artikel von Schirrmacher Deine These von der Satire auf die jüdisch-christliche Religionstradition stützt.
    Dass er biblische Parallelen zieht, ist o.k. und keineswegs neu, denn die Bibel hat naturgemäß die Bedingungen menschlicher Existenz zum Thema. Genauso hat man biblische Parallelen zur Existenzphilosophie etc gezogen.
    Du hast recht - conditio humana deckt ein weites Feld ab - und das ist auch gut so! Wäre dieser Roman des 20. Jahrhunderts wirklich eine Satire auf die jüdisch-christliche Religionstradition, wäre er ehrlich gesagt völlig uninteressant für mich.
    Schirrmachers bester Satz: Tragik-Komödie der bürgerlichen Vernunft
    :winken: