Beiträge von Lost

    Und dem Alexander von Humboldt, auch wenn er dem Adel entstammt, durchaus zuzurechnen ist.


    Und also, soweit es die Naturforschung betrifft, scheint mir Humboldt auch zur Kenntnis zu nehmen, was die Mathematik (als angewandte, als Hilfswissenschaft) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundertes beizutragen hatte, z.B. bei der Berechnung der Bahn und Umlaufgeschwindigkeiten von Planeten und Kometen.


    Er ist der Forschungsreisende, nicht der Theorien wälzende Sesselfurzer. Insofern tendiere ich auch dazu, einen Unterschied zu machen zwischen dem (Universal-)Gelehrten des 18. und 19. Jahrhunderts und dem nun aufkommenden Wissenschafter.


    Danke für die Erläuterungen! Da hätte er ja einiges mit dem großen Bahnbestimmer Gauß zu bereden gehabt.


    Humboldt saß aber auch länger im Sessel, als auf Pferd,Schiff,Boot und auf eigenen Füßen stehend. Darwin, der ja auch ein Forschungsreisender war, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens im Studiersessel, und da hat schon was schönes ausgebrütet. Abenteuer gibt es eben auch am Schreibtisch.

    [quote='donna','http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/&postID=30158#post30158']
    Hallo Lost,


    Die Stiege ist so eine Qual gar nicht, wenigstens nicht wenn du den ersten Drittel hinter dir hast.
    Bevor du alle Österreicher zum Fenster raus wirfst, kann ich dir Joseph Roth (mein fast-Lieblings-Kakanier) empfehlen: Radetzkymarsch, Hotel Savoy und dann all die anderen...


    Danke donna,


    der Beitrag kommt genau im richtigen Moment. Eben habe ich den 2. Teil fertig, fix und fertig ;-) Meine Zweitleküre "Understanding Variable Stars" ist da schon angenehmer zu lesen :-(


    Der Radetzkymarsch ist auf der Leseliste. Schon das Fernsehspiel hat mich beeindruckt :-)
    Leutnant Gustl von Schnitzler war ja auch anregend zu lesen, sehr lebendig, und die Jellinek werfe ich auch nicht raus. So gibts doch ein paar durchaus brauchbare Österreicher ;-)
    Aber die Dämonen von Doderer, ob ich da noch Mal dran wage ?

    Ich quäle mich gerade Doderers Strudlhofstiege hoch, keuch:-(
    Ich glaube, alle Österreicher fliegen zum Fenster raus, oder könnt ihr mir einen Lesbaren empfehlen ;-)

    Noch zum Thema "tragisch". Nachdem ich nun fertig bin, würde ich lieber noch einen andern Aspekt des Werks "tragisch" nennen. Alexander von Humboldt ist vielleicht der letzte Universalgelehrte.
    ...


    Er scheitert an seinem universalistischen Konzept - die Zeit, wo ein einzelner das ganze Wissen umfassen und darstellen konnte, war vorbei.


    Durchaus nachvollziehbar. Wobei ich eher davon spreche, er wollte wohl ein Universalgelehrter sein. Mir erscheint der Begriff sowieso fragwürdig. Passt vielleicht gerade zum mitteleuropäischen philosophisch und humanistisch erzogenen Bildungsbürgertum, dem die Mathematik fremd ist. Ob Humboldt auf diesem Gebiet mit den damaligen Entwicklungen vertraut war, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Jedenfalls, wenn man die Mathematik als Wissenschaft zulässt (sie lässt sich doch auch als Spiel auffassen, oder), ist sie seit dem 19. Jahrhundert bestimmend für die Erklärung der Welt.
    Das ist übrigens einer der Reize an "Die Vermessung der Welt"

    Öhm ... die tragische Komponente des Werks ist mir bis jetzt entgangen. Was meinst Du damit?


    Nun, vom Konzept her, gehört der Kosmos eher in das 18. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Enzyklopädisten: Zahlen,Daten,Fakten als Beschreibung der Welt. Zu Beginn des 19. Jahrhundert kamen aber die großen Entwürfe auch außerhalb der Philosophie in Mode und zwar sehr durchschlagend. Zur Zeit als Humboldt den Kosmos schrieb, hatte Darwin die Theorie des Lebens in der Schublade und Wallace streifte nicht nur durch den Dschungel um zu sammeln und zu ordnen sondern machte sich auch die richtigen Gedanken über das, aus dem die Vielfalt entstanden ist. Laplace hatte die Phänomene der Kontinua mit der Theorie von Newton vereint (bigben erinnert sich an die Statistische Theorie der Wärme) Faraday schuf aus dem Chaos von Elektrizität, Magnetismus und Optik Ordnung. Der moderne Atomismus begann zu atmen. Der Determinismus, der auch den Empirikern etwas die Deduktion nahe brachte stand in der Blüte seiner Jahre und lebte noch gut 80 Jahre, bis Heisenberg ihm den Gar aus machte ;-) Im Grunde war man schon der Weltformel auf der Spur. Alles sammeln und ordnen mündete in dieser Zeit (wenigstens im Prinzip) in mathematische Gleichungen.
    Aus heutiger Sicht gibt es eine Menge Wissenschaft aus dieser Zeit, die noch aktuell ist. Die Humboldtsche ist nicht dabei. Er war ein großer Reisender, ein Abenteurer, aber nicht im Geiste.
    Aus meiner Sicht sollte man seine Reiseberichte lesen. Sie zeigen uns die Welt zu dieser Zeit, die verloren ist, seine Wissenschaft zeigt uns nicht sehr viel von der Welt.

    Man muss sich lediglich einen Samstagabend lang zu TV zu zwingen, dann fällt einem schon ein was man als nächstes lesen will ;-)


    Der Hinweis auf Vollmann ist aber gut und vorteilhafter !


    Gute Geschichtsbücher über die Neuzeit helfen auch weiter. Habe gerade von Blackburn "Die Eroberung der Natur" gelesen und schon ist dank booklooker ein neuer Roman im Schrank der ungelesenen Bücher :-(


    Allerdings lese ich schon so viel, dass ich jetzt Lust bekommen habe, wenn ich mit Kosmos fertig bin, meine Ausgaben von Charles Darwins Bericht über seine Weltreise ebenso (wieder) zu lesen wie den Reisebericht der Ida Pfeiffer. (Alexander von Humboldt zitiert zwar ihre Berichte von ihren Weltreisen, während ich hier "nur" einen habe von ihrer ersten Reise, ins Heilige Land.) Die beiden Bücher werden Kosmos folgen, sobald ich den fertig gelesen habe. Ich hätte gerne auch noch den grossen Reisebericht von Georg Forster folgen lassen, aber die Büchergilde hat, wenn ich das richtig sehe, das Subskriptionsangebot kommentarlos gelöscht :sauer: .


    Der Bericht von Georg Forster ist doch auch in: Die Anderen Bibliothek erschienen. Für ein paar Dollar mehr ;-)


    Darwin wird eine Erholung nach dem Kosmos sein. Ich habe ein wenig darin herum geblättert und versichere euch meiner Hochachtung und meines Mitgefühls.


    Hallo alle zusammen,
    Aber beim des Threads kam mir der Gedanke, dass das Schreiben von persönlichen Briefen mittlerweile so gut wie verschwunden ist. Heute beherrschen Email (bzw. ähnliche Internt-Kommunikationsmöglichkeiten) und Telefon das Alltagsleben. Werden Briefwechsel, wie wir sie von Goethe, Schiller und Kollegen kennen, aussterben, oder hält sich das Schreiben richtiger (materieller) Briefe unter den Gelehrten dieser Welt?


    Wenn das nun auch ein wenig Off-Topic ist, so bin ich auf eure Meinung doch sehr gespannt.


    Da stimme ich dir zu und gebe auch zu bedenken, dass bald in den Vitrinen der Museen keine Erstmanuskripte, sondern "Memorysticks" ausgestellt werden :zwinker:


    Irgendwie hat es dann aber was, wenn man sich hinsetzt und wieder einmal einen richtigen Brief schreibt, auf Papier, das sich nicht einfach löschen lässt, sondern verbrannt werden muss :smile:

    Das ist vielleicht das Verblüffendste an Kosmos, so weit wie ich unterdessen gekommen bin: die völlige Priorität der Sprache vor dem Bild. Selbst Tabellen sind rar. Jedes Fitzelchen an Daten wird in einer grammatikalisch gesonderten und vom vorgehenden und dem nachfolgenden Satz völlig abgetrennten sprachlichen Einheit geliefert. Es ist ein bisschen, als folgte man aus einem Nebenzimmer einem Referat, dessen Powerpoint-Präsentation man nicht zu sehen bekommt ;).


    Eine völlige Veränderung der Gewohnheiten, der Art und Weise, wie wir Daten aufnehmen. Selbst auf mich, der ich relativ viel lese und Powerpoint-Präsentationen mittlerweile hasse wie die Pest, wirkt Humboldts Art der Wissensvermittlung befremdend. Das erschreckt mich vor allem einmal in Bezug auf mich selber ... :rollen:


    Der Druck einer Karte, eines Diagramms oder eines Bildes war zu Humboldts Zeiten deutlich aufwendiger und teurer als ein gesetzter Text.


    Der troll hatte sich letztlich diese spannende Geschichte der Mathematik reingezogen und Hackstöcke gestaunt, auf was für geniale Lösungen manche Menschen kommen, um damit etwas mathematisch eindeutig zu beweisen. Na egal. Jedenfalls stieß ich dabei auf ne kleine Anekdote über Leonard Euler, der wohl in Petersburg war und sie mit jemand über die Existenz Gottes stritt. Und im Buch wird dann auch die Gleichung erwähnt, mit der Euler irgendwie dargelegt haben soll, dass dessen Existenz sogar mathematisch zu beweisen ist. Müsste mal die Gleichung in Erfahrung bringen. Hab das Buch leider verborgt. Bloß ich hab mich von da an das restliche Büch über bloß noch geärgert, weil diese Gleichung nicht einmal andeutungsweise erklärt wurde. Nu wollte der troll bloß mal fragen, ob jemand diese Stelle kennt und evtl. eine Erklärung für diese Gleichung parat hat, wobei mir grade einfällt, dass das hier wohl ehrer in das allgemeine Diskussionforum gehört.
    Trotzdem Grüße vom
    :schulterzuck:
    troll


    http://jarrn.wordpress.com/2006/08/31/gottesbeweis/ ;-)


    Ich habe es nicht durchgelesen um nicht noch meine Skepsis zu verlieren ;-)



    Erster Gedanke: Gute Idee! Jerusalem gleich mit weg baggern.


    Zweiter Gedanke: Es leben halt auch noch noch Menschen dort und sind nicht begraben.


    Dritter Gedanke: Das führt zu Gewissensbissen.


    Vieter Gedanke: Die sind aber unanständig.


    Letzter Gedanke: Weg damit !

    Wenn du es ausführlich willst und noch Exemplare in der Leihbibliothek oder gebraucht findest, dann empfehle ich die zweibändige Biografie von Ernst Engelberg.
    Er geht aber recht tief ins Detail und vermeidet, seiner Tradition gemäß, weitgehend das Anekdotische, das Biografien oft vergnüglicher macht.
    Falls du es weniger detailliert, aber ausgreifender magst, dann könnten die entsprechenden Abschnitte in Christopher Clarks "Preußen" hilfreich sein (eindrucksvoll die Wertung Deutschlands in der Bismarckzeit). Ein gut lesbares Buch, zur Zeit beliebt und durchweg gut in den Feuilletons besprochen, was eine kritische Sichtweise beim lesen nahelegen sollte ;-)

    Lost, ich würde Dir auf jeden Fall empfehlen, mit "Leben und Schicksal" zu beginnen. "Ein Schriftsteller im Krieg" ist eben doch eher fragmentarisch, beruht auf Notizen Grossmans, die von einer russsichen Historikerin und Beevor dokumentiert und zeitlich einbebettet werden. Sehr faszinierend, aber eben kein zusammenhängendes literarisches Werk.


    Viel Freude beim Lesen und Entdecken!


    Last


    Last: Danke schön ! Du bist schnell !


    Vermutlich bin ich Ende April wieder bereit für 1000 Seiten. Nach den Johnsons "Jahrestage" ja ein Heftchenroman ;-)


    Viel Spaß bzw. Anregung bei deiner nächsten Lektüre.


    Lost

    Hallo Lost


    Es ist die ungekürzte Lesung, 462 Min. auf 6 CDs


    und willkommen im Forum. :winken:
    Gruß
    Maria



    Danke für das Willkommen. Ich war ja schon einmal eine Zeit lang dabei, zwei Sterne waren mir aber genug ;-)


    Bei Hörbüchern wird, meiner Erfahrung nach, nur verschämt darauf hingewiesen, wenn es eine gekürzte Fassung ist. Ich finde das unanständig! Nun, häufig lässt es sich über die Lesezeit und den Textumfang abschätzen, aber nicht immer, und gekürzte Lesungen mag ich nicht. Übersetzerinnen manipulieren schon genug ;-)


    Da ich leichter lese als höre, aber auch schon überraschend anregende Hörerlebnisse hatte, wird die Entscheidung spannend, in welchem Zustand ich "Die Straße"überschreiten werde.


    Lost