Beiträge von Lost

    Interessant wie konkret Sue bei den wirtschaftlichen Einzelheiten ist.
    Vertrauen wir ihm, dann kommt ein Arbeiter mit 3 Franc (60Sous) am Tag aus, eine Näherin schafft mit Mühe 2 Franc, wogegen unser Held ein Tageseinkommen von ca. 5500 Francs hat. Kein Wunder, wenn er seine Schützlinge aus ihrer materiellen Not, die für ihn Kleingeldmangel bedeutet, so leicht erlösen kann. Hat er sich das von Dumas abgeschaut?
    Ich finde es erstaunlich, wie sich so ein Getümmel von Figuren, mit dieser leichten Hand und über diese Fülle von Zusammenhängen, so lebendig im Griff halten lässt, schließlich ist die Sterberate auf den ersten 300 Seiten recht gering, ganz anders wie bei Karl May. :zwinker:


    Jaqui: Ich dachte, du magst Frauen, die sich aufgelehnt haben und gewinnen. Da müsste dir doch "die Eule" recht gut liegen :breitgrins:

    Hier ein kurzer Auszug über das Umfeld des Romans aus: Jean Tulard, Geschichte Frankreichs Bd.4, Frankreich im Zeitalter der Revolutionen 1789 - 1851, Deutsche Verlags-Anstalt 1989


    „Diese Erkenntnis [dass mit der Industrialisierung Frankreichs ein neues Problem entstanden war, das Arbeiterproblem. lost] verwandelte sich in Panik, als 1840 ein seriöser Beamter namens Frégier mit seiner Schrift „Des classes dangereuses de la population dans les grandes villes et des moyens de les rendre meilleures“ („Über die gefährlichen Klassen der Bevölkerung und die Mittel, diese zu verbessern“) ein Alarmsignal setzte. Er beschrieb darin eine kriminelle Klasse, die sich in Paris gebildet hatte und die Sicherheit von Personen und Eigentum bedrohte. Balzac schätzte damals die Welt der Zuchthäuser und Gefängnisse auf 60000 Personen, 63000 gefangene behauptete Frégier. Horace Raisson schätzte die Zahl in seiner „Histoire de la police“ („Geschichte der Polizei“) dagegen nur auf 30000. Der Polizeipräfekt Gisquet wiederum weigerte sich überhaupt, eine Zahl anzugeben.

    Théophile Gautier beschrieb es so (Übersetzung von mir) Ganz Frankreich beschäftigte sich während mehr als einem Jahr mit den Abenteuern des Prinzen Rodolphe, bevor es sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte. Kranke warteten mit Sterben, um das Ende der Geheimnisse zu erfahren.


    "Kranke warten mit dem Sterben..."


    Gefällt mir sehr gut in diesem Zusammenhang. Ich erinnere mich noch gut an das warten auf dass nächste Asterix Heft.


    Winnetou habe ich auch nie gelesen, wir scheinen hier im Forum strikte Geschlechtertrennung zu haben :breitgrins:


    Könnte auch eine Erfahrung verschiedener Generationen sein. Meiner Tochter haben jedenfalls die Karl May Festspiele gefallen.



    Es gibt das 4. Kapitel und die Fortsetzung des 4. Kapitels. Ich vermute, das das ungefähr die Einteilung zeigt.


    Ca. 10 Buchseiten pro Ausgabe, also dann etwa 200 Fortsetzungen. Kann das sein?


    Über den Inhalt will ich nichts schreiben, um die Spannung nicht zu verderben. Sue ist aber ein geschickter Serienschreiber. Er gibt häppchenweise etwas über seine Figuren preis und sorgt regelmäßig für Rätsel. Es fehlen lediglich die Werbepausen und die eine dramatische Steigerung der Filmmusik. :breitgrins:

    Ich habe noch nicht mit dem eigentlichen Text begonnen, gestern nur das Vorwort gelesen, wo der Roman und Sue ein bisschen verortet wurden. Was ich auch nicht wusste: Dass Sue im damaligen Literaturbetrieb wirklich verwurzelt war. Ein Dandy, der sein ganzes Geld verjubelt und nun sein Hobby zu seinem Beruf machen muss - fast wie Balzac, mit dem er übrigens befreundet war. Les Mystères de Paris galten seinerzeit als ernsthafter Beitrag zur sozialen Frage, Sue als Sozialist.


    Und der "rote Dandy"Sue [z.n.Jean Tulard, Frankreich im Zeitalter der Revolutionen] wurde sogar 1850 ins Parlament gewählt, zur Zeit, als die Linke deutliche Siege errang. Die Börsenkurse fielen, und es blieb nichts anderes übrig, als die Wahlgesetze zu ändern, um die Linke aufzuhalten. Der Staatsstreich war dann nicht weit.

    BigBin: Du hast eine Gemeinheit begannen. Old Shatterhand hatte ich mir schon reserviert :grmpf: :zwinker:
    Aber es liegt ja wirklich auf der Hand. Das Geheimnis Rudlolfs auf der Rückseite des Buchs zu enthüllen, halte ich für ein Missgeschick des Verlags. Nächstens werden dann auch bei Krimis die Mörder schon verraten.


    Ich lese auch die Ausgabe des Insel Verlags

    Oh Schreck. Asche über mein Haupt :sauer:


    Eben habe ich im Russel nachgelesen. Im Vorwort nicht von dem, was ich in Erinnerung hatte, auch nicht im Störig und nicht im Helferich. Die "milde Sympathie" geht sowieso auf mein Konto. Wo habe ich das nur gelesen und versuche es zu beherzigen?


    Also schüttet Spott und Hohn über mich aus, aber lasst den guten Russell friedlich seine Wege gehen.


    Ich glaube schon das die Verlage eine gute Übersetzung der Bücher bewerkstelligen. Es werden wohl mehrere Übersetzer gleichzeitig an einem Buch arbeiten. Der Austausch unter diesen Leuten muss natürlich sehr hoch sein damit das Buch nicht verfälscht wird. Ich habe vollstes Vertrauen das die Verlage mit Ihrer hohen Verantwortung gut umgehen und Ihr bestes dran tun damit wir keine Fremdsprachen lernen müssen.


    Da bin ich skeptisch. Wenn ich mir so meinen Reim auf die Tagebücher von Alice Schmidt mache, dann waren die Poe-Übersetzungen von Arno Schmidt recht eigenwillig, und ich habe von einem Dichter gelesen (leider komme ich nicht auf den Namen) der die Maigret-Romane ziemlich verhunzt hat. Die übersetzten Versionen von Moby Dick sind zum Teil auch eher freie Bearbeitungen :-(
    Übersetzten soll sehr schlecht bezahlt sein, das sollten wir mit berücksichtigen, wenn wir uns über die Qualität Gedanken machen.


    OT:


    [quote='Lost','http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/&postID=39020#post39020']Im Vorwort zu seiner Philosophiegeschichte bittet B. Russel seine Leser darum, die Gedanken und Theorien der vorgestellten Philosphen zunächst mit mildenr Sympathie aufzunehmen, bevor man die eigene kritische Position auf die Widersprüche loslässt.


    Gerade diese herablassende Art ist es, die ich Russells Werk vorwerfe. Es ist eine Kunst und bedarf eines Künstlers, über (z.B.) Platon zu schreiben, wenn man Platon nicht mag. Russell - Literaturnobelpreis her oder hin - ist kein Künstler. :winken:
    [/quote/]


    Kann man darus den Schluss ziehen: Wer Platon nicht mag und kein Künstler ist, darf über Platon nicht schreiben? Oder lautet er: Wer Platon nicht mag und kein Künstler ist, kann über Platon nicht schreiben?

    Eine Besprechung der neuen Version findet sich nun in Zeit online. Reinhard Kaiser wird am 10. November in Hanau (Rhein-Main-Gebiet9 Rede und Antwort stehen. Man plant leider mich fürdiesen Zeitpunkt auf eine einsame Insel zu verbannen, und ich werde wohl nicht vor den Kaiser treten können :grmpf:


    [


    Es fällt mich auch oft schwer, mich mit meiner (gemessen an Klassikern) modernen Denk- und Handlungsweise in die Protagonisten der alten Werke einzufühlen. Ich interpretiere Handlungen zu sehr nach meinem Gegenwartsempfinden und eigenen Erfahrungen und liege dann meist falsch mit meinen Gedanken. Deshalb ist es hilfreich, wenn ich einen Ansatz zur richtigen Auslegung des Inhaltes habe, weil ich ihn dann besser auf mich wirken lassen kann und nicht immer in das moderne


    Ich gebe zu, das gilt (galt) auch für mich und nicht nur bei Romanen, sondern auch wenn ich Bücher zur Geschichte lese.


    Allerdings habe ich mich in den letzten Jahren so mit der Geschichte des 19. Jahrhunderts beschäftigt, dass ich quasi da hinein gewachsen bin und nun eher die zeitgenössische Kultur nicht mehr nachempfinden kann :zwinker:


    Im Vorwort zu seiner Philosophiegeschichte bittet B. Russel seine Leser darum, die Gedanken und Theorien der vorgestellten Philosphen zunächst mit mildenr Sympathie aufzunehmen, bevor man die eigene kritische Position auf die Widersprüche loslässt. Mir hat diese Mahnung (als Philosphiehasser) geholfen das Buch zu genießen, und wenn ich das auf meine andere Lektüre anwende, hilft das in der Regel auch.


    In meinem Buch gab es noch ein aufschlussreiches Nachwort, das manche Situationen im Buch in ein etwas anderes Licht gerückt hat. Es wäre nicht schlecht gewesen, mir das vorher schon zu Gemüte zu führen, dann hätte die Geschichte teilweise ganz anders auf mich gewirkt. Vor allem Olgas Ängste, die sich in ihrer Ehe entwickeln, habe ich ganz anders gedeutet. Ich halte es durchaus für möglich, dass ich das Buch in späteren Jahren nochmals lese, dann aber unter ganz anderen Vorzeichen als jetzt. Gefallen hat es mir auf jeden Fall.


    Romane zu denen sich eine eigene, nicht durch fremde Analysen verstellte, Sicht entwickeln lässt machen mir am meisten Freude. Oblomow lässt sich ja als individuelle Geschichte lesen, in die sich eigene oder gedachte Erfahrungen und Positionen einbringen lassen. Von einem Buch wie dem Ulyssess kann ich das nicht sagen. Also mag für solche Werke ein Vor- oder Nachwort, ein Studium des Umfelds in dem der Roman entstanden ist, gewiss einiges mehr erklären und für die Einordnung helfen, die Gechichte die sich selbst erklärt, in der sich etwas über ihre Zeit und das Leben in dieser Zeit erfahren lässt ist mir aber lieber, solange ich nicht den Anspruch eines Literaturforschers erhebe.


    Moin, Moin!


    Christoph Schröder nimmt eine <a href="http://www.zeit.de/kultur/literatur/2009-09/contra-deutscher-buchpreis">kritische Position</a> zum Deutschen Buchpreis ein, weil Auswahl und Entscheidungen von einer verhängnisvollen Willkür bestimmt zu sein scheinen: "Die Shortlist liest sich wie eine Gegenliste zu dem, was die Kritikerkollegen und Verlage erwartet hätten. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei nicht um ein Versehen, sondern um eine planvolle und kalkulierte Machtdemonstration handelt, eine Geste gegen den Mainstream." Der Bücherpreis richte sich im Gegensatz zum Deutschen Buchpreis nicht an den Käufer, an den Markt, sondern nach innen, an den Literaturbetrieb.


    Zunächst ein Mal: Gute Besserung und hoffentlich hat das Bandscheibenproblem das Rückgrat nicht beschädigt ;-)


    Über den Preis in diesem Jahr kann ich nichts sagen, aber mit "Der Turm" hat die Jury 2008 m.E. einen sehr guten Roman prämiert.

    Nun möchte ich mich noch abschließend zu meinen Eindrücken äußern, die die letzten Teile des Romans betreffen:


    Zwei Männer, zwei Frauen. Daraus lassen sich vier Paare ableiten, wenn man sich auf heterosexuelle Beziehungen beschränkt. Drei führt uns Gotscharow vor, setzt mit ihnen den Rahmen der Geschichte und in den Fassetten dieser Beziehungen spiegeln sich deutlich die Charaktere der beiden Männer wider. Die Persönlichkeiten der Frauen dienen mehr zur Unterstreichung und leider auch zur Aufblähung des Textes.


    Oblomow - Olga


    Stolz - Olga


    Oblomow - Agafja


    In den beiden ersten Beziehungen finden wir zeitweise zweifelnde Männer. Beide ziehen aus ihren Zweifeln diametrale Schlüsse und handeln unterschiedlich. Oblomow weicht Olga aus und entscheidet einsam die Beziehung scheitern zu lassen. Der utilitaristische Stolz, Positivist, als wäre er vom Schoß A. Comptes gesprungen, will Gewissheit und überwindet Olgas Angst (und sie selbst) durch eine sophistische Analyse und Zerstreuung ihrer Bedenken. Es folgt ein glückliches Leben (die 4. mögliche Beziehung ist dadurch obsolet ;-) ), das Stolz noch die Zeit und Energie lässt, seinem Freund O. aus den Unannehmlichkeiten zu helfen, in die er, durch seine Lebensuntüchtigkeit und sein Umfeld, immer wieder hinein gerät.


    In der dritten Beziehung, Gotscharow deutet sie früh an, und mit Hilfe von Stolz, findet Oblomow eigentlich das, wonach er am Anfang des Romans strebt: Weltabgeschiedenheit und Freiheit von materiellen Sorgen. In Kauf nehmen muss er den gesellschaftlichen Absturz. Einen horizontalen Menschen stört das aber nicht sonderlich. Seiner äußeren Trägheit und innerer Phantasie stellt Gontscharow eine Frau mit äußerer Kraft aber innerer Leere zur Seite. Sie ist die unermüdliche Herrin von Küche, Garten und Markt, lässt ihren Mann aber in Ruhe.


    Abgesehen davon, dass sich Oblomow durch seine ungesunde Lebensweise sein Grab gräbt wäre so ein Schluss recht versöhnlich. Ich sehe sonst keine Sorgen, die Oblomow noch plagen könnten.


    „ Und Oblomow selber? Oblomow selber war ein vollkommenes und natürliches Abbild der Ruhe, der Zufriedenheit und der ungetrübten Muße“


    Gontscharow führt uns allerdings die Folgen für die überlebenden Figuren vor, und hier sehen wir, wie durch der Tod Oblomows, den Wegfall der materiellen Basis, die zerbrechliche Idylle der von ihm abhängigen Menschen zusammenbricht. Sie erleben in der Folge Entbehrung und Elend und haben nicht die Erfahrungen sich davon zu befreien. Die Ähnlichkeiten zu unserem „Helden“ sind deutlich sichtbar. Haben sie es verdient? Nur sein Sohn wird von Stolz aus dem oblomowischen Milieu heraus genommen. Wir sehen seine Zukunft also in guten Händen.


    Es ist eine Stärke des Romans, dass er nicht mit einem reinen Happyend ausklingt.



    Gonschtarow hat uns am Anfang mit Oblomow eine extreme Figur präsentiert. Ab dem zweiten Teil wird er mehr und mehr zu einem nahezu gewöhnlichen Menschen, der gegen Ende in die Eindimensionalität der Horizontalen zurückfällt. Von den Figuren, die am Bett O.s aufmarschieren, fehlt im weiteren, bis auf eine, jede Spur. In einigen Kapiteln widmet sich G. ausführlich Nebensächlichkeiten um woanders große Sprünge zu machen. Das ist wohl auch seiner unregelmäßigen Arbeit an dem Werk zuzuschreiben.


    Ich finde, er kann sich sehr gut in eine momentane Situation und Stimmung seiner Personen hinein versetzten. Auch bei den weiblichen Figuren gelingt ihm das aus meiner Sicht hervorragend. Vielleicht liegt es auch daran, dass er manchmal, für meinen Geschmack, zu tief einsteigt.


    Werde ich den Roman noch ein Mal lesen? Kaum. Bei den vielen ungelesenen Büchern, die noch auf mich warten, werde ich mir die Zeit nicht mehr nehmen wollen. Das Gerüst der Geschichte lässt sich einfach behalten, die Einzelheiten sind nicht so ergiebig. Vielleicht lassen sich einige Textstellen zum Zitieren ausbeuten ;-)


    Die Leserunde hat mir aber sehr geholfen, meine Gedanken zu entwickeln und zu strukturieren. Dieses gemeinsame lesen motiviert zum Nachdenken, und ich freue mich auch darüber, dass es nicht eine unterkühlte Debatte über literaturtheoretische Aspekte oder Formfragen wurde. Irgendwie sind wir alle in die Geschichte eingestiegen, hätten sie am liebsten in unsere gewünschten Bahnen gelenkt und daraus einen Roman in verschiedene Richtungen gemacht.



    Jetzt wird es aber Zeit zum Ende zu kommen. Raus aus dem Bett, Zähne putzen und ab nach Paris und zu seinen Geheimnissen . Na ja, nicht sofort, vielleicht noch frühstücken, es ist noch kalt, es ist noch Zeit. Nichts überstürzen, der Tag ist noch lang, ein wenig kann ich noch liegen bleiben und vielleicht noch einen Tee trinken. Und dann erst... na man wird sehen...


    SACHAR


    Ich bin heute mit dem Buch fertig geworden, aber gedanklich habe ich es noch nicht ganz verarbeitet. Für mich ist es schwer zu verstehen, dass Oblomow letztlich an seiner Untätigkeit und Lethargie zugrunde geht, obwohl ihm klar ist, dass das nicht der richtige Weg ist. Selbst Stolz kann ihn nicht aus dieser Sackgasse retten, auch wenn er derjenige ist, der den größten Einfluss auf Oblomow hat. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass dies die wahre russische Mentalität ist. Oblomow wurde dieses Leben nur ermöglicht, weil er Adeliger ist, der auf Kosten seiner Dorfgemeinschaft lebt, aber das war doch nicht die Normalität beim Großteil der Bevölkerung.


    Zu der Zeit als Gontscharow den Roman schrieb, dürfte Russland eine Bevölkerung von ca. 50 Millionen gehabt haben. Davon waren ca. 40 Millionen Bauern, die meisten davon politisch rechtlos.
    Du hast natürlich Recht, diese Millionen lassen sich nicht mit Oblomow gleich setzen. Wenn ich Oblomow als Modell des russischen Zustands betrachtet habe, dann meinte ich die bestimmenden Schichten und Klassen in diesem Land, und das waren nicht zuletzt die Landadligen. Ich bin sicher, (und leider auch mit dem Mainstream einer Meinung) dass Gontscharow diese Zustände aufs Korn nehmen wollte und als Zensor wusste, wie sich das machen lässt, ohne die Behörden zu provozieren.



    Ich bin heute mit dem Buch fertig geworden, aber gedanklich habe ich es noch nicht ganz verarbeitet. Für mich ist es schwer zu verstehen, dass Oblomow letztlich an seiner Untätigkeit und Lethargie zugrunde geht, obwohl ihm klar ist, dass das nicht der richtige Weg ist.


    Ist das wirklich so? Hat O. nicht genau das bekommen womit er zufrieden sein kann?
    Abgesehen davon, dass er seine Gesundheit ruiniert hat, kommt er gegen Ende des Romans dort hin, wo der Roman begonnen hat. Nur, dass er jetzt sorgenfrei leben kann und auch noch eine Frau dazu bekommen hat, die ihn versorgt (auch sexuell) und sonst in Ruhe lässt. Was soll Oblomow sonst noch wollen? Das einzige, was ihm Sorgen bereiten könnte ist der Verlust seiner gesellschaftlichen Anerkennung.


    Als Rentier zu leben war in vielen Ländern bei wohlhabenden Menschen nicht ungewöhnlich. Darwin z. B. hat auch so gelebt. Nur hat er mehr daraus gemacht.