Beiträge von Lost

    Womit wir vielleicht doch wieder beim Mengenargument sind: Eine (kleine?) Schnittmenge scheint vorhanden zu sein zwischen den beiden Disziplinen - Wenn die beiden Mengen klein genug sind, reicht sie aus, eine Bruecke zu bilden - sind die beiden Mengen gross (oder nur die eine davon), dann verliert die Schnittmenge ihre "Brueckenfunktion", weil es einfacher ist sich im Rest der Menge zu bewegen, als in die andere Disziplin hinueberzuwechseln. - Ergibt dies Sinn?


    Beachte aber bitte auch den Aspekt der Qualität. Die Schnittmenge ist wohl tatsächlich klein. Aber gegen wie viele Arbeiten aus den "Reinen" Gebieten willst du die Bedeutung der Arbeiten von z. B. Cantor, Frege, Russell, Gödel, Neuman, Turing aufrechnen.
    Es ist auch eine Frage von Interesse, Talent und Spezialisierung, die entscheiden wo sich Wissenschaftler am wohlsten fühlen, und nicht nur die Frage nach der Leichtigkeit des Seins. Auf der anderen Seite behaupte ich, ist es viel einfacher in einer Skihütte über Sein und Zeit nachzudenken, als ein System nichtlinearer partieller Differntialgleichungen aus der allgemeinen Relativitätstheorie zu lösen.

    Von einem Lektor des S. Fischer Verlags erfuhr ich, dass die beiden ersten Joseph Romane im Rahmen der GkFA in den nächsten zwei Jahren erscheinen sollten. Der Text- und Kommentarstatus sei schon sehr gut. Da einer der Herausgeber und Gegenleser, Hermann Kurzke dazu kräftig nickte, scheint die Aussage kein reines Wunschdenken zu sein. Vielleicht werde ich mich dann, mit Unterstützung des Kommentars, wenigstens partiell noch Mal mit diesem Roman beschäftigen.

    Vor ein paar Jahren habe ich ein Radiointerview gehört, in dem eine israelische Literaturwissenschaftlerin (Name leider entfallen, es war beim Auto fahren) über die deutsche Literatur im 18. und 19. Jahrhundert sprach. Sie nannte nur zwei Namen von Autoren, denen sie sie zugestand keine antisemitische Haltung aufzuweisen. Es waren Lessing und Gottfried Keller.
    Mann sollte natürlich auch berücksichtigen, dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Judentum sehr oft ebenfalls als antisemitisch (im modernen biologischen Sinn) etikettiert wird.

    Es ist immer wieder vom Christentum und der Bibel die Rede, ob es nun zum Thema paßt oder nicht. Ich mag diese religiöse Indoktrination nicht, und erwarte so etwas vor allem nicht in einer Literaturgeschichte. :grmpf:


    Danke für die Bemerkung zu deiner Lektüre. :winken:


    Der Theologe Kurzke ist dann nicht zu verleugnen und ich bin gespannt, ob er sich auch bei seinen Kommentaren zu den Betrachtungen zu erkennen gibt.


    Gestern angefangen und während der ersten 20 Seiten schon massiv geärgert: "Die kürzeste Geschichte der deutschen Literatur: und andere Essays" von Hermann Kurzke.


    Kannst du ein Beispiel für deinen Ärger nennen. Ich höre mir heute einen Vortrag von Kurzke über Thomas Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen" an, und leider konnte ich mich nicht auf Kurzke vorbereiten.

    Lässt sich nicht aus der Rückschau sagen, dass beide Begriffe, Philosophie und Naturwissenschaft sehr pauschal sind und eine Aufspaltung nur im Zusammenhang mit der Differenzierung innerhalb der Disziplinen betrachtet werden kann.
    Spontan meine ich, mit der Priorisierung von Experiment, Messung und der induktiven Beweisführung, wurden die exakten Naturwissenschaften von der Metaphysik getrennt. Alle Naturwissenschaften und auch die Mathematik beruhen aber auch auf Prämissen, die sich innerhalb dieser Wissenschaften nicht beweisen lassen und deshalb weiter schöne Spielwiesen für die Philosophen und philosophisch interessierte Wissenschaftler darstellen. Außerdem ist die Wissenschaftstheorie, also die Frage nach wissenschaftlichen Regeln ein Gebiet, das von der Philosophie mit beansprucht wird aber ohne die Erkenntnisentwicklung der Wissenschaften selbst unvollständig und esoterisch bleiben würde. Überhaupt ist so ein Begriff wie "Wissenschaftstheorie" eher ein Anzeichen, dass es auch Überlappung von Wissenschaft und Philosophie gibt, genauso wie sich in der Logik Mathematik und Philosophie eher umarmen, als sich aus dem Weg zu gehen.
    Festhalten lässt sich, war zur Zeit Schopenhauers, der die Bemerkung machte: „Das Experiment ist, die Natur auf die Folter gespannt“ die Trennung offensichtlich schon sehr weit fortgeschritten.
    Persönlich wünsche ich mir alle Metaphysiker in die Hölle und fast alle Physiker in den Himmel, also wenigstens für die Protagonisten eine klare Trennung.


    Ich sitze hier und schwitze bereits über dem ersten Satz. :spinnen:
    Des Menschen erste Schuld, die Frucht des Baumes,
    des untersagten, deren gift`ge Kost


    Ich habe gerade in meine Reclam-Ausgabe geschaut (Übersetzung von Hans Heinrich Meier).



    Mein Englisch ist beschämend, aber wie man "mortal taste" mit "gift'ge Kost" übersetzen kann, ist mir schleierhaft, :rollen: geradezu geschmacklos :zwinker:

    Ich denke, dass es ausgerechnet derselbe Nachname ist, liegt eher daran, dass für Mann dieser Name zu jener Zeit das typische Nordlicht, den Lübecker Kaufmann, bezeichnete. Der Rest sind autobiografische Eierschalen. :winken:


    Wie häufig der Name ist, lasst sich auch aus dem "Zufall" schließen, dass Heinrichs 2. Frau Nelly den Namen ihrer Adoptiveltern Kröger (einer Fischerfamilie) führte.


    Allerdings ist eine Beziehung zu den Romanen ausgeschlossen, da Heinrich Nelly erst kennenlernte, als die Bücher schon lange geschrieben waren.

    Heute konnte ich mir die Lesung eines Auszugs des Briefwechsels im Schauspielhaus Frankfurt a. Main anhören/ansehen. Großes, bewegendes Theater! Der gute Vortrag erhöht noch die Dramatik der Briefe. Die ist natürlich hauptsächlich der übersteigerten, stellenweise größenwahnsinnigen Rhetorik von Bernhard zu verdanken, der Held des Dramas ist allerdings der Dompteur Unseld, der eine Wildsau im Zaum halten muss.
    Die Lesung hat mich motiviert den ganzen Briefwechsel zu lesen und ich ,muss bedauern, dass man so einem großen Verleger und Psychotherapeuten, wie Unseld hier erscheint, nicht ebenfalls Literaturpreise verleiht.



    Du kannst jetzt als Expertin Auskunft geben, kostenlos aber nicht umsonst :breitgrins:

    Das will ich auch mal lesen. Da ich schon an Krieg und Frieden gescheitert bin, will ich es mal mit was anderem versuchen.
    Wann hast du denn vor es zu lesen?


    Richtig festlegen möchte ich mich noch nicht. Nach der Don Quichote Leserunde hat Proust oberste Priorität. Wenn er nicht so anstrengend ist, könnte so ein oller Russe für den Anschluss vielleicht gehen. Das wäre dann vermutlich im Sommer (ohne Gewähr).

    Auf meiner Liste stehen:


    Nietzsche: Also sprach Zarathustra (fange ich jetzt an)


    Cervantes: Don Quichote (Leserunde ab Mai)


    Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Bd.1 ( ich habe vor jedes Jahr einen Band zu lesen)


    Kafka: Das Schloss (vorher was Sekundäres, um die landläufige Interpretation besser zu kennen als beim Prozess)


    Freitag: Soll und Haben (historisches Interesse)


    Tolstoi: Anna Karenina


    Hugo: Die Elenden (habe dich dem Genörgel von Sandhofer bei der Sue Lektüre zu verdanken :zwinker: )


    Ja, und hoffentlich bald: Hobsbawm: Globalisierung, Demokratie und Terrorismus. (nebst weiteren Sachbüchern)


    und im November: Stifter: Der Nachsommer (ganz neu auf der Liste)

    Theater wäre eine Idee, aber welches Theater außer dem BE spielt denn regelmäßig Brecht-Stücke?


    Naja, ich will die Bücher nicht verkaufen, weil sie ein Erbstück sind, das will ich nicht einfach zu Geld machen, brauche andererseits aber wieder Platz in meinem Regal.


    Passt vielleicht zu einer Schauspielschule.


    Ach, den Witiko habe ich auch erst im dritten Anlauf geschafft. Den Nachsommer hingegen lese ich regelmässig alle 3-5 Jahre. Da müsste demnach nächstens die 7. oder 8. Lektüre fällig werden ...


    Vielleicht im November? :winken:


    In der zweiten Hälfte nervt Sue seine Leser immer häufiger mit seinen moralisierenden Essays, die nicht mehr Teil der eigentlichen Handlung sind. Weiß jemand, wie diese Teile bei seinen damaligen Lesern angekommen sind? Waren die auch genervt? War das der Grund für das Ende des Romans (Fortsetzungsromane könnte man ja an sich beliebig in die Länge ziehen)?


    War es nicht in schon Frankreich Tradition, dass Autoren ihre gesellschaftspolitischen Ansichten in Romanform artikulierten? Voltaire, Rousseau, sind die nicht naheliegende Beispiele? Er hat halt so viele Vorschläge, dass er nicht alle Rodolphe in den Mund legen kann, und für seine angestrebte politische Karriere war es vielleicht auch nützlich selbst zu sprechen. Mit dem Abstand von mehr als 150 Jahren erscheint das nervtötend, ist aber auch nicht schlimmer als zum Beispiel in Fernsehspielen heutzutage transportiert werden.


    Wir konzentrieren uns heute meistens darauf, die Romanwelt der Vergangenheit in Form der Bücher wahrzunehmen, die ihre literarische Bedeutung behalten haben. Vielleicht verstehen wir überhaupt noch nicht, was damals das breite Lesepublikum von erzählender Literatur erwartet hat, wie es Spannung, Entspannung und Erfahrung in den Werken, die damals häufig gelesen wurden, gefunden hat.


    Ich vermute, in den Literaturgeschichten der Zukunft, werden auch viele Autoren nicht erscheinen, die unserer Zeit Diskussionsstoff geliefert haben. Oder meint jemand, dass Dan Brown, Frank Schätzing in einigen Jahrzehnten noch bedeutend sein werden?


    Für mich hat die Lektüre der Geheimnisse auch nur den historischen Aspekt behalten, ohne dass eine individuelle Nähe zur Erzählung zurück geblieben ist, wie es zum Beispiel bei den Abenteuerromenen von Karl May oder den Entdeckerberichten der Fall ist, die noch immer ein Teil meiner Jugend sind und bis in die Gegenwart ausstrahlen.


    "Sinuhe der Ägypter"? Von wem ist das?
    ...
    Liest du es nun zu Ende? Weil, insgesamt fand ich es von Band zu Band unterhaltsamer. Ich erinnere mich an eine Stelle, als Joseph beim Pharao vorsprechen soll, und einem dessen Diener, den Joseph bereits kannte, so übertrieben kratzbucklerisch seine Aufwartung macht, dass ich um ein herzliches Lachen nicht umhin kam. Aber die Geschmäcker sind verschieden. Mich hat es aber wirklich sehr gut unterhalten.


    Die Josephromane habe ich durch. Es gibt einige Kapitel, die ich auch sehr anregend finde. Zum Beispiel die Verkaufsverhandlung in Ägypten.


    "Sinuhe der Ägypter" wurde von Mika Waltari, einem finnischen Autor, geschrieben.


    Ich lese von Gustav Freytag "Soll und Haben", ich wollte mir selber ein Bild davon machen, warum der Autor einen antisemitischen Ruf geniesst, und habe ihn wohl auch schon entdeckt :rollen:


    Steht auch in meinem Regal und auf der Liste.

    Ein Zitat aus der Jean Paul Biografie von Günter de Bruyn, die ich gerade lese:

    Zitat

    Im "Titan" aber, der fast ausschließlich in Aristokratenkreisen spielt, zwingt er sich eine Leistung ab, bei der er sich verleugnen muß. Der Gegner der Klassiker hat hier den Ehrgeiz, einer zu werden. Keins seiner Bücher ist so von Weimar bestimmt, wie dieses Anti-Weimar-Buch. In keinem werden seine Hoffnungen, seine Ideale und Ansichten, so deutlich wie hier. Aber der großen Idee werden die Mittel, die er beherrscht, nicht gerecht.