Beiträge von Lost

    Stört dich das so sehr? Ja, ich schließe oft den Satz mit einer Emotion statt mit einem Punkt, bisher fand ich das viel aussagefähiger.
    Und doch, ich finde auch den ersten Satzteil, natürlich im Zusammenhang mit dem zweiten Teil, für wahrhaft. Wer nur in Büchern existiert läuft Gefahr so zu werden.


    Liebe Anita,


    mein 2. Satz, war nur eine Bestätigung von Lichtenbergs erstem Satzteil und eine Widerlegung meines ersten Satzes.


    Wenn du es so verstehen mußtest, wie du schreibst, dann bitte ich um Entschuldigung. Meine Bemerkung über den Punkt war nicht ernst gemeint. Sowas kann ich mir auch überhaupt nicht leisten.


    Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.


    Hallo Jaquui, hallo Lost,


    es ist schon eine Weile her, dass ich Kaffkas Prozess gelesen habe, wäre also mal wieder an der Zeit. Seit ihr noch interessiert?


    Lieber Hubert,


    danke für dein Interesse. Da aber die Resonanz auf meine Vorschläge sehr verhalten war, habe ich den Roman im Frühjahr schon gelesen und sogar irgendwo hier meine eigenwillige Interpretation hinterlegt.


    Zur Zeit hat mich auch wieder die Geschichte eingeholt und wird wohl bis zum "Nachsommer" im Februar ein Lektüreschwerpunkt bleiben. Es würde mich aber freuen, wenn wir uns irgendwann zu einem gemeinsamen Leseprojekt zusammenfinden.


    :winken:


    Wolfgang

    Hallo Maria,


    ich habe vor wenigen Wochen die Kriegstagebücher gelesen. Bei aller Abneigung, die ich gegen Jünger hege, sind diese unmittelbaren Aufzeichnungen geeignet, einem die schrecklichen Bedingungen, in denen die Soldaten damals waren, vor Augen zu führen. Jünger entpuppt sich hier als Fatalist, der das Erlebte nicht in einen größeren Zusammenhang einordnet reflektiert. Das muss man in Kauf nehmen, hat dafür aber mehr Unmittelbares.
    Das Buch enthält detaillierte aber unvollständige Anmerkungen.

    Ich überschlage ein Mal:


    Für ein angemessenes Nettoeinkommen müsste ein kompetenter selbstständiger Übersetzer so 10 000 bis 12 000 EUR im Monat Bruttoeinkommen haben. Davon gehen ab Sozialversicherungen, Steuern, Arbeitsmittel, Reisen und so weiter.... Ich schätze, es bleiben dann so 3000 bis 4000 EUR übrig. Dafür lassen wir ihn anständigerweise 160 Stunden/Monat arbeiten und kommen auf einen Stundensatz von ca. 65 EUR, wenn wir keine Aquisitionsausgaben rechnen und ihn daheim übersetzen lassen. Sollten noch Ausgaben und Zeit für Auftragsbeschaffung und Verlags- und Autorenkontakte dazu kommen, sollte der Stundensatz locker mehr als 80 EUR betragen.

    Weniger flüssig zu lesen, aber mit Details belohnt wird der Leser mit Helmuth Nürnberger "Fontanes Welt". Nürnberger setzt darin Fontanes Entwicklung und Leben in sein historisches Umfeld.


    Mein Speichelfluss wird angeregt. Das kommt ja schon dicht an meine Vorstellung heran.


    Ob sich so eine Biographie für eine Leserunde eignen würde?



    UND Poppea: Du bist doch so fit was die ganze EDV-Technik angeht. Wie geht das mit der ignore-Funktion? Du bist fällig!

    Könntest Du eine gute Fontanebiographie empfehlen?


    Im Fontanejahr 1998 ist.


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    erschienen (seit 2002 auch als Taschenbuch erhältlich) und wurde gut besprochen. Ausnahmsweise muss ich hier den Kritikern zustimmen. Sie ist für mich sehr informativ gewesen, flüssig zu lesen und ausreichend in den Details. Wobei Fontane auch eine 1000 Seite Biographie wert wäre und einen ebenso langen Roman.
    Es ist allerdings auch die einzige Fontanebiographie, die ich kenne. Vielleicht sollte ich sie auch bald noch Mal lesen und wieder was vom Schnautzbart, den ich in den letzten Jahren vernachlässigt habe.


    Moin, Moin!


    Ich habe "Ein weites Feld" in guter Erinnerung und konnte mir den damaligen Verriß nicht erklären. Ich bin mir allerdings unschlüssig, was eine Zweitlektüre bringen würde. Eine gewisses Grass-Gesättigtsein ist schon zu beobachten, was mit die Lektüre von "Grimms Wörter" zeigte.


    Falls du doch noch Mal das weite Feld besuchst, rate ich dir eindringlich unmittelbar davor eine gute Fontanebiografie zu lesen

    Da ich eure Meinungen respektiere und schätze, werde ich ausnahmsweise ein Mal Vorsicht walten lassen und mir den Himmel nur ausleihen. Die Stadtbibliothek in Hanau hat zwei Exemplare.

    Super Maria, danke. Wie immer bist du auf der Höhe der Zeit :winken:


    Da ich vermutlich den Theaterkanal nicht sehen kann, (oder ich finde ihn im Internet,) hier schon die Resultate der Kritik, wenn ich das 5. Rad am Rade gewesen wäre (quasi der Joker):

    Günter Grass: "Ein weites Feld"


    Großes Theater, sehr zu empfehlen. Können aber nur wahre Kenner würdigen



    Theodor Fontane: "Irrungen, Wirrungen"


    Aus heutiger Sicht eine schwache Geschichte, teilweise mit literarischen Schwächen, da Fontane Spaziergänge im 100m Renntempo machen lässt (oder den Mond zum Meteor umschreibt). Aus damaliger Sicht sicher für Preußen was Neues, für Frankreich Altbekanntes.


    Antonio Tabucchi: "Erklärt Pereira"


    Als Hörbuch hat mir die Geschichte und die Art der Erzählung, mit ihrer melancholisch kritischen Sicht sehr gut gefallen. Auch der Film überzeugt durch seine Atmosphäre.


    Dietrich Schwanitz: "Der Campus"


    Schund. Einer der wenigen Romane die ich abgebrochen haben. Die Logik der Erzählung ist sowas von vorhersehbar und reiner Mainstream und ablausberechnet.


    Jonathan Lynn: "Mayday"
    Mal was Neues. Kenne ich nicht.


    Ach ja, wenn ich nicht wäre :zwinker:


    Hallo Lost,


    danke für deine Einschätzung des Romans.
    Die Kritik im Literaischen Quartett war so vernichtend, das ich das kaum glauben konnte.


    Gruß, Lauterbach


    Ich muss zugeben, dass ich es niemals geschafft habe, eine Sendung des Literarischen Quartetts zu Ende zu sehen. Aber ich bin da etwas grenzwertig, was die Präsentation von Literaturkritik angeht. Nun waren da auch Intimfeinde von Grass auf dem Schirm, und es ging da auch um Unterhaltung. Trotzdem hast du mich motiviert, diese Sendung anzuschauen. Ist das möglich?


    Ich kann auch Günter nur gut zureden, dass er es als eine Ehre betrachtet, der umstrittenste deutsche Großdichter des 20. Jahrhunderts zu sein. Viel Feind viel Ehr.


    "EIn weites Feld" habe ich 1998 im Fontanejahr gelesen. Es wurde dadurch ein großes Vergnügen, weil ich unmittelbar vor diesem Roman eine Fontanebiografie gelesen hatte und auch Schädlings Roman Tallhover kannte. Dazu kam noch, dass ich damals seit Jahren zum ersten Mal eine Woche ans Bett gefesselt wurde (ohne dass der Kopf beeinträchtigt war), also genug Zeit zum Lesen hatte.


    Grass nimmt natürlich auch in diesem Buch eine sehr persönliche und kritische Haltung zur Art und Weise ein, mit der die Vereinigung durchgezogen wurde. Das war wohl die Hauptursache für die vielen kritischen Stimmen zum Roman. Damals hatte ich ja schon eine Tabuzone zu diesem Thema etabliert und die feine Gesellschaft in den Redaktionsstuben schwenkte bei jeder Gelegenheit die Fahnen des neuen Deutschlands.
    Die Figuren und Episoden sind eben auch typisch Grass, also nicht für jeden. Für mich war es in diesem Fall natürlich ein Erlebnis in der Grassgeschichte das Fontaneleben aufzuspüren, und ich habe mich weniger für die Bedeutung der Kritik an der Treuhand interessiert, da ich damals glaubte, hier ist sowieso viel unter den Teppich gekehrt worden.
    Man hat Grass ja unterstellt (möglicherweise zu Recht ???), er hätte mit dem Roman den großen Wenderoman schreiben wollen und konnte natürlich leicht nachweisen, dass es nicht der Fall war (diese rhetorische Volte ist ja verbreitet). Das hat mich aber auch nicht interessiert, also mein Vergnügen nicht beeinträchtigt.
    Jahre später habe ich noch den berühmten offenen Brief von MRR zum Roman im Internet aufgetrieben. Weshalb sich Grass über so einen erbärmlichen Brief, der onkelhaft und nebulös über den Roman herzieht, so aufgeregt hat, kann ich bis heute nicht verstehen. Er hat sich mit seiner unbeherrschten Reaktion nur selbst geschadet.
    Im Roman debattieren zwei Figuren über den Zeitverlauf, und Fonti ist einem alten Fontane nachgebildet, eine systemkonforme (DDR) aber zunehmend skeptische Figur, und sein "Mitläufer" ist einer der Stützen des Unterdrückungsaparats gewesen, der nun aber zu reflektieren beginnt. Hier sind eben die die Überlegungen von zwei alten, langsamen Herrn der schnellen Geschichte gegenübergestellt.
    Kein Wunder, dass mir der Roman sympatisch bleibt :zwinker:

    Zu Hilsenraths "Nacht"


    Nach den ersten 80 Seiten vermute ich, dass nicht viele das Buch, so schonungslos wie es daher kommt, wirklich gerne lesen werden. Dazu ist es wohl auch nicht geschrieben worden und von Lesevergnügen kann keine Rede sein.


    Vor ca. 40 Jahren las ich ziemlich viel über die Vernichtungsaktionen, Aufstände, die Lager und Gettos gelesen, die im Zuge der Nazizeit Europa überzogen haben. Meistens waren es Sachbücher- mit einer Neuausgabe von Kogons "SS-Staat" hatte ich begonnen- und Ende der sechziger Jahre, vielleicht in Folge des Auschwitz-Prozesses und der Studentenbewegung, ist einiges über diese Themen erschienen.
    Meistens standen, bei der Beschreibung von Opferschicksalen, eher Beispiele im Mittelpunkt, in denen Auflehnung und Altruismus aufgezeigt wurden. Hilsenrath beschreibt ganz anders. Der Überlebenswille, die Überlebensreflexe sind vollkommen egoistisch, das Leben so erbarmungslos wie unter Tieren. Die Darstellung erinnert mich an Art, wie zum Beispiel Bukowski geschrieben hat, nichts an Elend und Ekelhaftem wird ausgelassen. Das kommt mir sehr realistisch und klar vor, und es ist eine Schande, dass das Erscheinen des Romans zunächst unterdrückt wurde.
    Das sind natürlich erst die Eindrücke, die ich nach weniger als 20% des Textes habe.


    Ich war nie ein richtig ernsthafter Leser, leider, habe mich zu viel mit Unterhaltungsliteratur befasst. Die Literatur pauschal nehme ich noch immer nicht ernst, aber bei so einem Buch bedauere ich, dass ich nicht so ca. 20 Jahre meines Lebens noch ein Mal neu und anders durchlesen kann.