Falls du diesen Aufsatz als erleuchtend empfinden solltest, melde dich kurz, dann bestelle ich mir das Buch auch :zwinker:
Dar Aufsatz "Bis an den Rand der Natur, Versuch über Stifter", findet sich in: W.G. Sebald, Die Beschreibung des Unglücks.
Sebald sieht im "Nachsommer" einen utopischen Gegenentwurf zur zeitgenössischen Literatur. Anders als ich armer Leser, hat er natürlich die wissenschaftliche Distanz eines Pathologen und untersucht diesen Aspekt ohne zu werten. Den größten Teil seiner Betrachtungen über Stifter widmet er aber einem Psychogramm des Dichters, das er aus den Erzählungen entwickelt. Stifters Naturschilderungen werden zur "Portraitierung weiblicher Wesen", päderastische Neigungen werden Stifter unterstellt und von Fetischismus ist die Rede.
Wenn ich dieses mit meinen Eindrücken aus den ersten 6 Kapiteln verbinde, so muss Stifter ein Mensch gewesen sein, der sich in jedem Detail unverstanden gefühlt hat, der seine Umwelt innerlich ablehnte, ihr mit Angst begegnete und in literarische Tagträume einer idealen Welt flüchtete.
Die geologischen Betrachtungen haben mir übrigens gefallen, die Fragestellungen unseres Autodidakten lassen sich nachempfinden. Aufgefallen ist mir, dass Stifter in einigen Kapiteln die Himmelsrichtungen durch Tageszeiten benennt, im Kapitel, das zum Teil auf dem Sternenhof spielt, aber die direkten Bezeichnungen verwendet.
Das hat bestimmt tiefe tiefenpsychlogische Gründe, die tiefsinnig zu analysieren sind. Dazu sein meine Kenntnisse allerdings nicht vertieft genug 