Beiträge von Lost

    Danke Sandhofer für die Erläuterung.


    Entgegen meinen Gewohnheiten mich nicht durch Sekundärliteratur konditionieren zu lassen, werde ich nun, nachdem ich das Kapitel "Die Begegnung" beendet habe, den Aufsatz von W.G.Sebald über Stifter lesen.
    Bis jetzt habe ich den Eindruck einen Groschenroman zu lesen.

    Nein? Unser Erzähler verbringt einen Sommer lang damit, die Alpen kennezulernen, indem er mal kurz einen Ausflug dahin und ein bisschen hinein macht. Das war dann schon sein Sommer ... Kein Müssiggang? :)


    Wenn ich zwischen den Zeilen lese, dann war sein sein Ausflug mit wissenschaftlichen Studien verbunden. Aber meinetwegen soll es auch Müssiggang sein, was es dann immer ist, wenn jemand für sein Brot nicht arbeiten muss und seinen Neigungen nachgehen kann. Es ist überhaupt ein Charakteristikum der ersten Kapitel, dass man manchmal nur sehr allgemein erfährt, was ihn so beschäftigt und welche Gefühle er hegt. Auch wird nirgendwo erwähnt, welchen Handel der Vater treibt, obwohl vom Geschäft mehrmals die Rede ist. Mir scheint, als würde Stifter all seine eigenen Kenntnisse zusammenraffen um uns in diese einzuführen. Es mag viele Hebungen und Senkungen haben 8ich verstehe rein gar nichts davon), aber das fünfte Kapitel zum Beispiel ist lediglich ein Vademekum des ökologischen Landbaus und könnte heute auch im "Hausbüchlein des kleinen Biogärtners" stehen.

    Ich frage mich nach 4 Kapiteln, wie Stifter so eine zeitentrückte Sicht auf die Welt entwickeln konnte. Kommt mir vor wie Hilflosigkeit und eine Flucht vor dem, was in den letzten Jahrzehnten vor der Publikation alles passiert ist.

    Wenn meinst Du jetzt mit Großstadtintellektuelle: Mahatma Gandhi oder Anita?


    Eine richtige Andeutung! Ich habe diejenigen vergessen die sich vom Hocker schubsen lassen. Gelesen habe ich das Buch auch mit Interesse, aber diese sehnsuchtsvolle Übertreibung, was die Zivilistaionsferne und was das "radikale Selbstexperiment" betrifft, ist nun wirklich nicht angebracht. zu Thoreaus Zeiten sind noch Tausende wirklich nahezu ohne Kontakt zur Zivilisation durch die Wildnis gezogen und haben das erfolgreicher bewältigt.

    Zum Glück für Heinrich? lernt er dann im dritten Kapitel seinen Mentor kennen. Da beginnt die Idylle und auch die Poesie, außer man ist ein Rotschwanz, da hört es dann mit der Idylle auf. :zwinker:


    [/quote]


    Da ich gestern nur bis zum Ende des dritten Kapitels gelesen habe, erschloss sich mir das noch nicht. Ich schwankte beim lesen zwischen Arkadien und Hotel California, bei der Beschreibung seiner Einkehr. Wobei Einkehr ja auch ein mehrdeutiges Wort ist. Langeweile kam bei mir auch nicht auf, eher Spannung, weil Stifter noch nicht zum Kern gekommen ist, und die detailierte Beschreibung der Umgebung darauf hindeutet, dass hier ein wichtiger Ort ist, aber im Gegensatz zu der vorläufig zurückhalteneden Charkterisierung des Gastgebers steht. Nicht nur der Garten ist blumenreich, sondern jetzt auch, und besonders am Anfang des 3.K. Stifters Sprache. Könnte die Stiländerung auch bewusst die Ebenen der Familie und der neuen Bezüge trennen?


    . Inzwischen denke ich, wenn das alles so super war, warum ist Thoreau nach einem 2-jährigen Experiment wieder in die Zivilisation zurück gekehrt?


    Das "Experiment" ist doch gescheitert. Auf den ersten Seiten macht T. die entsprechende Rechnung auf. Wenn du dir in Google Earth ein Mal die Umgebung anschaust, wirst du auch sehen, dass das Leben in den Wäldern, eher dem Leben mit Häuschen im Grünen vergleichbar war. So was kann wohl nur Großstadtintellektuelle vom Hocker reißen.

    Poesie würde ich Stifter aber dann auch zusprechen. :winken:


    Auch für die ersten zwei Kapitel vom Nachsommer? Darauf wollte ich mich beziehen.


    Müssiggang ist gerade das, was ich nicht erkenne, eher eine tätige Wissbegier, so ein kleiner Darwin könnte sich hier entwickeln, auch vom materiellen Hintergrund aus.


    Du weißt ja aber schon mehr. :winken:

    Lieber Tom,


    eben habe ich das zweite Kapitel gelesen und auch an Goethe gedacht, diesem Nochuniversalgelehrten. Und deine Erläuterungen treffen m.E. ins Schwarze. Die Poesie fehlt bei Stifter aber vollkommen. Er lässt seinen jungen Helden von der abstrakten Mathematik schnell ins konkrete naturbeschreibende Wissen wandern, mit Füßen und mit dem Kopf. Wahrscheinlich hat Stifter den Werther gelesen und weiß wohin Schwärmerei führen kann ;-)

    Hallo,


    wenn ich mich richtig erinnere, sollte ich derjenige sein, der die Leserunde eröffnet. So sei es denn, ganz nüchtern, so wie das erste Kapitel, in dem eine Kindheit in Sicherheit und Wohlstand rekapituliert wird, von Bildung und Ausbildung, aber nicht von Gefühlen geschrieben ist. Ein Weg der utilitaristisch verläuft und ein Plädoyer gegen den Utilitarismus enthält, eine Familie die patriarchalisch geprägt und geleitet wird, in der aber die Freiheit des Geistes hochgehalten wird, wie auch die Funktion der Geschlechter.
    Kein langatmiges aber recht hölzern geschriebenes Einführungskapitel.

    Hallo,


    ich habe mir fest vorgenommen, meine Augen wieder vermehrt von der Sachliteratur und Bildbänden auf die Klassiker zu wenden.


    Hier habe die ersten üblichen verdächtigen Links zum Thema:


    http://en.wikipedia.org/wiki/Adalbert_Stifter


    http://www.adalbertstifter.at/


    http://en.wikipedia.org/wiki/Der_Nachsommer


    http://www.literaturwissenscha…eratur_2/RV%20Stifter.pdf


    http://www.freidok.uni-freibur…/537/pdf/Dissertation.pdf


    Ich wünsche allen weiteren Teilnehmern an der Leserunde erhellende Erkenntnisse, interessante Fragestellungen und nicht zuletzt Vergnügen.


    [size=0.7em]edit sandhofer: Ich habe den Titel den - ungeschriebenen - Konventionen alldahier angepasst. Nix für Ungut! Grüsse - sandhofer[/size]

    Ich selbst werde langsamer vorankommen. Seit Weihnachten habe ich nur ganz wenig gelesen, mir gehen andere Dinge durch den Kopf. Also werde ich auch wenig zu meiner Lektüre schreiben, die erst heute mit nur ein paar Seiten begonnen habe.


    Kafka traue ich übrigens zu, dass er nicht wusste, oder sich nicht mehr erinnerte was die Freiheitsstatue in den Himmel hält. Die Fackel ist sowieso ein mehrdeutiges Symbol.


    Es hat sich aufgeklärt. Aus dem Gespringe wird nichts. Die Schlafmützen bei Suhrkamp haben es verpennt das eBook zu verlinken, sodass man die Fußnoten nicht anklicken kann.


    Schade, kaum ein anderes Buch hätte sich besser für diesen Zweck gemacht.


    Oh doch, der Ulysses!


    Ich kenne auch jemand der eine Schlafmütze hat. :breitgrins:

    Liebe Poppea,


    mit der übereilten Übernahme des Wortes "dumm" bin ich dir auf den Leim gegangen. Selbst "naiv" wäre im Fall von Anna nicht angebracht, vielleicht eher "panisch" oder, wenn man Frau folgen möchte "hysterisch" passt besser. Tolstoi beschreibt mit Ana eine typische Figur dieser Zeit und sie ist in der Tat positiv besetzt, weil Tolstoi sie auch mit Mitgefühl beschreibt. Du solltest bedenken, dass es die erste Aufgabe (mit Ausnahmen) einer Frau von Stand war Ehefrau zu werden und Kinder zu gebären. In den meisten Ländern Europas verlor eine Frau mit der Heirat, die Rechte über ihr mitgebrachtes Vermögen zu bestimmen und eine Verfehlung machte sie, wenigstens offiziell, zu einer Verfemten. Anna hatte ebenfalls die Kenntnisse, die du erwähnst, du widersprichst dir also selbst, und diese Kenntnisse dienten in erster Linie dazu ein Vorzeigeobjekt für den Ehemann zu sein. Dumm wäre Anna dann, gewesen, wenn sie nicht jede Möglichkeit genutzt täte, ihre privilegierte Stellung zu erhalten.


    Anna positiv belegt????? Diese selbstsüchtige, eitle, dumme Person? Also jetzt muss ich doch mal wie MMR sagen: Frau Löffler, ich weiß ja nicht welches Buch Sie gelesen haben, aber offenbar ein ganz anderes als ich!


    Ich glaube, du verkennst das 19. Jahrhundert, in dem Frauen der höheren Stände nur selten anderes übrig blieb, als dumm und eitel zu sein. Selbsüchtig zu sein, ist da wohl eher ein Zeichen von Intelligenz gewesen.

    Lieber Hubert,


    ich merke, du kennst mich hier noch nicht. Also entschuldige, wenn ich keine Smilies hinter meinen Text gesetzt habe. Ich bin dir in deiner Auffassung sehr nah und Germinal gehört zu meinen Devotionalien. Zola ist für mich ein vorbildlicher poltitischer Intellektueller.

    Ich habe sowohl Anna K. als auch Thérèse R. je zweimal gelesen und ich versichere Dir bevor ich Anna K. ein drittes Mal lese, lese ich eher Thérèse R. ein drittes, viertes und fünftes Mal, also alles nur Geschmackssache.


    Für den kultivierten Klassikleser sind die großen Damen feine Damen, selbst wenn sie sich gelegentlich in andere Umstände begeben. Zola, na ja, er nähert sich wohl doch etwas zu sehr dem gewöhnlichen Leben um literarisch den feineren Geschmack zu bedienen. Außerdem ist er politisch, pfui. Da sind selbst Dickens und Balsac noch erträglicher (mit etwas 4711 im Taschentuch).

    Herzlichen Dank für deine Bemerkungen lieber Gontscharow.


    In meiner Jugend habe ich ebenfalls das Buch von Viki Baum zusammen mit Romanen von Perl S. Buck gelesen und mehrmal den Film "Menschen im Hotel" (ich glaube mit O.W.Fischer) gesehen. Irgendwie erinnere ich mich auch an den Film "Das Narrenschiff", aber wahrscheinlich wegen einer Besprechung, die Heinz Rühmann zum Thema hatte. Gesehen habe ich den Film jedenfalls nicht.


    Ich bin jetzt in der Zwickmühle, a) wegen der Einschätzung über deine zweite Lektüre, b) ich will meine Bücherkäufe einschränken und c) ich boykottiere Manesse.
    Für das Buch spricht die Thematik, die mich interessiert.


    Sehen wir was stärker ist, der Trieb oder der Wille.