Beiträge von Lost


    [quote='Lost','http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/&postID=46217#post46217']
    eigentlich wollte ich etwas Boshaftes schreiben,



    huch ! Mit oder ohne Smilie ?



    Manchmal ist mir so, aber niemals ist sowas ernst gemeint, ohne oder mit Smilie :winken:


    Ihr Schöngeister lasst euch aber auch sowieso nicht provozieren.


    Das Buch lässt sie sehr flüssig lesen, Geschichten eben, und ich komme zügig voran. Die Stimmung wird nach dem Krieg aggressiver, Lenz beschreibt das aber gedämpft, macht aber auch deutlich wie sich Gewalt durch vorgefasste Meinung entwickelt. Onkel Adam der Gründer des Museums verfällt in Verwirrung, möglicherweise auch ein formaler Verweis auf
    die wirren Zeiten die sich andeuten.


    Weiß jemand, wie viel Fantasie in den Episoden steckt und wie viel an Lenz überliefert wurde?

    Liebe Maria,


    eigentlich wollte ich etwas Boshaftes schreiben, aber ich dass das Mal lieber und heiße dich ehrlich willkommen in der Leserunde. Dein Hinweis aufs weben von Geschichten hat mir schon weiter geholfen. Mir war zwar mehrmals aufgefallen, dass Lenz ziemlich hintergründig auf die Weberin zu sprechen kam, doch konnte ich es nicht einordnen. Jetzt erkenne ich durch deinen Hinweis, den Kettfaden :winken:


    Zum Thema Heimat habe ich mir folgenden Satz herausgeschrieben:


    Zitat

    Jeder Tag zwinge uns zu der Erfahrung, daß alles auf Abschied hinausläuft, hier aber, in diesem Heimatmuseum, werde die Fiktion von Bleiben und Wiederkehr genährt


    Wie ich finde, ein Satz der programmatisch für den Roman stehen kann.

    Danke schön für die Hinweise.


    Ich stelle es mir schwierig vor, ohne musikalische Ausbildung, vielleicht sogar ohne Noten lesen zu können, kompetent über Musik zu schreiben. Da ist dann abschreiben wohl sicherer.


    Den Faustus habe ich noch nicht gelesen, der Roman wird aber voraussichtlich das nächste größere Werk von Thomas Mann sein das ich lesen werde. Als gewöhnlicher Leser und gewöhnlicher Hörer schaudert es mich schon ein wenig. :redface:
    Es gibt ein Hörspiel über den Roman, was auch noch auf mich wartet.


    Ich habe jetzt mit der Zweitlektüre des "Doktor Faustus" begonnen. Er ist für mich nach wie vor der beste und fundierteste Roman über musikalische Grundfragen und Themen, aber natürlich auch über das krankhafte Wesen des Genies. Die Exaktheit der Ausführungen über Musik basieren natürlich auf der Tatsache, dass der "Zauberer" ungeniert aus den Schriften Arnold Schönbergs abschrieb, was der geneigte Leser erst ganz am Schluss in Form einer Fußnote erfährt. Damals war ich ein wenig entsetzt über diese Dreistigkeit. Heute genieße ich die Schönbergschen Theorien in der "Bearbeitung" Thomas Manns wie eine gut gemachte Variation über ein kassisches Thema.


    LG


    Tom


    Was verstand, beziehungsweise welche Ausbildung hatte Thomas Mann in musikalischer Richtung überhaupt? Weißt du darüber etwas?


    Die Fußnote, vielleicht wollte Mann mit dem Faustus promovieren. :breitgrins:

    Die Informationssendungen über das Unglück in Japan halten mich phasenweise vom lesen ab, aber ich bin jetzt im 1. Weltkrieg angekommen. Ein Merkmal der Geschchte scheint mir zu sein, dass Lenz die bekannten Aversionen zwischen den Volksgruppen in ein freundliches Licht taucht. So werden selbst die einmaschierenden Russen sympatisch geschildert und die in solchen Situationen kaum vermeidlichen Untaten im Hintergrund gehalten. Kultiviertes Verhalten ist im Vordergrund. Das Buch ist ja für uns Postnationalisten geschrieben, und damit ist Lenz auf Ausgleich bedacht. Das ist für mich eine angehme Art die Geschichte zu betrachten und folglich bis jetzt vergnüglich zu lesen. An meiner flüssigen Leseweise kommt das Buch in die Kategorie Schmöcker, was nicht abwertend gemeint ist.

    Die mögliche Grundironie des Werkes erschließt sich schon im ersten Kapitel. Mit dem absichtlich gelegten Brand, wird die Erinnerung an die vorlorene (aus deutscher Sicht) beseitigt und eine Zäsur in der (historischen) Geschichte angedeutet , gleichzeitig beginnt der "Brandstifter" seine Erinnerungen weiter zu geben.
    Wohin das führt, wie wird der folkloristische Aspekt in die historischen Verwerfungen dieses Frontlandes eingebettet? Schon das lässt Spannung aufkommen.


    Die Idee den schwer verletzten Erzähler aus dem Krankenbett sprechen zu lassen einnert mich natürlich auch an den Rahmen, den Grass in der Blechtrommel setzt.


    Hallo Lost,


    danke für das Eröffnen ! Ich werde heute beginnen und freue mich schon darauf !


    Danke Steffi für deine Teilnahme. Ich werde mir heute noch den Film pina anschauen und deshalb wohl erst morgen zum richtigen lesen kommen. Vorwitzigerweise habe ich mich allerdings schon auf den ersten Seiten umgesehen.

    Hallo,


    in Vertretung von Anita, möchte ich schon jetzt die Leserunde eröffnen. Nach meinem Wissen haben sich bisher lediglich Steffi und ich dazu angemeldet. Weitere Teilnehmer sind herzlich willkommen.
    Bis Mitternacht gilt allerdings ein entsprechendes Moratorium. Ab Mitternacht darf gelesen werden, falls keine Sicherheitsbedenken auftauchen.



    :winken:


    lost


    Ich habe den Nachsommer am Wochenende nun auch ausgelesen. Die Liebesgeschichte zwischen Mathilde und Gustav ist absolut nötig, ja. Insofern sicher keine Fehlkonstruktion, auch wenn Stifter nun mal das Aufgeregte einer jungen Liebe nicht schildern kann. Aber als Entwicklungsstufe, die dem jungen Heinrich (der nun gegen Schluss sogar einen Namen bekommen hat) erspart werden kann, müssen diese Fehler geschildert werden.


    Das habe ich offen gestanden nicht ganz verstanden. Dass in den Roman eine Liebesgeschichte gehört, dem stimme ich zu, eigentlich kommt sie viel zu spät in Gang, obwohl der geschulte Leser, wie du auch schreibst, es schon früh ahnt, was sich anbahnt. Aber welche Entwicklungsstufe kann Heinrich erspart bleiben?



    Glaub ich schon. Aber ich mag halt meine Lieblinge. (Im übrigen hielt Wodehouse auch seine Vorträge im deutsch-nationalsozialistischen Radio für harmlos, ja für ein Zeichen seines inneren Widerstandes. Mit ein Grund, warum er, der schon vorher meist in New York bzw. in Paris gelebt hat, auch nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA zurückkehrte und nicht nach Grossbritannien. Und, um noch weiter abzuschweifen: Eigentlich seltsam ... Was wir für Repräsentanten des "alten" England halten, waren reine Nostalgiker. Doyles Sherlock Holmes benutzte noch die Pferdekutsche, als in Doyles Realität längst Benzinkutschen gang und gäbe waren. Und der "typisch englische" Wodehouse schrieb die meisten seiner Geschichten über den englischen Landadel in New York.)



    Zitat

    Sie hatten die weichen Teppiche und die Chippendale-Möbel der herrschenden Klasse hinter sich gelassen und gerieten in das Ödland der läuferlosen und nach Schmierseife riechenden Treppen und Korridore.


    Wodehouse ist schon ein wohltuender Kontrast zu Stifter :winken:


    Hallo Lost,


    so unterschiedlich sind die Eindrücke. Ich empfand das Gegenteil; Dialoge und Traumfrequenzen in den Zeichnungen sind stimmig dargestellt. Ich finde man kann auch eine Steigerung von Band 1 zu Band 2 erkennen. Man spürt wie intensiv sich der Zeichner mit Proust und der Suche nach der verlorenen Zeit auseinandersetzte. Er arbeitet nun schon seit 20 Jahren an der Recherche, was für mich auch ein Zeichen ist, dass er nicht einfach drauflos adaptiert. Nach dem erscheinen des 1. Bandes gabs einen Sturm in den französischen Feuilletons, von Blasphemie war die Rede. In der Zwischenzeit wird die Reihe auch im Mutterland der Recherche gelobt. Wir in Deutschland sind wohl noch in den Anfängen, wenn man mal von der Geschmacksfrage absieht. Für mich ist es eine zusätzliche Bereicherung.


    Viele Grüße
    Maria


    Blasphemie ist allerdings ein bescheuerter Vorwurf (eigentlich gar kein Vorwurf, wohl nur so gemeint). Natürlich darf man mediale Umsetzungen probieren und natürlich ist das auch Ansichtsssache. Proust ist halt auch ein Mythos geworden und da breitet sich sein Werk in allen Formen in alle Richtungen aus. Und jeder Proustgemeinde wird eine neue Verarbeitung willkommen sein. Ich denke auch an den Ulyssess, am Bloomsday hätte ich bestimmt auch meinen Spaß. Für mich wirkt der Text einfach atmosphärischer und der Comic bringt mir keine neue Sicht auf den Roman (wenigstens beim ersten Teil). Ich verstehe aber auch nichts von der spezifischen Ästhetik von Comics und kann ihn nur schwer vergleichen.
    Auf jeden Fall ist es nicht stilvoll zum Tee und zu Madeleines Comics zu lesen. :breitgrins:

    Wissen wir ja alles. Ich habe die Bände auch auf englisch!


    Gruß, Thomas


    Wenn man dem Sender ARTE folgt, so haben in Frankreich Comics einen deutlich höheren literarischen Stellenwert als hier bei uns in Deutschland. Soweit ich es verstanden habe, versucht man auch den Begriff "Graphic Novel" zu kultivieren. Den ersten Band der Proust Verbilderung habe ich mir besorgt, bin jedoch nicht sehr angetan davon.



    Da ist ein "r" zu viel ... :breitgrins:


    Und das am Weltfrauentag. :rollen:


    Olympia:


    Die Ausgabe bei Anaconda ist ein anderes Werk, nämlich das Narrenschiff von 1494, auf das sich aber K.A.Porter meines Wissens nach beruft.


    Ich werde aber doch meinen Boykott von Manesse unterbrechen (immerhin haben die mir auf ein Email geantwortet) und den Roman von Porter bestellen. Das Thema und die Wertung ist dann doch zu interessant.


    Ups, JMaria wars schneller.

    Und – was hat gesiegt?


    Eine sehr vernünftige Besprechung des Narrenschiffs, die Mut macht trotz allem dem Trieb zu folgen:
    In der FAZ


    Lieber Gontscharow,


    deine Frage habe ich erst heute gelesen. Noch hat der Widerstandswille die Oberhand. Die Zeilen, die Olympia zum Narrenschiff schrieb sind jedoch triebverstärkend und bei mir unterliegt der Trieb sowieso selten. Ich habe schon nachgeschaut, ob der Roman in der Stadtbibliothek auszuleihen ist, doch ist er dort nicht vorhanden. Morgen ist die Zeit der Narren vorbei (nicht wirklich), aber gilt das auch für Narrenschiffe?

    Wenn ihr gestattet, werde ich mich nun aus der Diskussion zurück ziehen.


    Ich glaube nichts mehr Sinnvolles beitragen zu können und irgendwie denke ich ständig an Themen, die mit dem Buch und euren Bemerkungen zusammenhängen, möchte mich aber jetzt Pepys widmen.


    Von euch habe ich einiges gelernt, was mir bei den nächsten Lektüren vielleicht über Verständnishürden hinweg hilft.


    Insgesamt hat sich damit die Lektüre gelohnt und dient nicht nur zur Angeberei. :zwinker:


    Großen Dank an die ganze Bande, die hier mit diskutiert und mir Verständnis entgegen gebracht hat. :winken:


    Der Vater des Erzählers liest die griechischen Klassiker im Original, weil mit dem Einbruch des Christentums ein radikaler Bruch in sämtlichen Sprachen erfolgt sei, und nur so dem Original Genüge getan werden kann. Ergo: Utopie ja. Aber eigentlich rückwärts gewandt, gestaltet im Bewusstsein dessen, dass sie nur inselartig und post festum errichtet werden kann.


    Hattest du nicht schon ein Mal darauf hingewiesen, dass Utopien fast(?) immer rückwärts gerichtet sind? Nach meinen bescheidenen Erfahrungen mit utopischen Werken würde ich dem zustimmen, ausgenommen bei den technischen Utopien, die letztlich auch Gesellschaftsentwürfe sind.
    Mir erschien auch die Lebenserzählung von Heinrichs Mentor, soweit sie Kindheit und Jugend betrifft, dicht an Stifters Leben angelehnt, um dann, vermute ich, tatsächlich in einen melancholischen, biographischen Traum Stifters hinüberzuwechseln. Sebald erwähnt auch die pädagogische Begabung Stifters, was Tom bestimmt im Auge für seine Thesen hat. Der Bildungsprozess in der Erzählung bleibt aber im geschlossenen Rahmen und wirkt nicht ins Umfeld, außer in gönnerhaften Attitüden, was den Nachsommer von echten utopischen Entwürfen unterscheidet, die allgemein beglückend sind. Was noch bei Sebald hervorsticht ist der Hinweis auf den Materialismus der Erzählung. Tatsächlich werden die häufig die geistigen Bezüge zwischen den Hauptfiguren an materiellen Gegenständen ausgearbeitet.
    Heinrichs Dasein lässt sich am Schluss eigentlich nur parallel, aber ohne Umweg, zu dem seines Mentors vorstellen. Damit wird eine selbstreferierende Utopie einer abgeschotteten Kaste entworfen, wenn man die Erzählung weiter denkt.


    Ich verstehe immer noch nicht ganz, tut mir leid.


    Meinst Du den Plot? Du hast Recht: der ist Unsinn, aber der ist auch Nebensache. Es geht um die Stufenfolge menschlichen Wesens, Denkens: Naturerkenntnis, Kunsterkenntnis. Die Love Story? Erst recht Nebensache. Wichtig ist die Form, nicht der Inhalt.


    Den Plot selbst meine ich nicht. Der zyklische Aufbau (was Orte und themen betrifft) hat sogar was. Es fehlt die Differenzierung, FeeVerte charakterisiert es recht gut.


    Die Form mag das Wichtigste sein, allein damit wird das noch nicht zu einer Erzählung , eher zu einer Metaerzählung, also nicht nur ein "Lehrbuch" im Sinne von FeeVerte, sondern auch im Sinne der literarischen Form. " Eine neue Erzählstruktur am Beispiel einer unerträglisch seichten HAndlung" wäre der geeignete Titel. ;-) Erzählerisch ist das eher ein Leerbuch.


    Sir Thomas sieht eine positive Utopie in der Erzählung, was auch meiner Meinung nach zutrifft, allerdings nicht in einer Auseinandersetzung der Relalität, sondern in der Ignoranz zur Wirklichkeit.