Beiträge von Lost

    Ich erinnere mich an.


    Brecht, Mutter Courage u.a.
    Walser, Die Zimmerschlacht
    Frisch, Herr Biedermann und die Brandstifter
    Schiller, Die Räuber



    das war aber alles keine Plicht sondern Kür, und das war das Beste daran in den Zeiten des Aufruhrs.

    Wenn man die Antwort kennt, muss doch nicht die Frage dazu unangebracht sein.


    Die Grundfrage der Sendung Dr. Book, also die Frage: Warum man heute noch so altes Zeugs lesen sollte, stellt sich doch immer wieder, auch in anderen Zusammenhängen (denkt nur dann die Diskussion über Bildung).


    Außerdem ist die Frage an ein gemischtes Publikum gerichtet. Sie wäre nicht sinnvoll, wenn sie vor einem Austen-Fanclub gestellt würde oder beim Traditionstreff des englischen Landadels.

    Die Dramaturgie dieser Sendung finde ich recht originell. Der Vorspann erscheint mir etwas langatmig, aber Hinweise warum sich die Lektüre lohnt, ohne dass allein Interesse an klassischer Literatur vorhanden sein muss, ist doch nachvollziehbar, auch wenn die Glaubensbekenntnisse von Felicias nicht gerade erhebend wirken. Nach dem Dreiteiler gestern in Arte, ist bei mir jedenfalls das Interesse den Roman zu lesen gewachsen. Einmal weil mir die Figuren im Film am Anfang recht extrem gezeichnet war, da möchte ich wissen, ob Austen das wirklich so platt auch geschrieben hat und auch im Hinblick auf die Verordnung von Dr. Book.

    Die Vorteile eines akademischen Titels:


    Pepys, am 25. Februar 1661:


    "Am selben Tag gingen die Beiden noch ins Fleece beim Rathaus, wo Blurton (unter einem Vorwand) die Wirtin, eine sehr hübsche Frau, an ihren Tisch holte. Und da Llewellyn seinen Freund fortwährend mit Doktor anredete, dachte sie, er sei ein Arzt und berichtete ihm ganz offenherzig von ihrer Krankheit - irgendeinem Frauenleiden. Er empfahl ihr eine Arznei, und sie bat ihn, er möge es ihr doch vorbeibringen. Das tat er auch und betrachtete auch ihr Ding und untersuchte es. Er sagt, nächstes Mal werde er es gewiss nicht dabei bewenden lassen."

    Vielen Dank JMaria für die Information, Sandhofer für das neue thema.


    Ich habe in den Link Marias reingehört und mir reicht die Vorlesequalität nicht. Es gibt eine Version gesprochen von Maria Wimmer, allerdings in Amazon schlecht besprochen, was nichts bedeutet außer einem Risiko. Nach dem lesen des ersten Kapitels bin ich begeistert von der Geschichte und der antiquierten Form wie sie erzählt ist. Mich wundert, dass sie so wenig in akustischer Version vorliegt, für mich ist jetzt H+D ein Schatz, der von einem guten Sprecher oder einer Sprecherin bald ins Radio gehoben werden sollte.

    gerhard Roth:


    »Oft blickte ich von meinem Bett aus durch die Fenster auf die Straße, auf die Häuser, auf die Bäume, und ich kam mir vor wie jemand, der in der Gegenwart nur wie im Exil lebt, der in den Alltag verbannt ist, zur Strafe für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat oder von dem er nichts weiß. Ich erlebte die christliche Transsubstantiation, die Kommunion, in der heiligen Messe des Lesens.«


    Habe ich in Zeit-online aufgeschnappt. Möge mir Messe und Verbrechen erspart bleiben, aber "Exil" ist gut.

    Fontane gehört ja gerade nicht zum bürgerlichen Realismus, er schreibt ja nicht über das Bürgertum, sondern immer über gehobenere Kreise, obwohl ich mir natürlich wünschen würde auch mal einen bürgerlichen Roman von Fontane zu lesen, -


    Schau dir ein Mal "Frau Jenny Treibel" und "Mathilde Möring" an. Der letztere ist leider nur ein Fragment.

    Ich hatte vor, den Friedenthal in Abschnitten zu lesen und dazwischen dort angesprochene Texte von Goethe. Dann hat mich die Erzählweise Friedenthals wieder so gepackt, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. „Hermann und Dorothea“, „Die Wahlverwandschaften“ müssen jetzt etwas warten.
    Wie bei Luther und Hus, Friedenthal ist ein Meister der Biografie, solange es nicht um die wissenschaftliche Sicht geht und ein Meister darin Goethe vom Olymp auf die Erde zurück zu holen, wo er viel sympathischer wirkt. Ich hatte das Buch 1984 gekauft und ich muss mich dafür schämen, es erst jetzt gelesen zu haben


    betrunken? Schein eher vom Teufel besessen zu sein. :zwinker:


    Da wird es demnächst hingehen. In den USA wurden gestern bzw. vorgestern zwei neue e-bookReader vorgestellt. Beide mit Touchscreen mit Infrarot-Technologie, Wifi, 6" Bildschirm und Pearldisplays. Im Prinzip mit der Technologie der SonyReader allerdings ohne den PDF-Reflow und mit schlechterer Firmware. Preise: $129 und $139.


    Die ersten einfachen Reader (Tastenbedienung) sind in den USA bereits auf $99 gefallen. In einem, allerspätestens in zwei Jahren sind wir bei ca. 60€ für einfache Geräte, die dementsprechend wenig Spaß machen angelangt.


    Fadengeheftet?

    Von Delius:


    Vor ganz langer Zeit: "Schöne heile Siemenswelt" (schade, das das verschwunden ist).


    und ein Buch über einen unbedachten und schlechten Scherz eines Musikers: "Die Flatterzunge"


    Den "Spaziergang" sollte ich mir wohl merken und irgendwann lesen denke ich.

    Zu Hause habe ich ein Lexikon von 16 Bänden stehen und eine Auswahl von Fach- und Sachbüchern und Speziallexikas. Wenn ich was wissen will, dann mache ich aber seit geraumer Zeit den Rechner an und informiere mich zunächst im Internet.
    Die Vorstellung einen Roman in einer Bibliothek zu lesen gruselt mich, die dulden keine Schokolade im Lesesaal und haben keine Liegen . Die Stadtbibliothek wird nach meiner Erfahrung aber schon von Schülern frequentiert, weil dort auch viel schulgerechte Fachliteratur vorhanden ist.
    Meine beiden Töchter lesen auf dem Schmöckerniveau, wie ich es vorwiegend in meiner Kindheit und Jugend tat, aber logischerweise hat die DVD einige Lesezeit gefressen. Weshalb ich auch "Hochliteratur" als Jugendlicher laß, obwohl ich keine Bildung in dieser Richtung "genossen" habe, ist mir immer noch nicht klar (die standen halt als Bertelsmannausgabe im Regal meiner Eltern) . Allerdings hatte ich dann in der Abendschule Lehrer, die ich gerne mochte und die mich zum Lesen von etwas gehaltvollerer Literatur anregten (dann kam auch noch die Aufbruchsstimmung und damit ein alternativer Bildungshunger der 68iger dazu).
    Wenn ich mir vor Augen halte, welche unterschiedlichen Unterhaltungs- und Informationsformen dagenen heute den Kindern angeboten werden, und wie lieblos meine Kinder in der Schule "ausgebildet" wurden, dann ist es doch kein Wunder, wenn die Aneignung von Wissen anders erfolgt, als in den 50iger/60iger Jahre. Außerdem ist der Schule so viel mehr Stoff dazugekommen, dass natürlich die Gründlichkeit leidet.
    Bildung als gesellschaftliches Phänomän hat schon lange zunächst die Aufgabe die wirtschaftliche Position einer Gesellschaft zu stärken und hat sich deshalb in die entsprechende Richtung entwickelt. Wenn wir jetzt in Europa unsere wirtschaftliche Macht an andere Erdteile abgeben und Mangelerscheinungen auftreten, dann ist die Konsequenz Bildung auf das kurzfristige Ziel den Niedergang zu verlangsamen und auf Ausbildung zu reduzieren doch abzusehen, wenn auch bedauerlicherweise.
    Außerdem, so ist mein Eindruck, hat das Häuflein der klassisch geisteswissenschaftlich Gebildeten im Kulturbetrieb noch immer so viel Einfluss, dass es die kulturelle Bedeutung der Naturwissenschaften als Technokratie herabwürdigen kann und damit einfach die eigene Unfähigkeit Wissenschaft und Bildung umfassend zu sehen als Bildungstugend darzustellen.

    Es ist ein Zeichen von Bildung, wenn man einige rhetorische Kniffe beherrscht. So lässt sich sich eine Fragestellung oder ein Problem schon dadurch in seiner Bedeutung schmälern, in dem man darauf hinweist, dass sich die gleiche Frage woanders viel schärfer stellt. Gut ist es auch zu bemerken, dass es viel wichtigere Fragen und bedeutendere Probleme gibt, ja dass am Besten alle Fragen und alle Probleme gleichzeitig zu beantworten, bzw. zu lösen sind, und man sich nicht auf einzelne Themen einlassen sollte. Danach sind wir in Deutschland wirklich mit an der Spitze, was Bildung betrifft.
    Vielleicht haben einige schon bemerkt, dass Naturgesetze nicht Zustände sondern deren Änderung beschreiben, und vielleicht ist es gar nicht so schlecht Bildung in diesem Sinn nicht als statischen Zustand zu beschreiben, sondern darauf zu achten wie Bildung und Bildungsmöglichkeiten sich verändert, welche Entwicklungen erkennbar werden.

    Dafür habe ich kürzlich sein neuestes Buch Solar gelesen. Wieder mal ein "Hm"-Buch. Es war teilweise lustig, manche Szenen sind fast schon slapstick-artig, aber sonst hat das Buch nicht viel zu bieten. Schade.


    Ähnliche Eindrücke hatte ich auch. Ein Buch, das unverdient hochgejubelt wurde.

    Ich habe nie etwas von Fallada gelesen, trotzdem war er mir schon immer ein Begriff. Außer "Kleiner Mann, was nun" fällt mir "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" ein. Muss also schon frühzeitig aus dem kollektiven in mein persönliches Bewusstsein diffundiert sein.


    - Harald


    Vielleiht hast du es im TV gesehen. Damals als TV noch was mit Kultur zu tun hatte.

    Die Fragen halte ich keineswegs für indiskret, sie passen in dieses Forum.


    Soweit bei mir überhaupt Bildung, in dem Sinn den du ansprichst, vorhanden ist, dann dient sie mir zum Vergnügen zum staunen zum ärgern und zum vergleichen von Wahrnehmung der Welt in der Vergangenheit mit der meinigen Wahrnehmung. Das ist zwar jetzt ziemlich allgemein, aber Bildung hat auch so viele Facetten, die so viele Eindrücke bewirken, dass so viel ich auch darüber nachdenken und schreiben würde, nur weniges klar zuordenbar wäre.

    Welcher Autor rechtfertigt überhaupt in Euren Augen die Anschaffung des gesamten Werks? Schiller? Goethe? Shakespeare? Oder doch eher Thomas Mann?


    LG


    Tom


    Ich denke, Georg Büchner und Wolfgang Borchert waren meine ersten. Mittlerweile habe ich es auch zu einer GA von Goethe, Schiller, Heine, Wieland, Tucholsky gebracht, und falls ich Günter überlebe und nicht ganz debil und verarmen werde, na dann gibt es auch den vollständigen Grass, natürlich ;-), Brecht und Böll sind verschollen im Strudel meines Lebens.
    Bei Thomas Mann werde ich jedenfalls nicht zu allem greifen, wobei ich versuchen werde die Tagebücher alle zu sammeln. Wir reden hier aber nur von Dichtern und Schriftstellern, die Denker und Täter lasse außen vor. Wenn ich es mir leisten will, dann bevorzuge ich kommentierte Ausgaben