Beiträge von Lost


    Hmmm, "Walden" habe ich mir 2007 im Ramsch bei Zweitausendeins zugelegt. Aber irgendwie finde ich nicht den richtigen Anreiz, mich mit dem Werk zu beschäftigen, wobei auch dein Vergleich mit dem Vorstadtteich nicht wirklich hilft, sandhofer :breitgrins:


    finsbury


    Das ist schnell gelesen und mit Google Earth kannst du dir selbst ein Bild von der Gegend machen.

    Das erste Buch habe ich zu Ende gelesen, langsamer als es meine normale Gewohnheit ist. Die Insel Felsenburg wird näher betrachtet und ziemlich ironisch beschrieben, wie die Schilderung von sündhaftem Leben, in dem hauptsächlich unsere natürlichen Triebe erzählt werden, hinter einem Schlagwortchristentum verborgen wird. Kein Wunder, wenn icn dem äußerlich sittenstrengen 18. Jahrhundert damit ein Bestseller geschaffen wurde.
    Mir kommt es so vor, als hätte Laxness dieses Buch auch zur Selbstversicherung geschrieben. Er weist mehrmals auf die Schwierigkeiten hin, die ein Dichter im hohen Norden hat. Es ist ja auch ein schizophrenes Umfeld wo auf der einen Seite diese Nichtsnutze mit Kopfschmerzen missachtet werden, um auf der anderen Seite eine breite Kultur der Volksdichtung zu verehren. Der Dichter muss wohl in erster Linie ein Wirtschaftsfaktor sein. Im Roman ist mir die Würdigung unseres Dichters bis jetzt allerdings etwas nebensächlich behandelt. Auffällig ist noch die Bedeutung die Laxness den weiblichen Figuren in Bezug auf Olafurs und natürlich sind dann auch die Elfen mit im Spiel.


    Mal eine Frage zum sozialen Hintergrund des Romans: Weiß jemand etwas über das Prinzip des "Gemeinde-Pfleglings"? Wir erfahren zwar, dass unser Jungskalde von seiner Mutter "in Pflege" gegeben wurde. Die Hintergründe für diesen Akt liegen jedoch (noch) im Dunkel. Für mich klingt das entweder nach Kinderhandel oder einer frühen Form des nordischen "Sozialstaats".


    Ich kann dazu nicht sachkundig Quellen angeben, aber Gemeindearme waren eine verbreitete Gegebenheit bevor (!) es den Sozialstaat gab. Ich der Vergangenheit wurde gewöhnlich Armut innerhalb der Familie abgefedert, im bäuerlichen auch auf den Höfen (altes Dienstpersonal zum Beispiel). Gab es aber keinen Gruppenrückhalt, so musste die Kirche, eine Stiftung oder auch die Gemeinde für eine notdürftige Versorgung die Verantwortung übernehmen. Der Begriff des Armenhauses dürfte damit zusammenhängen.

    Ein starkes Ende vom 1. Kapitel, wo es heißt....


    (...)An einem Sommertag stand er nackt und ohne Buch da. (...)


    Bei diesem Satz bin ich gestolpert und habe mich gefragt, wie zuverlässig ist die Übersetzung. Meine Überlegung war, dass ein Buch für Olafur ähnliches bedeutet wie Kleidung also Schutz und Wärme und dann hätte ich geschrieben: ...stand er nackt, ohne Buch da.

    Danke fürs eröffnen finsbury.


    Ich versuche fleißig zu sein, bin auch schnell in die Geschichte hinein gekommen, wo es hingeht ist aber noch etwas rätselhaft, trotz der sekundären Informationen. Erst dachte ich, Laxness nimmt auf sein eigenes Leben Bezug (seine Biografie liegt noch ungelesen in einem Stapel) er hat aber wohl Tagebücher eines anderen Dichters hinzugezogen. Interessant die Gegenüberstellung der Religiosität von Olafur und dem Gesindel auf auf dem Hof.

    Sympathie wäre mir kein Kriterium
    Sondern Interessantheit.


    Es ist bestimmt auch hilfreich sich vorstellen wie es den Schriftstellern gehen könnte, wenn sie uns begegnen. Wer dann keinen Hang zum Sadismus oder Masochismus hat, sieht vielleicht von einigen Begegnungen ab, die ihm interessant erscheinen.


    Ich erinnere nochmals an einen Wunsch von Arno Schmidt zu seinem 50. Geburtstag. 10 Jahre keinen Besuch.


    Ich lese gerade wieder die Buddenbrooks von Thomas Mann, und eine Anzahl seiner Erzählungen aus der gleichen Zeit.


    Etwas ist mir erstmals so deutlich aufgefallen: alle Personen, die auftreten, auch die "Helden", haben irgendeinen sorgfältig ausgebreiteten physischen Makel, niemand ist einfach hübsch. Mal ist es ein fliehendes Kinn, mal ist es ein schlechtes Gebiss, ein andermal schütteres Haar, eine Abgehärmtheit, ein Bauchansatz, ein Sprachfehler; zu viel oder zu wenig Farbe; oder die unangemessen burschikose Lache einer Dame von Stand. Th. Mann kann da durchaus ungalant sein. Die Häufung ist so offensichtlich, dass das wohl Methode hat.


    Interessante Beobachtung, danke.

    Homer gibt sich durchaus Mühe, die Menschen halbwegs differenziert zu zeichnen. Bsp. Achilles: Ihn lediglich als "Kampfmaschine" abzutun, greift zu kurz. Menschliche Züge sind durchaus vorhanden (seine Melancholie angesichts des ihm prophezeihten Todes, die Trauer um Patroklus, die Herausgabe von Hectors Leichnam ...). Vielleicht sollte man diese Figuren nicht an unseren "modernen" und "aufgeklärten" Vorstellungen messen.


    Im Vergleich mit Achilles ist Old Shatterhand ein Philosoph (wenn ich mich irre hihihi).

    Die Ilias spielt ja an zwei Orten, auf der Erde und im Olymp. Der Film hat das Niveau der irdischen Szenen, die sich hauptsächlich im öden Gemetzel erschöpfen. Die Teile der mir gut gefallen haben spielen im Olymp. Hier werden die Intrigen zwischen den Göttern geschildert - besonders die geistvollen Göttinnen machen die Lektüre zu einem Vergnügen. Die männlichen Griechen und Trojaner sind nicht mehr als primitive Kampfmaschinen, lediglich Odysseus scheint mir hier noch mit pragmatischem Verstand gesegnet zu sein.

    Danke Giepert.


    Und weil es gerade passt:


    31. März 1662:


    "Ich ging zum Mittagessen zu Lord Crew. [...] Ich sprach mit ihm über die Schulden des gnädigen Herrn, und ob wir ein Angebot von Sir G. Carteret, der gnädigen Frau 4 bis 500 [Pfund] zu leihen, annehmen sollten. Aber er war strikt dagegen und sagte, der gnädige Herr dürfe von ihm nicht abhängig sein."


    "Doderer zu lesen beginnen sollte man mit dem Mord den jeder begeht, das ist ein spannender Krimi. Dann die leicht lesbaren Kurz- und Kürzestgeschichten, die Erzählungen. Anschließend die Dämonen und erst zum Schluß die Strudlhofstiege."


    Helmut Qualtinger


    Wer lässt sich von Herrn Karl empfehlen was er lesen soll. :breitgrins:

    2010 haben ja einige von uns gemeinsam Laxness`s "Sein eigener Herr" gelesen. Am 23.12.11 gab es in Arte eine Dokumentation über Ragnar Axelsson, einen der bekanntesten Fotografen Island. Im Film und den gezeigten Fotos fand ich mich teilweise zurück in den Roman versetzt. Ich bin gespannt, ob das auch bei "Weltlicht" passiert. Die Sendung wird in den nächsten Wochen mehrmals wiederholt.


    Allen wünsche ich angenehme Feiertage


    Wolfgang

    Hab's nur mit "Eine kleine Stadt in Deutschland" versucht, weil ich länger in Bonn lebte. Konnte aber wie gesagt nichts damit anfangen.


    finsbury


    Das Buch habe ich nicht gelesen, dagegen seine "Smiley-Trilogie" mehrmals. Eric Hobsbawm nennt Le Carres Romane abschätzend süß-sauer, ich mag irgendwie seine Protagonisten, sie erinnern mich an die melancholischen Typen aus guten Wild-West-Filmen. Allerdings, je öfters ich einen seiner Romane lese, umso mehr fallen mir die Ungereimtheiten im Detail ins Auge.