Sie leben mit dem alten Gregor nun in einer Zauberwelt und können nur mit dem Fernrohr zu ihrer "Waldburg" schauen.
Ja, die sehnsüchtigen Blicke zur Heimatburg lassen Schlimmes ahnen; ob sie bald in Flammen steht?
Sie leben mit dem alten Gregor nun in einer Zauberwelt und können nur mit dem Fernrohr zu ihrer "Waldburg" schauen.
Ja, die sehnsüchtigen Blicke zur Heimatburg lassen Schlimmes ahnen; ob sie bald in Flammen steht?
Und die Farbe Blau! Sie dürfte ja die Trendfarbe der Romantik sein und kommt bis jetzt in jedem Kapitel vor. Und:
ZitatIn allen hier ist Sein und Empfindung; der Stein selber legt sich um seinen Schwesterstein [sic!], und hält ihn fest, alles schiebt und drängt sich, alles spricht, alles erzählt und nur der Mensch erschaudert [sic!], wenn ihm einmal ein Wort vernehmlich wird.
Im Reclam, S.37 Z. 6-11
Romantik pur, denke ich. Kultur und Kunst, wo ist sie?
Was den Einwurf von Sir Thomas betrifft, so würde ich gerne wissen, ob die darin genannte Deutung auf Stifter zurückgeht oder ist hier wieder einem Literaturwissenschaftler ein Licht aufgegangen, oder etwas anderes durchgegangen ist.
Es lässt sich bestimmt so interpretieren, wie Sir Thomas bemerkt, es kann aber auch eine dieser Beschwörungen sein, die aus jedem Steinchen einen Felsen macht.
Bestimmt ist aber "Wald" der zentrale Topos, wie es Anita aufgefallen ist. Es wäre schade, wenn die der Titel "Der Wildschütz" gewesen wäre. Bis jetzt (4. Kapitel) sind es die Bäume die die Geschichte rauschen lassen.
Danke an Maria für den Hinweis auf das Hörbuch. Ich hatte Schmidt in einem anderen Zusammenhang gefunden, finde aber seine Lesungen zu Schulmeisterlich. Im gebührt Respekt, aber wenn ich an die Hörbücher denke, die von versierten Schauspielern gesprochen werden, ist mir Lesen statt Schmidt lieber.
Heute ist Musik dran, deshalb habe ich gestern schon das 3. und 4. Kapitel gelesen.
Die Mädchen in weißen Kleidern im unberührten Wald. Stifter lag das wohl fern, was Freud nahe lag. Mich verwundert es nicht, dass Stifter auch hier fast nur das Harmonische in der Natur beschreibt, aber nimmt man ihn beim Wort und stellt sich einen Urwald vor, so dürfte der Spaziergang recht strapaziös gewesen sein. Andere Autoren hätten hier bestimmt eine abenteuerlichere Durchquerung beschrieben. So ist es wieder hauptsächlich eine Traumnaturbeschreibung und eine Geschichte die sich in wenigen Sätzen abhandeln ließe.
Haben wir es mit der Zahl 1000 vielleicht nur mit dem zu tun, was man den früheren Generationen nachsagt, den Gebrauch der großen Zahl als Synonym für "sehr viel", "sehr lang"?
Im ersten Kapitel ist mir auch noch aufgefallen, dass Stifter bei den Richtungsangaben munter zwischen den alten und modernen Bezeichnungen wechselt. Im Witiko dann, ist er streng bei den alten Angaben geblieben.
Willkommen Maria und auch alle weitere Kurzentschlossene.
Das Bild der Ruine zeigt, dass Stifter ein besserer Dichter denn Maler war. Er selbst sah das ja eher umgekehrt. So wie mir die häufige Erwähnung der Farbe Blau aufgefallen ist, habe ich die 6x1000 nicht bewusst beachtet. In der Tat passen die Mädchen und die Burg in ein Märchen, der WIldschütz in ein Grußelmärchen aber der total umsichtige Burgherr ist wohl typisch Stifter.
Ich freue mich schon auf die Waldwanderung am Abend - vielleicht gut als Hörerlebnis bei einem Spaziergang?
Kennt jemand eine zugängliche Lesung?
Ich bin gespannt, ob vereinzelt Diskussionen über Wörter oder Sätze entstehen. Ich erinnere mich da an eine Episode in R.M. Simmel: "Es muss nicht immer Kaviar sein"
Lieber sandhofer,
danke für die Materialien. Ich hatte das ganz vergessen auch weil ich nichts anderes als die Wiki-Artikel gefunden hatte, und das ist ja meistens die erste Quelle aus der man im Web schöpft..
Welcher Ausgabe folgt denn Eure jeweilige Ausgabe?
Im Abschnitt "Zur Textgestalt" des Reclam-Heftchens (1949) wird die zweite Auflage der sämtlichen Werke gemannt, herausgegeben von von August Sauer, Reichenberg 1940. Dieser Ausgabe hingegen lag die 4. Auflage der "Studien", Pest: Gustav Heckenast 1855, zu Grunde. Zu guter Letzt wurde noch für die Reclam-Ausgabe die Orthographie "behutsam" an den "gegenwärtigen" Stand (1949) angeglichen.
Die Geschichte ist in 7 Kapitel eingeteilt, und diese literarische Schöpfung die in einem Tagessprint zu erledigen wäre will ich bedächtig in einer Woche lesen, Tag für Tag ein Kapitel. Heute, im ersten Kapitel erlebe ich Stifter wie ich ihn phasenweise aus dem Witiko kenne, als Landschaftsmaler, der Bilder mit Worten malen kann. Es würde mich interessieren wie blinde Menschen auf seine bildlichen Beschreibungen reagieren, für mich ist solche Natur- und Landschaftsbeschreibung wie im Hochwald bildlich und sprachlich spannend. Wieder konzentriert sich Stifter auch dabei auf das Vorzügliche, so wie er es bei seinen menschlichen Figuren macht und lässt die Wunden, die schon zu Stifters Zeiten in unsere Natur geschlagen waren beiseite oder er romantisiert sie. Die bevorzugte Farbe in seiner Beschreibung ist Blau, das kann ein Ausdruck seiner inneren Sehnsucht nach Harmonie sein, es lässt sich aber auch augenscheinlich erleben, wenn man Berge und Wälder aus der Entfernung betrachtet. Da er sich am Anfang als Autor direkt an die Leser wendet, lässt sich die erste Hälfte des ersten Kapitels als eine Einführung lesen, die Romanhandlung beginnt erst nachdem wir den Handlungsraum recht genau kennen gelernt haben und dann kommt auch ganz zurückhaltend die Handlungszeit zu uns. Ausdrucksvoll ist seine Vorgehensweise mit der er aus einer Burgruine die bewohnte Burg in der Vergangenheit wieder aufbaut, die Treppe hochstürmt um in das Zimmer der beiden Töchter des Burgherrn hineinplatzt (zum Glück sind die beiden jungen Dinger schon oder noch ausreichend bekleidet) um dann, nach einer detaillierten Personenbeschreibung, die Handlung einleitet.
Es ist von einem mythischen Wildschütz die Rede, der durchaus auf die Legende hinweist, die in Webers Freischütz verarbeitet ist, ich bin mir aber nicht ganz sicher, aber der erfahrene Leser ahnt, der Schlüssel für die Tür zum Schluss der Geschichte ist aus der Tasche gezogen.
Im Ländchen Hessen, zum Mittag hin, fließt ein kleiner Fluss in Richtung Sonnenuntergang und nicht weit davon entfernt, aus einer auch kleinen gewöhnlichen Stadt eröffne ich die vereinbarte Leserunde.
Lesen werde ich die Reclam- Ausgabe der Universal Bibliothek Nr. 3861 mit einem Nachwort von Emil Merket.
Allen Teilnehmern an unserer Runde wünsche ich eine anregende Lektüre.
Ja, klar. Ich werde am Sonntag den Startschuss geben, denn zur Zeit bin ich unterwegs und komme selten ans Netz.
Moin, Moin!
Ich freue mich über die Preisvergabe. Und ich danke dir, daß mit deinem Tipp gleich die Frage geklärt ist, was nach "Pong", "Apostoloff" und "Blumenberg" ich als nächste Buch von ihr lesen könnte.
Ich muss (will) mich wieder als Banause outen: Am Wochenende habe ich "Apostoloff" gelesen und kam mir vor, als würde ich einer Faru zuschauen die sich selbst befriedigt, ohne dass ich dabei erregt werde. Ihr origineller Schreibstil ihre Schöpfung von Wörtern, ihr stellenweise lockerer Sarkasmus hat mir allerdings gefallen.
Für mich ist der Alltag Urlaub vom anstrengenden Lesen. :breitgrins:
Denn: Der Alltag hat eine viel geringere Realität als die Phantasie. (Egon Friedell)
Noch zwei Jahre und lesen wird zum Alltag und Urlaub gibt es keinen mehr :sauer:
Spontan griff ich zu Flauberts "Lehrjahre des Gefühls" und bin ergriffen. Er romantische Ton des 19. Jahrhunderts tut gut nach Lektüre aus dem extremen Zeitalter, auch wenn Flaubert eine Neigung zu wenig eleganten Szenenübergängen zu haben scheint.
Ich hab's, um ehrlich zu sein, schon gestern Abend erledigt. :breitgrins:
Lost: Eigentlich kann nur ein Administrator oder der Thread-Ersteller - das wäre hier Giesbert - einen Kalendereintrag mit einem Thread verlinken. Du hättest allenfalls einen neuen Thread erstellen müssen / können.
Irgendwann werd ich mirs merken. Danke jedenfalls.
Ja, ist notwendig. :breitgrins:
Und erledigt ...
Danke. Ich hatte es heute am Vormittag selbst versucht, wurde jedoch durch eine Fehlermeldung gestoppt. Vielleicht war das zur gleichen Zeit, als du den Termin eingetragen hast.
Angeben? Vielleicht (ich kenne die Werke dieser Dame nicht). Ich denke bei sowas aber eher: Aha, da ist einer auf den Zug aufgesprungen! Kauft der Bücher nach Preisvergaben? :breitgrins:
Warum auch nicht, manche Preise dienen mir schon auch als Orientierung. ohne den Nobelpreis hätte ich le Clezio nicht entdeckt, wäre vielleicht kein Physiker geworden und der Büchnerpreis hat noch immer eine gute Reputation, und selbst diese "Shortlist" ( welch elender Begriff für die Auswahlliste des Deutschen Buchpreises), hat mir schon interessante Literaturerfahrung gebracht .
Danke Maria für die Vorschläge.
Ich habe "Apostoloff" als Buch bestellt, das passt auch gerade. Natürlich ist es kurzfristig nicht lieferbar (bei Hochpreisträgern ist das meistens so) und hier zeigt sich ein Vorteil der elektrischen Kindle-Version für Eilige. Mit Lewitscharoff lässt sich jedoch angeben, also gehört sie sichtbar ins Regal, was direkt auf den Nachteil des Elektrobuchs hinweist. Dagegen würde nur eine Kombiausgabe helfen, ich glaube Sandhofer hat das ein Mal angesprochen.
In Frankfurt habe ich Sybille Lewitscharoff 2011 bei der Vorstellung der Shortlist für den deutschen Buchpreis erlebt. Ihr Roman "Blumenberg" stand damals auf dieser Liste. Sie erschien mir aber zu abgehoben intellektuell, der Roman, soweit er behandelt wurde erst Recht. Ich war bei dieser Veranstaltung allerdings auch so begeistert von Angelika Klüssendorfs "Das Mädchen", dass meine Wahrnehmung vielleicht eingeschränkt war.
Wer kann ein bestimmtes Werk von Sybille Lewitscharoff empfehlen?
Die DVDs dazu, mit deutscher Sychronisation, erscheinen übrigens im Juli.
Fang einfach mit dem Lesen an. Die ersten 100 Seiten gingen bei mir ganz gut, danach kommt viel zähes und ausgewalztes Zeugs. Gaddis überrascht aber auch immer wieder durch Abschnitte die originell geschrieben sind. Er kann gut Dialogsituationen schreiben und sobald er ein Mal von seinen Religionerörterungen absieht, kann man ihm auch folgen, ohne gründliches Wissen über Religion und diese psychophatischen Heiligen und Märtyrer, mit denen er sich gerne beschäftigt. Ich bin ja ein Freund langer Romane, aber diesen Roman würde ich gerne auf ein Drittel zusammenstreichen.
Nach Abschluss des Romans "Die Fälschung der Welt" von Gaddis, den ich nur Lesern empfehlen kann, die Verschrobenes mögen, nun, neben amerikanischer Geschichte, Agota Kristof: Das große Heft. Da sie kurze Romane schrieb, eher ein Tagesgeschäft, aber mit lang anhaltendem positiven Eindruck.