Beiträge von Lost


    Verbrechen und Strafe ist tatsächlich dasselbe, wie Schuld und Sühne. Ersteres wäre aber die wörtlichere Übersetzung des Titels.


    Zunächst auch von mir ein herzliches Willkommen.


    Die Übersetzerin Swetlana Geier (+) wurde u.a. dafür gelobt, dass sie dem Roman den Titel "Verbrechen und Strafe" verpasste. Für ihre Dostojewskij-Übersetzungen (oder für ihr Lebenswerk) erhielt sie vor einigen Jahren in Leibzig einen Preis.


    Um der Leseunlust die Basis zu entziehen, kannst du dich an Leserunden beteiligen, das verpflichtet. Am Montag gehts los mit "Radetzkimarsch" von J. Roth.

    Wenn ich an eine Diskussion hier im Forum denke, dann fehlt im Algorithmus auf jeden Fall ein Parameter der den Textumfang erfasst und zusätzlich wird bald wichtig sein, ob der Text schon als Ebook vorliegt.

    Für mich war es eine Spielerei. Beim zweiten Mal würde ich bestimmt auch einige andere Punkte anwählen als beim ersten Mal - so exakt können Einschätzungen bei diesem Thema gar nicht sein, auch Erinnerungen wandeln sich.
    Empfehlungen bekomme ich auch mehr als genug, schon über dieses und andere Foren (und durch den Zufall), und die kann ich dann auch besser einschätzen, weil sie meistens kommentiert sind, und ich hoffe auch, nie durch einen Algorithmus vollständig erfasst zu werden und möchte unberechenbar bleiben.
    Letzlich unterscheidet sich die Tendenz der Empfehlungen nicht all zu sehr von der bei Amazon, wenn ich dort nach einem Buch fande.


    Über Stifter selbst habe ich nichts gelesen, was mir wirklich einleuchtet. Das mag daran liegen, dass die stifterische "Utopie" des Nachsommers für mich eher grußelig ist und die meisten Literaten gerade diesen Roman so lieben. Irgendwie erschient mir aber auch Stifter nicht von dieser (Menschen)Welt zu sein, und mir fällt weniger Distanz auf, sondern ich sehe in dem was ich bisher von ihm gelesen habe eher ein Leiden am Dasein und dessen Verdrängung in literatischer Form. Für einen Erzkatholiken wie Stadler kehrt sich sowas ins Positive, Sebalds psychoanalytisches Geschwafel ist unerträglich 8schade eigentlich, wo er in seinen Textren doch sofeinsinnig ist), und jetzt ist mir Stifter wieder kurz bei Wichert in "Der Totenwald" begegnet und wieder ist es der Nachsommer der diesen katholischen Dichter so positiv beeindruckt. Wenn ich mir dagegen vorstelle in einer Kultur des Nachsommers zu leben, wohin dann mit meinen Agressionen, meinem Widerspruchsgeist, was ist in dieser rückwärtsgewandten Welt inspirierend? Da kann ich ja gleich Klassiker lesen.


    Nächstes Jahr will ich Maria folgen und die Biografie von WOlfgang Matz lesen, vielleicht gibt es dann "Mehr Licht".

    Ei, zwar nicht in jeder Beziehung (Schund war auch bei den Empfehlungen, aber auch Bücher, die ich gelesen habe und welche die bereit stehen), aber bei mir funktioniert es zum Teil. Ob das gegen mich spricht?

    ...der reitende Bote des Theaters... gefällt mir sehr :winken:


    Jetzt sind alle Teilnehmer durch, denke ich. Wir haben aber vielleicht noch Nachbemerkungen.


    Als AnStifter möchte mich aber schon jetzt bei allen Teilnehmern bedanken, auch bei GinaLeseratte und
    Sir Thomas für ihre Einwürfe.


    Es war ein kurzer Text, die Beiträge waren für mich aber anregend und da ich außerdem diszipliniert in Häppchen gelesen habe, auch dank den teilweise zauberhaften Naturbeschreibungen, wurde ich recht gut vertraut mit der Geschichte und der Natur in der sie spielt.
    Das hat mich für weitere Erzählungen Stifters motiviert.

    Liebe Anita,


    "Mein Stifter" von Arnold Stadler nehme ich an. Ich habe mich da durchgekämpft, es ist eine Hommage, die sich hauptsächlich am Nachsommer orientiert. Den Witiko habe ich, im Gegensatz zum Nachsommer, mit richtiger Begeisterung gelesen. Hört man sich um, so werden an diesem Roman besonders die langatmigen Schilderungen von zermoniellen Reden und Ritualen bemängelt. Mich haben diese Stellen eher in die Szenerie hineinversetzt, ich befand mich zeitweise mitten im Geschehen (und verlor sogar bei enem Scharmützel die linke Hand. Jetzt darf ich auf keinen Fall den Götz noch Mal lesen).
    Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen meiner Abneigung gegenüber dem Nachsommer und meiner Zuneigung zum Witiko. Da du vom Nachsommer begeistert warst, kann ich dir deshalb nur dringend vom Witiko abraten :breitgrins:

    Was hältst du davon mit Thomas Manns "Herr und Hund" anzufangen? Kurz, Hunde sind bei Senioren sehr beliebt, und du kannst an den Reaktionen leicht erkennen, wie gepflegter Schreibstil ankommt.

    Danke Maria!


    Im September wird es mit Eisschollen schwierig, wir werden uns mit Eiswürfeln begnügen müssen ;-)


    Ich bin selbst gespannt, wie dicht wir am Roman bleiben werden. Den Anfang macht eine Erläuterung des Romans und des geografischen Umfelds- dann gibt es Praxisteile (Exkursionen) und Besprechungen der Ergebnisse. Der Kursleiter Heinz Teufel kennt den deutschen Norden sehr gut, das Licht und die Atmosphäre der Landschaft. Ich nehme an, auch Emil Nolde wird herumspuken und natürlich wünsche mir alles andere als einen Postkartenhimmel.
    Dem Teufel über die Schulter schauen, darauf hoffe ich ;-)

    Ja Sandhofer, vielleicht ist dieser "Kitsch" Stifters extremen Harmoniebedürfnis geschuldet, dass ich ihm Mal unterstelle.


    Die folgenden beiden Schlusskapitel, sind letztlich ein Ausklang. Die Katastrophe ist zu erwarten und das letzte Kapitel ist eine ungewöhnlich sachliche Schilderung dieses Unglücks mit seinen Folgen, ein Großreinemachen. So wie die Burg dem Kriegsbrand geopfert wird, muss auch der Zufluchtsort, das Waldhaus in Flammen aufgehen. Die Natur soll sich ihren Raum wieder zurück nehmen, und das Geschlecht der Burgbewohner verdämmert in der Ruine. Folge ich dem Text, glaubt Stifter noch, dass die Vergangenheit, die Natur wiederkehren kann. Wir wissen heute, dass es in Mitteleuropa Natur nur noch als Ruine gibt, jeder schöne, früher menschenleere Platz ist von uns umgestaltet.
    Ob unsere beiden Jungfrauen als imaginäres Zeichen noch heute durch die Burgruine geistern?
    Nach dem Witiko konnte ich mich auch in den Hochwald szenisch hineinversetzen, was mir sonst schwer fällt. Stifter hat Potenzial um verfilmt zu werden - ich verstehe nicht, wo doch nahezu alles aus der Literatur in den visuellen Medien umgesetzt wird, dass die Österreicher bei Stifter darauf verzichten. Der Witiko, mit etwas Erotik aufgepeppt, wäre eine Miniserie wert, der Hochwald einen Film.


    SInd alle fertig? Sollen wir die Leserunde beenden?

    Statt dem Wald rückt der Felsen in den Vordergrund, auch der Schütze Ronald kam über den Felsen.
    Ronald ist also (Halb)Schwede? Ein Fehltritt eines Königs? Ich habe das nicht so recht durchschauen können.


    Weiß jemand die Bedeutung von dem " Scheinding" ?


    Mir kommt es so vor, als wollte Stifter den Schütz mit weiteren Geheimnissen umgeben um Spannung zu erzeugen. Ich weiß auch nicht was unter "Scheinding" zu verstehen ist und die Antwort auf die Frage woher er komme, war auch gezwungen kryptisch, mit der Anspielung auf die 1000 Fenster (Maria, deine Auffälligkeit) und dem Schatten des Daches der die ganze Waldwiese bedecken dürfte.

    Ich bin etwas unter Buchdruck, bald beginnt die Leserunde "Radetzkimarsch" und nun müsste ich noch "Deutschstunde" schnellstens lesen, weil ich im September an einem Fotoworkshop teilnehme, der sich den Landschaftsbeschreibungen und - impresionen des Romans widmet. Das werde ich aber kaum schaffen.


    Dankbar wäre ich dafür, wenn ich auf Stellen hingewiesen würde, die dem Thema entsprechen und die ich mir selektiv anschauen kann.


    Im Voraus vielen Dank für Hinweise.


    Nachtrag: Stifter deckt mit romantischen Mitteln den Unsinn der Romantik auf. So kann man in Kurzform meinen Post oben lesen :zwinker:


    Offen gesagt, ich habe den Eindruck, Stifter interessierte sich überhaupt nicht für eine Einordnung in literarische Schubladen und vielleicht erzählte er auch Geschichten, weil sie ihm nahe gingen und nicht weil er damit meinen wollte, was er nicht erzählen wollte, und nochmals vielleicht wollte er, dass seine Erzählungen so verstanden werden, wie er sie geschrieben hat.


    Hat jemand von euch eine Stifter-Biografie gelesen, die Licht in dies Sache bringt?

    Das Kapitel Waldwiese ist für mich etwas ernüchternt. Stifter verliert den Wald aus den Augen und lässt sich wieder auf ein Liebesgeständnis ein. Wie wir (mindestens ich und Überich) aus dem Nachsommer wissen, überzeichnet er solche Szenen so weit, dass sie ihm misslingen.
    Dabei hatte ich mich schon mit seinen idealisierungen abgefunden, denn im Witiko ist er deutlich nüchterner und suptiler, der ist aber auch erst später entstanden.
    Nun wissen wir aber, wer der Kleinkaliberschütz ist.