Ich kenne den italienischen Süden nicht persönlich. Mich hat es immer nur in den Norden dieses schönen Landes verschlagen. Sehr angetan hat es mir die Riviera, aber selbst dort, im vergleichsweise preussischen Teil Italiens, ticken die Uhren anders - angenehm anders. Es ist zwar etwas ärgerlich, wenn der Überlandbus mal wieder nicht kommt und die geplante Fahrt auf "domani" verschoben werden muss. Auch die Züge sind nicht übermässig pünktlich, aber sie sind preiswert und werden von den Italienern geschätzt und stark genutzt, denn ein eigenes Auto ist ein ziemlicher Luxus. Die Italiener lieben deshalb ihre gute alte Staatsbahn und es käme ihnen nie in den Sinn, sie zu privatisieren und an die Börse zu verscherbeln. Eine ähnliche "Liebesbeziehung" zu "ihrer" Eisenbahn haben sonst nur die Schweizer (soweit ich das beurteilen kann).
Italien ist alles in allem ein wenig rückständig (außer in der Mode), ein wenig "klüngelig", aber liebenswert rückständig und verbummelt. Lampedusas Roman liefert dafür einige interessante Hintergründe, auch wenn er natürlich speziell die sizilianischen Verhältnisse im 19. Jahrhundert anspricht.
Ich kenne den Süden auch zu wenig. Meine Sizilienreise (vor ca. 15 Jahren) war eine geführte Gruppenrundreise, da kommt man mit den Einheimischen nicht so direkt in Kontakt :zwinker:. Sonst war ich nur in Kalabrien und an der Amalfiküste, aber mehr als die übliche Touristenabzocke ist mir nicht aufgefallen, außer: der Flughafen Neapel ist ziemlich fürchterlich (sprich: chaotisch)... Aber wahrscheinlich muß man länger dort sein, damit man die Mentalität richtig mitbekommt.
die Sache mit dem Überschallflugzeug...
Ich muß die Szene nochmal nachlesen, aber ich habe das so verstanden, daß der Erzähler ab und zu durchblicken läßt, daß er aus der Gegenwart schreibt, auch wenn er sonst unsichtbar bleibt. Es kommen ja immer mal wieder Szenen vor, wo er beschreibt, wie es jetzt dort aussieht, früher aber noch ganz anders ausgesehen hat.
Ich überlege generell, ob Lampedusa evtl. kein so großartiger Erzähler ist. Damit meine ich jetzt nicht die Geschichte, sondern eher die Konstruktion der Geschichte. Mir kommen diese verschiedenen Teil so vor, als wären sie einfach so nebeneinander gestellt worden. Mir fehlt da so ein bißchen das harmonische Gesamtbild. Aber bis zu einem abschließenden Urteil muß ich noch warten, bis ich das Buch ausgelesen habe.
Viele Grüße
thopas