Umberto Eco- Der Name der Rose

  • Hallo zusammen,


    hat jemand Lust, sich über dieses Werk zu unterhalten?


    Nachdem im Begrüßungsforum dezent darauf hingewiesen wurde, dass eine Diskussion da nicht reingehört (...*schäm*...), versuche ich es nun hier. :breitgrins:


    Würde mich über Antworten freuen.

  • Hallo allerseits
    Hallo Onyx


    Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen, ich glaube, als es herauskam, und deshalb sind meine Gedanken sicher nicht ganz aktuell, um es mal so auszudrücken.
    Trotzdem denke ich, dass wir uns sicher darüber unterhalten können.


    Kennst Du das Buch schon?


    :winken:


    Daniela

    "Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde." - John Irving

  • Hallo Daniela,


    ich habe das Buch erst vor Kurzem gelesen und war ziemlich beeindruckt. Hab auch lange dafür gebraucht. Ist ja nicht gerade leichte Kost.
    Aber auf jeden Fall ein Buch, das im Kopf hängenbleibt. Bei mir jedenfalls.



    Gruß onyx

  • Zitat von "onyx"

    Hallo zusammen,


    hat jemand Lust, sich über dieses Werk zu unterhalten?


    Zu spät gesehen, onyx! :grmpf: Gerade habe ich Dir woanders geantwortet!


    Gitta

  • Hallo Gitta,


    habs gelesen.
    Interessant, so hab ich das noch gar nicht gesehen, dass Adson den jungen Baskerville darstellt. Naja, die beiden stellen für mich auch nicht nur ein Lehrer-Schüler-Verhältnis dar, sondern auch Vater-Sohn. Insofern ist es auch nicht so weit hergeholt. :zwinker:


    Ich hab mal einen interessanten Komentar zu dem Buch gelesen:


    "Eco's Rose wurde millionenfach verkauft. Wohl aber nicht so oft gelesen, oder hat man je etwas von Millionen Kirchenaustritten gehört?"


    :breitgrins:



    Schönes Wochenende
    :winken:

  • Hallo,


    Zitat von "onyx"

    Aber auf jeden Fall ein Buch, das im Kopf hängenbleibt. Bei mir jedenfalls.


    Ist mir damals auch so gegangen. Was hat dir denn ganz besonders daran gefallen?


    Mir sind bestimmte Bilder daraus, z.B. die Beschreibung des Portals oder des Aedeficiums bis heute nicht aus dem Kopf gegangen.
    Vor nicht all zu langer Zeit habe ich Radierungen von Giovani Batista Piranesi gesehen und fühlte mich sehr an Ecos Beschreibungen erinnert.


    LG,
    Michael

  • Öii!


    Das geht wohl etwas durcheinader hier, mit der Eco-Diskussion.
    Ich sollte demnächst wohl erst alles lesen, bevor ich etwas schreibe. :redface:


    LG

  • Hallo onyx,


    Zitat

    Ich hab mal einen interessanten Komentar zu dem Buch gelesen:


    "Eco's Rose wurde millionenfach verkauft. Wohl aber nicht so oft gelesen, oder hat man je etwas von Millionen Kirchenaustritten gehört?"


    :breitgrins:


    Das ist gut! Von wem das Zitat stammt, weißt Du nicht?.....
    Es könnte sich auf den Abschnitt mit der unsäglichen Papstwahl oder Besprechung darüber beziehen (so genau erinnere ich mich nicht mehr, die Lektüre liegt schon eine Weile zurück). Oder natürlich auf die klösterlichen Zustände. Auch diese Hexenverbrennung ist ja fürchterlich! :entsetzt:


    @ Michael: Macht doch nichts, wenn man mal was wiederholt! Sachen, die einem gerade so durch den Kopf gehen, sind nur belebend. :smile:


    Schöne Grüße,
    Gitta

  • Hallo!


    Bei mir ist es auch schon ein paar Jahre her, seit ich Der Name der Rose gelesen habe. Deswegen ist mir auch nicht mehr alles im Kopf.


    onyx: Du hast recht, daß es schhwere Kost ist. Ich habe zwei Anläufe gebraucht. Beim ersten (mit 15) war ich wohl einfach noch nicht so weit, beim zweiten Mal habe ich es aber regelrecht verschlungen. Man kann sich einfach nicht mehr losreißen.


    Mir ist die Beschreibung der Bibliothek noch sehr gut im Kopf. Das System hat mich sehr beeindruckt. Ziemlich einzigartig finde ich auch Ecos Fiktion zu Beginn (daß er ein altes Manuskript gefunden hat usw.). Man braucht wirklich ein bißchen, bis man weiß, daß es sich um einen Teil der Fiktion handelt.


    Grüße
    marin

  • Zitat

    Ziemlich einzigartig finde ich auch Ecos Fiktion zu Beginn (daß er ein altes Manuskript gefunden hat usw.). Man braucht wirklich ein bißchen, bis man weiß, daß es sich um einen Teil der Fiktion handelt.


    Hallo marin,


    genau! Dieser Einstieg ins Buch bereitete mir zunächst auch zumindest Verwirrung. Der Autor täuscht so geschickt Wissenschaftlichkeit vor. Ähnliches hat ja Tolkien mit seiner "Ring"-Trilogie gemacht, eine Sprache erfunden, Karten gezeichnet u. ä., wobei da natürlich von vorneherein klar ist, daß es sich um Märchen handelt.


    Grüße,
    Gitta

  • Zitat von "Gitta"

    Hallo marin,


    genau! Dieser Einstieg ins Buch bereitete mir zunächst auch zumindest Verwirrung. Der Autor täuscht so geschickt Wissenschaftlichkeit vor.


    Unbestritten ist m.M.n., dass Eco es versteht Verwirrung zu stiften und Wissenschaftlichkeit vorzutäuschen. Nicht richtig finde ich dagegen die Bemerkung, dass Ecos Romanbeginn beim "Namen der Rose" einzigartig wäre, indem er vorgibt ein altes Manuskript gefunden zu haben.


    Dazu ein Zitat aus einem Posting von mir vom 1. Juli d. J. in diesem Forum. Im Kontext nachzulesen hier:
    http://www.klassikerforum.de/f…=0&postorder=asc&start=30


    "Hmm, auch Ecos „Einfall“ mit der fiktiven Entstehungsgeschichte, verschiedenen Abschriften und Übersetzungen – ist eigentlich eine Erfindung von Cervantes, der diese Idee schon für seinen „Don Quixote“ benutzte und wenn Eco dann, nachdem diese Idee schon von ca. 678 anderen Autoren aufgegriffen wurde, diese Idee dann zum 679ten Mal bringt, kann ich das auch nicht mehr besonders originell finden."


    Gruß von Hubert


    PS: Ich habe diesen Thread mal hier her verschoben. Wenn wir schon ein eigenes Forum für Krimis, Historische Romane usw. haben, wird m.M.n. z.B. Sandhofer, Ecos historischen Krimi "Im Namen der Rose", wenn er ihn den suchen sollte, sicher hier suchen. :zwinker:

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Hubert"

    [...] wird m.M.n. z.B. Sandhofer, Ecos historischen Krimi "Im Namen der Rose", wenn er ihn den suchen sollte, sicher hier suchen. :zwinker:


    Yep. :breitgrins:
    Obwohl die Chance, dass ich Eco als Romancier suche, klein sind. Ich schätze ihn als Wissenschafter (auch wenn ich unterdessen überzeugt bin, dass er vieles von Gehren übernommen und pointierter formuliert hat); beim Romancier ärgert es mich, wenn ich sehe, wo er die Spitze seines Zirkels eingestochen hat, um seine Kreise zu ziehen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen!
    Hallo Gitta!


    Ich habe das Buch längst weitergeschenkt, kann Dir also nicht mit Zitaten belegen. Aber es hat mich bei der Lektüre jedesmal geärgert, wenn mit schöner Regelmässigkeit z.B. Dinge oder Personen so und so eingeführt bzw. hingestellt wurden, dass man die Verzahnungen inner- und ausserhalb des Textes sah: Der Name der Hauptperson, warum die Bibliothek (von allen Gebäuden, und dies in einem Kloster!) ausgerechnet aus Holz gebaut wurde ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Hubert!


    :blume: Danke für den Hinweis auf andere Werke, die auch Wissenschaftlichkeit zu Beginn vortäuschen und so Verwirrung beim Leser stiften. Mir ist wahrscheinlich noch kein solcher Romananfang vor Eco unter die Augen gekommen. Wer nach Ecos Der Name der Rose Wissenschaftlichkeit noch ausgezeichnet dargestellt hat, ist A.S. Byatt in ihrem Werk "Possession". Sie erfindet hier einen viktorianischen Dichter, der genauso gut auch existiert haben könnte.


    Grüße
    marin

  • Hallo zusammen!
    Hallo marin!


    Zitat von "marin"

    Wer nach Ecos Der Name der Rose Wissenschaftlichkeit noch ausgezeichnet dargestellt hat, ist A.S. Byatt in ihrem Werk "Possession". Sie erfindet hier einen viktorianischen Dichter, der genauso gut auch existiert haben könnte.


    Lange vor Byatt, praktisch gleichzeitig zu Eco, literarisch um Meilen besser als letzterer (erstere kenne ich nicht): Wolfgang Hildesheimer: Marbot (1981).


    Es gibt nichts Neues unter der Sonne ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "marin"

    Hallo Hubert!


    A.S. Byatt in ihrem Werk "Possession". Sie erfindet hier einen viktorianischen Dichter, der genauso gut auch existiert haben könnte.


    Hallo marin,


    auch die Idee von Byatt ist m.M.n. nicht mehr besonders originell. Wolfgang Hildesheimer hat dies in seinem "Marbot" so gut gemacht, dass die meisten Leser des Buches glauben, Marbot hätte es wirklich gegeben.


    http://www.amazon.de/exec/obid…1_xgl/302-2705305-0872867


    Gruß von Hubert

  • Hallo Sandhofer,


    da hasta Du mich jetzt aber um Längen geschlagen. :breitgrins: Alle Achtung. :klatschen:


    Gruß von Hubert


    PS: Na ja, wenn ich nicht erst den Link zu amazon gesucht hätte, wer weiß ? :zwinker:


  • Hallo Gitta,


    nein, ich weiß leider nicht, von wem das ursprünglich stammt. Aber ich mußte spontan an eine Szene im Buch denken.
    Als William und Adson vom Abt quasi aus der Abtei hinausgeworfen werden, weil die beiden, nach Meinung des Abtes, wohl zu dicht an des Rätsels Lösung sind. Und William beginnt sich fürchterlich darüber aufzuregen.


    Ich darf mal ein Gespräch mit Adson ziteren:


    "....
    Aber nun siehst du auch, dass dieser famose Abt in beiden Fällen hauptsächlich um den guten Ruf seines Klosters besorgt ist. Ob Mörder oder nächstes Opfer, in keinem Fall will er, dass man sich draußen im Lande unschöne Dinge erzählt über diese ach so heilige Bruderschaft! Ah, zum...."
    William geriet allmählig in Wut.
    "Dieser Bastard eines Feudalherren, dieser gespreizte Pfau, berühmt geworden durch seine Leichenträgerdienste am toten Aquinaten! Dieser verfressene, augeblasene Puter, der nur existiert, weil er so ein talergroßes Glitzerding am Ringfinger trägt! Herrenrasse, arrogante, eingebildet und hochnäsig, wie ihr alle seid, ihr Cluniazenser, schlimmer noch als die weltlichen Fürsten, gräflicher als die Grafen...!
    "Meister!", wagte ich vorwurfsvoll einzuwerfen.
    "Schweig, du kommst aus der gleichen Brut! Ihr seid allesamt keine einfachen Leute, auch keine Kinder einfacher Leute! Wenn euch ein armer Teufel begegnet, nehmt ihr ihn mal schön gnädig auf, aber wir haben's ja gestern gesehen, ihr zögert nicht, ihn dem weltlichen Arm auszuliefern, wenn er was angestellt hat. Nie aber einen der euren, mag er auch noch so schlimme Verbrechen begangen haben, die eigenen Leute werden immer gedeckt! Abbo ist fähig, den Mörder zu stellen und eigenhändig niederzustechen, in der Krypta vielleicht, um dann seine sterblichen Reste auf die Reliquienschreine zu verteilen - Hauptsache nichts dringt nach draußen und die Ehre der Abtei bleibt gewahrt! Man stelle sich vor: Ein Franziskaner, der das Gewürm unter diesen heiligen Steinen freilegt! Unmöglich, das muß verhindert werden, das kann dieser Gockel von Abt um keinen Preis zulassen! Vielen Dank, Bruder William, der Kaiser braucht euch, Ihr habt gesehen, was ich für einen schönen Ring trage, lebt wohl...
    Aber jetzt ist mein Gegner nicht mehr bloß Abbo, jetzt ist mein Gegner und Herausforderer der ganze Fall, und ich werde diese Abtei nicht verlassen, bevor ich weiß, was hier vorgeht!"
    ...



    Ups, ist ein bisschen mehr geworden, als ich wollte, aber diesen Ausbruch fand ich schon klasse. So menschlich...
    Aber soviel zu deiner Vermutung, dass sich das genannte Zitat durchaus auf die "klösterlichen Zustände" beziehen könnte...


    Gruß
    onyx

  • Hallo Hubert!
    Hallo sandhofer!


    Danke für den Buchtip. Da es von euch beiden so gelobt wird, werde ich das mit Sicherheit auf meine Leseliste setzen und mich überraschen lassen. :blume:


    Grüße
    marin