Schlossherr für Ribbeck im Havelland gesucht

  • Hallo zusammen!


    Vielleicht auch für Nicht-Fontane-Fans interessant, lief heute über meinen Ticker:


    Ribbeck (AP) Nicht eine Birne hängt am Birnbaum von Ribbeck im Havelland. Erst vor vier Jahren haben ihn die Leute aus dem Dorf neben die Kirche gepflanzt, wo einst die berühmte Birne aus dem Fontane-Gedicht stand. Kaum fünfzig Meter entfernt bröckelt der Putz am früheren Schloss der Familie von Ribbeck. Für das dreistöckige Gebäude im märkischen Landhausstil wird wieder ein Schlossherr gesucht, es steht seit Donnerstag offiziell zum Verkauf.


    Für 104.000 Euro bietet der Landkreis Havelland den 1822 errichteten und 1893 erweiterten Bau mit seinen 1.425 Quadratmetern Nutzfläche sowie das 6.000 Quadratmeter grosse Anwesen an. «Die Unterhaltung eines Schlosses ist für den Kreis mit seinem Haushaltsdefizit über 6,5 Millionen Euro allein dieses Jahr unerschwinglich», sagt Kämmerer Hans-Jürgen Löwe im nahen Rathenow.


    Wegen der finanziellen Nöte der Kommunen stehen in ganz Brandenburg etwa 500 Schlösser und Herrenhäuser zum Verkauf. Deren Besitzer waren ab 1945 mit der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone enteignet und meist vertrieben worden, wenn sie nicht bereits geflüchtet waren. Später zogen Agrargenossenschaften, Kindergärten oder Altersheime in die Gebäude, für deren Erhalt meist nur wenig investiert wurde. Nach 1990 haben die Landkreise viele Hinterlassenschaften übernommen und versuchen sie seither zu veräussern.


    Auch wenn die Kaufsumme für das Ribbecksche Anwesen zunächst wie ein Schnäppchen klingt, ein neuer Eigentümer müsste riesige Summen für die Sanierung des Gebäudes aufbringen. «Schätzungen in unserem Gutachten liegen zwischen 3 und 3,5 Millionen Euro», erklärt Löwe. Dabei ist das Schloss vergleichsweise gut in Schuss. Andere Herrenhäuser stehen seit Jahren mit kaputten Dächern und eingeschlagenen Fenstern leer, in Ribbeck zog erst vor wenigen Wochen das Seniorenheim aus, dass seit 1954 darin untergebracht war.


    «Der Dachstuhl ist soweit in Ordnung, und 1998 wurde eine neue Ölheizung eingebaut», berichtet Löwe. Türen und Fenster allerdings müssten aufgearbeitet sowie Elektro- und Wasserinstallationen erneuert werden, der Keller sei möglicherweise feucht. Bei der Sanierung ist zudem der Denkmalschutz einzuhalten, Anbauten aus DDR-Zeiten müssen möglicherweise rückgängig gemacht werden.


    Denn die DDR-Behörden gingen trotz des Fontane-Ruhmes wenig respektvoll mit dem Gebäude um. Während des Umbaus zum Altenheim wurden geschwungene Giebel abgetragen, Verzierungen von der Fassade geschlagen und die Raumaufteilung geändert. An der Nordseite des Gebäudes wurde ein viereckiger grauer Fahrstuhlklotz errichtet, der das Bild des gesamten Schlosses verschandelt.


    Ob die bis 30. September laufende Ausschreibung tatsächlich einen Käufer lockt, bleibt abzuwarten. Bei einem ersten Verfahren im Jahr 2000 waren zunächst 100 Rückmeldungen eingegangen. «Davon waren 98 Baufirmen, die nur ihre Dienste anboten», erinnert sich Friedrich-Carl von Ribbeck. Der Enkel des letzten Gutsherren auf Ribbeck ist in den neunziger Jahren in sein Heimatdorf zurückgekehrt, in dem er bis zur Ausweisung der Familie 1947 aufgewachsen war.


    Nur 150 Meter hinter dem Schloss hat er den alten Kutschstall zum Wohnhaus umgebaut. «Hier ist mein Platz und hier gehe ich nicht mehr weg», sagt der 65-Jährige. Den alten Familiensitz aber will er nicht zurückkaufen. «Das ist keine emotionale, sondern eine wirtschaftliche Entscheidung», erklärt von Ribbeck. «Ich weiss nicht, wo ich die Millionen herbekommen soll und habe keine Verwendung, die garantiert, dass die Investitionssumme zurückfliesst.» Als Wohnsitz sei das Schloss viel zu gross.


    Nur wenn sich kein Käufer finde, werde er gemeinsam mit der Familie nochmals beraten, kündigt der Nachfahre des berühmten Herren von Ribbeck an. «Auch wenn man gemeinsam mit dem Kreis ein Konzept für einen wohltätigen Verwendungszweck erarbeiten könnte, würde ich versuchen, Geld dafür zu werben», sagt von Ribbeck.


    Derzeit aber können die vielen Touristen, die täglich ins Havelland kommen, nur das leere Schloss von aussen betrachten. Immerhin steht neben der Kirche der junge Birnbaum neben dem Stumpf des berühmten, der 1911 nach einem Sturm umgeknickt war. Und drinnen sollen Salami in Birnenform, Birnengelee und Birnen-Tassen ein wenig Geld in die Kassen der Gemeinde spülen. Bei Fontane heisst es: «So spendet Segen noch immer die Hand / Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.»


    Donnerstag 5. August 2004, 12:42 Uhr


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo sandhofer,


    wäre ja eigentlich das ideale Geburtstagsgeschenk für meine Mutter. Sie liebt das Fontansche Gedicht seit ihrer Kinderzeit, aber leider wird mir mein Sparkassenberater wohl von der Investition abraten :zwinker:


    Gruß
    Berch

  • Hallo Sandhofer


    danke für die Info, hat mich sehr interessiert und ich hoffe, das Anwesen kauft jemand, der Geschichte zu schätzen weiß.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)