Thema Lehrer

  • Hallo.


    Ich habe über dieses Thema durch einen Film Der Klub der toten Dichter und das Buch Der Schüler Gerber nachgedacht.


    Die beschriebenen Pädagoken könnten nicht verschiedener sein.
    Der eine nett, einfühlsam, verständnisvoll und ermutigent; der andere gemein, herabblickend, unmotivierend "Gott" Kupfer.
    Jedoch bei beiden endet es fatal.


    Aber am interresantesten finde ich die Frage: Wurden die Schriftsteller durch eigene Lehrer "inspiriert".


    mfg martin

  • Hallo Martin,


    ich kenne nur den Film, den ich ganz wunderbar finde (es ist einer meiner Lieblingsfilme!).


    Zitat

    Aber am interresantesten finde ich die Frage: Wurden die Schriftsteller durch eigene Lehrer "inspiriert".


    Hmm...ich glaube, das kann man nie so sagen. Vermutlich werden das manche Autoren, manche auch nicht. Das ist doch eigentlich mit allen Büchern so, oder? Manche werden durch gesellschaftliche Ereignisse inspiriert (ich bin mir sicher, daß in den nächsten Monaten vermehrt Bücher mit Amokläufern und Terroristen auf den Markt kommen), manche sind völlig frei erfunden.


    Sehr interessant finde ich da übrigens immer die Interviews, die ich mit den Autoren führe. Meistens ist es so, daß eigene Erfahrungen zwar mit den Charakteren geteilt werden, aber sehr viel Fantasie noch mit einfließt.


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo
    ich glaube Ikarus hat mal erwähnt, daß Thomas Mann auch kein sehr gutes Verhältnis zur Schule bzw. Lehrer hatte und in den Buddenbrooks kommt das Schulwesen auch nicht gut weg.


    Fevvers hat 'Törleß' letztens gelesen, da ging es auch um dieses Thema.


    Gruß Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Martin


    Deine Frage, ob Schulromane autobiographisch sind, kann man, denke ich, überwiegend mit einem klaren Ja beantworten.
    Thomas Mann arbeitete z. B. in den "Buddenbrooks" (1901) seine Schulzeit auf, Hermann Hesse in "Unterm Rad" (1906) seine Erlebnisse im Kloster Maulbronn und Robert Musil im "Törleß" (1906) seine Ausbildung in den Kadettenanstalten von Eisenstadt und Mährisch-Weißkirchen.
    Diese Romane wurden von ihren Autoren alle in jungen Jahren geschrieben. Mann war 25, Hesse und Musil 26 Jahre alt. Friedrich Torberg war 22 als er 1930 den "Schüler Gerber" schrieb. Und worüber soll so ein junger angehender Schriftsteller in dem Alter auch anderes schreiben, als über eigene Erlebnisse? Da drängt sich die Schulzeit, als bis dahin wohl längsten und einschneidensten Lebensabschnitt, geradezu auf.
    Diese Schulromane erlebten um die vorletzte Jahrhundertwende einen regelrechten Boom als Kritik am verknöcherten wilhelminischen Schulsystem. Dazu kann man auch noch von Emil Strauß "Freund Hein" (1902) und von Conrad Ferdinand Meyer "Die Leiden eines Knaben" (1883) zählen.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Martin,


    ich fand Deine Anregung sehr interessant, da ich gerade "Der Schüler GErber" gelesen habe. Was ich jedoch spannender finde, ist die Gemeinsamkeiten zwischen Gott Kupfer und dem Rex Himmler. Jener war der Direktor in "Der Vater eines Mörders". Dieser Vergleich ziwschen diesen beiden gottähnlichen Lehrkörper ist sehr spannend, wobei sich natürlich die Frage bei "Der Vater eines Mörders" stellt, ob die Erziehung eines jungen Menschen ausschlaggebend für seine spätere Tätigkeit sein wird (Menschenmassenvernichter...) Sicherlich ist dies ziemlich paltt formuliert, trifft meines Erachtens aber den Kern der Sache. Denn die Frage, die sich dem Leser unmittelbar stellt, ist, inwieweit die Erziehung des bürgerlichen Bildungsträger es zu einer nationalistischen Gewaltherrschaft hat kommen lassen.
    Kann der Fall Himmler stellvertretend für den klassischen Fall eines Übertritts in die Radikalität gelten?
    Oder ist dies ein Einzelfall, welcher nur für die Perversität eines bestimmten Systems gilt?
    Fragen über Fragen...
    Jessi