Fantasy-Klassiker

  • Hi Sandhofer!


    Zitat von "sandhofer"


    Das klingt nun wieder nach dem 'jungen' Karl May ...


    Hm, ich habe nur zwei Karl Mays unbestimmten Alters gelesen, und das vor ca. 100 Jahren. Leicht übertrieben. :smile:
    Der Vergleich paßt nur dann wenn der "junge Karl May" wunderschöne Geschichten in ebensolcher Sprache geschrieben hat, und sie mit äußerst lebendigen und gut ausgearbeiteten Figuren gefüllt. Du siehst meine Skepsis angesichts dieses Vergleichs.


    Bye,


    Grisel

  • Hi zusammen,


    als ausgesprochener Liebhaber der phantastischen Literatur melde ich mich einmal wieder.


    Meines Wissens wurde der Ausdruck „Phantastische Literatur“ im Zusammenhang mit der „Schwarzen Romantik“ geboren.


    Er bezeichnete Geschichten, in deren Realität plötzlich das Unheimliche, Irrationale, Übernatürliche, handelnd eingreift, sei es nur in traumhaften Visionen.


    Daraus wurden der „Schauerroman“ bzw. die „Gothic novel“


    Bekannte Vertreter sind u.a. E.T.A. Hoffmann, Gustav Meyrink, Edgar Allan Poe, Nathaniel Hawthorne, Ambrose Bierce, Guy de Maupassant, Gerard de Nerval, Nikolai Gogol.


    Aus dieser Tradition entwickelten sich, meiner Meinung nach, durch Hervorhebung einzelner Elemente des Phantastischen die heutige meistens genutzten Genres „Horror“, „Fantasy“, „Science Fiction“, der „magische Realismus“ der Südamerikaner. Auch große Teile des Surrealismus wurzeln in dieser Tradition. Ich benutze „Phantastik“ immer noch als übergreifendes Genre in meiner persönlichen Kategorisierung.


    Ein hervorragenden Überblick geben „Die Meisterwerke der phantastischen Weltliteratur“ hrsg. von Jorge Luis Borges in der Edition Weitbrecht, die für mich heute noch ein Garant für gute „Phantastik“ ist.
    Es gibt viele Autoren, die auch heute so genreübergreifend schreiben, dass sie keinem eindeutig zuzuordnen sind, wie H.P. Lovecraft, Algernoon Blackwood. Ray Bradbury, Ursula K. Le Guin, Stephen R. Donaldson, Mark Helprin und ganz neu auf der Bildfläche China Meville.


    Die Fantasy wird zwar meist mit J.R.R.Tolkien in Verbindung gebracht, aber William Morris hat schon früher „Fantasy“ geschrieben (heute eher als Urvater der Grünen bekannt) und wahrscheinlich kam der Begriff (wie so häufig) aus den USA mit Robert E. Howards „Conan“. Vorher ist mir der Begriff in Deutschland (auch bei HdR) nicht über den Weg gelaufen.


    Ein großes Verdienst für die Verbreitung von anspruchsvoller „Phantastik“ und/oder „Fantasy“ gebührt immer noch dem Klett-Cotta-Verlag mit seiner Hobbit Presse, in der neben Tolkiens Werke viele „Klassiker“ herausgebracht wurden. Und natürlich dem Fischer TaBu-Verlag, der in seiner Reihe „Bibliothek der phantastischen Abenteuer“ für einige Zeit einige Perlen den deutschen Lesern zugänglich machte.


    Ich weiß zwar, das viele Definitionen es anders als ich sehen, aber bisher war mir keine schlüssig genug, um sie zu übernehmen. Ich halte auch nicht viel davon, Werke, die entstanden, als es noch keine detaillierte Genre-Einteilung gab, nachträglich mit Gewalt in etwas hineinzupressen. Darum beginnt für mich auch die SF (hieß übrigens am Anfang im Deutschen „utopisch-phantastische Literatur“) mit Jules Verne und nicht mit Thomas Morus.


    Wenn’s interessiert kann hier eine Definiton der SF bzw. Fantasy nachlesen


    http://www.epilog.de/sf/Encyclopedia/Index.html


    und bei http://www.wissen.de


    gibt es unter "fantastische Literatur" auch einige interessante Definitionen dazu.


    LG Dyke

  • Hallo zusammen!


    @Grisel
    Du schreibst:

    Zitat

    Der Vergleich paßt nur dann wenn der "junge Karl May" wunderschöne Geschichten in ebensolcher Sprache geschrieben hat, und sie mit äußerst lebendigen und gut ausgearbeiteten Figuren gefüllt.


    Mag sein, dass auch dieser Vergleich Karl May Unrecht tut. :zwinker: Ich weiss zwar nicht, was Du genau unter "wunderschöne Geschichten in ebensolcher Sprache" verstehst, der 'junge' May hat aber sicher äusserst schöne Geschichten geschrieben, dies in einer äusserst lebendigen Sprache.


    Dyke
    Du schreibst:

    Zitat

    Ich benutze "Phantastik" immer noch als übergreifendes Genre in meiner persönlichen Kategorisierung.


    Ich hätte weiter oben wohl auch besser "über" statt "neben" geschrieben. Deine Defintion gefällt mir ausgezeichnet.


    Einige Bücher aus Borges Edition zieren auch meine Bilbliothek.


    Danke für den Namen Robert E. Howards. Ich wusste, irgendwo fehlt mir ein Name in meiner Liste ...

    Zitat

    Darum beginnt für mich auch die SF (hieß übrigens am Anfang im Deutschen "utopisch-phantastische Literatur") mit Jules Verne und nicht mit Thomas Morus.


    Science Fiction 'utopische' Literatur zu nennen, war für mich der Fehlgriff der deutschen Verlage in den 50ern. 'Utopische' Romane beschäftigen sich mit politisch-sozialen Phänomenen, Space Operas u.ä. gehören da wirklich nicht hinein.


    Vielen Dank auch für die Links.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen !



    Zitat von "sandhofer"


    Entschuldigung, Steffi, ich habe ganz vergessen, zu sagen, dass ich Deine Definition von 'Fantasy' für äusserst gelungen, brauchbar und richtig halte. Ich werde sie in Zukunft übernehmen, wenn Du nichts dagegen hast.


    Diese Definition stammt nicht von mir, ich habe sie auch vor einigen Jahren irgendwo gelesen.


    Dyke: Danke für deine, wie immer, ausführliche Antwort. Ich wußte doch, dass ich etwas vergessen hatte - "Conan" :zwinker:
    Die Fischer-TB-Reihe habe ich damals genossen und auch etliches davon im Regal (u.a. auch o.g. Zyklus von Barringer).


    Gruss von Steffi