Wahlverwandtschaften/ Goethe

  • Hallo mal wieder,


    ich habe mir gerade mal wieder einen Goethe aus meiner Sammlung zur Hand genommen, "Wahlverwandtschaften". Hat das schon mal jemand gelesen?


    Die Charaktere und ihre Gefühlsentwicklung werden so gut dargestellt, dass man sich in ihren Gedankengängen gut wiederfinden kann. Ein schönes Buch, aber wohl auch mit traurigem Ende (bin erst im ersten Teil, Kapitel 12).


    Gruß,
    Heidi

  • Hallo Heidi HH


    Ja, ich kenne die "Wahlverwandtschaften". Ein schönes Buch, ein kaltes Buch. Goethe auf dem Gipfel seiner Meisterschaft als Romancier / Novellist. Von A-Z einwandfrei durchkomponiert, ganz im Gegensatz zu seinen übrigen Prosawerken.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    weißt Du rein zufällig auch, wovon "Stella" handelt?


    Dieses wird in Kürze im Thalia Theater aufgeführt, aber ich wüsste schon ganz gern - zumindest grob - worum es da geht?


    Gruß aus HH
    Heidi

  • Hallo Heidi HH


    "Stella"? - Ein Mann zwischen zwei Frauen. Schliesslich entscheidet man sich für eine ménage à trois. Nicht unbedingt ein Stück Goethes, das man nun kennen müsste ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    zu den Wahlverwandschaften:
    einverstanden, dass dies ein schönes Buch ist und Goethe auf dem Gipfel seiner Meisterschaft als Romancier zeigt. Auch einverstanden, dass der Roman einwandfrei durchkomponiert ist, aber findest Du den Werther z.B. nicht durchkomponiert?


    zu Stella:
    Einverstanden, dass man „Stella“ nicht unbedingt kennen muss, „Faust“ oder „Iphigenie“ sind sicher wichtiger, aber gerade weil es einen völlig anderen Goethe zeigt, halte ich es für nicht unwichtig, um Goethe in seiner Vielseitigkeit wirklich zu kennen.


    Deine Beschreibung ist absolut korrekt und da Du den Schluss schon verraten hast, - ich glaube es endet damit, dass nachdem die Ehefrau zu Gunsten der Geliebten auf den Mann verzichten will, die Geliebte zur Ehefrau sagt: „Nimm die Hälfte des, der ganz dein ist“.


    Aber hat. Goethe nicht aus moralischen Gründen, noch einen anderen, tödlich endenden Schluss geschrieben? – Ich meine mich an so was zu erinnern.


    @Heidi
    Die „Wahlverwandschaften“, gibt es übrigens seit April 2002 als Lesevorschlag von nimue auch im Klassikerforum:
    http://www.klassikerforum.de/forum/viewtopic.php?t=50


    Frage: Magst Du kein gemeinsames Lesen?


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Du schreibst:

    Zitat

    Auch einverstanden, dass der Roman einwandfrei durchkomponiert ist, aber findest Du den Werther z.B. nicht durchkomponiert?


    Sicher. In der Motivierung seiner Figuren aber noch unsicher. Werthers Selbstmord - halb aus Liebeskummer, halb aus gekränkter Eitelkeit, weil ihn (den Bürgerlichen) sein adliger Vorgesetzter zurückgestossen hat (oder so ähnlich; lange her, dass ich's gelesen habe ...) - ist doch sehr merkwürdig motiviert, finde ich.


    An den andern Schluss von "Stella" meine ich mich auch vage zu erinnern. :zwinker:


    Um Goethe in seiner Vielseitigkeit zu erkennen, würde ich einiges anderes noch vor die "Stella" setzen. "Stella" ist nun wirklich was für solche, die alles von ihrem Autor gelesen / gesehen haben wollen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    Werthers Selbstmord - halb aus Liebeskummer, halb aus gekränkter Eitelkeit, weil ihn (den Bürgerlichen) sein adliger Vorgesetzter zurückgestossen hat (oder so ähnlich; lange her, dass ich's gelesen habe ...) - ist doch sehr merkwürdig motiviert, finde ich.


    Du erinnerst Dich noch richtig und mit deinem Empfinden bist Du nicht allein. Trotzdem sehe ich das anders:


    Schon der große/kleine Napoleon, der den Werther ja angeblich siebenmal gelesen hat, hat bei seinem ersten Zusammentreffen mit Goethe (ja damals haben sich Politiker –feindlicher Länder- selbst in Kriegszeiten noch über Literatur unterhalten) diesem vorgehalten, er hätte die Liebe verraten, weil er Liebeskummer nicht als ausreichend für einen Selbstmord angesehen hätte, und Goethe soll dem Kaiser recht gegeben haben.


    Tatsächlich wusste es Goethe aber sicher besser, hatte er doch wenige Tage nach seiner endgültigen Abreise aus Wetzlar und damit Trennung von Lotte eine neue Geliebte in Frankfurt. M.M. nach ist ein Selbstmord, bei dem mehrere Motive zusammenkommen, glaubhafter als ein Selbstmord rein aus Liebeskummer oder rein aus beruflichen Problemen (sonst würden die meisten Menschen die Pubertät nicht überleben), aber wenn einiges zusammenkommt, kann man ja schon mal die Nerven verlieren.



    Zu Stella: Ich habe das Stück schon mindestens vier Mal in verschiedenen Inszenierungen gesehen (z.B. am Frankfurter Goethetheater als 3- Personen-Stück ohne jede Dekoration oder am Frankfurter Schauspielhaus mit allen Nebenpersonen und realistischem Bühnenbild) und es war eigentlich immer ein schöner Theaterabend, so schlecht kann das Stück also nicht sein.


    Gruß von Hubert


    PS. Ich glaub', ich muss mal wieder den Werther lesen (ich hab' ihn ja erst dreimal gelesen, gegenüber Napoleon also noch einiges aufzuholen), den gibt's doch auch bei unseren Lesevorschlägen?

  • Hallo Hubert,


    doch, die Idee des gemeinsamen Lesens finde ich schon gut, ich habe allerdings erst einmal bei "Schuld und Sühne" = "Verbrechen und Strafe" von Dostojewski teilgenommen, und jetzt bei den Wahlverwandtschaften habe ich schlichtweg nicht dran gedacht.


    Was nun unseren Goethe angeht, werde ich mich wohl erstmal durch meine Sammlung lesen, und vielleicht - wenn uns der Weg ins Theater führt - auch "Stella" zu Gemüte führen.


    Bislang habe ich nur Goethe's gelesen, indem mindestens eine Person ums Leben kommt...


    Gruß
    Heidi

  • Hallo zusammen!


    Hubert
    Du hast geschrieben:

    Zitat

    Zu Stella: Ich habe das Stück schon mindestens vier Mal in verschiedenen Inszenierungen gesehen (z.B. am Frankfurter Goethetheater als 3- Personen-Stück ohne jede Dekoration oder am Frankfurter Schauspielhaus mit allen Nebenpersonen und realistischem Bühnenbild) und es war eigentlich immer ein schöner Theaterabend, so schlecht kann das Stück also nicht sein.


    Sicher nicht. Es hat eben das Pech, von einem Autor zu stammen, der in seinem Leben bedeutend Besseres geschrieben hat. Bei einem Friedrich Schlegel z.B. gälte das Stück wohl als sein bestes und wäre ein anerkannter Klassiker :breitgrins:


    Lass Dich also um Himmels Willen nicht von einem Besuch abhalten, HeidiHH! (Na ja, hättest Du wohl sowieso nicht ...)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hi Sandhofer,
    hi Hubert!


    Alles in allem schreit es eigentlich nach einem Theaterbesuch.


    Ich vergesse einfach, dass das Stück von Goethe ist und genieße den Abend... (Wer war noch gleich Goethe?)


    Danke für Euren Input.


    LG, Heidi